Verzögerung durch Krötenumsiedlung - Bauarbeiten für Pankower Tor starten frühestens 2025
Das neue Pankower Tor soll aus 2.000 Wohnungen, Geschäften und einem großen Park bestehen. Doch die für nächstes Jahr angedachten Bauarbeiten können wohl erst zwei Jahre später starten. Entscheidend ist eine Krötenart, die umgesiedelt werden muss.
Auf dem Areal des ehemaligen Rangierbahnhofs Pankow wird voraussichtlich erst in gut zwei Jahren Baustart sein. Das teilte die Senatsbauverwaltung rbb|24 mit. Bei der Vorstellung der Pläne für das Areal im vergangenen Jahr hatte der Investor noch das Jahr 2023 für den Baustart genannt.
Bauvorbereitende Maßnahmen könnten voraussichtlich im Jahr 2024 starten, so die Senatsbauverwaltung. Als Termin für einen möglichen Baubeginn nannte die Pressesprecherin der Behörde, Petra Rohland, das Jahr 2025. Auf dem Areal - der Investor nennt es Pankower Tor [externer Link] - sollen nach dem Willen des Investors, dem Möbelmarktunternehmer Kurt Krieger, unter anderem 2.000 Wohnungen entstehen.
Bebauungsplanentwurf vorgestellt und ausgelegt
Die Senatsbaubehörde hatte seit Mitte September für vier Wochen den Bebauungsplanentwurf für das Projekt öffentlich ausgelegt und zuvor bereits im Frühjahr Behörden und andere größere Träger über den Plan informiert, wie die Verwaltung erklärte. Derzeit würden nun die dabei angesprochenen Probleme und Klärungsfragen zu den Themen "Verkehr", "Umwelt" und "Architektur/Städtebau" bearbeitet.
In Reaktion auf die öffentliche Auslegung der Unterlagen im Herbst seien zudem "zahlreiche Stellungnahmen" eingegangen, die nun ausgewertet würden. Voraussichtlich werde im ersten Halbjahr 2023 das Projekt dem Senat vorgelegt und dann im Abgeordnetenhaus behandelt bis zur Beschlussfassung. Über die Absender der Stellungnahmen äußerte sich die Senatsverwaltung nicht. Zu den Kritikern des Projekts gehören Naturschutzorganisationen.
Suche nach Umsiedlungsflächen für Kreuzkröten
Die Sprecherin der Bauverwaltung erklärte, dass man parallel zu diesen Verwaltungsvorgängen nun versuche, "die Kreuzkrötenpopulation auf mehrere Standorte umzusiedeln". So würden mehrere Flächen in Brandenburg derzeit geprüft. Ein Zeitpunkt stehe noch nicht fest. Ähnlich laufe es bei der Zauneidechse.
Die Kreuzkröte ist streng geschützt und vom Aussterben bedroht. Sie und die seltene Zauneidechse haben sich auf der Brache des ehemaligen Rangierbahnhofs im Norden Berlins zwischen Pankow und Heinersdorf angesiedelt und brauchen vor dem Baustart einen neuen Lebensraum.
Zweifel am geplanten Baubeginn
Zweifel am geplanten Baubeginn äußerte der Naturschutzbund (Nabu), der gegen eine Umsiedlung der heimischen Kreuzkrötenpopulation geklagt hat. "Selbst wenn wir vor Gericht unterliegen, selbst wenn die Umsiedlung genehmigt werden sollte - bis 2025 wird es nie etwas mit dem Bauen", teilte die Organisation auf Twitter mit. Erst müsse die Umsiedlung durchgeführt werden, und das könnte laut Nabu Jahre dauern.
Einfach ist die Suche nach einer möglichen Umsiedlung der Kreuzkröte nicht. Nach Einschätzung des Nabu kann diese Art nicht umgesiedelt werden. Ein Termin für die Verhandlung der Klage und damit ein mögliches Urteil ist dem Nabu bislang nicht genannt worden, wie Juliana Schlaberg, Nabu-Naturschutzreferentin, rbb|24 mitteilte.
"Die beste Lösung wäre, sämtliche Tiere auf der Fläche am Pankower Tor zu belassen und die Fläche von Bebauung oder sonstiger Nutzung frei zu halten", sagte Schlaberg. Die Tiere seien dort an die lokalen Gegebenheiten angepasst. Als Veränderung regte sie für das Areal an, entlang der Bahnschienen "Trittsteinbiotope" anzulegen, um den Arten die Wanderung in weitere Gebiete zu ermöglichen.
Nabu: Investor soll auf den Möbelmarkt verzichten
Schlaberg zufolge braucht allein die Prüfung einer möglichen Umsiedlung mehrere Jahre. So werde nach dem Finden einer geeigneten Fläche zunächst nur ein Teil der Kröten umgesiedelt: "Dies ist nicht schnell gemacht. Besonders die weiblichen Kreuzkröten von der Fläche abzufangen ist eine Herausforderung, da sie sich nur wenige Tage am Gewässer aufhalten." Nach dieser Teilumsiedlung könne erst von einem Erfolg ausgegangen werden, wenn "angesiedelte Tiere nachweisbar sind und erfolgreich reproduziert haben".
Hierfür brauche es nun "eine gute Planung unter Beteiligung der Stiftung für Naturschutz Berlin, der Senatsverwaltung und der Berliner Naturschutzverbände", um später "irgendwann mit dem Wohnungsbau beginnen zu können". Schlaberg sagte weiter: "Bis zu zehn Hektar müssen aber auch dann von Bebauung frei gehalten werden, um eine Teilpopulation der Kreuzkröten auf der Fläche zu belassen. Unser Vorschlag sieht vor, dafür vor allem auf den Möbelmarkt und die dazugehörigen Parkplätze zu verzichten."
Investor Krieger, Betreiber verschiedener Möbelhäuser (u.a. Höffner), hatte das Gelände an der S-Bahn-Trasse vor etwa zehn Jahren gekauft. Er plant für das rund 40 Hektar große Areal viele Gewerbeflächen.
Sendung: rbb24 Abendschau, 10.11.2022, 19:30 Uhr