Krieg, Unwetter, Stromausfall, Chemieunfall - Berlin will Amt für Katastrophenschutz einrichten

Mi 07.12.22 | 17:07 Uhr
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Übung und Präsentation zum Herablassen einer verunglückten Person über ein Schrägseil durch Höhenrettung der Berliner Feuerwehr am Axel-Springer-Hochhaus (Quelle: imago images/snapshot-photography/ T.Seeliger).
Audio: Fritz | 07.12.2022 | Leonie Schwarzer | Bild: imago images/snapshot-photography/ T.Seeliger

36 Behörden sind aktuell in Berlin für Katastrophenschutz zuständig. Um die Kompetenzen zu bündeln, will das Land ein Amt für Katastrophenschutz bilden. Dort soll künftig das Krisenmanagement zusammenfließen.

Die Zuständigkeiten für den Katastrophenschutz in Berlin sollen künftig besser gebündelt werden. Dazu richtet Innensenatorin Iris Spranger (SPD) ein neues Landesamt ein.

Leiter soll der bisherige Vize-Feuerwehrchef Karsten Göwecke werden, sagte Spranger am Mittwoch und nannte ihn einen "ausgewiesenen Experten und erfahrenen Krisenmanager". Wann das neue Landesamt seine Arbeit beginnt, wie groß und teuer es werde, stehe noch nicht fest, sagte Spranger.

Krieg, extreme Unwetter, großflächige Stromausfälle

Eine Projektgruppe der Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport unter der Leitung von Göwecke soll das Thema ab sofort vorbereiten, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. Der Senat soll sich im Frühjahr 2023 dann mit dem Projektauftrag befassen und Haushaltsmittel für den Doppelhaushalt 2024/2025 bereitstellen.

Das Landesamt soll zuständig sein für Strategien zur Bewältigung von großen Schadens- oder Katastrophenlagen wie Krieg, extremen Unwettern, großflächigen Stromausfällen oder Chemieunfällen. Es soll entsprechende Übungen vorbereiten. Außerdem soll ein Vorratslager eingerichtet werden mit Treibstoff und wichtiger Technik für Polizei, Feuerwehr und andere Hilfsorganisationen sowie unter Umständen auch Vorräten für die Bevölkerung. Ein Lagezentrum wird ebenso erstellt wie ein potenzieller Krisenstab.

Infos im Netz

Leuchttürme als erste Anlaufstellen

Für die vielen verschiedenen Aspekte des Katastrophenschutzes sind in Berlin 36 Behörden zuständig: die meisten Senatsverwaltungen, die zwölf Bezirke, Polizei, Feuerwehr und weitere Einrichtungen. Viele Bezirke hätten sich bisher kaum gekümmert, hieß es. Innenstaatssekretär Torsten Akmann (SPD) will daher etwas Druck machen.

Es gibt insgesamt 37 sogenannte Katastrophenschutz-Leuchttürme in den Bezirken [berlin.de]. Sie dienen als Anlaufstellen für die Bevölkerung und verfügen über eine Notstromversorgung sowie Digitalfunkgeräte. Von dort können auch bei einem Ausfall des Kommunikationsnetzes Notfallmeldungen abgesetzt werden.

Bundesweiter Warntag

Am Donnerstag findet ein bundesweiter Warntag zu Übungszwecken statt. Dafür sollen 11:00 Uhr alle Warnsysteme getestet werden. Über Radio und Fernsehen, Mobilfunknetze, digitale Anzeigetafeln und zum Teil auch über Sirenen werden in ganz Deutschland Warnungen verbreitet. Auf Handys empfängt man die Warnungen über die Warn-Apps Nina und Katwarn. Einige Mobilfunkanbieter schicken sie auch per SMS. So seien 60 Prozent der Nutzer erreichbar.

Sirenen werden in Berlin noch nicht heulen. Die Technik des Bundes kann sie noch nicht ansteuern. Von den 400 neu geplanten Sirenen sind auch erst 28 aufgestellt. Bis Ende 2023 soll der Rest auf Gebäuden stehen. "Sirenen haben einen wichtigen Weck-Effekt für die Bevölkerung", sagte Akmann. Aber Informationen würden sie nicht liefern, die müssen über die anderen Medien kommen.

Vor zwei Jahren gab es beim ersten bundesweiten Katastrophen-Warntag auch in Berlin eine Panne. Die Gefahrenmeldung der Warn-Apps kam erst mit einer guten halben Stunde Verspätung an.

Tafel: Infos zum Warntag am 8.12. (Quelle: rbb)

Sendung: rbb24 Abendschau, 07.12.2022, 19:30 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Man weiß noch nicht, wie groß die Stelle werden soll, wohl auch nicht, weil man noch überlegt, was sie konkret für Aufgaben haben soll, aber den Leiter legt man schon fest??
    Ich dachte immer, es wird der/die Beste für die anstehenden Aufgaben gesucht und nicht anders herum.

    Danke übrigens für die Verlinkung zu den 37 Leuchttürmen. Bin jetzt total beruhigt, weil es in Treptow -Köpenick, dem flächenmäßig größten Bezirk, sogar einen (!) gibt.

  2. 8.

    Schon vor 45 Jahren hat ein Bekannter von mir, der damals über die Feuerwehr für den Berliner Katastrophenschutz arbeitete, den mangelhaften Schutz Berlins beklagt.
    Im Wesentlichen ist es mangels echter Katastrophe in Berlin gut gegangen.
    Hoffen wir das Beste.

  3. 7.

    Zu den Aufgaben dieses Amtes sollte auch die Aufstellung, Ausstattung, Ausbildung und Unterbringung der Einheiten des Katastrophenschutzes, sowie die haushaltsrechtliche Verwaltung gehören. Bisher liegt insbesondere die Verwaltung der Bundes-/Landesmittel für die mitwirkenden Hilfsorganisationen bei der Feuerwehr.

  4. 6.

    Dann bitte auch gleich ein Amt für den Berliner Rettungsdienst schaffen. Das wäre wenigstens mal konsequent. Rettung aus einer zentralen Hand. Dann kann sich die Feuerwehr wieder auf Brände konzentrieren…..Nennen wir es Rettungsamt. Gab es in Berlin schon mal.

  5. 5.

    Man beachte das Wort will.
    Mehr kommt dabei nicht raus, befürchte ich.

  6. 4.

    Werden denn die aktuellen Mitarbeitenden der dezentralen Stellen gesammelt in dieser neuen Behörde arbeiten? Oder was machen die dann?

  7. 3.

    Wenn Herr Göwecke jetzt dort Amtsleiter wird, dann heißt es doch, dass formal der aktuelle ärztliche Leiter den Posten des LBD-V übernimmt. Man kann nur hoffen dass dies nicht passiert, denn die Fähigkeiten dieser Herren erleben wir im täglichen Ausnahmezustand. Wenn es doch passiert zeigt es uns, dass die Politik den Ernst der Lage nicht erkannt hat.

  8. 2.

    Irgendwie grausam, da muss erst n geographisch naher Krieg aufn Plan das man in Berlin sowas "will".
    Wie nah muss so ein Konflikt kommen das es dafür ein kompetentes Bundesministerium geben könne?
    Niedlich empfinde ich die Auflistung der Strategien.
    Und toll das es da ne Projektgruppe inkl. Projektauftrag schon für die "Haushaltsmittel für den Doppelhaushalt 2024/2025" befassen sollen.
    Überall Leuchtschilder oder simple Aufsteller mit "Keine Panik" sollten übergangsmäßig reichen.

  9. 1.

    Das hatten wir doch schon mal. Hurra,die Senatsreserve kommt wieder.Die Büchsen mit Fleischkonserven und die Fahrräder lassen grüßen.Bewacht wird das Ganze von der Polizeireserve.

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