Auch Potsdam in der Spitzengruppe - Berliner Autofahrer stehen im Schnitt 71 Stunden im Stau

Di 10.01.23 | 08:23 Uhr
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Durch eine verregnete Autoscheibe fotografierter Feierabendverkehr, aufgenommen am 05.10.2019 om Berlin. (Quelle: dpa/Rolf Kremming)
Video: rbb|24 | 10.01.2023 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell, rbb24 Abendschau | Bild: dpa/Rolf Kremming

Berlin ist nach München die am stärksten durch Stau belastete Stadt Deutschlands. Ein durchschnittlicher Berliner Autofahrer stand über das gesamte vergangene Jahr betrachtet rund 71 Stunden im Stau, wie der private Verkehrsdatenanbieter Inrix am Dienstag mitteilte.

Das waren demnach neun Prozent mehr als im Jahr zuvor. Lediglich in München steckten die Menschen mit durchschnittlich 74 Stunden länger im Autoverkehr fest.

55 Stunden Zeitverlust in Potsdam

Besonders viel Zeit verloren die Berliner 2022 demnach auf der Autobahn 100 zwischen dem Hohenzollerndamm und dem Kreuz Schöneberg. Im Schnitt acht Minuten länger dauerte die Fahrt dort vor allem während der Stoßzeit am Nachmittag. Auf das Jahr gerechnet bedeutete das den Berechnungen zufolge pro Fahrer oder Fahrerin im Schnitt einen Zeitverlust von mehr als 30 Stunden.

Potsdam landete wieder auf Platz vier - der Zeitverlust steigerte sich auf 55 Stunden (46 Stunden im Jahr 2021). Vor allem der Umbau des Leipziger Dreiecks in der Innenstadt habe den Verkehr zum Stocken gebracht, teilte der Datenanbieter mit.

Pendlerverkehr ist zurückgekehrt

Im Jahr 2022 sei der traditionelle Pendlerverkehr am Morgen und am späten Nachmittag zurückgekehrt, sagte Verkehrsanalyst Bob Pishue mit Blick auf vorangegangene Beschränkungen in der Corona-Krise. Das Verkehrsaufkommen in Deutschland, gemessen in Fahrzeugkilometern an Wochentagen, stieg laut Inrix um 21 Prozent im Vergleich zu 2021 und lag damit acht Prozent über dem Niveau von 2019.

In London (156 Stunden), Chicago (155 Stunden) und Paris (138 Stunden) stehen die Autofahrer noch sehr viel länger im Stau. Für Palermo (121 Stunden) ermittelte Inrix eine Durchschnittsgeschwindigkeit von gerade mal 14 Stundenkilometern in der Innenstadt.

Für die Studie wurden Stau- und Mobilitätsdaten in mehr als 1.000 Städten in 50 Ländern ausgewertet.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 10.01.2022, 19:30 Uhr

67 Kommentare

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  1. 67.

    Ja, genau meine Meinung!
    Ehe eine Baustelle beendet ist, wird schon wieder eine neue aufgemacht. Gefühlt wird erstmal gesperrt und es passiert wochenlang nichts.
    Sicher ist der Bau von S + U Bahn teuer, für mich DAS Mittel, im ÖPNV Menschen(Mengen) von A nach B zu bringen. Wichtig wäre, endlich die Randgebiete und auch gleich die geplanten neuen Quartiere vernünftig anzuschließen!

  2. 66.

    Also ÖPNV ausbauen und umsteigen.

  3. 65.

    Seit 2012 kann das "alte" Kennzeichen von "J-WD" beibehalten werden und es ist gut, das sie beim Radfahren auf die Straße achten.

  4. 64.

    Stellen Sie sich vor, auch ich lebe in Berlin, manchmal mit dem Rad, manchmal mit der Bahn und oft mit dem Auto (das ich übrigens liebe), auch im Stau. Insofern kann ich sehr gut beurteilen, welche Lebenszeit ähnlich sinnlos vergeudet wird wie in dieser Diskussion mit Ihnen oder eben sinnvoll und produktiv genutzt werden kann. Einfach mal den Horizont erweitern und ein bisschen rechnen hilft schon.
    Und ich habe noch ein paar Anregungen für Ihren Horizont, was in der Bahn besser geht: Arbeiten, Lesen, Kommunizieren, Recherchieren, Spielen, netflixen...

  5. 63.

    na mein Kommentar war lediglich die direkte Antwort auf Ihren "Nicht-Beitrag". Die Quelle der Sinnfreiheit sollte damit auch Ihnen bekannt sein ;-)

  6. 62.

    Ob diese Zeit sinnlos und unproduktiv ist können sie überhaupt nicht beurteilen. Singen, klatschen, musizieren geht in den Öffis natürlich besser, da gebe ich ihnen recht.

  7. 61.

    Ihr Kommentar hat zwar null Mehrwert für diese Diskussion, aber ich freue mich mit ihnen. :-)

  8. 60.

    A10 endlich fertig bauen und die TVO nicht mehr verschleppen, dann werden es wieder etwas weniger Stunden. Stattdessen lässt der Senat die Menschen lieber quer durch enge Wohngerbiete voller Kinder und roter Ampeln fahren und wartet scheinbar auf Unfälle und Staus, die er dann ideologisch ausschlachtet.
    Busspuren, Radwege und Vorrangschaltungen lassen neben roten Wellen zusätzlich Kapazitäten verpuffen. Diese Politik scheint mir gar nicht so Klima und Umweltnützlich, wie dieser Senat es allen verkaufen will. Eher als ideologische Siegerjustiz.
    Die Autos da draußen sind keine Aliens sondern die Entscheidungen eines bedeutenden Teils des Souverän. Es sind die Willenserklärungen der Anwohner. Würden die Anwohner und Berliner keine Autos haben wollen, würden da auch keine stehen und fahren.

  9. 59.

    Im Stau zu stehen heißt doch nicht automatisch, seine Zeit sinnfrei zu verbringen. Man kann sich in solchen ruhigen Momenten super mit sich selbst befassen. Nennt sich denken. Man kann über das Leben sinnieren, über die Kommentare hier nachdenken oder sich fragen, warum die Menschen es vorziehen, sich gegenseitig anzugiften, anstatt freundlich miteinander umzugehen.

  10. 58.

    Ich denke mal, das ist entscheidend: So voll die S-Bahnen und Regionalbahnen in Berlin selbst sein mögen, so vglw. "leer" sind sie noch in den Außengebieten. Das ist eben der Unterschied zwischen 4.000 Einw./qkm und 150 - 200 Einw./qkm im Umland, einer unterdurchschnittlichen Bevölkerungsdichte ggü. dem Rest von Deutschland. Ganz weit draußen geht´s dann runter zu 90 Einw./qkm.

  11. 57.

    Sie haben vollkommen Recht mit der Feststellung, dass der Umstieg auf ÖPNV schwer bis unmöglich ist, wenn man doppelte oder dreifache Zeit benötigt. Jeder sucht sich natürlich die für ihn günstigere Verkehrsalternative aus. Ganz normal soweit.
    Allerdings teile ich nur bedingt Ihre Auffassung zu vollbesetzten Bahnen auf den Hauptpendelstrecken während der Rush hour. Gerade wenn man vom Dorf kommt und irgendwo an den Endpunkten der S-Bahn (z.B. Bernau, O-Burg, Strausberg,etc.)P+R nutzt, in die S-Bahn oder RE steigt, hat man auch zu Hauptverkehrszeiten fast Sitzplatzgarantie.

  12. 56.

    Ich hatte mal eine Weile zwecks Wartezeit"verkürzung" oder beim Zu-Fuss-Gehen die Angewohnheit, alle auswärtigen Nummernschilder zu zählen. Es waren oft mehr als B-Kennzeichen (meistens mitten in in Weissensee, also nicht direkt am Stadtrand). Und es waren auch nur zT. welche aus angrenzenden Brandenburger Gegenden. (Jetzt fahre ich nur noch Rad, da gucke ich lieber woanders hin...)

  13. 55.

    Auf den berüchtigten Pendlerstrecken aus/nach Berlin und auch innerhalb Berlins in U- und S-Bahn können Sie in der Hauptverkehrszeit, wenn die Pendler unterwegs sind, froh sein, einen Sitzplatz zu erhaschen. Von produktiv sein ist da gar nicht die Rede. Wenn man aber mit Öffis teilweise doppelt bis dreifach so lange braucht, wie mit dem Auto trotz Stau, dann ist die Entscheidung pro ÖPNV schon mal eine Hürde, die nicht jeder überspringen möchte. Je nach Strecke und Umstiegen ist das auch innerhalb Berlins durchaus im Bereich des Realistischen. Wer quasi ohne Umstiege zum Ziel kommt, nutz intelligenterweise bereits heute das Auto nicht, denn es kann allein schon preislich nicht annähernd mithalten.

  14. 54.

    Apropos Lebenszeit: Da ändert sich gerade etwas, was Ihnen gefallen könnte. Bei Stop and Go kann die Fahrassistenz schon jetzt übernehmen...Bei entsprechendem Luxus (Platz) ist so einiges Sinnvolles möglicher als auf Sitzen die keiner achtet.
    Und dann "schenkt" einem die Stadt Potsdam in der Zeppelinstraße (dem größte Parkplatz Potsdams) gaaanz viel Zeit: Die Ampeln zeigen auf Rot wenn man sich nähert... Wie nennt man das eigentlich?

  15. 53.

    Bei diesem Framing wird den Autofahrern die ganze Lust am Autofahren schlecht geredet. Stau ist aktive Teilhabe! Man steht nicht im Stau, man ist der Stau! Stauzeit ist Autozeit ist Qualitätszeit. Alleine im 5-Sitzer kann man wunderbar darüber nachdenken, ob das nächste Fahrzeug nicht noch ein bisschen größer sein sollte, um die Zeit besser genießen zu können. Oder den Kreislauf in Schwung bringen, indem man sich über Radfahrer aufregt!

  16. 52.

    Einige Gestrige scheinen es zu lieben stundenlang im Stau zu verbringen, anstatt entspannt und relativ schnell auch unkonzentriert siegermäßig vor der Autobenutzung am Ziel anzukommen.

  17. 51.

    Ich "freue" mich jedenfalls über seit einigen Monaten ausgedünnte Takte bei den Bussen in Berlin, wobei zudem oft kleine Eindecker fahren als die früher üblichen DD, unzählige nicht eingehaltene Terminversprechen zum Ausbau des ÖPNV, einer höhere Priorität seitens Frau Jarasch für die U-Bahn zum Flughafen als in Spandau. Und selbst Radfahrer haben Grund, sich über die Untätigkeit des Verkehrssenates zu beschweren. Im Februar 2018 wurden z.B. entlang der Heerstraße Bäume wg. des anstehenden Baus eines besseren Radweges gefällt.
    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2018/02/baeume-an-der-heerstrasse-gefaellt.htm
    Blöd halt, dass dessen Baubeginn auf der gleichen langen Bank liegt wie zig andere Maßnahmen für eine richtige Verkehrswende, die über das Abschaffen von Parkplätzen hinaus geht. Dafür muss stattdessen aber gerne mal mittlerweile sogar offiziell vom Bezirksamt bestätigt für aufgepoppte Radwege der Brandschutz oberhalb 2. OG entlang der Kantstraße leiden.

  18. 50.

    Apropos Lebenszeit, gerade was Einpendler aus Gebieten angeht, die gut eine Stunde Fahrt verbringen: Selbst im Stau kann ein Mensch im Auto nichts anderes tun als eben Auto fahren, eher im Gegenteil: aufgrund von Stop and Go muss die Konzentration eher noch höher sein als ohnehin schon. Wer mindestens eine halbe Stunde seiner Fahrt insgesamt in der Bahn sitzt, hat gute Chance, diese Zeit anders und kreativer zu verbringen.

    Was für die einen faktisch verlorene Lebenszeit ist, ist für die anderen eine gewonnene und kreativ-genutzte. Gleich sind beide Zeiten nur im Hinunterlaufen der Uhr.

  19. 49.

    ja genau. Und jetzt versuchen Sie nochmal in größeren Dimensionen zu denken.
    In Berlin sind rund 1,24 Mio. PKW zugelassen. LKWs, Transporter Pendler aus Umland etc. also nicht dabei. Dafür wird nicht jeder PKW täglich bewegt. Also rechnen wir einfach mal mit einer Mio PKW mit 1 Mio Fahrern (Mitfahrer nicht gezählt) sind dann mal eben 71 Mio Stunden sinnlose unproduktive Zeit. Ach das ist doch marginal ... volkswirtschaftlich betrachtet ;-)

  20. 48.

    Die unmotorisierten Verkehrsteilnehmer tragen durch ihre sehr hohe Steuerlast, im Gegensatz zu den Motorisierten, maßgeblich zur Infrastruktur und deren Unterhalt bei. Besonders sind Fahrradfahrer diejenigen, die die Wirtschaft am Laufen halten und für jede Menge Arbeitsplätze sorgen. Jeder 7. Arbeitsplatz wird durch Fahrräder geschaffen.

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