Garnisonkirche in Potsdam - Landesbischof Stäblein unterstützt Verzicht auf Kirchenschiff

Di 17.01.23 | 07:54 Uhr
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Archivbild: Die Baustelle der Garnisonkirche ist von einem Baugerüst verdeckt. Die 1735 vom norddeutschen Barock-Baumeister Philipp Gerlach errichtete Hof- und Garnisonkirche brannte 1945, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, nach einem Bombenangriff aus. Im Jahr 1968 ließ die DDR-Führung die Kirche aus ideologischen Gründen sprengen. Derzeit wird der Turm der Kirche wiedererrichtet. (Quelle: dpa/S. Stache)
Audio: rbb24 Inforadio | 17.01.2023 | Bild: dpa/S. Stache

In der Debatte um den umstrittenen Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam ist Landesbischof Christian Stäblein bereit, auf das historische Kirchenschiff zu verzichten. "Ich halte das "Haus der Demokratie" für eine glänzende Idee", sagte der Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Garnisonkirche der Deuitschen Presse-Agentur.

Rohbau 50 Meter hoch

Damit unterstützt Stäblein den von Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) ausgehandelten Kompromiss, neben dem bereits weitgehend fertiggestellten historischen Turm der Garnisonkirche an Stelle des Kirchenschiffs ein modernes Gebäude auch für das Stadtparlament zu errichten.

Nach gut fünf Jahren Bauzeit ragt der Rohbau des Garnisonkirchenturms in der Innenstadt bereits gut 50 Meter in die Höhe. Der neue barrierefrei erreichbare Aussichtsturm soll nach Angaben der Stiftung Garnisonkirche im Frühjahr 2024 eröffnet werden. Die gut 30 Meter hohe Turmhaube sei dann aber wohl noch nicht aufgesetzt, sagte die Vize-Kuratoriumsvorsitzende Ellen Ueberschär.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.01.2023, 7:40 Uhr

28 Kommentare

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  1. 28.

    "Die Geschichte ändert sich je nach Sichtweise" Eigentlich nicht, was passiert ist, ist halt passiert. Es kann sich die Wichtung und Wertung einzelner geschichtlicher Vorgänge ändern, es können neue Fakten hinzukommen (Neuentdeckungen in Archiven, Freigabe von gesperrten Akten, Freigabe von Gehimhaltungsstufen, etc.) und es können bisher als Fakten verstandene Sachen als gefälscht erkannt werden (Konstantinische Schenkung etc). Sie meinen eigentlich nicht Geschichte sondern eher sowas wie politische Geschichte.

  2. 27.

    Geschichte muss im Stadtbild auch sichtbar sein und sichtbar bleiben.
    Nicht nur 11 stöckige DDR Plattenbauten sind deutsche Geschichte - sondern auch Kirche, militärische Vergangenheit und Gegenwart und barocke Innenstädte.
    Die Geschichte ändert sich je nach Sichtweise- da werden Freunde zu Feinden und Feinde zu Freunden.

  3. 26.

    "Das Geld hätte man für einen ordentlichen Geschichtsunterricht ausgeben können! Symbole der Unterdrückung und der Unwissenheit sollte man nicht wieder aufbauen." Was wäre denn nach Ihrer Meinung ein ordentlicher Geschichtsunterricht bzw. was ist am jetzigen Unterricht nach Ihrer Meinung zu ändern?

  4. 25.

    Was ist an einem Nachbau echt?
    Das Geld hätte man für einen ordentlichen Geschichtsunterricht ausgeben können!
    Symbole der Unterdrückung und der Unwissenheit sollte man nicht wieder aufbauen.

  5. 24.

    Millionen Menschen besuchen jedes Jahr, irgendwelche Disney - Objekte/Parks/Veranstaltungen und erfreuen sich an diese Disney-Kultur.
    Das hier aber, ist ein echtes, historisches, kirchliches und auch weltliches Gebäude, das willkürlich zerstört wurde.
    Als Deutsche/Europäer haben Wir, auch eine Verantwortung, Uns, an unsere Geschichte zu erinnern und willkürlich Zerstörtes, wieder aufzubauen, bzw. zu erhalten.
    Wir haben Milliarden für eine Kohle-Lobby in der Lausitz, hohe Fördersummen für den Spreewald, Milliarden für einen veralteten Flughafen BER, sehr hohe Aufbau-Gelder für Cottbus, usw.
    Aber für unsere deutsche/europäische Baukultur und Historie, haben Wir überhaupt kein Geld und auch keine Lobby ???

  6. 23.

    Und das Haus der Demokratie, wofür ja wohl Gelder für den Bau geplant sind, könnte nicht in diesem Bau residieren? Wie gesagt, ich sehe es als Wiederaufbau eines historischen Gebäudes, nicht zwangweise einer funktionalen geweihten Kirche.

  7. 22.

    Der Bund im Namen seinerzeit von Monika Grütters hat sich indes entschieden, dass zumindest der Turm zu einer nationalen Gedenkstätte wird oder, wie es der langjährige Vorsitzende der Stiftung, Altbischof Wolfgang Huber, einmal formulierte: dass faktisch kein Gebäude in diesem Land so sehr die Gesamtheit deutscher Geschichte widerspiegelt wie eben die (Hof- und) Garnisonkirche in Potsdam.

    Wer Geschichte hermetisch teilt, wird mit diesen Worten nichts anfangen können. Wer Geschichte in all ihren Facetten aufschließen will, der schon - und das am authentischen Ort, was ein moderner Neubau eben nicht bieten und leisten könnte.

    Genau so lautet auch das inhaltliche Konzept.

  8. 21.

    Dieses Teil braucht niemand, es ist nur etwas um an der Vergangenheit festzuhalten und hat was von Disney.
    Bezahlen wird wieder einmal der kleine Mann und es werden sich ein paar Leute feiern die einen Stein gesponsert haben.
    Dieses Geld hätte man besser anlegen können.
    Die Geschichte sollte uns lehren was solche Objekte darstellen.

  9. 20.

    Ja - es geht um den Wiederaufbau, willkürlich zerstörter Bausubstanz.
    Ohne den Wiederaufbau unserer historischen Innenstädte, wären Nur noch Trostlosigkeit, Plattenbauten und aussterbende Städte und Regionen übrig.

  10. 19.

    Und woher soll das Geld kommen? Die Stadt Potsdam lehnt es seit Jahren ab, Gelder für diesen Bau zur Verfügung zu stellen und dem Bund ist nicht zuzumuten, dass er für ein unnützen Gebäude Gelder freigibt. Schon jetz beim Turm werden voraussichtlich 75 Prozent vom Staat bezahlt und die evangelische Kirche hat auch nur ein rückzahlbares Darlehen über 5 Millionen geben wollen, weil sie selbst über zu wenig Geld verfügt.

  11. 18.

    Warum muß ein Kirchenbau nur als Kirche genutzt werden? Geht es nicht vorallem um den Wiederaufbau des historischen Gebäudes?

  12. 17.

    Teil 2
    Mittlerweile gehen Fachleute davon aus, dass der komplette Turm mindesten 55 Millionen kosten wird und die Stiftung Garnisonkirche kein Geld mehr hat. Hinzu kommt, dass die SGP nicht die jährlichen Einnahmen hat, um den laufenden Betrieb sicherzustellen. Auch hier gehen Fachleute davon aus, dass jedes Jahr 500.000 fehlen.
    Von einem Kirchenschiff sind wir meilenweit entfernt, weil niemand die 150 Millionen hat, um dies zu bauen. Ganz abgesehen davon, dass der Standort völlig ungeeignet ist und es im wahrsten Sinne des Wortes "rausgeschmissenes Geld" wäre.
    Die evangelische Landeskirche schafft es schon seit Jahren nicht, alle Kirchengebäude zu unterhalten und zu sanieren und da wird sie sich eine zusätzliche Kirche, die sie nicht braucht, nicht ans Bein binden.
    Man kann sich im Leben viel wünschen aber für die meisten Wünsche braucht man Geld.

  13. 16.

    Viele Befürworter (m/w) des Wiederaufbaus des Turms der Garnisonkirche vergleichen das mit der Frauenkirche in Dresden und vergessen, dass die örtliche Situation ganz unterschiedlich ist. Jeder, der Potsdam kennt, weiß, dass es keinen schlechteren Ort für diesen Turm gibt. Außerdem wird vergessen, dass die evangelische Landeskirche schon vor mehr als 30 Jahren erklärt hat, dass sie eine weitere Kirche in der Innenstadt nicht braucht, weil die vorhandenen zwei Kirchen (Nikolai- und Friedenskirche) alle kirchlichen Notwendigkeiten und Bedürfnisse der Innenstadt voll abdecken. Sie stimmte dem Bau nur zu, weil er nur mit privaten Spenden gebaut werden sollte.
    Die Baugenehmigung für den Turm wurde 2016 nur dadurch erreicht, dass falsche Zahlen über die Spendenhöhe und die Baukosten vorgelegt wurden. Der Bundesrechnungshof hat das in einem ausführlichen Gutachten festgestellt und darauf gedrungen, dass keine weiteren Mittel aus dem Bundeshaushalt mehr ausgegeben werden. Teil 2 folgt

  14. 15.

    Mir scheint das Wissen verlorengegangen zu sein, dass eine Kirche zuallererst das Kirchenschiff u. dann erst zusätzlich einen Turm bzw. einen Dachreiter beinhaltet, nicht aber umgekehrt. Zweifellos ist der Turm von weithin sichtbarer als das Schiff und ist mehr als das Schiff ein weithin erkennbarer Teil der Stadtkomposition; dennoch sollten derartige grundsätzliche Dinge wie beschrieben nicht vergessen werden.

    Es reicht ja schon, dass Potsdam keinen Hauptbahnhof hat, sondern nur ein Einkaufs- u. Büro-Center mit Gleisanschluss. Selbst juristisch ist das so: Der Bahnhof hört von den Bahnsteigen angefangen an der obersten Treppenstufe auf. Alles Weitere, wo dann "Bahn(-Service)" dransteht, ist von der Bahn nur gemietet.

    Die Kubatur des Kirchenschiffs sollte erkennbar sein, denn die Abmessungen des hist. Schiffs und der Turm bilden ästhetisch eine Einheit. Ansonsten kann das Schiff für Weiteres genutzt werden - analog bspw. der Kirche z. Heiligen Kreuz in Bln-K´berg.

  15. 14.

    Sie sagen es: die Kirche im Dorf ist wichtig und Identitätsstiftend, genau wie die Kirche im jeweiligen Kiez in der Stadt, wichtig und Identitätsstiftend ist.
    Potsdam ist Stadt und Landeshauptstadt eines Bundeslandes und hat daher auch, größere und städtische Kirchen, die durch zerstörerische Ideologien, gesprengt wurden.
    Man sollte die Zerstörung von Gebäuden und Kulturgütern anprangern, nicht den mühevollen Wiederaufbau unserer Geschichte und dieser mühevolle Aufbau, findet und fand übrigens, im gesamten Osten statt, da die mutwillige Zerstörung bei uns auch, am größten und sinnlosesten war und kaum noch Altes, übrig ließ.

  16. 13.

    Haus des Handels wäre schön !
    Ein richtig schickes und modernes Center in der Innenstadt, fehlt doch sowieso.
    Shopping, zieht sowieso mehr, wie Kirchenschiff oder Haus der Demokratie - Potsdam Arcaden oder Innenstadt Center oder so ?
    Nur immer die langweiligen kleinen privaten Läden in der Innenstadt und nichts Neues.

  17. 12.

    Eine Kirche ohne das Kirchenschiff, wird immer unvollständig und unvollendet bleiben und nie mehr ein Anziehungspunkt für eine Stadt oder eine Region werden.
    Tourismus und Bürger:innen suchen sich dann eine Andere, vollkommene Kirche, Dom, Kathedrale oder Münster.
    Die Welt ist groß, ohne Grenzen und offen und Niemand muss sich, einen vergessenen Kirchturm ohne Kirchenschiff, an einer hässlichen Potsdamer Hauptstraße anschauen.

  18. 11.

    Also ich brauche für meine Identität nicht so einen Protzbau. Mir wäre es lieber gewesen, die Landeskirche hätte das Geld in die vielen sanierungsbedürftigen Kirchen im ganzen Land gesteckt. Die "Kirche im Dorf" ist viel identitätsstiftender als ein Wiederaufbau, an dem sich sowieso die Geister scheiden. Für mich bedeutet dieser Aufbau nach so langer Zeit auch rückwärtiges Denken. Der Erhalt der vorhandenen Substanz sollte wichtiger sein, als untergegangenen Pomp wiederzubeleben.

  19. 10.

    Das erscheint mir keine sinnvolle Lösung. Entweder baut man die Garnisionskirche (analog der Frauenkirche in Dresden) wieder komplett auf oder gar nicht - nur der Turm ist keine Kirche (das Schiff mit dem Altar macht doch gerade die Kirche - der Turm ist eher Bonus und war bei Bettelorden sogar untersagt), da hätte man auch einen modernen Aussichtspunkt auf dem geplanten Neubau einrichten können, wenn man unbedingt einen Aussichtspunkt haben will.

  20. 9.

    Sollte man vielleicht mal anfangen, die Gehälter der Verantwortlichen, der Politiker und der Würdenträger, zu halbieren, dann wäre auch noch genügend Geld und Motivation fürs Kirchenschiff vorhanden.
    Jedes Bauvorhaben in Deutschland kostet Unmengen und das Ergebnis ist doch einfach nur beschämend- ob beim BER oder bei der Potsdamer Garnisonkirche(Garnisonkirchturm).
    Aber Hauptsache, die Taschen Einzelner werden immer voller, was interessieren da, schöne lebenswerte Städte und die Wiederherstellung der verloren gegangenen Bausubstanz in Potsdam.

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