Streit um Finanzierung - Potsdamer Parks könnten bald Eintritt kosten

Fr 20.01.23 | 15:53 Uhr
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Symbolbild:Besucher gehen am Schloß Sanssouci in Potsdam (Brandenburg) spazieren.(Quelle:dpa/P.Zinken)
Audio: rbb24 Brandenburg aktuell | 20.01.2023 | Diana Azzam | Bild: dpa/P.Zinken

Besucher der Potsdamer Parks müssen möglicherweise bald Eintritt zahlen. Die Stiftung preußische Schlösser und Gärten (SPSG) prüfe "aktiv und konsequent" die Einführung eines Parkeintritts, wie Frank Kallensee, Sprecher der Stiftung am Freitag mitteilte.

Knackpunkt ist die Frage, ob sich die Stadt Potsdam weiterhin mit einer Million Euro an der Pflege der Gärten beteiligt. Die Stiftung verlangt jährlich eine Million Euro, damit die berühmten Parks, etwa am Schloss Sanssouci oder in Babelsberg, eintrittsfrei bleiben können. Der Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlug (SVV) konnte sich jedoch am Donnerstagabend nicht auf Zahlungen an die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten einigen.

Ausschussmitglieder uneins über Zahlungen

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte sich in der Ausschusssitzung für eine entsprechende Entscheidung eingesetzt. Jetzt sei es kaum noch möglich, die Zuschusszahlung in den Doppelhaushalt einzubringen, sagte er.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende in der SVV, Matthias Finken, forderte die Landes- und Bundesebene auf, sich zu der Sache zu äußern. Eine Entscheidung über Parkeintritt könne nicht auf kommunaler Ebene entschieden werden, sagte Finken Antenne Brandenburg vom rbb.

Der Potsdamer Fraktionsvorsitzende der Linken, Stefan Wollenberg, nannte das Agieren der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten am Freitag inakzeptabel. Er lehnt einen Parkeintritt ab und teilte mit: "Die Einführung der Zahlung 2013 erfolgte in einer Krisensituation - als Nothilfe. Sie sollte nie zur Dauereinrichtung werden."

Wollenberg kritisierte weiter: "Verantwortung und Entscheidungskompetenzen für das Welterbe liegen bei den Stiftungseignern - ein Mitspracherecht für die Stadt gibt es nicht." Zudem hätten die Träger die Mittel für die Pflege erhöht.

SPSG erhält acht Millionen Euro mehr als zuvor

Die SPSG sei fest davon ausgegangen, dass die Kooperationsvereinbarung mit der Landeshauptstadt Potsdam fortgesetzt werde, so Kallensee von der Stiftung. Die finanzielle Beteiligung Potsdams an der Pflege und Erhaltung der Parks war aus Sicht der SPSG nicht zuletzt ein Bekenntnis zur gemeinsamen Verantwortung für dieses ebenso kostbare wie fragile Welterbe, wie es hieß. "Dies wird aktuell jedoch kontrovers diskutiert, zum Teil klar abgelehnt."

Die SPSG erhält von 2023 bis 2026 mehr Geld - jährlich mindestens rund 48 Millionen Euro für die Pflege der Schlösser und Parks. Zuvor waren es 40 Millionen Euro. Angesichts des Klimawandels wächst die Sorge um den Erhalt der historischen Gärten.

Träger der Stiftung sind die Länder Brandenburg und Berlin sowie der Bund. Der Eintritt im Park Sanssouci ist bislang kostenfrei. Besucher können aber freiwillig einen Beitrag zahlen, um die Parkpflege zu unterstützen, wie es auf der Internet-Seite zum Schloss Sanssouci heißt. Der berühmte und rund 300 Hektar große Park wurde 1990 in die Welterbeliste der Unesco aufgenommen.

Sendung: rbb24 Inforadio 19.01.2023, 11:20

21 Kommentare

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  1. 21.

    Ja, Sie haben vollkommen Recht. Aber wenn ich als immer wieder mal Parkspaziergänger öfters mal Zeuge werden muss, wie sich die tja, sind es nun die Bewunderer höchster Gartenkultur oder sind es schlecht einfach schlecht erzogene Gören auf den Wiesenräumen Radfahr(übung)en veranstalten oder picknicken? Die Blumen abpflücken? Die Havel ist derart lang, das muss man nicht in einem Welt-Kulturerbe Gelände machen. Ist das in Versailles, Chambord, Chantilly, Fontainebleau u.a. sowie in den Anlagen der Schlösser an der Loire so üblich? In den Gärten der Villen bei/in Rom? Am Taj Mahal? Ich habe schon sehr viele Fotos gesehen, musste der Fotograf vor dem Fotoshoot die Leute bitten, die doch recht großen Grünanlagen zu verlassen?- Da geht es mir nicht gut, weil ich um die schwere Garten- und Landschaftspflege, um Wasserbedarfe weiß. Eintritt mit saftigen Preisen ist richtig & wird dann aufgehoben, wenn sich die Leute vor Demut benehmen können.

  2. 20.

    Na und? Laut Bundesarbeitsministerium erhalten rund 2,7 Millionen vollzeit arbeitende Frauen so wenig Entgelt, dass ihre monatliche Rente auch bei regulärem Renteneintritt nach 40 Jahren unter 1.000 Euro liegen wird.
    Sogar mehr als die Hälfte aller Vollzeit-Arbeiterinnen wird nach 40 Jahren Plackerei weniger als 1.200 Euro Rente erhalten, eine Respektlosigkeit gegenüber Frauen.

    Ob nun während der unterbezahlten Vollzeitarbeit neben der Mutterschaft, genannt "Lohn", oder während des (Über-)Lebensrests, genannt "Ruhestand/Lebensabend genießen" – viele Frauen müssen dann also draußen bleiben?

    Stiften Sie die Schilder an den (kein) Eintritt-Automaten? Das wäre großzügig.

  3. 19.

    Eine Frechheit. Das System scheint nicht zu funktionieren. Die Parks und Schlösser müssen komplett in öffentliche Hand! Es darf keine "Stiftung" darüber entscheidne, wer in den Park kommt und wer nicht!

  4. 18.

    Die Ausschussmitglieder müssen aus meiner Sicht, die enormen Geldsummen genau(er) kontrollieren. Es wird hier "das Fass ohne Boden" aufgemacht, in dem schon sehr sehr viel eingezahlt wird. Es ist nicht nur die dafür erfundene Bettensteuer. Irgendetwas stimmt hier nicht...

  5. 17.

    Meine Güte, immer dieses jammern. Dann kostet es halt Eintritt. Na und?

    Niemand kann ohne die Unterlagen genau zu kennen, die Verwendung der Mittel beurteilen.

    Wenn dann ein Eintritt verlangt wird, ist das völlig okay. Wem es nicht passt, der muss ja nicht hingehen

    Der Stadt Potsdam laufen durch immer höhere Kosten für Energie, Personal ect die Falle davon.

  6. 16.

    Wenn Parkeintritt, dann aber auch Abschaffung der fuer diesen Zweck eingeführten Bettensteuer.

  7. 15.

    Der Aufwand für die Zugangskontrollen ist dann so hoch, dass von den Eintrittsgeldern nichts mehr übrig bleibt oder sogar zusätzliche Kosten entstehen. Eigentlich müsste Potsdam vom Tourismus und Ausflugsverkehr so profitieren, dass ein zusätzlicher Eintritt eigentlich nicht nötig ist. Traurig, dass die Politik hier keine Lösung hat.

  8. 14.

    Das sehe ich genau so, denn wir wollen doch auch weiterhin durch gepflegte Parks und Gärten Spaziergänge machen und nicht durch Verkommene und Ungepflegte.

  9. 13.

    Die Schlösserstiftung hat den Babelsberger Park regelrecht "tot" gepflegt. In den letzten Jahren wurden mehrere hunderte alte und gesunde! Bäume (das wurde mir unter vorgehaltener Hand bestätigt) gefällt. Die vielen Gärtner haben es nicht mal geschafft, die paar Ersatzpflanzungen regelmäßig zu gießen - alleine im Bereich der Sternwarte sind 5 Bäume vertrocknet. Stattdessen wurden Wege erneuert und Barrikaden errichtet, um die Kinder- falls es tatsächlich mal Schnee geben sollte- am Rodeln zu hindern.
    Die haben überhaupt kein Plan, wie mit dem Klimawandel umzugehen ist. Gerade sind die Gärtner dabei, kleine Bäume, die sich selber ausgesäht haben und die letzten trocknen Sommer gut überstanden haben (z.B. Buchen, Eichen, Akazien, Spitzahorn) abzuschneiden. Zack weg damit! Wie wenig Fein- und Zeitgeist muss man eigentlich besitzen? Da werden Testflächen angelegt und "selbstgezogene Buchen" aufgepfanzt- die sind alle vertrocknet! So eine unfassbar miese Leistung!!

  10. 12.

    Die Stiftung bekommt jedes Jahr dreistellige Millionenbeträge an Steuermitteln zur Verfühgung gestellt und schafft es nicht die Parkanlagen zu pflegen. Und sie wird es auch nicht mit dem geforderten Portobeitrag von einer lächerlichen Mio. gebacken bekommen. Die Probleme liegen ganz wo anders. Vlt sollte der Hr. Voigther ein preiswerteres Auto als Selbstfahrer nutzen. Und schon ist die Mio da. (einfaches populistisches Beispiel, ich weiss)

  11. 11.

    Diese herrlichen Anlagen der Potsdamer Gärten und auch Park Babelsberg sind Kostbarkeiten unserer Gegend und bedürfen einen besonderen Schutz.Es ist auch vor allem den vielen Mitarbeitern zu danken die dafür sorgen diese Anlagen zu pflegen.Es muss auch einigen Menschen nahegebracht werden,das Vandalismus und Raserei mit Rädern,einfach nicht zu dulden ist.Eintritt wird schwierig,finde ich aber durchaus für angemessen.

  12. 10.

    Es kommt der Tag an dem wir die Luft zum Atmen auch noch bezahlen sollen ;)

  13. 9.

    Da bietet sich für Potsdam das gleiche Modell wie mit den Parks von GrünBerlin an (Britzer Garten, Gärten der Welt u.a.): Kleiner Eintritt und für die Viel-Besucher eine erschwingliche Jahreskarte, bei strenger Zutrittskontrolle
    Das ergäbe einen weiteren von Hundesch... und von Kampfradlern befreiten Park und zugleich eine Vandalismusbremse.
    Zur Entspannung und dem Genuß der Garten- und Baudenkmäler. Welch herrliche Aussicht!

  14. 8.

    Die Problematik besteht einfach darin, dass bspw. der Park Sanssouci fast 20 Eingänge hat, der Neue Garten und der Park Babelsberg etwas unter 10 und dann jeweils eine Entscheidung getroffen werden müsste, für welche Eingänge eine technische Bezahlausstattung lohnt und für welche nicht. Auch würde es dann so etwas wie Drehkreuze geben oder alternativ eine personelle Besetzung. Das heißt, mehr als bisher würde der Parkzaun nicht nur nachts zum Schutz des sorgsam gestalteten Grüns, sondern auch tagsüber zur Barriere.

    Dass die Ökonomiewege im Park Sanssouci und im Neuen Garten und der Uferweg im Park Babelsberg mitunter zur Radverkehrs-Versuchs- und Uebungsstrecke (RVUS) bei vorbeihuschendem Grün wird, sollte allerdings durch einschlägige Maßnahmen unterbunden werden - sprich: partielle Geschwindigkeitsbremsen.



  15. 7.

    Einfach mal schauen, wie es andere Länder machen und bei den Eintrittspreisen differenzieren. Berliner und Brandenburger mit entsprechender Meldeadresse kommen kostenlos in alle Parks der beiden Bundesländer, weil es so sozial richtig ist und der Naherholung dient. Alle anderen, die oft nur ein Mal im Leben die jeweiligen Parks besuchen, zahlen einen moderaten Eintrittspreis von 2 € Vollzahler und 1 € ermäßigt. Ansonsten zahlen nämlich wir Berliner und Brandenburger Steuerzahler für unsere eigene Naherholung und die Übernutzung durch Millionen von auswärtigen Besuchern. Wer diese geringen Gelder als Tourist nicht ausgeben möchte, hat diese kulturellen Schönheiten nicht verdient!

  16. 6.

    Ich stehe schon lange dafür ein, das gerade solche Parks geschützt werden-als ehemalige Potsdamerin sehe ich den Verlust unseres Kulturerbes durch herumziehende „Parkbesucher“ mit Grill und Picknickkorb kritisch.
    Wenn mich der Park mit seinen vielen Schlössern nicht interessiert- suche ich mir einen Platz in Berlin…..- da kann ich mich dann austoben.

  17. 5.

    Eintrittsgeld wird die Wertschätzung für die historischen Anlagen und die werterhaltende Arbeit der Gartenabteilung erhöhen. Allen Radfahrenden sollte der kleine Umweg über die Straße zugemutet werden. Die den Park umlaufenden Straßen sollten dann als Einbahnstraßen geführt werden. Das ist in vielen anderen Städten auch im Ausland so üblich. Da hat das historische Erbe den Vorrang.

  18. 4.

    Wieder ein Stück geplante Monetarisierung des Öffentlichen Raums. Trotz Steuern und sonstigen Abgaben soll der Bürger hier wieder einmal für etwas zusätzlich zahlen, woran er im Grunde ohnehin ein Miteigentum besitzt, nur um die Grünanlage oder einfach nur die Wege zur Durchquerung weiterhin nutzen zu dürfen. Natürlich kostet die Pflege Geld und das alles will bezahlt werden, aber Bürger durch finanzielle Hürden von ihrem Miteigentum potentiell auszuschließen, kann nicht der richtige Weg zur Finanzierung der Ausgaben sein und ist sozial ungerecht. Zudem verschlingt der Betrieb eines Zahlungssystems nicht unerhebliche weitere Kosten, die dann auch noch mitfinanziert werden müssen.

  19. 2.

    Ob man das in der Hasenheide oder im Mauerpark auch mal testen sollte?

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