Abfallbeseitigung - Doppelte Gelbe Tonnen verärgern Hunderte Havelländer

Sa 21.01.23 | 08:34 Uhr | Von Claudia Baradoy
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Gelbe Tonne für Plastikmüll, Mülltrennung (Quelle: dpa/Torsten Krüger)
Bild: dpa/Torsten Krüger

Was früher im Gelben Sack landete, gehört seit Anfang 2023 in die Gelbe Tonne, so schreibt es das Gesetz vor. Was sich einfach anhört, ist kompliziert. Denn viele Menschen haben jetzt eine Tonne zu viel - so wie im Havelland. Von Claudia Baradoy

7.500 Tonnen Plastikmüll fallen jährlich im Kreis Havelland an. Viel Arbeit für den Entsorger. Damit zur Einführung der Gelben Tonne zum 1. Januar alles glatt geht, hatte die Havelländische Abfallwirtschaftsgesellschaft (HAW) in Nauen schon seit einigen Monaten 62.000 neue Tonnen an alle Haushalte verteilt. Vorbereitung ist schließlich alles.

Doch jetzt gibt es Ärger. Zum Beispiel im Haushalt von Klaus Alrutz-Ziemmsen aus Falkensee: "Man hat's in der Zeitung gelesen, dass die verteilt werden, weil ja keine Gelben Säcke mehr benutzt werden. Und wir haben gedacht: Wir haben ja schon eine Gelbe Tonne und die HAW weiß das, weil sie die ja alle zwei Wochen abholt. Aber dann haben wir diese hier noch zusätzlich bekommen. Brauchen tun wir sie nicht, weil wir nur zu zweit sind."

Klaus Alrutz-Ziemmsen hatte sich schon vor Jahren auf eigene Kosten eine Gelbe Tonne besorgt. Denn den damals noch offiziellen Gelben Sack konnte er nicht leiden, wie er sagt. Regelmäßig seien die Säcke von Vögeln auf der Suche nach Futter aufgepickt und der fein säuberlich verpackte Plastikmüll morgens auf dem ganzen Grundstück verteilt worden.

Entsorger hatte keine Zeit, vorher zu fragen

Auch Ines Linke aus Schönwalde-Glien fragt sich, was sie nun mit zwei Gelben Tonnen soll: "Man hätte doch vorher eine kleine Umfrage machen können: Wer hat denn schon die Gelben Tonnen und wer braucht keine? Und hätte dann nicht flächendeckend jedem eine Tonne vor die Tür stellen müssen - ungefragt", sagt sie.

Allein in Falkensee haben sich zahlreiche Leute auf Facebook gemeldet, die die zweite Gelbe Tonne nicht wollen. Der Tenor: Es werde von Sparen und vom schonenden Umgang mit Ressourcen geredet - und dann sowas. Manche versuchen nun sogar, die alte, private Tonne im Internet zu verkaufen.

Doch warum wurde bei der Havelländischen Abfallwirtschaftsgesellschaft vorher nicht geklärt, wer eine Gelbe Tonne braucht? "Diesen Aufwand haben wir nicht betrieben, weil wir nicht die Zeit hatten. Mitte Juli haben wir den Zuschlag bekommen, hier die Behälter aufzustellen. Und dann hieß es für uns, alles zu organisieren", erklärt Geschäftsführer Matthias Noa. "Wir mussten Behälter beschaffen, wir mussten die Tourenpläne für die Verteilung machen, die Flyer, die Bürger informieren über Pressemitteilungen, und am 4. Oktober haben wir dann angefangen zu verteilen und sind am 30. November fertig geworden."

Überflüssige alte Gelbe Tonne demnächst abzuholen

Bei der Auslieferung müsse man sich zudem an Vorgaben des Dualen Systems halten. Die neuen Behälter müssen eine bestimmte Form und Größe und ein Hinweis-Logo haben, welches gleichzeitig für die Bürger die nötigen Sortierhinweise mitgibt, erläutert Noa.

Zu den Doppellieferungen erreichte die Abfallgesellschaft jedoch zahlreiche Bürger-Nachfragen. Klaus Alrutz-Ziemmsen und Ines Linke berichten dem rbb von ihren Telefonaten mit der HAW - und ihre Frage, was sie denn nun mit ihrer alten Gelben Tonnen anfangen sollen. Erst beim zweiten Anlauf wurden ihre Daten mit dem Versprechen aufgenommen, die nun überflüssige alte Gelbe Tonne demnächst abzuholen.

HAW-Geschäftführer Matthias Noa sichert zu: "Bürgerinnen und Bürger unseres Landkreises, die ihre zweite gelbe Tonne jetzt gerne irgendwo loswerden wollen, können einfach bei uns anrufen. Wir holen diese kostenfrei ab und die Tonnen gehen einer Verwertung zu, das heißt, die werden geschreddert, zerkleinert und ganz normal wieder in den Umlauf gebracht und daraus werden neue Mülltonnen hergestellt."

Noa meint damit die alten, privaten Gelben Tonnen. Denn die neuen Tonnen müssen beim Besitzer bleiben.

Hinweis: Dies ist eine überarbeitete Version des Textes. Nach Rücksprache mit einigen Interviewpartnern wurde präzisiert, dass nur die alten, privaten Tonnen geschreddert werden.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 23.01.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Claudia Baradoy

27 Kommentare

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  1. 27.

    Auch hier muss ich Ihnen widersprechen! Die erste Phase der Verteilung der neuen gelben Tonnen, erfolgte analog der Anzahl an Hausmüllbehälter auf den Grundstücken. In der zweiten Phase bis März, werden die Änderungen und Reklamationen abgearbeitet. Wenn Sie uns bei der Vorbereitung für ähnliche Projekte mit Ihrer Erfahrung behilflich sein können, freue ich mich auf Ihre Email.

  2. 26.

    Wir haben auf den Flyer und unserer Internetseite, neben den Telefonnummern auch eine Email-Adresse angegeben. Nutzen Sie diese doch bitte für Ihr Anliegen. Meine Kritik zu diesem Bericht, bleibt unverändert. Zum einen werden die zurück gegebenen neuen Tonnen von der HAW wieder ausgestellt und nur die privaten alten Tonnen verwertet und die neuen Behälter müssen einen vorgegebenen Standard entsprechen. Und meine Kollegen haben und machen ihre Arbeit sehr gut und sind dabei stets freundlich.

  3. 25.

    Einfach den Berlinern spenden... Hier sind die gelben Säcke seit Monaten knapp...

  4. 24.

    Ich habe nun auch eine zweite gelbe Tonne. Ich finde aber sicher eine Verwendung dafür. Sturm im Wasserglas!

  5. 23.

    Mal einfach auf ebay Kleinanzeigen schauen... da geben vielfach ihre Tonnen für kleines Geld ab.

  6. 22.

    Hier verlief es anders, man hatte Daten vom Katasteramt, und so bekam ein Mehrfamilienhaus zwei kleine gemeinsame Tönnchen, für die unter den streitenden Nachbarn ein Stellplatz gefunden werden musste, wo jeder Zugang hat (es gibt keinen Mülleimer Platz, jeder stellt seine Tonnen in den Carport, mangels Stellflächen). Wir waren schon immer alle gute Mülltrenner, also die Tonnen reichen nicht.

    Dann kommen grüne Punkt Verpackungen eben wieder in den Restmüll.

    Weitere Tonnen sind nicht zu kriegen, Mangelware.

    Läuft.

  7. 21.

    Hier verlief es anders, man hatte Daten vom Katasteramt, und so bekam ein Mehrfamilienhaus zwei kleine gemeinsame Tönnchen, für die unter den streitenden Nachbarn ein Stellplatz gefunden werden musste, wo jeder Zugang hat (es gibt keinen Mülleimer Platz, jeder stellt seine Tonnen in den Carport, mangels Stellflächen). Wir waren schon immer alle gute Mülltrenner, also die Tonnen reichen nicht.

    Dann kommen grüne Punkt Verpackungen eben wieder in den Restmüll.

    Weitere Tonnen sind nicht zu kriegen, Mangelware.

    Läuft.

  8. 20.

    Haben Sie schon einmal als Bürger probiert dort am Telefon eine Lösung zu finden. Ist definitiv eine interessante Erfahrung.
    Da finde ich das Resultat dort noch sehr Schmeichelhaft.

  9. 19.

    Falsch geantwortet, dort ist auch von Schönwalde die Rede. Dazu kann man sich nur über Mangel an Planung und Personal bei der HAW wundern. Für Repräsentation und große Reden ist dort das finanzielle Mittel vorhanden. Wir würden unsere zweite Tonne auch an bedürftige Havelländer abgeben.

  10. 18.

    Dieser RBB-Beitrag ist der Tiefpunkt journalistischer Recherche! Während überall im Havelland Leute nicht ausreichend Tonnen haben, beklagt sich eine ELITE aus Falkensee und..nahe bei Berlin über zu viel...Wann kappieren die Journalisten endlich: Falkensee und..ist nicht repräsentativ für das Havelland. Und während ihr diskutiert, ob die HAW oder wer auch immer das richtig oder falsch gemacht hat, versuchen HAVELLÄNDER verzweifelt jemand telefonisch zu erreichen-TELEFONANLAGE ausgefallen!- um endlich Tonnen zu bekommen! Und wir organisieren noch verzweifelt RESTBESTÄNDE vom GELBEN SACK- die Gottseidank.. bis März noch angenommen werden!!

  11. 17.

    Hier wurde eine kaputte Tonne weggenommen,konnte aber seit 3 Monaten nicht von Alba ersetzt werden weil das Kontingent bei ihnen erschöpft ist.

  12. 16.

    Wir haben keine gelbe Tonne erhalten und auch viele andere aus unserer Nachbarschaft. Auf Nachfrage bei der HAW gab es nur unfreundliche Auskunft. Wir sollen irgendwann benachrichtigt werden wann wir eine Tonne bekommen. Gelbe Säcke gibt es nicht mehr. Es ist auch eine Frechheit die Leerung alle 4 Wochen da beim Kauf der Produkte mit dem grünen Punkt die Entsorgung schon bezahlt wird.

  13. 15.

    Wer eine Tonne loswerden will kann sich gerne bei mir melden, ich komme sie gerne abholen. Bei uns ist nämlich noch Gelber-Sack-Gebiet.

  14. 14.

    Waren beschaffung der Tonnen und Information der Kunden NICHT Teil der Ausschreibung ? WER verdient an Sowas ?

  15. 13.

    Ach wäre das schön. Hier ist es leider genau umgekehrt. ALBA, hier zuständig für die Gelben Tonnen, vertröstet, ist nicht zu erreichen, kurz, spielt "toter Mann". Währenddessen hängen die Gelben Säcken hier weiterhin an den Zäunen, damit die Wildschweine, Füchse etc. nicht gleich an den Inhalt kommen. Wenn Alba Berlin so Basektball spielen würden, wären die in der Kreisklasse - höchstens.

  16. 12.

    Plastik ist kein Grundstoff und Plastik muss man nicht vom restlichen Müll trennen bzw. es bringt nichts außer noch mehr Umweltschädigung. Ein aberwitziger Aberglaube, dass Plastik in Masse recycelt wird. Sicher könnte man es für sehr hohe Kosten, aber gerade deshalb tut es niemand. Als Einstieg empfehle ich die ARD Doku "Die Recyclinglüge".

  17. 11.

    Ich stimme der Anna vollends zu. Trotzdem ist diese Aktion ohne Sinn und Verstand gelaufen. Man hätte wenigstens vorher ermitteln sollen, wie viele Personen ein Haus umfasst. Ansonsten hätte man nicht einem Haus mit 2 Personen genauso viele Tonnen gegeben, wie einem Haus mit 6 Personen.
    Wir haben 6 Personen im Haus, davon 2 Kinder. Die selbstbesorgte und bezahlte eine Tonne, hat gerade für 14 Tage gereicht. Jetzt habe ich 2 Tonnen für 4 Wochen und hoffe, dass die mir keiner zwangsmitnimnt.

  18. 10.

    Dem kann ich nur zustimmen. Wir haben uns bereits im Oktober mit Landkreis und HAW gestritten,weil wir noch eine zweite Tonne benötigen,aber nicht bekommen. Wir sind vier Erwachsene im Einfamilienhaus. Dagegen erhielten benachbarte Zwei-Personen-Haushalte zwei,bzw.drei gelbe Tonnen gestellt.

  19. 9.

    Worüber nicht berichtet wird ist, dass statt alle 2 Wochen jetzt nur noch alle 4 Wochen die gelben Tonnen geleert werden. Einige Haushalte werden also zukünftig eher mehr Tonnenkapazität benötigen als weniger. Umso erstaunlicher wäre wenn Tonnen geschreddert würden. Leider ist dieser Prozess im letzten Jahr komplett ohne die Bürger zu befragen gelaufen. Bei Nachfragen beim HAW hat man sogar sehr unfreundliche Antworten bekommen. Man solle einfach den schlauen Annahmen des Entsorgers Glauben schenken als die eigenen Erfahrungen und Vorschläge einbringen. Es wird wohl nicht im Sinne der Bürger laufen, obwohl diese mit dem Bezahlen beim Erwerb von Produkten mit dem grünen Punkt, auch eine Entsorgung des Abfalls bezahlt haben.

  20. 8.

    ENDLICH mal hochinteressate Nachrichten
    wenigstens wurde kein Panzer geliefert ---

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