Interview | Therapeutin für Ghosting-Opfer - "Die meisten fühlen sich, als seien sie wie Müll entsorgt worden"

Di 17.01.23 | 06:28 Uhr
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Symbolbild: Eine junge Frau guckt auf das Bildschirm ihres Handys (Quelle: dpa/Christian Gohdes)
Audio: Radioeins | 16.01.2022 | Kathrin Wosch | Bild: dpa/Christian Gohdes

Ghosting ist ein bekanntes Phänomen: Ein geliebter Mensch bricht plötzlich und ohne Erklärung den Kontakt ab - und dann? Eine Sexual- und Paartherapeutin erklärt, wie man damit umgehen kann und wann psychologische Hilfe nötig ist.

Ghosting ist durch die gestiegene Popularität des Online-Datings vom Phänomen zum bekannten und viel verbreiteten Problem geworden. Es tritt aber längst nicht nur dort auf und muss auch nicht auf die romantische Liebe begrenzt sein. Auch in Freundschaften oder im Berufsleben kann es Ghosting geben. Die Berliner Psychologin Anja Wermann bietet in ihrer Praxis eine "Ghosting Ambulanz" an: Gezielte Betreuung für Menschen, die Opfer geworden sind.

rbb: Ghosting ist längst ein ernstzunehmendes Problem. Selbst Krankenkassen haben inzwischen auf ihren Homepages Tipps, wie Menschen damit umgehen sollten, wenn sie geghostet werden. Kann man sagen, das Phänomen ist im Alltag angekommen?

Anja Wermann: Auch mein Eindruck ist, dass es zunimmt. Das betrifft gar nicht mehr ausschließlich das Onlinedating, sondern den gesamten Beziehungsbereich. Es gibt harte Fälle, in denen jemand nach einer langjährigen, wirklich festen Beziehung mit Zukunftsplänen plötzlich wirklich im Nichts verschwindet.

Sie haben die "Ghosting-Ambulanz" gegründet, betreuen und beraten also Menschen, die Opfer von Ghosting geworden sind. Haben die meisten Betroffenen mit denselben Fragen und Problemen zu tun?

Es gibt tatsächlich Parallelen. Viele, denen das passiert, haben erst einmal die gleichen Fragestellungen oder Gedanken im Kopf. Die allermeisten fühlen sich, als seien sie wie Müll entsorgt worden. Müll, den man nicht mehr will, der weggekippt wird und um den man sich nicht mehr kümmern muss. Eines der größten Probleme sind die vielen unbeantworteten Fragen: Ghosting kommt meist aus dem Nichts, die Betroffenen haben dann aber niemanden mehr, an den sie die Fragen richten können. Man läuft da in jeglicher Hinsicht ins Leere.

Was natürlich dazu führen kann, dass man sich automatisch fragt, welchen Anteil man selbst daran hat, oder?

Genau, das ist auch einer der wichtigsten Punkte. Betroffene müssen sich vor allem klarmachen, dass das Ghosting etwas mit dem Anderen zu tun hat und nicht mit einem selbst. Es ist schwer das zu verstehen, aber es hilft, wenn man sich das immer wieder sagt. Es sagt nur etwas über denjenigen aus, der geghostet hat.

Und wie gehen Sie dann in der Ghosting-Ambulanz genau vor?

Zunächst frage ich ab, was eigentlich genau passiert ist. Davon ausgehend können wir gemeinsam schauen, wo der Hauptschmerzpunkt der Betroffenen ist. An der Stelle lassen sich dann Unterschiede ausmachen. Für manche ist etwa die Vorstellung besonders schmerzhaft, dass der ehemalige Partner ein unbekümmertes, fröhliches Leben weiterführt, während man selbst traurig zurückgelassen wurde. Andere Betroffene hingegen entwickeln eine große Angst vor künftigen Beziehungen und davor, dass das noch einmal passiert. Oder es entsteht die Sorge, dass man sich nicht mehr verlassen kann auf andere Menschen - weil die ja jederzeit abtauchen könnten. Je nachdem, was bei den Betroffenen der Hauptpunkt ist, arbeiten wir dann gemeinsam weiter.

Und wenn man es erst einmal ohne eine Therapie versuchen will: Gibt es so etwas wie Soforthilfe für Menschen, die akut davon betroffen sind?

Man muss sich klarmachen, dass Ghosting in erster Linie wirklich etwas über den anderen aussagt. Da sitzt offenbar jemand, der sehr konfliktscheu ist oder sich bequem aus einem Problem herausgezogen hat. Das hat nichts mit einem selbst zu tun. Ganz viele Menschen verknüpfen das mit ihrem eigenen Wert und sagen sich möglicherweise selbst: "Ich bin es nicht wert, dass jemand mit mir ein vernünftiges Abschiedsgespräch führt." Das sollte man also nicht auf sich selbst beziehen.

Der zweite Tipp wäre: Reden Sie mit anderen Menschen und schlagen Sie sich nicht alleine mit dem Schmerz herum. Niemand ist alleine mit der Erfahrung. Es gibt genügend andere Menschen, die auch schon Erfahrungen gemacht haben. Und dann hilft wie bei Liebeskummer auch beim Ghosting Ablenkung. Das heißt jetzt nicht, dass man sich in Alkohol und Drogen stürzen sollte, aber mit guten Freunden etwas zu unternehmen, kann ja auch helfen. Wenn man dann nach Wochen merkt, dass einen die Gedanken nicht loslassen, sollte man sich vielleicht wirklich professionelle Hilfe suchen. Manches erledigt die Zeit. Wo die Zeit nicht hilft, sollte und muss man sich nicht fünf Jahre mit seinem Kummer alleine herumschlagen. Dann kann man auch zu einem Psychologen gehen.

Kommen zu Ihnen denn eigentlich auch Menschen, die selbst andere ghosten?

Leider nicht. Das fände ich sehr spannend. In meine Beratung kommen aber tatsächlich bisher nur die, die von jemandem geghostet worden sind. Ich habe allerdings Menschen in der Beratung, die an Bindungsangst leiden. Manchmal führt das auch dazu, dass die Person ghostet, wenn ihr die Menschen zu nahe kommen. Da kann man gemeinsam an der Bindungsangst arbeiten. Dass jetzt aber wirklich jemand in meine Beratung kommt und sagt, "Ich bin ein Ghoster! Bitte helfen Sie mir!", das habe ich bislang noch nicht erlebt.

 

 

Das Gespräch führte Kathrin Wosch für radioeins.

44 Kommentare

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  1. 44.

    Es ist ein Erklärungsansatz aus dem Wiki-Artikel, ich finde ihn ganz interessant, denn eine Mail zu beantworten kostet kein Porto, oder? Wo Menschen in der Masse (zBsp. von Bewerbern) untergehen, quasi in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, ist doch die Gefahr groß, unzureichendes Bindungsverhalten als allgemeingültig zu etablieren. Das ist doch Stand der Dinge.

  2. 43.

    In der Quelle wird auf eine Autorin hingewiesen, Link zu einem "Psychologie heute"-Artikel, da wird die Abgrenzung erklärt und ich finde es wichtig hier auch zu unterscheiden. Es ist doch etwas anderes, ob jemand den Kontakt abbricht, aber noch erreichbar ist oder Kontakt potenziell irgendwann in der Zukunft noch möglich sein kann oder von jetzt auf gleich verschwindet und nicht mehr kontaktiert werden kann, Kontaktversuche mit Schweigen beantwortet werden. Das ist was fundamental anderes. Und da ist schon wichtig, was in der Vergangenheit gelaufen ist. Wenn es keine Vorwarnungen gab, keine Hinweise auf eine Krise beim Verlassenen, dann ist das Verschwinden Ghosting. So habe ich es verstanden. Die Austauschbarkeit von Menschen ist dabei wohl eher ein Phänomen des digitalen Zeitalters, die Zunahme unverbindlichen Verhaltens kennt wohl jeder, der nicht mehr ganz jung ist. Mir fällt das jedenfalls seit ca 15 Jahren ganz massiv auf.

  3. 42.

    Ich kann im wikipedia-Eintrag zu 'Ghosting' keine scharfe Abgrenzung zwischen 'Ghosting' und 'Funkstille' erkennen. M.E. handelt es sich um dasselbe Grundphänomen mit fast identischen Ursachen und Folgen. Nur wird im Zeitalter vorwiegend digitaler Kommunikation der plötzliche Kontaktabbruch noch einfacher. Das Grundphänomen gab es aber m.E. schon immer, denn schon immer erforderte wertschätzender Umgang mit Menschen erhöhten Aufwand, den nicht alle leisten konnten oder wollten. Es gibt unzählige Jahrzehnte und vermutlich auch Jahrhunderte alte Lieder und Gedichte, die sich mit genau dieser Thematik befassen. - Obwohl ich den Kapitalismus wirklich sehr kritisch sehe und ihn für viele negative Zustände der Menschheit und der Erde verantwortlich mache, hat er mit plötzlichen Kontaktabbrüchen m.E. eher am Rande zu tun.

  4. 41.

    Manchmal ist es auch die Erziehung und der bloße Anstand wie man mit der Zeit und dem Geld anderer umgeht (also sich in dessen Lage versetzt, Achtsamkeit mal anders gedacht?). Warum soll eine Firma Unterlagen zurückschicken, wenn keine frankierten Briefumschläge in den Bewerbungen beiliegen? Wenn das nicht der Fall ist, dann auf "neoliberalten Zeitgeist als Nährboden für erodierende Beziehungspraktiken" zu schlussfolgern ist schon sehr gewagt für eigene Versäumnisse.

  5. 40.

    Oft ist die Verlassene Person stärker, weil beziehungsfähig, sozial und Verantwortungsbewußt. Menschen die den Kontakt meiden, haben darin ihr Defizit. Eine Gesellschaft die nicht gelernt hat, miteinander zu reden, braucht sich auch nicht über die vielen Fälle von Einsamkeit wundern. Soziale Fähigkeiten kommen viel zu kurz und Bildung wird mit auswendig lernen verwechselt. Sozialkompetenz ist die Basis und nicht vom Intellekt zu trennen!

  6. 39.

    Weil hier soviel Unstimmigkeit herrscht, habe ich mal bei Wiki die Definition für Ghosting studiert. Wesentlich dafür ist die Verweigerung oder radikalen wortlosen Abblockung einer Kontaktaufnahme durch den/die Verlassene/n! Eine Quelle dort bezieht sich auf eine Buchautorin zum Thema, die einen Unterschied macht zwischen "Funkstille" und "Ghosting", es wird also sehr fein differenziert. Auch interessant: neben den digitalen Kontaktmöglichkeiten heutzutage, wird auch das Verhalten von Unternehmen auf Bewerbungen als ein Ursprung für die Verbreitung des Ghostings identifiziert: es kommt keine Antwort auf eine Bewerbung zurück, die Folge war die Übernahme dieses Verhaltens der Bewerber - sie sagen Termine nicht ab, reagieren nicht auf Einladungen usw.; eine Unart, die bis ins Private durchschlägt. Wir sehen also zwei wichtige Faktoren: die digitale Revolution und den neoliberalten Zeitgeist als Nährboden für erodierende Beziehungspraktiken.

  7. 38.

    Das Wort Vergeisterung ist im Deutschen zwar länger aber verständlicher, was damit gemeint ist. Fällt Ihr Fall da rein?
    Meistens gibt es da zwei Gründe, wenn es sich nicht um Ghosting handelt:
    Man fühlt sich zurückgesetzt/ungerecht behandelt (was sich anbahnt und zu erkennen ist), oder aber
    man will etwas verbergen/ausweichen, was die Familie nicht gutheißen kann.

  8. 37.

    Bitte besser lesen, dann müssen sie sich auch nicht ungefragt rechtfertigen. ;-)

  9. 36.

    Sie schrieben: "es ist meine persönliche Erklärung/ Vermutung für das Warum, nicht eine Rechtfertigung."

    hdittmar hat versucht Ihnen zu erklären, dass es nicht um "langatmige Erklärungen" geht, sondern um eine kurze Mail oder Postkarte. Ihre Erklärung zu dem "Warum" ist also keine "Warum-Erklärung" für Ghosting.

  10. 35.

    Die meisten Beiträge befassen sich damit, dass jemand ohne als ausreichend empfundene Ankündigung oder Erklärung das Leben eines anderen verlässt und für den Verlassenen plötzlich nicht mehr greifbar ist. Das ist durchaus der Problemkomplex des Ghosting, den es schon immer gab, ja. - Dass das Ende einer Beziehung Ursachen bei beiden Beteiligten hat, stimmt sicherlich in vielen Fällen. Oft versäumt der Abbrecher es jedoch, seine Unzufriedenheit offen und erwachsen zu kommunizieren, um Möglichkeiten zu notwendigen Veränderungen zu schaffen. Wenn es zu spät es, kommen dann Sprüche wie "In einer guten Beziehung hättest Du das merken müssen. Das bahnte sich doch an. Du hast Signale übersehen.". Sie wälzen die alleinige Schuld auf den Verlassenen, der daran zusätzlich leidet, und überdecken oft die Kommunikationsschwäche des anderen. Wer eine Beziehung retten will, muss klar kommunizieren. Wer Sie beenden will, sollte zumindest angemessen und respektvoll "Tschüß" sagen.

  11. 34.

    Martina, sie hat heute Geburtstag...29 Jahre

  12. 33.

    Mein Vater ghostet mich seit jetzt schon 10 Jahre. Ich weiß nicht warum und das macht mich so fertig. Es gab keinen Streit, nix. Er hat sich einfach nie mehr gemeldet. Da er ganz woanders in Deutschland lebt, als ich kann ich nicht Mal spontan vorbei gehen. Ich habe ihm mehrmals auf den AB gesprochen. Einmal ist er rangegangen aber ich rief über Diensthandy an uns er kannte die Nummer nicht,er war überrascht,aber nicht böse und versprach sich zu melden. Das ist jetzt wieder zwei Jahre her. Ich komme damit überhaupt nicht klar. Wie soll ich das meinen Kindern erklären das Opa nie kommt. Zumal sie auch keine Oma haben,die ghostet mich auch,weil ich es mir erlaubt habe sie einmal im Leben zu kritisieren. Aber mein Papa fehlt mir so

  13. 32.

    Ghosting  gab es schon immer. Es hat jetzt nur einen Namen. Das auf die "heutigen Wisch-und-Weg-Zeiten" zu schieben, geht am Thema vorbei. Auch interessant,  dass hier die meisten Ghosting mit "Verlassen-werden" verwechseln. Ich widerspreche der Aussage, dass das nur etwas mit dem Ghoster zu tun hat. Soetwas bahnt sich an. IMMER. Also Augen und Ohren auf in der Beziehung.

  14. 31.

    Angelika, ich wurde vor über 10 Jahren ähnlich verlassen, und manchmal vermisse ich die Person immer noch: als Menschen. Denn mit anderen ehemaligen Partnern stehe ich noch in echt freundschaftlichem Kontakt, auch wenn oft behauptet wird, sowas sei kaum möglich. Die Suche nach dem Grund der abschiedslosen Trennung hat lange Zeit mein Leben dominiert, aber eine wirkliche Antwort habe ich nie gefunden. Aus dieser Erfahrung kann ich Ihnen nur raten: Loslassen! Es ist möglich, auch wenn es nicht so scheint. Sie können ohne den anderen sein! Ein großer Teil der Gründe für die Trennung liegt beim anderen, ein kleinerer vielleicht bei Ihnen. Prüfen Sie für Ihren Teil, was Sie nächstes Mal anders machen wollen, und richten Sie Ihren Blick in die Zukunft. Verabschieden Sie sich einseitig von Ihrem Ex-Partner. Akzeptieren Sie das Ende der Beziehung. Trauern Sie, so lange es nötig und gut für Sie ist. Aber fragen Sie nicht mehr, worauf Sie keine Antworten erhalten werden.

  15. 30.

    Ich wurde vor über zwei Jahren auf so eine Art verlassen. Aus heutiger Sicht muß ich sagen 'Ja, dafür braucht man einen Psychologen '! Damals hatte ich noch die Hoffnung, daß mein Partner mir meine 1000 Fragen beantwortet. Oder gar zu mir zurück kommt. Deshalb dachte ich, seine Antworten würden mir mehr helfen, als es die Antworten eines Außenstehenden könnten. Nur haben sich meine Hoffnungen eben nicht erfüllt. Dadurch habe ich bis heute mit den Folgen zu kämpfen. Die Trennung kam für mich völlig unerwartet. Wir haben noch den nächsten Urlaub geplant, sind miteinander ausgegangen, alles ganz normal. Und dann auf einmal Kontaktabbruch. In seiner Wohnung war er auch nicht. Dieses Gefühl, weggeworfen zu sein wie Müll, nach vier Jahren Beziehung, wünsche ich niemandem. Vielleicht muß Herr "Bernd" das mal erlebt haben, um zu verstehen, was es mit einem Menschen macht. Es war ,oder ist noch, die schlimmste Zeit meines Lebens. Und ich bin nicht mehr die Jüngste, hab schon viel erlebt.

  16. 29.

    Mir fällt noch ein...
    ...es gibt ein sehr schönes Lied von Hannes Wader, das ich in der Coverversionen hier noch viel schöner interpretiert finde als von ihm selbst. "Abschied"
    Das beschreibt eigentlich ganz schön den trotzigen Mut des Verlassenen, der immer gerne sagen möchte : "Schon gut Baby - ich komm klar"
    Das gehen lassen können wollen, aber auch die Bedingung - lass´von dir hören...
    Falls man so einen link darf:
    "Abschied" in der Version von Alin Coen Band
    https://youtu.be/fbb_CJoxJ4Q

    Hannes Wader ist ein bisschen ein der Gundermanns des Westens...

  17. 28.

    Und nun kommt ja noch was. Die Vorstellung eine Liebe oder Liebe und Beziehung zu erleben, in der eine die Geliebte, der Geliebte zu einem besseren Menschen macht. Während man sich gleichzig lassen und so lassen kann - weil das von Beginn an ja der Vertrag war...nicht für eine Liebe etwas zu sein, sich zu biegen, sondern gemeinsam etwas zu werden, ohne jemand anderes sein zu müssen.
    Dieses Ideal, literarisch, popkulturell, von Märkten pausenlos beschworen und ausgemalt, erleben die wenigsten Menschen. Darin sind wir statistisch gesehen einfach nicht besonders gut. Die längste Zeit hatte kaum jemand Chance eine Beziehung zu beenden, die nur in einer Ehe gesellschaftlich legitim war. Haben wir keine Übung. Wir brauchten die Übung und Fertigkeit, eine geschlossenen Ehe womöglich nur überleben zu können.
    Das eine Liebe womöglich nicht lebenslang eine Partnerschaft mit dem geliebten Menschen bedeutet - für diese Freiheit brauchen wir die Übung, Menschen mit Liebe zu verlassen.

  18. 27.

    Tja, jemand kluges der mit "M" anfängt hat mal gesagt, wenn wirklich alles kommerzialisiert ist (auch zwischenmenschliche Beziehungen), dann sind wir bereit für die Revolution...

  19. 26.

    Liebe Karin,
    ich habe Sie gefragt wie alt Ihre Tochter ist, weil das vielleicht auch noch wichtig ist.
    Ist Ihre Tochter noch keine 30...ist man manchmal in seinen ersten Erwachsennjahren so "dumm". Bei allem Stress mit Familie, dem Gefühl aufgehalten zu werden. Wie radikal anders man sein möchte /sein muss. Es bleibt Familie. Was das auch positiv (wieder) bedeutet, versteht man oft erst jenseits der 30. Mit der Kette eigener Mängel. Nicht vorhandener Perfektion. Manche machen eine lange Pubertät. Beweisen die Alten zum Leben nicht zu brauchen. Was auch besser stimmen sollte. Um das mit dem aufeinander angewiesen sein neu zu verteilen. Wir landen alle wo wir angefangen haben. Werden gefüttert, auf dem Topf gesetzt...und können nur hoffen das jemand einfach selbstverständlich da ist...der die im Grunde so schlichten Alltagsdinge tut die man selbst noch nicht oder nicht mehr kann. Bisschen Sonntagsrede. Ich weiss. Aber Sie können hoffen. Das sich das einrenkt.

  20. 25.

    Alle Phasen aller Arten von Beziehungen erfordern Respekt und damit etwas Mühe. Leider sind viele Menschen zu schwach oder zu faul, sich bzw dem anderen diese Mühe zu geben. Am Ende einer Beziehung sollte einer den anderen aber nicht einfach abschalten wie eine Maschine: Nicht umsonst sind Abschiedsrituale unter Menschen und selbst bei manchen Tieren seit Urzeiten verbreitet. Ein zu kurzer oder womöglich gar nicht vorhandener Abschied ist also gewissermaßen unmenschlich und gar unnatürlich - und kann beim Verlassenen heftige Folgen haben: Von schweren Selbstzweifeln bis zum Stalking kann vieles Negative getriggert werden. Wer in sich selbst ruht, wird von abrupten Trennungen nicht so sehr aus der Bahn geworfen wie labile Menschen. Aber Respekt und einen Abschied in Würde haben alle verdient.

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