Tag und Nacht gleichlang - Astronomisch angefrühlingt, meteorologisch bewintert

Mo 20.03.23 | 06:16 Uhr | Von Stefan Ruwoldt
  14
Eine Frau läuft im Regenmantel an einem Blumenstand vorbei (Quelle: Imago / Richard B. Levine)
Bild: imago stock&people

Um dem Winter zu entkommen, ergreifen wir den Strohhalm Astronomie: Die schaut stur darauf, wann Tagundnachtgleiche ist und spricht ungeachtet anderer Umstände von Fühlingsanfang. In Hoffnung auf Sonne und Blumen trotteln wir hinterher. Von Stefan Ruwoldt

Weil keiner so genau weiß, wann denn der Winter endlich vorbei ist und der Frühling beginnt, fängt jeder irgendwie an zu rechnen, nimmt dabei wahllos Summanden, Quotienten und Vielfache in die Hand, zerreibt sie über einem Stullenbrett, schneidet sie klein und liest dann statt der Buchstaben die folgenden Zahlen: F=6; R=18; U=21; E=5; H=8; L=12; I=9; N=14; G=7. Insgesamt sind das glatte 102. Diese Zahl bedeutet Frühling.

1,29 und 2,49 macht zusammengerechnet Sonne

Außerdem gibt es bei Penny für 1,29 Euro Primeln und für 2,49 einen Sechser-Träger Stiefmütterchen, beim Netto-Frühlingsmix gehören noch Hornveilchen im Achter-Angebot für 2,49 dazu. Der Frühling wartet also indoors und steht schon neben der Käsetheke.

Außerdem spielen die ersten Bundesligaprofis kurzärmlig, neben der Mülltonne stehen ausrangierte Skier und der Raucher im ersten Stock trägt auf dem Balkon keinen Schal mehr. All diese Frühlingsbeweise sind wichtig, denn die Meteorologen haben keine.

In Brandenburg elf und zwölf in Berlin macht zusammen 23 Frühlingsgrad

ARD-Wetterdienst-Meteorologe Torsten Walter sagt, dass das Frühlingshafte in den kommenden Tagen zumindest in Berlin und Brandenburg nicht zu entdecken ist. Zwar bleibe es am Montagmorgen zunächst noch aufgelockert, doch frühlingshaft seien weder die Temperaturen von 11 bis 13 Grad in Brandenburg und 12 Grad in Berlin, noch die wohl überall einsetzenden Niederschläge und Schauer. "Sonne? – Die wird sich wohl nur kurz zeigen", so der Experte. "Frühlingshaft? – Ja vielleicht dann am ehesten am kommenden Mittwoch: 16 Grad."

Die Aussichten für die kommenden Tage zeigen laut Wetterdienst klar auf eine Verschiebung des Frühlingsanfangs. Die Tages- und Nachtgleiche am Montag ist dabei vor allem eines: gleich kühl und gleich nass.

Wer Frühling in Berlin und Brandenburg will, muss einkaufen gehen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 20.3.2023, 6 Uhr

Beitrag von Stefan Ruwoldt

14 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 14.

    Mir ist das alles Mettwurst.
    Regen ist gut und langsame Erwärmung auch.
    Für mich beginnt die eigentliche Pflansaison im Garten nach den Eisheiligen. Die Vorbereitungen, Gemüse- und Blumenbeete vorbereiten, läuft. Wassertonnen sind gefüllt.
    Die Nisthölen für meine Schädlingsbekämpfer(Meisen)sind gereinigt u. bezugsfertig.
    Viele sehen den Garten, doch nur wenige den Spaten.

  2. 13.

    Der deutsche Wetterdienst schreibt auf deren Webseite dass wir phänologisch (die Pflanzen) seit Januar bereits im Frühling sind - statt erst Mitte Februar. Wir sind längst im Frühling drin, was die Pflanzen angeht. Und das wieder mal zu früh

  3. 12.

    Die Festlegung auf den 1.3. usw. hatte statistische Gründe. Statistik macht aber keinen Frühling, meist noch nicht mal gute Laune.

  4. 11.

    Diesen Unsinn haben sich Statistiker einfallen lassen. Wahlweise wird dann zur Bedienung des Narrativ der eine oder der andere Winter oder Sommer ausgewählt. Tag-und-Nachtgleiche bedeutet, dass sich die Sonneneinstrahlung nun auf mehr als die Hälfte des Tages (24h) ertrecken wird und es damit tendenziell wärmer wird. Bringt Sinn. Meteorologische Jahreszeiten sind willkürlich und nur sinnvoll für Statistiker.

  5. 7.

    @rbb
    Hat zwar nix direkt mit dem Artikel zu tun, ist mir aber gerade aufgefallen:
    Warum sind in der APP e-Mail-Adresse und Wohnort Pflichtfelder und auf der Webseite beides freiwillige Angaben?

  6. 6.

    Frei nach Orwell:
    Nach internen Informationen des Wahrheitsministeriums wurden wegen der Klimaerwärmung die gefühlten Normalwerte um 5 Grad nach oben korrigiert :-)

  7. 5.

    Im Artikel steht nichts davon, dass 11-13° C zu kalt sind. Es steht dort, dass diese nicht "frühlingshaft" sind.

  8. 4.

    Ich hätte den Artikel gerne in leichter Sprache.

  9. 3.

    9 - 10 °C beträgt die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur für den aktuellen Zeitraum des Jahres. Den Eindruck zu erwecken, 11 -13 °C wären zu kalt, finde ich recht "kurios".

  10. 2.

    Angefrühlingt, kann man das gendern?
    Ich frage nur für die Allgemeinheit.

  11. 1.

    Aus meteorologischer Sicht ist es doch ganz einfach: am 1. März ist (bzw. war) meteorologischer Frühlingsanfang.

Nächster Artikel