Essen mit Merkel, Treffen mit Scholz, Arena-Auftritt - Ex-US-Präsident Obama warnt bei Berlin-Besuch vor Gefahren für die Demokratie

Mi 03.05.23 | 23:21 Uhr
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Der frühere US-Präsidenten Barack Obama (r) winkt im Bundeskanzleramt den Mitarbeitern des Kanzleramtes bei der Ankunft zu. (Quelle: dpa/K. Nietfeld)
Audio: rbb24 Inforadio | 03.05.2023 | Andreas Etges & Dorthe Nath | Bild: dpa/K. Nietfeld

Barack Obama ist mal wieder in Berlin. Der ehemalige US-Präsident weilt bereits zum fünften Mal in der Hauptstadt. Während er 2008 noch kostenlos vor mehr als 200.000 Berlinern sprach, kostete ein Ticket für den Arena-Auftritt am Mittwochabend viel Geld.

Der frühere US-Präsident Barack Obama ist bei einer Veranstaltung in Berlin mit tosendem Applaus empfangen worden und hat vor der Polarisierung der Gesellschaft und Desinformation gewarnt. "Ich glaube, das sind einige der größten Gefahren für die Demokratie", sagte Obama. "Manche jungen Leute glauben, alles, was sie auf Tiktok sehen, ist wahr. Wer auch immer das von euch auch denkt: Ist es nicht."

Der 61-Jährige sprach am Mittwochabend in der Arena am Ostbahnhof mit 17.000 Sitzplätzen. Tickets wurden zuvor für rund 61 bis 550 Euro angeboten. Der deutsche Moderator Klaas Heufer-Umlauf führte durch den Abend. Der ehemalige Präsident sprach mit ihm über seine Sicht auf aktuelle politische Themen wie den Klimawandel und gute politische Führung. Dabei vergaß Obama nie wohl gesetzte Pointen: "Fragen Sie meine Frau Michelle, ich habe zehnmal am Tag Unrecht." Obama ist schon seit einigen Tagen in Europa und absolvierte einen ähnlichen Termin Ende vergangener Woche in Zürich vor rund 10.000 zahlenden Gästen.

Erst Merkel, dann Scholz

Bereits am Dienstag traf sich Obama mit der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Von dem nicht-öffentlichen Gespräch veröffentlichte Merkels Büro am Mittwoch zwei Fotos. Einem Bericht der B.Z. zufolge aßen die beiden Politiker, die während ihrer Amtszeit stets ihre enge Verbundenheit betonten, in einem Restaurant in Schöneberg zu Abend.

Am Mittwochmittag war Obama dann zu einem vertraulichen Gespräch bei Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu Gast. "Gestern Abend war ich Abendessen mit einer alten Freundin - Angela Merkel. Heute habe ich Mittag gegessen mit dem neuen Kanzler Olaf Scholz", sagte Obama am Abend auf der Bühne. Die beiden kämen aus zwei unterschiedlichen Parteien, würden aber die gleichen Grundwerte teilen.

Ein Blick auf den Ex-Präsidenten ab 61 Euro

Eine "Botschaft des positiven und nachhaltigen Wandels" wollte Obama nach Angaben des Veranstalters am Mittwochabend auf seiner Veranstaltung in Berlin setzen. Die Einnahmen sollen nicht Obama selbst, sondern seiner Stiftung zugutekommen, die unter anderem Inklusions- und Stipendienprogramme für Minderheiten macht, so die Darstellung des Ex-Präsidenten und seines Teams.

Obama war von 2009 bis 2017 Präsident der Vereinigten Staaten. Dabei entstand ein enges und freundschaftliches Verhältnis mit Merkel, wie die damalige Kanzlerin etwa bei Obamas Abschiedsbesuch als Präsident 2016 deutlich gemacht hatte.

Archivbild: Der demokratische US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama am 24.7.2008 bei seiner Rede vor Tausenden von Zuschauern an der Siegessäule in Berlin Tiergarten. (Quelle: dpa/TSP)
2008 sprach Obama vor mehr als 200.000 Berlinerinnen und Berlinern am Großen Stern. | Bild: dpa/TSP

Obama bereits zum fünften Mal in Berlin

Ruhig ist es seit dem Ende seiner Amtszeit um den Ex-Präsidenten nie geworden. Obama hat heute neben einer eigenen Stiftung mit seiner Frau Michelle eine Filmproduktionsfirma. Mit dieser kooperiert er unter anderem mit Netflix. Außerdem betreibt Obama einen Podcast mit dem Rockstar Bruce Springsteen. 2020 veröffentlichte er seine Autobiografie "A Promised Land".

Berlin besucht Obama bereits zum fünften Mal. Seinen ersten Auftritt hatte er in der Hauptstadt im Juli 2008, als er als Präsidentschaftskandidat vor mehr als 200.000 Berlinerinnen und Berlinern eine Rede am Großen Stern vor der Siegessäule hielt. 2013 sprach er als Präsident vor dem Brandenburger Tor, ehe er 2016 noch einmal zu einem Abschiedsbesuch nach Berlin kam. Im Folgejahr kehrte er dann als Ex-Präsident im Rahmen des Kirchentags zurück. Seinen bislang letzten Besuch absolvierte er im Jahr 2019, als er einen Vortrag an der European School of Management and Technology hielt.

Begleitet wird Obama von einem großen Sicherheitsteam aus Polizei, SEK und US-Secret-Service, der allen US-Präsidenten und ihren Lebensgefährten auch nach ihrer Amtszeit bis zum Lebensende zusteht.

Sendung: rbb24 Inforadio, 03.05.23, 8:30 Uhr

96 Kommentare

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  1. 96.

    Das Obama amerikanische Außenpolitik, also amerikanische Interessen vertreten hat, ist ja völlig unstrittig und eine Binsenweisheit; was denn wohl sonst??
    Aber die Methoden Obamas mit denen eines Richard Nixon gleichzusetzen, der durch sein Falschspiel beim Machtantritt gegenüber Johnson den Vietnamkrieg noch einmal richtig eskalierte, einem Nixon der die Rechte der Schwarzen mit Füßen trat, einem Nixon der nicht davor zurückschreckte bei den Demokraten ins Watergategebäude einzubrechen…
    Zur Erinnerung, G. W. Bush war nicht der Wunschkandidat für G. H. W. Bush. Der Wunschkandidat war J. Bush!!
    Bush ist eben nicht gleich Bush. Und zwischen der Politik von G. H. W. Bush und G. H. Bush liegen Welten.

  2. 95.

    Sie hätten soviel sagen können und dann einmal nichts.

  3. 94.

    Das läßt sich daraus nicht folgern. Scholl-Latour beschrieb das mal als Zustand eines Vasallen aus seiner Sicht.

  4. 93.

    Es wäre für Deutschland mal an der Zeit, dass wir selbst einen knallharten Egoismus an den Tag legen.
    Einfach mal nur noch das tun, was unseren Interessen dient.
    So wie es über dem Bundestag geschrieben steht.
    "Dem Deutschen Volke"
    Gern auch inklusive derjenigen, die hier ohne deutschen Pass leben.
    Aber ansonsten nicht mehr um die Probleme auf der ganzen Welt kümmern, einmischen und Milliarden dahin schieben.
    Sonst geht unser Land irgendwann vor die Hunde.
    Nur noch das machen, was unserem Wohlstand und der militärischen Stärkung unseres Landes dient.

  5. 92.

    Ausnahmen bestätigen die Regel. Dafür hat er ja seinen Sohn in die Presche geschickt. Der hat alles vielfach nachgeholt. Und ja, ich bleibe dabei. Obama hat die typische US-amerikanische Politik weiterbetrieben. Er erschien nur sympathischer. Bei genauerem Hinsehen verliert sich das aber schnell.

  6. 91.

    In den USA bedarf es keines Krieges zur Wiederwahl.
    Es genügen außenpolitische Schwächen für eine Niederlage.
    Dies wurde Ford und Carter zum Verhängnis.
    Generell sagt man aber über US-Wähler, they vote on the pocket / it's the economy stupid - siehe Niederlage Bush 1992.
    Bei Trump glaube ich eher, er stürzte über Corona.
    Die Wahl fiel noch in eine Zeit (Nov. 2020), wo viele harte Corona-Regeln forderten, die Trump nicht lieferte.
    Kurz vor Ausbruch des Virus (Jan. 2020) saß er ja noch fest im Sattel.

  7. 90.

    In den USA bedarf es keines Krieges zur Wiederwahl.
    Es genügen außenpolitische Schwächen für eine Niederlage.
    Dies wurde Ford und Carter zum Verhängnis.
    Generell sagt man aber über US-Wähler, they vote on the pocket / it's the economy stupid - siehe Niederlage Bush 1992.
    Bei Trump glaube ich eher, er stürzte über Corona.
    Die Wahl fiel noch in eine Zeit (Nov. 2020), wo viele harte Corona-Regeln forderten, die Trump nicht lieferte.
    Kurz vor Ausbruch des Virus (Jan. 2020) saß er ja noch fest im Sattel.

  8. 89.

    Warum? Also wenn handelndes Personal der Wähler egal ist, man einfach so einem Land den Krieg erklärt,man nie was mit dem Begriff“Vaterland“ anfangen konnte, in Demonstrationen mitläuft und „Scheiß Deutschland“ ruft, der Kanzler zum Rapport nach USA reist, um eine Geschichte zur Sprengung von NS2 dem Volk zu erzählen, kann man schon Zweifel bekommen an der Souveränität unseres Landes. Wie souverän ist unser Land, wenn es zulässt, das eine fremde Macht, Kampfmaßnahmen einzig & allein von einem Stützpunkt in unserem Land führt?

  9. 87.

    Dass sie Jimmy Carter erwähnen, macht sie ja richtig sympathisch. Denn ich halte persönlich eine ganze Menge von Jimmy Carter.
    Aber ich widerspreche ihnen entschieden die Politik von Obama mit der von Bush junior oder erst Recht mit der von Nixon einfach gleichzusetzen. Die Unterschiede zu Richard Nixon könnten größer gar nicht sein.
    Übrigens Bush senior war in meinen Augen auch ein anständiger integrer Präsident, der mit ihren Worten auch nur eine Amtszeit bekam und schonmal die Ausnahme zu ihrer Kriegsregel ist.

  10. 86.

    Völlig richtig. Alleine kann Deutschland seine Interessen überhaupt nicht durchsetzen. Die Achse mit Frankreich hat historische aber auch wertegeleitete Gründe und sicherte wenigstens einen gewissen deutschen Einfluss. Und die Achse mit Frankreich funktioniert mit wenigen Unterbrechungen mehr oder weniger zuverlässig bis heute. Aber die Interessen könnten teilweise nicht verschiedener sein. Der Sicherheitsberater von Jimmy Carter, Zbigniew Brzezinski, analysierte diese Beziehung in „Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft“.

  11. 84.

    "Auch zu Klaus von Dohnanyis Pre-EU-Zeiten, hatte man nicht umsonst immer den Schulterschluss mit Frankreich gesucht." Der Schulterschluß mit Frankreich muß nicht von Vorteil für Deutschland sein, da die Interessen F mit seinem Weltreich und der Marine doch in vielen Punkten von den Interessen und Möglichkeiten einer Landmacht im Zentrum Europas (Deutschland) verschieden und teilweise gegenläufig sind. In manchen Punkten ist der Schulterschluß mit Frankreich eher eine Einhegung von Deutschen möglichen Interessen. Außerdem ist F Atommacht und baut auch eigene Raketen und Flugzeuge etc - das alles hat Deutschland nicht mehr und ist da strategisch abhängig von anderen Nationen. Polen wäre auch eher eine Landmacht, baut sicher aber eher gegen als mit Deutschland auf, da wird ein echter Schulterschluß schwierig. Vielleicht könnte man sich an F beim Verhältnis zur NATO orientieren.

  12. 83.

    Davon sprach ich bei dem Thema Führungsrolle in der EU. Deutsche, und auch praktisch durchsetzbare Interessen, können ja nur europäische Interessen sein. Im Alleingang erreichen wir überhaupt nichts. Auch zu Klaus von Dohnanyis Pre-EU-Zeiten, hatte man nicht umsonst immer den Schulterschluss mit Frankreich gesucht.

  13. 82.

    "An alle Demokratie Zweifler in Deutschland, macht doch einfach Urlaub in Russland oder in China, Belarus, Nordkorea usw."

    Diese Leute haben nicht einmal ihr Bundesland verlassen und sie kommen mit Russland.

  14. 81.

    Dafür macht ihn aber hier keiner verantwortlich. Er hat die hegemonistisch-aggressive US-Politik weitergeführt und ist kein Deut besser als Nixon, Bush oder Bush jr. Erstaunlicherweise hat Trump keinen neuen Krieg entfacht. In den USA gilt aber die Regel, wer keinen Krieg führt, bekommt keine zweite Amtszeit. Carter wäre ein zweites Beispiel, damit es nicht aussieht, als würde ich für Trump Sympathien hegen.

  15. 80.

    "Aber diese Binsenweisheit diskreditiert ja nicht die Präsidentschaft von Barack Obama" Sollte es auch nicht. Obama hat im ureigensten Interesse der USA Politik gemacht und für seine Nation dabei durchaus etwas erreicht. Das kann man aus deutscher Sicht gut oder schlecht finden. Wo bleibt aber bei unseren Politikern die Geostrategie für Deutschland, was sind die Interessenssphären von D und was ist die nationale Strategie zur Verteidigung dieser? Wäre ein "Germany first" analog des "America first" zumindest ansatzweise nicht überdenkenswert? Da könnte man schon von US-Präsidenten und auch von Obama für Deutschland lernen.

  16. 79.

    "Deutschland hält sich aber auch nicht raus, wir machen mit." Aber mit der Betonung auf MIT. Das sind dann aber nicht unbedingt eigene nationale Interessen und Strategien von D, wo da MIT gemacht wird, sondern häufig einfach Bündnisverpflichtungen. Beim 2. Irakkrieg hat Schröder z.Bsp. nicht militärisch aktiv mitgemacht (dafür haben wir massiv dafür Geld bezahlt an andere Willige, aber das ist nicht direkt militärisch); da kam das Kabinatt Schröder sicher nicht gut an bei dem Verbündeten USA.

  17. 78.

    An alle Demokratie Zweifler in Deutschland, macht doch einfach Urlaub in Russland oder in China, Belarus, Nordkorea usw. Sie sind alle sehr verwöhnt, denn diese Diskussionen könnten Sie in anderen Ländern garantiert nicht führen. Wir haben doch alle gesehen wie schnell die Demokratie in Amerika in Gefahr war. Und alle die der Meinung sind, Amis brauchen wir nicht, die sollten sich schon mal bei der Bundeswehr anmelden. Wehrpflicht für alle einfach mal überlegen!!







  18. 77.

    "Jedoch haben auch US-Demokrat*innen am Demokratieabbau mitgewirkt, das Beschneiden des Wahlrechts geht nicht allein auf republikanische Rechnung." Beliebter Irrtum bei den Parteienbezeichnungen. Die Bezeichnungen Democrats und Republics haben historische Wurzeln im Unabhängigkeitskampf und haben keine direkte Beziehung zum Begriff Demokratie in der heutigen Benutzung im Deutschen. Die Parteien kann man eher einteilen nach: Republikaner tendenziell eher isolationistisch (Stichwort Monroe-Doktrin), Demokraten tendenziell eher internationalistisch/global. Demokratisch in deutschen Wortsinne sind beide etwa gleich, wobei das politische System der USA nicht direkt mit dem in Deutschland vergleichbar ist.

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