Ermittlungen wegen Kindeswohlgefährdung - Kita-Personal in Hennigsdorf soll Kinder angebrüllt und eingesperrt haben

Fr 26.05.23 | 14:43 Uhr
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Symbolbild: Eine Garderobe in einer Kita. (Quelle: dpa/A. Weigel)
Audio: rbb24 | 26.05.2023 | Patrik Buchmüller | Bild: dpa/A. Weigel

Erneut wird in Brandenburg gegen das Personal einer Kita ermittelt. Kinder sollen angebrüllt, ignoriert, eingesperrt und zum Essen und Schlafen gezwungen worden sein. Meldungen über derartige Missstände sind deutlich gestiegen.

Das Brandenburger Bildungsministerium und die Staatsanwaltschaft Neuruppin gehen Vorwürfen der Kindeswohlgefährdung gegen sechs Erzieherinnen und Erzieher einer städtischen Kindertagesstätte in Hennigsdorf nach. Es wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Nötigung eingeleitet, wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilte.

Kinder sollen grob angepackt und hochgezogen worden sein, es gehe zudem um "Anbrüllen und Anschreien, Ignorieren, Einsperren sowie Ess- und Schlafzwang", hieß es aus dem Bildungsministerium. Zuvor berichteten die "Märkische Allgemeine Zeitung" und die "Märkische Oderzeitung" darüber.

Vorfälle zwischen Oktober 2019 bis April 2023

Die Vorfälle in Hennigsdorf sollen laut Ministerium im Zeitraum zwischen Oktober 2019 bis April 2023 geschehen sein. Die Stadt Hennigsdorf (Kreis Oberhavel) als Trägerin der Kita teilte mit, dass die Vorwürfe gegen sechs Beschäftigte seit März dieses Jahres bekannt seien. Die Mitarbeiter würden derzeit nicht mehr in der Einrichtung eingesetzt.

Laut Staatsanwaltschaft wird geprüft, ob strafrechtliches Verhalten vorliege und inwieweit auch Anhaltspunkte für eine Kindeswohlgefährdung vorliegen. Zeugen sollen befragt werden, darunter die Eltern. Die Ermittlungsbehörde werde zudem den Beschuldigten rechtliches Gehör geben.

Das Bildungsministerium teilte auch mit, dass unklar sei, ob und inwieweit die ehemalige Leitung der Einrichtung etwa durch eine "Mitwisserschaft und Verschleierung" und möglicherweise "unzureichende Interventionen" beteiligt gewesen sein könnte. Die Stadt richtete nach eigenen Aussagen eine Sprechstunde für Eltern ein. Zudem gebe es fachliche Beratung auch für die Beschäftigten der Kita.

Mehr Missstände in Brandenburg gemeldet

Immer wieder werden in Brandenburg Vorwürfe wegen körperlicher Übergriffe und unangemessener Erziehungsmethoden in Kitas laut. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin hatte in einem anderem Verfahren Anklage gegen die frühere Leiterin einer Kita in Neuruppin und gegen ihre Stellvertreterin erhoben. Der Behördensprecher hatte im April gesagt, den Frauen werde vorgeworfen, Kinder etwa zum Essen gezwungen zu haben. In einer Potsdamer Kita wurden Vorwürfe laut, dass Erzieherinnen Kinder eingesperrt haben sollen. In einer Kita in Grünheide (Oder-Spree) sollen Kinder bei Sturm nach draußen geschickt und auf der Toilette fixiert worden sein.

Im vergangenen Jahr wurden in Brandenburg mehr Missstände gemeldet als noch 2021: Laut Bildungsministerium wurden 82 Verdachtsfälle von übergriffigem Verhalten von Beschäftigten gegen Kinder bekannt. Im Jahr 2021 waren es 56 Fälle. Einen tatsächlichen Anstieg von Missständen leitet das Ministerium daraus nicht ab. Als Gründe werden eine erhöhte Aufmerksamkeit genannt und ein anderes Meldeverhalten. Dazu habe das neue Kinder- und Jugendstärkungsgesetz beitragen.

Sendung: rbb24, 26.05.2023, 16 Uhr

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