700 Jahre alt - Münzfund in Brandenburg legt Bauvorhaben in der Altstadt lahm

Mi 14.06.23 | 17:50 Uhr
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Eine von vier archäologischen Münzen liegt auf einem Tisch. Bei archäologischen Grabungen in Brandenburg an der Havel sind Forscherinnen und Forscher auf bis zu 700 Jahre alte Silbermünzen gestoßen. (Quelle: dpa/Cevin Dettlaff)
Audio: Antenne Brandenburg | 15.06.2023 | Matthias Gindorf | Bild: dpa/Cevin Dettlaff

Bei archäologischen Grabungen in Brandenburg an der Havel sind Forscherinnen und Forscher auf bis zu 700 Jahre alte Silbermünzen gestoßen. Die Fachleute gruben sie am Neustädtischen Markt in der Altstadt aus, dessen Grund wegen eines Bauvorhabens auf archäologische Schätze untersucht werden musste. Am Mittwoch wurden die dreieinhalb Münzen der Öffentlichkeit präsentiert.

Derlei Funde böten wichtige Einblicke in die Geschichte der Region, des Landes Brandenburg und teilweise auch Europas, sagte Christof Krauskopf, Pressesprecher des Brandenburgischen Landesamts für Denkmalpflege. Ein "Highlight" des Fundes ist ihm zufolge ein halbierter Brandenburgischer Denar mit einer Abbildung vom Jobst von Mähren, der 1410 zum deutschen König gewählt worden war, kurz darauf jedoch starb. "Sie lässt in dieser Grabung in Brandenburg die Reichsgeschichte "aufblitzen"", so Krauskopf.

Bau von Wohnungen und Pflegehotel verzögert

Nötig wurde die Grabung in der Altstadt, weil die Jedermann Gruppe dort unter anderem Wohnungen und ein Pflegehotel bauen will. Er freue sich über die spannenden Funde, sagte der Vorstandsvorsitzende Sven Rohde. "Aber natürlich ist das für unser Bauvorhaben mit höheren Kosten und einer Verzögerung verbunden", sagte er.

Bereits zuvor hatten Archäologen und Archäologinnen an der Stelle Entdeckungen gemacht, die teils noch aus der Jungzeit stammten - also über 5.000 Jahre alt sind.

Wahrscheinlich werden die Grabungen noch mindestens bis August weitergehen, wie Krauskopf schätzt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 15.06.2023, 17:00 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Meiner Meinung nach : ist der Neustädtische Markt in der Neustadt und das betreffende Bauvorhaben wiederum ist am Molkenmarkt.
    Die Altstadt fängt erst hinter der Jahrtausend Brücke an.

  2. 11.

    Habe mich schon gewundert, warum diese Baustelle Am Molkenmarkt so lange dauert und nach Stillstand aussieht.
    Altstadt, Neustadt und Brandenburger Dom Bezirk -
    Brandenburg an der Havel - eine Stadt aus drei Stadtkernen ziemlich kompliziert.

  3. 10.

    Sie haben Recht. Aber hier wurde ja nicht einfach so, aus blankem Interesse, ausgegraben, sondern weil durch die Baustelle die Zerstörung der Fundstelle bevor stand. Hauptinteresse der Bodendenkmalpflege ist ansonsten vorrangig der Erhalt der Fundstellen. Das ist auch deshalb so, weil sich die Wissenschaft nicht nur in ihren Methoden, sondern auch in ihren Theorien weiterentwickelt. In 500 oder 1000 Jahren wird es z. T. andere Fragestellungen geben, die die Wissenschaft von heute nicht beantwortet.

  4. 9.

    In 500 oder 1000 Jahren, ziemlich optimistisch wenn man sieht wie die Menschheit gerade die Lebensgrundlagen zerstört.

  5. 8.

    Klingt nach Zeitfehlern in der Vorplanung, und damit steht die Baustelle nicht alleine da. Archäologie per se legt keine Baustelle lahm. Planungsmängel bei Baustellen sind doch heute auch abseits der Archäologie eher Standard als Ausnahme. Und, Überraschung! In der Brandenburger Altstadt sind aufwendige Grabungen nötig? Wer hätte das gedacht. Es gibt auch genug Fälle, wo die Archäologie schneller als angenommen fertig war, oder im Zeitrahmen lag. Wie alle anderen auf'm Bau auch.

  6. 7.

    Die gefundenen Münzen mögen auf dem Sammlermarkt nicht viel wert sein, aber darum geht es bei archäologischen Ausgrabungen auch gar nicht. Ziel ist es ja nicht, etwas besonders (finanziell) wertvolles zu finden, sondern den Ort archäologisch zu untersuchen und zu dokumentieren. Bevor er dann auf Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte durch neue Gebäude versiegelt wird. Wobei ggf. alte Fundamente oder Gebäudereste vollständig zerstört werden (beispielsweise für das Fundament neuer Gebäude).

  7. 6.

    was werdendie Leute in einigen tausend Jahren bei Ausgrabungen
    über unsere Technik der Jetztzeit evtl.staunen ??

  8. 5.

    Wenn man in Altstädten baut, muss man damit rechnen, dass archäologisch relevante Funde zu Tage kommen. Dieses Rumgejammer nervt. Dann baut halt auf grüner Wiese. Kann auch schiefgehen, aber zumindest nicht mit Ansage.

  9. 4.

    Da haben Sie vollkommen Recht. Aber wie es immer so ist - jedes Ding hat zwei Seiten. Meine Tochter ist Archäologin und war schon bei einigen Grabungen in Berlin,Brandenburg und MeckPom und hat mit ihren Kollegen schon einiges ausgebuddelt. Je älter und besser erhalten die Funde - umso größer die Freude. Dennoch hat sie dabei auch oft ein schlechtes Gewissen. Die Funde lagen bis dahin über hunderte oder tausende Jahre gut konserviert im Boden. Diese Bedingungen können nach der Ausgrabung nichtmehr gegeben werden, was zur Folge hat, dass die Haltbarkeitsdauer drastisch sinkt. Wir lernen heute durch die Funde, aber was bleibt denen, die in 500 oder 1000 Jahren hier leben? Je mehr wir heute ausgraben, umso weniger Möglichkeiten des Lernens und Verstehens haben die späteren Generationen. Unsere heutige digitale Welt ist nicht für die Ewigkeit gemacht.

  10. 3.

    Korrektur für den Berliner RBB: das Objekt, wo die Münzen gefunden wurden, befindet sich am Molkenmarkt in der Neustadt von Brandenburg an der Havel.

  11. 2.

    Wer die Vergangenheit nicht kennt, wird die Gegenwart nicht verstehen. Das zeigt sich auch bei den aktuellen Konflikten in der Welt wieder einmal deutlich. Und jede Scherbe und jede Münze ist ein kleines Puzzlestück, das unser Bild der Geschichte vervollständigt. Unser Verständnis der Geschichte ist dabei nicht statisch, sondern entwickelt sich. Es ist ein Prozess. Unser heutiges Bild von der Vergangenheit ist sehr viel differenzierter und umfassender als das, was unsere Vorfahren vor 100 oder 150 Jahren darüber wussten oder zu wissen glaubten. Es ist eine fortwährende Weiterentwicklung. Und jedes Fundstück und jeder Befund dient der Erweiterung unseres Verständnisses der Geschichte und somit auch unserer Gegenwart.
    Finanziert wird so eine Ausgrabung in Brandenburg vom Bauherrn, der die Kosten für eine eventuell notwendige archäologische Maßnahme obligatorisch einplanen muss. Ggbf. beteiligt sich auch das Land, wenn die Kosten einer Ausgrabung unverhältnismäßig groß sind.

  12. 1.

    Ich find das ja immer unheimlich spannend, wenn so uralte Münzen, Scherben, was auch immer gefunden werden und uns Einblick in die Geschichte geben. Ich weiß auch, daß 3 x so alte römische Silber-Denare auf den gängigen Plattformen so um die 2 - 3 Euros das Stück gehandelt werden. Ja - nicht alles, was hinkt ist ein Vergleich - aber so viele Tausender, wenn nicht (eher) Millionen für 3 1/2 Münzen???

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