Interview | Farid Beu über Sauna-Aufguss-Meisterschaft - "Nur Propeller-Wedeln reicht nicht"
Sauna-Aufguss ist nicht gleich Sauna-Aufguss: Es gibt unterschiedliche Wedel-Techniken, Aromen, Hitzesteigerungen. Der amtierende Aufguss-Meister, Farid Beu, verrät im Interview, worauf die Jury bei der Meisterschaft in Werder (Havel) achtet.
Farid Beu ist amtierender Deutscher Sauna-Aufguss-Meister - den Titel hat er schon mehrmals gewonnen. Auch Weltmeister war er schon. In Werder an der Havel (Potsdam-Mittelmark) will er nun seinen aktuellen Titel verteidigen. Wenn er nicht gerade wedelt, arbeitet der 34-Jährige im Servicebereich eines Wellness-Resorts am Scharmützelsee.
rbb|24: Herr Beu, wir haben gerade zeitweise um die 30 Grad. Ist es gut bei Hitze in die Sauna zu gehen?
Farid Beu: Auch im Sommer kann man sein Immunsystem mit Sauna-Gängen stärken. Man muss das nicht unbedingt nur im Winter machen. Man sollte das schon regelmäßig tun, auch im Sommer. Wichtig ist, dass man topfit ist. Menschen mit Kreislaufproblemen, niedrigem Blutdruck, Kopfschmerzen oder Krampfadern sollten die Sauna besser meiden.
Nun findet die deutsche Aufguss-Meisterschaft statt. Wie sind die Regeln?
Der Aufguss darf nur maximal 15 Minuten dauern. Wird die Zeit überschritten, gibt es Punktabzug oder man kann sogar disqualifiziert werden. Neben den normalen Gästen sitzt eine Fachjury mit in der Sauna. Die bewertet: Düfte, Wedeltechnik, Show und Hitzesteigerung. Man sollte die Sauna zum Beispiel nicht gleich zu Beginn sehr hochheizen, dann laufen die Gäste alle raus, das gibt dann auch eine negative Bewertung. Die Jury prüft auch, ob die Düfte ankommen und zum Thema passen. Und wichtig ist auch, dass bei der Show eine Geschichte erkennbar ist.
Können Sie uns verraten, worum es in Ihrer Geschichte gehen wird?
Ich bin in diesem Jahr "John Q". Das ist ein Film mit Denzel Washington. Darin geht es um einen verzweifelten Vater, der um das Überleben seines Sohnes kämpft. Die Herausforderung wird sein, dass die Gäste und die Jury verstehen, worum es geht. Ich werde versuchen, die Emotionen rüberzubringen.
Verkleiden Sie sich auch?
Ja, ich werde wie ein Fabrikarbeiter gekleidet sein. Jeans, weißes T-Shirt, weiße Schuhe, Cap.
Inwiefern spielen Düfte bei der Geschichte eine Rolle?
Wenn es in der Geschichte einen ruhigen Moment gibt, kann man zum Beispiel Lavendel einsetzen. Wenn man eine Stimmungsaufheller braucht, dann nimmt man Minze, das regt an. Ein Guten-Morgen-Aufguss geht so: Man nimmt Zitrone, das reinigt die Luft. Dann kommt Orange dazu, das gibt Kraft und zum Schluss wieder Minze, das ist anregend und dann kann man voller Energie in den Tag starten.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich auf Aufgüsse zu spezialisieren?
Eigentlich bin ich gelernter Hotelfachmann. Und dann habe ich 2011 bei der Satama-Therme in Wendisch Rietz angefangen. Seitdem mache ich dort 2 bis 3 Mal am Tag Sauna-Aufgüsse. Aber das ist nur ein Teil meines Jobs. Ich bin auch im Service-Bereich tätig, mache also nicht nur Aufgüsse, sondern kümmere mich um die Gäste, stehe hinter der Bar und so weiter. Das erste Mal an einem Aufguss-Wettbewerb habe ich 2012 teilgenommen.
Warum machen Sie Aufgüsse so gerne?
Wenn ich in der Sauna bin, schalte ich ab. Ich bin dann in einem anderen Film und das macht mir Spaß. Ich freue mich immer, wenn die Gäste zufrieden rausgehen. Sie bedanken sich dann und der Beifall tut wirklich gut. Ich möchte Menschen glücklich machen und deswegen mache ich das.
Wie wird man Aufguss-Meister?
Das ist keine spezielle Qualifikation, aber man kann sich fortbilden. Nur Propeller-Wedeln reicht nicht. Es gibt noch andere Show-Wedel-Techniken: Von oben, von unten, Doppelwedel-Technik, Doppel-Acht, Handtücher hochwerfen und fangen, hinter dem Rücken, durch die Beine. Manche machen richtig Akrobatik in der Sauna. Um das zu lernen, verreist man ein bis zwei Mal im Jahr und lernt dann von den anderen Aufguss-Meistern. Das ist kein Gegeneinander bei uns, sondern ein Miteinander.
Also wird man Sie auch in Zukunft in der Sauna wedeln sehen?
Ja, mir macht das sehr viel Spaß und ich bin mit 34 Jahren auch noch nicht so alt, dass ich sage: "Ich hänge jetzt das Handtuch an den Nagel."
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Kira Pieper
Sendung: Fritz, 28.06.2023, 06:31 Uhr