Hilfe gegen Flüssigkeitsmangel - Wie der Körper das Wasser kriegt, das er braucht
Besonders im Sommer verbraucht der Körper viel Flüssigkeit. Die sorgt einerseits für Kühlung und versorgt andererseits lebenswichtige Organe über das Blut. Wie bemerkt man rechtzeitig Flüssigkeitsmangel - wie gefährlich kann er für uns werden? Von Lucia Hennerici
Wieviel Liter Flüssigkeit verbraucht der Körper am Tag?
Allein durch Atmen verliert unser Körper rund einen halben Liter Flüssigkeit pro Tag. Bei Hitze oder durch Sport sind es schnell über 1,5 Liter und "Nachfüllen" ist besonders wichtig - denn bei Flüssigkeitsmangel bleiben mehr Giftstoffe im Körper und durch das "dickere Blut" werden Organe schlechter mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt.
Welche Symptome deuten auf Flüssigkeitsmangel?
Symptome von Flüssigkeitsmangel können zum Beispiel stark gelb-gefärbter Urin, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme oder Schwindel sein. In schwereren Fällen auch Herzrasen, Verwirrung oder Muskelkrämpfe.
Aber oft bemerke man Flüssigkeitsmangel zu spät, sagt der Berliner Allgemeinmediziner Carsten Lekutat. "Das große Problem ist: Der Durst kommt zu spät. Das heißt, wenn ich sagen würde: Ok, das erste Zeichen, dass ich zu wenig getrunken habe, ist der Durst, dann liege ich in der Regel falsch, der tritt nämlich zu spät ein." Eigentlich sollte man den ganzen Tag über trinken, nicht erst, wenn man durstig sei, so Lekutat.
Wer ist besonders gefährdet?
Gefährdet sind vor allem Menschen, die ein vermindertes Durstgefühl haben, beispielsweise altersbedingt, durch Krankheiten wie Diabetes oder durch Stress. Auch bestimmte Medikamente wie Blutdrucksenker beschleunigen Flüssigkeitsverlust über die Nieren.
Viele Risikofaktoren für Flüssigkeitsmangel betreffen ältere Menschen. Gleichzeitig können die Folgen für diese Altersgruppe besonders gefährlich sein. "Oftmals kommen sie mit Verwirrtheitszuständen. Man denkt, dass es vielleicht ein Schlaganfall ist", sagt Gesundheits- und Krankenpflegerin Svenja Krysat vom Charité-Campus Benjamin Franklin. Wenn ältere Leute stürzten, weil oftmals auch Blutverdünner in ihrer Medikation sei, könne das wiederum zu einer Hirnblutung führen. "Dieser Rattenschwanz ist unglaublich groß", so Krysat.
Wieviel Wasser braucht der Mensch am Tag?
Als Richtwert für Erwachsene gelten 1,5 bis 2 Liter bei normalen Umgebungstemperaturen bis 23 Grad und Bewegung. Frauen brauchen in der Regel etwas mehr Wasser als Männer.
Laut Allgemeinmediziner Carsten Lekutat gibt es eine Faustregel: 30 bis 40 Milliliter Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht. Dabei handele es sich nicht nur am das Wasser was man trinke, sondern auch beispielsweise das Wasser, was in Gemüse und in den Lebensmitteln enthalten sei. "Eine Gurke ist Wasser am Stiel", erklärt der Allgemeinmediziner.
Allerdings weisen Experten auch darauf hin, nicht mehr als drei Liter am Tag zu trinken. Im Normalfall verkraftet der Organismus eines Erwachsenen bis zu zehn Liter Wasser an einem Tag.
Wie kann man sich ans Trinken erinnern lassen?
Wenn es ums echte Trinken geht, können Apps als Erinnerung helfen. Außerdem: Die tägliche Wasserdosis als Flaschen in Sichtweite stellen. Als Trinkmotivation und für Nährstoffe taugen isotonische Getränke, Schorlen oder das Wasser mit fruchtigem Geschmack durch Obst zu pimpen.
Wer es mag, kann auch gerne zum alkoholfreien Bier greifen. Grundsätzlich gilt: Was zum Trinken animiert, ist willkommen - nur Alkohol sollte man meiden und Zucker beschränken. Ein zu Viel an Wasser kommt nur selten vor, wenn zum Beispiel Leistungssportler binnen Stunden über 5 Liter trinken. Für alle anderen gilt: Gerne noch einen Schluck Wasser mehr nehmen.
Sendung: rbbPraxis, 19.07.2023, 13:07 Uhr