Berlin-Lichtenberg - Umstrittener Trailerpark bekommt keinen Strom mehr

Fr 13.10.23 | 15:17 Uhr
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Menschen stehen in einem Trailerpark in Lichtenberg vor den Containern. (Quelle: rbb)
Bild: rbb

In einem umstrittenen Trailerpark am Hönower Wiesenweg im Berliner Bezirk Lichtenberg haben zahlreiche Bewohner nun endgültig keinen Strom mehr. Die Energieversorgung sei wegen eines völlig überlasteten und überhitzten Stromkastens abgeschaltet worden, sagte der zuständige Bezirksstadtrat Kevin Hönicke (SPD) am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

Ein Gutachter habe diesen Schritt aus Sicherheitsgründen dringend empfohlen. Demnach waren die Menschen in dem Trailerpark in Gefahr, beispielsweise "durch eine signifikant erhöhte Brandgefahr", wie es in einer Mitteilung des Bezirks hieß.

Schon vor rund zwei Wochen hatte der Netzbetreiber laut Hönicke etwa drei Vierteln der Bewohner den Strom gekappt, weil diese ihn illegal abgezapft hätten.

Trailerpark soll kommendes Jahr geräumt werden

In dem Trailerpark eines privaten Eigentümers, der aus Sicht des Bezirkes rechtswidrig betrieben wird, sind nach Hönickes Angaben rund 220 Bewohner offiziell gemeldet. Darunter seien auch gut ein Dutzend Kinder und Jugendliche. Wie viele Menschen sich dort genau aufhalten, sei aber unklar.

Um die Anlage, auf der sich Wohnwagen und Wohncontainer befinden, gibt es seit Jahren Streit zwischen Betreiber und Bezirk, der auch Gerichte beschäftigte. So wurde dem Betreiber laut dem Bezirk bereits im November 2020 untersagt, Wohnwagen und Wohncontainer zu Wohnzwecken zu vermieten, weil das Wohnen in einem Gewerbegebiet nicht gestattet sei.

Laut Hönicke liegt zudem seit Juni eine gerichtliche "Nutzungsuntersagung" vor. Mit dem Betreiber sei vereinbart, den Trailerpark bis kommendes Jahr zu räumen. Statt dem Folge zu leisten, laufe jedoch die Vermietung weiter. Hönicke zufolge kosten Unterkünfte, die nur wenige Quadratmeter umfassen, etwa 500 Euro Miete im Monat. Zum Teil zahlen Sozialamt oder Jobcenter die Miete - und unterstützen damit praktisch das unerlaubte Geschäftsmodell.

Hönicke: Ersatzangebote werden nicht genutzt

Am Freitagvormittag waren laut Bezirk Mitarbeiter des Sozialamtes in dem Trailerpark, um den Bewohnern konkrete Hilfsangebote zu unterbreiten.

Nach den Worten Hönickes bietet der Bezirk Bewohnern schon seit längerem Ersatzwohnraum etwa in Hotels, Hostels oder Notunterkünften an. Das gelte in der neuen Situation umso mehr, schließlich bedeute kein Strom, dass es keine Kochmöglichkeiten oder kein Warmwasser mehr gebe.

Viele Menschen hätten das Angebot in der Vergangenheit jedoch nicht angenommen, so der Bezirksstadtrat. Eine Schwierigkeit dabei sei auch, dass etliche Bewohner Tiere hätten, darunter Kampfhunde. Er appellierte zugleich an den Betreiber, in dem Trailerpark für menschenwürdige Verhältnisse zu sorgen.

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26 Kommentare

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  1. 26.

    Von Ostkreuz bis Hönower Weg... immer wenn es um Vertreibung von Bewohnern geht fällt der Name Kevin Hönicke. Bin ich der einzige dem das auffällt?

  2. 25.

    Ja kommt einem so vor wie der polnische Bau an der Oder. Gerichte sagen Stopp, interessiert aber keinen und niemand setzt es durch.
    Wenn ich den Artikel richtig interpretiere, hat der Bezirk seit 2020 das Recht die Räumung durchzusetzen und den Eigentümer anderweitig direkt zu verklagen.
    Wahrscheinlich weiß man aber gar nicht wohin mit den Menschen. Nennt man das Pyrrhussieg?

  3. 23.

    Was ich überhaupt nicht verstehe ist, dass der Vermieter offenbar illegal handelt. Und das nicht nur in Karlshorst. Wieso sitzt der nicht im Knast?

  4. 22.

    Ich behaupte mal ganz platt: alle die im Wohnheim leben bekommen staatliche Unterstützung da die Kosten echt heftig sind. Hier versucht dann natürlich sowohl die soziale Wohnhilfe als auch die Ämter die Leute schnell rauszubekommen um Geld zu sparen. Und hierüber geht's dann doch schneller als beim Hönower Wiesenweg. Die 500€ sind im Endeffekt das, was Wohnraum kosten darf, 1000€ für 1 Person jedoch nicht. Also wird hier aktiv unterstützt.

  5. 21.

    Warum soll denn der Bezirk - auf Kosten der Steuerzahler - für Stromversorgung auf dem Gelände sorgen? Verantwortlich ist doch immer erstmal der Vermieter. Was sagt der denn dazu?

  6. 20.

    Zum einen sehe ich hier nicht den Bezirk in der Pflicht irgendetwas zu liefern, da der Bezirk nicht Vertragspartner/Vermieter ist, zum anderen ist die fachliche Einschätzung, dass ein Baustromverteiler ausreichend wäre anhand der Anzahl der zu versorgenden "Mieteinheiten" ausreichend wäre wohl mehr als lächerlich.
    Aber schon klar, wenn die Hütten dann irgendwann abbrennen ist wieder der Bezirk schuld, weil er nicht eingeschritten ist und nicht der Betreiber oder die ganzen Elektrofachkräfte, die die Anlage mit ihrem Heimwerker Know-How verkabelt haben

  7. 19.

    Elektrisch deutet alles auf fehlende Selektivität hin wenn man einzelne Hotspots generiert ohne den Netzverknüpfungspunkt zu überlasten. Eine Plombe am NH-Sicherungskasten ist nur ein juristisches aber kein technisches Hindernis.
    Zitat:
    „ Schon vor rund zwei Wochen hatte der Netzbetreiber laut Hönicke etwa drei Vierteln der Bewohner den Strom gekappt, weil diese ihn illegal abgezapft hätten.“
    Da ist der Bezirk ordnungsrechtlich gefordert. Dürfte ja nicht nur der Umgang mit Elektrizität grenzwertig sein.
    Wasser, Abwasser, Abfall dürfte kaum besser abschneiden, wenn das Gesundheitsamt mal durchmarschiert.
    Und wenn alle Feuerlöscher zentral am Eingang stehen, ist das im Brandfall kaum hilfreich. War bestimmt Tag der Überprüfung.

  8. 18.

    lächerlich, der Bezirk schafft es seit über zwei Wochen nichts einen Baustromverteiler uns paar Kabeltrommeln zu liefern...

  9. 17.

    Das ich habe von Sozialarbeit bekommen...

    der Bezirk Lichtenberg, namentlich Herr Hönicke, werden das Grundstück weit vor dem vereinbarten Termin 31.05.2024 gewaltsam räumen. Die sogenannte "Taskforce" und der "Katastrophenschutz" des Bezirksamts Lichtenberg sind seit mehreren Wochen mit der Thematik betraut und in der Verantwortung - gleichwohl wurde bisher keine funktionierende Baustrom-Notverorgung installiert? Der weit überwiegende Teil der Bewohner lehnt die angebotenen "Asyle" ab, also wird Strom ersatzlos gekappt, in der Hoffnung die Menschen "kalt" entmieten zu können. Analog zu der unwürden Räumung des Obdachlosencamps Rummelsburger Bucht 2021. Dieselben Akteure, derselbe modus operandi.

    Das Bezirksamt könnte das Projekt jederzeit über eine Sondernutzungsverfügung (Sonderbaurecht Land Berlin) als Safe Space schützen. Das Angebot des Eigentümers, dem Bezirk Lichtenberg das Grundstück über Jahre unentgeltlich zu überlassen, liegt noch immer auf dem Tisch.

  10. 16.

    Der Bezirk sollte die Anlage übernehmen und Ordnung reinbringen. Dann können die Leute dort bleiben. Für Flüchtlinge gibt's doch auch Containerunterkünfte, also muss das doch möglich sein. Hotels und Wohnheime sind wahrscheinlich auch viel teurer.

  11. 13.

    Das schwächste Glied sitzt spätestens im Trafohäuschen an der nächsten Kreuzung.
    Das nennt sich Selektivität.
    Wenn da ein "Stromkasten" - was auch immer das sein soll - überlastet ist, ist die Selektivität definitiv nicht gegeben.
    Also mindestens am NH-0 wäre normalerweise Schluß.
    Und irgendwie muss ja auch der Bezug jetzt unterbunden worden sein.
    Da kommt ja niemand mit einer Säge und kappt das Kabel.

    Und offensichtlich wurde ja nicht illegal bezogen, was bei einer wie auch immer geartetetn Manipulation der Fall wäre.

    Ich sehe hier zumindest den Bezirk als Treiber.
    Traue keinem Gutachten, das Du nicht selbst in Auftrag gegeben hast...

  12. 12.

    Die Antwort ist nein.
    Wer behauptet, dass eine eigene Wohnung aus einem Wohnheim heraus schneller zugänglich wird, hat die Realität noch nicht bemerkt.
    Wohnheimadressen sind mit einem Makel belegt und tauchen sogar als sozialScore in unterschiedlichsten Ausprägungen auf.
    Bis hin zu "kommen Sie wieder, wenn Sie eine andere Adresse haben"
    Glauben Sie nicht?

    Für die anderen Aspekte, der abgeschobenen Unterbringung reicht der Platz hier nicht...

  13. 11.

    Ich wünsche allen Bewohnern viel Glück.

    Auf Menschen, die scheinbar so wohnen müssen, weil kein anderer bezahlbare Wohnraum zur Verfügung steht, sollte nicht rumgetrampelt werden.

    Der Streit zwischen Bezirk und Betreiber sollte nicht auf dem Rücken der Bewohner ausgetragen werden.

    Ohne Diskussion.

    Berlin sollte dafür sorgen, dass mehr Sozialwohnungen gebaut oder gefördert werden. So lange sollte versucht werden, auslaufende sozialwohnungen weiter zu fördern, wenn bedürftige drin wohnen.

  14. 10.

    Da haben die Bewohner scheinbar nur den falschen Pass. Ich finde es traurig, dass Menschen trotz Zahlung von Miete in Berlin kein Recht auf Wohnen und Strom haben. Der Streit zwischen dem Land Berlin bzw. des Bezirks sollte nie auf dem Rücken der Bewohner ausgetragen werden. Egal wie illegal der wohnpark ist, sieht es so aus als wenn Berlin die Bewohner rausschmeißen will. So geht man doch nicht mit Menschen um. Die Menschen sollten so lange Strom und Wasser bekommen, bis das Problem gelöst ist.

  15. 9.

    Dann wissen Sie aber auch wie leicht man Schutzgeräte manipulieren kann um mehr Leistung zu bekommen. Geht solange gut bis das Kabel das schwächere Element als die Sicherung ist.
    Die Theorie funktioniert nur dort wo sie korrekt angewendet wird.
    In brasilianischen Favelas ist der Fanghaken noch Standard. Da sich dort niemand von der Energieversorgung ohne Genehmigung der jeweiligen Bosse rein traut, sind die „Leitungsverluste“ dort deutlich höher.
    Und wenn ich diese Containerburgen sehe, ist der Unterschied zur Favela in Rio oder Sao Paolo nicht mehr so groß. Vielleicht ist die Gewalt in Berlin noch nicht so extrem.

  16. 8.

    Dann erklären Sie mir als Laie bitte: Wo befindet sich die Sicherung, wenn jemand beispielsweise illegal eine Strassenlaterne anzapft?
    Der ganze Park ist illegal, weder brandschutzmäßig noch hygienisch in Ordnung. Einfach ein bereits untersagtes dubioses Geschäftsmodel auf dem Rücken der Steuerzahler und derer, die dort wohnen.

  17. 7.

    Ich denke nicht, dass die Stromabnahme ohne Zähler für jede "Wohneinheit" irgendwann genehmigt wird.
    Das der Park illegal betrieben wird, ist seit Jahren bekannt. Und dass die Ämter die weit überzogenen Mieten auch noch zahlen, ist ein Unding.
    Ich denke - jeder, der wirklich aus der Not heraus dort wohnt, hatte schon die Möglichkeit, Hilfsangebote mit menschenwürdigerer Wohnsituation anzunehmen. Dazu gehört natürlich auch der Wille, sich einer neuen Situation anzupassen. Wer dort lebt, weil er Freude an diesem spartanischen Leben hat, dann ab auf einen offiziellen Campingplatz und nicht auf Kosten der Steuerzahler.
    Ich kann Ihnen nur raten, Angebote des Bezirks zu nutzen - der Winter wird kalt. Und nächstes Jahr ist ohnehin Schluss.

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