Polizeistatistik - Fünf Polizei-Einsätze pro Schultag: Gewalt an Berliner Schulen nimmt zu

Mo 18.03.24 | 20:13 Uhr
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Symbolbild: Ein Schüler geht am 15.10.2012 in einer Berliner Schule in die Schulmensa. Neben der Tür hängt ein von Schülern gemaltes Verbotsschild, zusammengesetzt aus Kacheln. (Quelle: dpa-Bildfunk/Kay Nietfeld)
Video: rbb24 Abendschau | 19.03.2024 | Rainer Unruh | Bild: dpa-Bildfunk/Kay Nietfeld

Konflikte werden auf manchen Schulhöfen mit Gewalt gelöst. Meistens handelte es sich bei den Delikten um vorsätzliche einfache Körperverletzungen. Aber es trifft nicht nur Schüler, auch Lehrer sind unter den Opfern.

  • Nach vorläufigen Zahlen der Polizei ist die Zahl von Gewalttaten an Schulen in Berlin gestiegen
  • Meist sind es Körperverletzungen und Bedrohungen
  • Am häufigsten sind Kinder die Opfer - immer öfter aber auch Lehrkräfte

Die Zahl der erfassten Gewalttaten an Berliner Schulen ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Zwar liegen die endgültigen Zahlen für 2023 noch nicht vor und in den Jahren 2021 und 2022 muss die Corona-Pandemie berücksichtigt werden, dennoch zeigt die Tendenz eindeutig nach oben. Das belegen Statistiken und Einschätzungen, die die Polizei der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.

Demnach registrierte die Polizei 2021 insgesamt 1.133 sogenannte Rohheitsdelikte. 2022 waren es 2.344 entsprechende Taten und für 2023 sei eine "erneute deutliche Steigerung der Fallzahlen" zu verzeichnen. Interessant ist dabei auch, dass diese Taten fast nie von den Schulen oder der Polizei der Öffentlichkeit und den Medien mitgeteilt werden.

Auch Lehrer unter den Opfern

Meistens handelte es sich bei den Delikten um vorsätzliche einfache Körperverletzungen (2022: 1.379). Dazu kamen jeweils dreistellige Zahlen von gefährlichen Körperverletzungen (370), bei denen eine Art von Waffe eingesetzt wird, sowie ähnlich viele Bedrohungen (361). Anzeigen wegen Raub (62) und Nötigungen (79) lagen im zweistelligen Bereich.

Als Opfer von Gewaltdelikten zählte die Polizei 2021, als wegen der Corona-Pandemie viele Schultage ausfielen, 903 Schüler und Schülerinnen. Im Folgejahr waren es 2.136 Schüler. Auch hier wird für 2023 eine weitere Erhöhung erwartet.

Opfer von Angriffen oder Bedrohungen waren auch Lehrer und Lehrerinnen: 2021 lag die Zahl bei 123, 2022 dann schon bei 237 Lehrern. Und auch hier teilt die Polizei mit: "Im Jahr 2023 ist auch hierbei eine Steigerung der erfassten geschädigten Lehrkräfte in Schulen zu verzeichnen."

24 Mal Alarm ausgelöst

An jedem Schultag gibt es im Durchschnitt mindestens fünf Polizeieinsätze an Berliner Schulen. Die Zahlen stiegen zuletzt von 750 im Jahr (2021) über 1.003 (2022) auf 1.076 (2023). Alarm wurde an den Schulen im vergangenen Jahr 24 Mal ausgelöst. 2022 und 2021 waren es jeweils nur einzelne Fälle. Die Frage, wie oft der Alarm begründet oder unbegründet war, konnte die Polizei aus der Statistik nicht beantworten.

Eine Gesamtzahl aller sichergestellten Waffen lag ebenfalls nicht vor. Allerdings wurden 2021 38 Fälle und 2022 54 Fälle im Bereich "Messerangriff" registriert. Drohungen oder Schüsse mit Schusswaffen gab es dreimal (2021) beziehungsweise neunmal (2022).

Um noch mehr Gewalt zu verhindern, arbeitet die Polizei in der ganzen Stadt mit den Schulen zusammen. Dafür gibt es besonders ausgebildete Präventionsbeauftragte, die Veranstaltungen anbieten und auch Strafanzeigen aufnehmen und weiterleiten können.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.10.2024, 11:50 Uhr

76 Kommentare

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  1. 76.

    Mag sein, aber wer ist dafür verantwortlich? Schwierig, wir haben oftmals einen veraltetsten Verständnis von Bildung für alle. 2 Mächtige Lehrerverbände, Philologen und GEW. Beide sind schwer kompatibel, aber in Fragen der Zukunft beide hinter hohen Bergen. Die GEW natürlich für das Bildungsbürgertum und die Anderen weiß ich nicht. Beide finden schon die Benutzung eines Taschenrechners für so eine Art von Gotteslästerung. Migranten zu berücksichtigen fällt bei diesen Prioritäten hinten raus. Ich bin fast 60. Mobbing gab es schon in den 70gern, da ging das richtig handfertig vor, wenn du nach Hilfe gesucht hast, wurdest du auch noch verspottet, auch von den Eltern.

  2. 75.

    Zur Erinnerung, in ihrem Kommentar steht nichts von "Mitschuld ".
    Also bitte nichts unterstellen. Soviel Fairness sollte schon sein.

  3. 74.

    Die AfD ist schon seit Jahren an allem Schuld ! Alle anderen Parteien und Organisationen sind grundsätzlich unschuldig und haben damit auch nichts zu tun. Deshalb muss die AfD auch für das ganze Dilemma permanent büßen und Prügel einstecken. Deshalb wäre auch ein Verbot kontraproduktiv, weil dann die Schuldigen weg wären und die Frage nach der Schuld wieder offen wäre und ein Ersatz erst neu generiert werden müsste.

  4. 73.

    Ich ahnte nicht, dass einigen die Bedeutung des Wortes "Mitschuld" so fremd ist...

  5. 72.

    Klar, schuldig an der Misere sind nun die Oppositionsparteien und nicht die Regierungsparteien. Darauf muss man auch erstmal kommen!

  6. 71.

    Ich denke nicht, dass "Ansgar" der AfD allein die Schuld gibt. Was meiner Meinung nach allerdings wahr ist: Diese Partei trägt definitiv zur Verrohung der Gesellschaft bei...

  7. 70.


    Die Schuld alleine der AFD zu geben ist etwas zu einfach, ich weiß die Welt nur schwarz weiß zu sehen ist leichter.

  8. 69.

    Wer auch immer ihnen diesen Schwachsinn eingetrichtert hat, von "seeligen DDR- Zeiten" hab ich noch nie was gehört.
    Dort(an den Schulen) herrschte das Volksbildungsregime der SED verantwortet von Frau Honecker. Sieht man mal von der einen oder anderen ideologischen Überspitzung ab, herrschte dort eine intensive Lernatmosphäre. Kinder wurden bis zum Feierabend der meisten Eltern im Hort betreut und das hieß nicht, dass sie nur spielten, sondern die Hausaufgaben wurden erledigt. Schlechte Schüler wurden nicht nur zur Rede gestellt, sondern es gab Patenschaften, um ihnen zu helfen. Lehrer gingen in die Wohnungen der Schüler und sprachen mit den Eltern, verschafften sich einen Eindruck vom persönlichen Umfeld. Die wenigen ausländischen Schüler wurden gut betreut, um ihnen die Integration so leicht wie möglich zu machen. Mit 15 Fremdsprachlern in einer Klasse und fehlendem Kontakt zum Elternhaus ist der Absturz vorprogrammiert.

  9. 68.

    Der Meinung bin ich auch. Alles fängt im Elternhaus an. Wie Kinder sich entwickeln, fängt dort an, wo es ihnen vorgelebt und anerzogen wird. Egal, ob gut situiert oder arm. Ob jmd. Respekt anerzogen wird, hängt nicht vom Geldbeutel ab oder welche Muttersprache man spricht.

  10. 67.

    Vielleicht wird der Zusammenhang mit diesem Artikel ja für Sie etwas deutlicher:

    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/03/brandenburg-anstieg-rechter-gewalttaten-opferperspektive-verein.html

  11. 66.

    Leider werden die Eltern solcher Sprößlinge heutzutage zuwenig in die Pflicht genommen. Nicht alles kann und muss der Lehrer richten. Die Kompetenz der Lehrer wurde in den letzten 30 Jahren massiv eingeschränkt, wahrscheinlich weil weil man Angst hat, dass pöbelnde Eltern gleich die Rassismus- bzw. Migrationskarte ziehen. Das ist m.M. nach falsch, Multi-Kulti-Klassen hin -oder her:
    Wenn Schüler sich daneben benehmen, sollten nicht nur diese entsprechend erzieherisch belangt werden, auch eine entsprechende Ansage/Sanktionen an die Eltern wäre angebracht. Denn offensichtlich waren diese mit der Erziehung ihrer Sprößlinge überfordert bzw. nicht willens, ihren Kindern Anstand und Respekt beizubringen.
    Wenn unsere Eltern in die Schule zitiert wurden, weil man sich als Schüler daneben benommen hat, hatte das auf jd. Fall Konsequenzen. Ein Unrechtsbewusstsein wird den Kindern heute nicht mehr oder zuwenig anerzogen. Egal welche kulturellen und sozialen Unterschiede es gibt.

  12. 65.

    "Sabi" hat mich doch schon korrigiert. Mir war nicht bekannt, dass hierzulande mancherorts die Grundschulzeit sechs Jahre beträgt. Hängen Sie sich jetzt bitte nicht daran auf, das Thema des Artikels ist ein anderes. Und schreiben Sie sich bitte nicht ab...

  13. 64.

    Achso, nicht? Mit 6 eingeschult, 6 Jahre lang, 1x zurückgestuft ( bei Flüchtlingskindern völlig üblich). Rechnen Sie selbst, viel Glück.

  14. 63.

    Ansgar, in einigen Berliner Schulen beträgt der Migrationshintergrund der Schüler * innen mitunter 90 % ,wer ist denn dann für Sie für die dort herrschende Gewalt verantwortlich? Und es gehört nunmal dazu das man auch das ansprechen sollte und nicht immer versucht es nach Gutmenschenmanier untern Tisch fallen lässt . Es gibt überall schwarze Schafe und die sollte man dann auch offen und ehrlich benennen können.

  15. 62.

    Bestes Beispiel sind die beiden Lehrkräfte, die in Brandenburg auf zunehmende rechtsextreme Vorfälle an ihrer Schule hingewiesen haben und anschließend auf widerliche Weise weggemobbt wurden...

  16. 61.

    Dass es auf Dauer zu Problemen kommt, wenn der Bildungsapparat chronisch unterfinanziert ist, ist jetzt wirklich keine Überraschung...

  17. 60.

    Von den Auftritten der afd im Bundestag bis zu Höckes "wohltemperierten Grausamkeiten" können Sie sich beliebig viel aussuchen. Das lässt sich alles supereinfach recherchieren...

    Dass seit dem Erstarken der afd auch rechtsextremistische Anschläge wieder zugenommen haben, ist für Sie aber bestimmt auch nur Zufall...

  18. 59.

    Auch vor den Schulen macht die Verrohung in der Gesellschaft nicht halt.

  19. 58.

    Der Mord an Walter Lübcke, Hanau, rechtsextreme Vorfälle an Schulen - hat natürlich alles nix mit der afd zu tun. Die afd hat das Vergiften der Diskussionskultur ja sogar quasi angekündigt. Und ich merke an, dass ich der rechtsextremen afd lediglich eine deutliche Mitschuld gegeben habe.

  20. 57.

    Die Probleme an den Schulen sind seid Jahren bekannt, aber diese wurden zum größten Teil geleugnet, vertuscht nach dem Motto was nicht sein darf,darf nicht sein. Wenige haben sich getraut es offen und ehrlich anzusprechen, aber ihnen wurde nicht zugehört. Viele der Lehrer *innen wurden mit den Problemen allein gelassen, waren oder sind überfordert, oft auch verängstigt sich durchzusetzen auf Grund der Furcht vor Konsequenzen seitens des Schulamtes oder der Medien.
    Es ist an der Zeit das die zuständigen Schulämter mal auf den Tisch hauen und diejenigen Schüler *innen und deren Eltern in die Schranken weisen, sonst geht es immer so weiter, wer nicht hören will ,muss ebend fühlen.
    Aber nein ,jetzt ist erstmal das Entsetzen groß und in 3 Wochen haben wir es dann wieder verdrängt und wenden uns den wichtigen Themen zu ,die da wären.......

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