Arbeitseinsatz am Wochenende - Freiwillige sammeln kahnweise Müll aus dem Spreewald

Mo 25.03.24 | 15:01 Uhr | Von Sebastian Schiller
  26
Freiwillige sammeln kahnweise Müll aus dem Spreewald. (Quelle: rbb)
Video: rbb24 | 25.03.2024 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Bild: rbb

Der Spreewald ruft bei vielen Bilder der Idylle hervor. Abseits der Fließe, die gern mit Kähnen und Paddelbooten befahren werden, versteckt sich aber auch jede Menge Müll. Eine kleine Gruppe Freiwilliger sammelt diesen ein. Von Sebastian Schiller

Seit dem Morgen ist das Team um Paul Rösler am Sonntag im Spreewald bei Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz) unterwegs. Lediglich zwei Stunden hat es die vier freiwilligen Helfer gekostet, um einen kompletten Spreewaldkahn mit allerlei Unrat zu befüllen. "Das laden wir beim Bauhof ab und die entsorgen es, Gott sei dank, für uns mit", erklärt Rösler, auf dem vollen Kahn sitzend.

Von der Thunfischdose über verschiedene Flaschen bis hin zur Toilettenschüssel ist alles dabei. Manches ist auch nicht genau zu identifizieren: "Entweder MZ-Motor oder Kühlaggregat", rätselt Rösler bei einem Gegenstand, der sich vermutlich schon mehrere Jahre im Unterholz befunden hat.

Originalbid: Logo der Müllsammer vom Spreewald am 24.03.2024.(Quelle: rbb/Jan Urbanski)
Logo des Freiwilligen-Teams "Spreewälder Gurkentruppe". | Bild: rbb/Jan Urbanski

"Spreewäler Gurkentruppe" hat sich online gefunden

In ihrer Freizeit sucht die "Spreewälder Gurkentruppe", wie sich die Freiwilligen nennen, nach Müll entlang der Fließe. Drei von ihnen kommen aus dem Spreewald, einer aus Berlin. Alle waren für sich immer mal wieder im Biosphärenreservat für kleine Müllsammelaktionen unterwegs gewesen. Über ihre Sammelaktionen haben zwei von ihnen online Beiträge veröffentlicht und sind dadurch aufeinander aufmerksam geworden. Im vergangenen Jahr haben sie sich zu viert zusammengetan und treffen sich nun bis zu zweimal pro Jahr für eine gemeinsame Müllsammel-Tour zu Kahn.

Für das Müllsammeln bekommen sie kein Geld, sondern zahlen sogar noch drauf: für Fahrtkosten und Müllbeutel.

Viele alte Klein-Deponien

Bei ihren Sammel-Aktionen suchen die vier Müllsammler weniger Plastikbecher von Spreewaldtouristen, als vielmehr kleine Mülldeponien, vor Jahrzehnten vermutlich von Anwohnern wild angelegt. "Man läuft auf Scherben", beschreibt Sammlerin Sandra Richter, bevor sie sich im Uferbereich nach dem nächsten Gegenstand bückt. "Das war doch früher typisch", erklärt sie sich den Umstand. In jedem Dorf gebe es doch noch solche Müllhalden.

"Es heißt ja nicht umsonst, da wächst dann Gras drüber", ergänzt Paul Rösler, der wenige Meter daneben steht. "Das ist ungefähr das, was sie damit meinen." Vom Sarkasmus lassen sich die vier aber nicht übermannen, sondern wollen ihre gute Laune beibehalten. "Man kann einfach was machen oder meckern. Und wir haben uns für's Machen entschieden", sagt Rösler. Sie würden das nicht für sich selbst tun, sondern für die kommenden Generationen. "Wir haben ja jetzt das Bewusstsein. Die vor uns haben's nicht gehabt", ergänzt er.

Originalbid: Müllsammer vom Spreewald mit Ausbeutean Müll eines Tages am 24.03.2024.(Quelle: rbb/Jan Urbanski)
Müll-"Ausbeute" eines Vormittags. | Bild: rbb/Jan Urbanski

Touristen sind heute sensibilisiert

Die Ausbeute des Sonntagvormittags ist üppig. Sammler Tim Richter zählt auf: "Wir hatten heute Regenrinnen, Asbestplatten, Schuhe, Haushaltsgegenstände." Auch ein Surfbrett und ein alter Ofen waren dabei.

Immerhin sei positiv anzumerken, dass sich die Müllbestände nicht erweiterten. Es käme zumindest kaum neuer Müll hinzu, stellt Lukas Hannemann aus der "Gurkentruppe" fest: "Die Paddler werden im Paddelbootverleih sensibilisiert und die Fährleute passen auf, dass keiner was herumschmeißt. Das ist also zum Glück nur alter Mülll, den wir hier wegräumen."

Menschen, die es ihnen gleich tun wollen, rät Paul Rösler: "Wenn Leute Bock haben, dann würde ich sagen, können sie sich gern einen Kanadier ausleihen und dann hier den Spreewald entlang paddeln mit offenen Augen." Wer Müll sehen wolle, sehe ihn auch, versichert er.

Zwei volle Spreewald-Kähne hat die Gruppe bei ihrem heutigen Einsatz insgesamt an Müll zusammen gesammelt. Auf der Fahrt zum Bauhof zieht der Berliner Paul Rösler Bilanz: "Man fühlt sich glücklich und ein bisschen erschreckt", sagt er. Einerseits sei es erfüllend, die Natur von soviel Unrat befreit zu haben. Andererseits sei man erschrocken darüber, wieviel Müll immer noch herumliege.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 24.03.2024, 19.30 Uhr

Beitrag von Sebastian Schiller

26 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 26.

    Vielen Dank für Ihren Beitrag und Ihren Einsatz für andere Menschen. Es gibt Personen, die haben die Sicht, die Sichtweise eines ganz bestimmten Blickwinkel. Und nun aus dem "Ohren Sessel" heraus und bei vollem Teller, bestünde die Möglichkeit d3r Sicht auf die Realität. Ist so gewollt, im Ohren Sessel?
    Zum Artikel: eine schöne Aktion um die Umwelt, die Welt um einem herum, schöner zu gestalten. In einigen Dörfer gibt es die Aktion "unser schönes Dorf" und an einem Samstag vormittag suchen die Einwohner die Straße entlang nach Müll und sammeln diesen ein.
    Einem befreundet Landwirt unterstütze ich im Frühjahr regelmäßig die Felder für den weideaustrieb vorzubereiten, so das im April Mai die Rinder auf die Weiden können. Eine Aufgabe ist auch die Weiden an den Landstraße von Müll zu beseitigen. Von Teilen eines Lkw's bis zu Hause Müll ist alles dabei. Schlimme finde ich immer Getränkedose und die Verpackung der bekannten fast food Ketten.
    Nun ist so, mit dem Tellerrand!

  2. 25.

    Der Spreewald ist dem Tode geweiht, Wenn in 1-2 Jahren der Cottbusser Ostsee vollgepumpt wurde, gehen die Pumpen aus und kaum noch Wasser wird die Spree entlang kommen, Berlin wir stark betroffen sein. Wann kommt die Pipeline von der Ostsee, die man mit Tesla gemeinsam bauen sollte?

  3. 24.

    Nein, es ging um die "Stimmung in der Gegend". Eventuell nochmal nachlesen. Und das Lübbener unfreundlicher sind als Lübbenauer... Na ja, ich glaube so eine Aussage muss man nicht kommentieren.

  4. 23.

    Großes Kompliment und Dank an die Damen und Herren für so viel freiwilliges Engagement. Das finde ich bemerkenswert und einfach vorbildlich. Danke!

  5. 22.

    ich kann diese Überinterpretation des Beitrages auf den Sie sich beziehen nicht nachvollziehen.
    Es ging nur darum, das die Lübbener ziemlich unfreundlich sind und ja das stimmt meiner Erfahrung nach. Auch ist es dort so das man als Paddler gern mal fast von Kähnen versenkt wird, die denken es sei eine Rennstrecke...
    Oder man wird von angetrunken Personen an den Schleusen belästigt.
    Die Lübbener können halt ohne Motor nicht mit dem Kahn klarkommen, dafür gibt es die Quark und Gurken geimpften Stromaufwärts aus Lübbenau, Raddusch, Burg usw....Sie sind auch Freundlicher!

  6. 21.

    Gute Truppe, diese Leute !
    Gerti, aus dem AFD Programm was vorgelesen ?

  7. 20.

    Das musste ja wieder kommen: Der Schwenk zu den Rechten. Laut Aussage waren Sie seit 6 Jahren nicht mehr da, kennen aber genau die Stimmung dort. Woher? Aus der Presse? Ich sage Ihnen, Sie haben keinen blassen Schimmer, wie dort die Stimmung ist. Ich bin dort mehrmals im Jahr. Nur freundliche Menschen. Von wegen rechte Stimmung. Das ist eine Touristen-Hochburg.
    Die müssen freundlich sein. Fahren Sie mal wieder hin: Freundliche Stimmung, Keine Bettler,keine aggressiven Menschen wie in Berlin....

  8. 19.

    >"Das sieht aber nicht wie Müll von Touris aus."
    Definitiv nicht. Das sieht auch nach Müll mit längerer Liegezeit aus. Wobei ich mich bei diesem Beitrag in rbb aktuell gefragt habe, ob die Müllverklapper da bei Nacht und Neben mit nem Kahn durch die Fließe rudeln und das Zeugs dann noch paar Meter in den Wald tragen... Wie im Beitrag ersichtlich, nehmen sich die freiwilligen Müllsammler auch immer ein anderes Gebiet vor. Irgendwann ist der Spreewald dann zumindest vom Sperrmüllzeugs der gesetzlosen Nachwende-90er Jahre befreit.
    Mein Dank gilt hier diesen freiwilligen Landschaftshelfern und der Kommune, die dies unterstützt.

  9. 18.

    "warum immer "Freiwillige"", na Sie machen es ja scheinbar nicht. Wie wäre es denn mit den Verursachern ?
    Tja, wer macht denn nur sowas ? Die "Grünen" und Sympathisanten vermutlich eher nicht.
    "Bürgergeldbezieher" ? Na, dann mal nicht über arme Rentner plaudern, die Bürgergeld beziehen, sondern diese dann "fragen", Frau Sonja ?

  10. 17.

    Nein, hat sie nicht! Das ist wiedermal Hetze aus Neid. Sonst müsste sie schreiben "arbeitslose erwerbsfähige Leistungsberechtigte".
    57 % der Bürgergeldempfänger können/dürfen gar nicht arbeiten.
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/666880/umfrage/verteilung-der-leistungsempfaenger-von-arbeitslosengeld-ii-in-deutschland-nach-gruppen/

  11. 16.

    Gerdi hat doch Recht.....warum immer "Freiwillige". Bürgergeldempfänger können doch auch solche Arbeiten verrichten. Besser als nur das Geld vom Staat zu kassieren.

  12. 15.

    Das sieht aber nicht wie Müll von Touris aus. Kein Touri schleppt mal eben Kabel, Schläuche, Eisen ect.mit um es dann im Wasser zu versenken.
    Aber passt zur Stimmung in der Gegend. Es sind immer die „Fremden“ schuld und nie sie selber.
    Früher sind wir Ostern immer nach Lübben. Aber nun seit 6 Jahren lieber Richtung Kolberg. Da sind die Menschen einfach freundlicher.

  13. 13.

    Respekt! für all die fleißigen Helfer!
    Im Prinzip ist das ja wie in vielen Gegenden Berlins, wo einfach alles auf der Straße entsorgt wird, statt es zur Stadtreinigung zu bringen.
    Trauriges Kapitel des faulen Teils der Wohlstandsgesellschaft...

  14. 12.

    Geht's noch? Bürgergeldempfänger sind keine Arbeitssklaven, die den Müll anderer Drecksäcke wegzuräumen haben!

  15. 11.

    "Die Umwelt" ist natürlich auch das Umfeld direkt um uns herum. Umweltschutz muss aber auch weiter gedacht werden. Gerne werden Umweltschützer von einigen auch als Umwelt-Terroristen bezeichnet. Dabei ist oft der eigene Tellerrand für solche Sprüche-Klopfer eine unüberwindliche Sichtbehinderung.

  16. 10.

    Hallo Rapunzel, bei welcher Aktion hast Du denn letztens ehrenamtlich mitgemacht? Politik-Bashing ist so easy, wenn man selbst bequem zu Hauses sitzt. Von der AfD war übrigens auch kein Würdenträger dabei.

  17. 9.

    Den Beitrag schon gesehen.
    Erschütternd, wie diese Menschheit mit der Natur umgeht !!!

  18. 8.

    Ihr seid Klasse und so wichtig.

  19. 7.

    Freiwillige Hut ab .
    Wie viele Volksvertreter haben hier mitgemacht ?

    Ich tippe mal auf Null.

Nächster Artikel