Sanierungsgutachten vorgestellt - Frankfurter Helenesee wohl für viele weitere Jahre gesperrt

Di 05.03.24 | 15:09 Uhr
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Der Helenesee (Luftaufnahme mit einer Drohne) bei Frankfurt (Oder) ist wegen Rutschungsgefahr für Besucher seit dem Mai 2021 nicht mehr zu betreten. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 05.03.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/Patrick Pleul

Nach der bereits drei Jahre andauernden Sperrung wegen Rutschungen des Ufers wird der Helenesee bei Frankfurt (Oder) voraussichtlich für mehrere weitere Jahre abgeriegelt bleiben.

Als Basis für die Sanierung des Sees stellte das Brandenburger Landesbergbauamt (LGBR) den Stadtverordneten am Montagabend das Gutachten zur Standsicherheit vor. "Im absoluten Bestfall rollen Ende 2027 die Bagger", sagte LGBR-Präsident Sebastian Fritze. Der Abschluss der Untersuchungen nun sei für ihn ein "Meilenstein". Auch Teilöffnungen des Sees nach ersten erfolgten Sanierungsarbeiten schloss Fritze nicht mehr ganz aus. Konkret wurde er dabei nicht.

Unklarheiten über mögliche Kapazitäten für die Sanierung

Mit dem Standsicherheitsgutachten stehe nun fest, welche Flächen gesichert werden müssen, hieß es. "Es bleibt dabei, dass man die standsicherheitsgefährdeten Bereiche im Uferbereich und die Böschungsneigungen bearbeiten muss", so Fritze. Wann der gesamte See für Badegäste wieder freigegeben werden kann, hängt ihm zufolge davon ab, welche Baubetriebe zur Verfügung stünden und wie die Materialverfügbarkeit für die Sanierungsarbeiten aussehe.

"Im absoluten Best-Case-Fall mit Planung, Bauausschreibung, reden wir von Ende 2027 mit dem Baubeginn. Ob wir das erreichen, werden wir sehen. Zur Frage, wie lange die Bauphase dann dauert bis die Freigabe erreicht wird, da eine Aussage zu machen, ist mir zu weit vorgegriffen."

Im Mai 2021 war der See komplett gesperrt worden, nachdem am Ostufer massive Rutschungen festgestellt worden waren. Zuvor war bereits im Jahr 2010 das Südufer gesperrt worden.

Behörden müssen sich über Kostenaufteilung einigen

Eine noch ausstehende Klärung der Kostenaufteilung für die Sanierung des Helenesees steht laut LGBR-Präsident kurz vor dem Abschluss. Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) als für die Sanierung von Bergbauflächen verantwortliche Bundesbehörde und das Land sind im Gespräch, jeweils die Hälfte der Kosten zu übernehmen. Bislang sei das Land bei entstandenen Kosten in Höhe von etwa zwei Millionen Euro für Erkundungsarbeiten und Untersuchungen in Vorleistung gegangen, hieß es vom Landesbergbauamt.

Positive Stimmung nach Standgutachten

Bei der Vorstellung des Standsicherheitsgutachten war auch Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke (Linke) vor Ort. Ihm zufolge wartet die Region ungeduldig auf eine Wiedereröffnung. "Zugleich bin ich aber auch etwas beruhigt, weil dieses Gutachten nun belegt: Es sind Eingriffe notwendig, aber nicht die Worst-Case-Szenarien. Es sind alles Eingriffe, die machbar sind und in einem Zeitraum machbar sind, wo wir sagen können: Der See wird der Öffentlichkeit in den nächsten Jahren wieder zur Verfügung gestellt werden können und dann eine Perspektive für die nächsten Jahrzehnte bis Jahrhunderte haben. Das ist dann auch eine gute Nachricht."

Auch Daniel Grabow, der Pächter des Helenesees, der durch die Sperrung des See quasi seine Geschäftsrundlage verloren hat, ist nach der Sitzung in der Messehalle vornehmlich positiv gestimmt: "Es gibt jetzt erste Perspektiven, die praktische Arbeit erfordern. Das ist immer erstmal ein gutes Gefühl."

Bei dem bis zu 60 Meter tiefen Helenesee handelt es sich um das Restloch der früheren Braunkohlegrube "Helene", die von 1943 bis 1958 betrieben worden war. Danach wurde der Tagebau laut LBGR als unwirtschaftlich aufgegeben und lief bis 1970 voll Grundwasser. Böschungsrutschungen und Teilsperrungen hatte es seitdem häufig gegeben.

Sendung: Antenne Brandenburg, 04.03.2024, 22 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Hat man eigentlich mal untersucht welchen Einfluss diese ungeplante Ruhephase für die Biologie und somit Wassergüte im See hat?
    Ist das Leibnitz Institut mit involviert.
    Keine Frage ich will dass diese Ruhephase so früh wie möglich wieder beendet wird, aber als Experiment wäre es ja interessant das mal zu beobachten.
    Ist oft erstaunlich wie schnell sich Natur vom Menschen erholen kann.
    Die weltweiten Corona Lockdowns haben da erstaunliche Ergebnisse gezeigt.

  2. 8.

    "Die laufenden Tagebaue werden durch die Betreiber ohne Subventionen renaturiert. "
    Wofür bekommt die bundeseigene LMBV dann nur Mrd. EUR für die Bewirtschaftung der Folgen der Kohlewirtschaft mit bislang unbekanntem Enddatum?
    60 bis 100 Jahre allein bis sich der Wasserhaushalt wieder reguliert hat.

  3. 7.

    Die laufenden Tagebaue werden durch die Betreiber ohne Subventionen renaturiert. Mischt sich aber die Politik ein und verkürzt die Laufzeiten einseitig müssen dafür durch die veränderten Produktions und Planungsabläufe naturlich die Steuerzahler herhalten, wie schon bei der unplanmäßigen ideologisch gewollten Abschaltung der deutschen Kernkraftwerke . Das ist nun mal so wenn Verträge über Laufzeiten von Seiten der Regierung gebrochen werden und noch ein nicht geringer Teil der Bevölkerung Beifall klatscht.

  4. 6.

    Haben wir nicht genug Kohletümpel zum Baden in Südbrandenburg?
    Sieht man wieviel Zeit, 60 Jahre, vergangen ist erahnt man welche Kosten durch die noch immer laufenden Tagebaue zu erwarten sind.

  5. 5.

    "Im absoluten Best-Case-Fall mit Planung, Bauausschreibung, reden wir von Ende 2027 mit dem Baubeginn."
    Komisch, bestimmte andere Projekte in D rollen gefühlt sofort an.

  6. 4.

    SO wie die alten Bergleute erzählen, gab es in Helene einen größeren Wassereinbruch in der sog. Sondermulde - das ist die "Bucht" Richtung Müllrose, nach dem man wohl auf eine größere Grundwasserader getroffen war. Infolge dieses Einbruches sollen auch einige entfernte Dorfteiche leergelaufen sein.
    Man schaffte es nicht, mit den vorhandenen Mitteln, den Wassereinbruch zu stoppen und entschloss sich, die Grube vorzeitig aufzugeben. Die Technik konnte größtenteils geborgen werden und wurde in andere Gruben in der Lausitz, vor allem nach Schlabendorf umgesetzt. Die Kohleförderung endete mit Schließung des Jugenschachts (an der B112) im Jahre 1959. Von da an wurde das Kraftwerk Finkenheerd aus der Lausitz mit Kohle versorgt.

  7. 3.

    Der Helenesee war in meiner Jugend nur einer von den Seen in Ostbrandenburg, in denen ich damals gebadet habe. Die DDR-Behörden sind leider oberflächlich und schlampig in den 1960- und 1970-er Jahren mit dem Helenesee umgegangen und haben ihn viel zu früh als Badesee freigegeben. Jetzt müssen die Erben dieser Schlamperei die Folgen "ausbaden".

  8. 2.

    Die Urlaubs-Stätte meiner Kindheit ist erledigt. Die bisher erfolgten Untersuchungen (Probe Bohrungen etc) haben Nur 2 Millionen Euro gekostet

  9. 1.

    Ok. Und hat mal jemand überlegt, Wasser abzuzweigen (Kanal , Pumpwerk)und für den Campingplatz und andere Badegäste etwas entfernt einen neuen, flachen Badesee zu bauen? Dann kann der Helenesee (mit einer Promenade vielleicht) auf Ewigkeiten fürs Baden gesperrt bleiben oder die Sanierung langsam voran schreiten...

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