Protestcamp in Grünheide - Umweltschützer fordern Stopp der Tesla-Erweiterung durch Politik

Sa 02.03.24 | 17:43 Uhr
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Bei einer Protestaktion gegen die Erweiterung der Tesla-Autofabrik hängen Baumhäuser in den Bäumen, während Aktivistinnen und Aktivisten daran arbeiten. (Quelle: dpa/Riedl)
Audio: rbb24 Antenne Brandenburg | 02.03..2024 | Arndt, Anke | Bild: dpa/Riedl

Das Protestcamp gegen die Erweiterungspläne des Tesla-Werks in Grünheide geht weiter. Umweltaktivisten sehen die Politik in der Pflicht und wollen ihren Protest nicht so schnell beenden. Einwohner hatten kürzlich gegen eine Erweiterung gestimmt.

Umweltschützer haben die Politik in Brandenburg aufgefordert, die Erweiterungspläne des US-Autobauers Tesla in Grünheide und eine erneute Rodung von Wald zu stoppen. "Was muss noch passieren, damit die Politik reagiert und endlich Menschenwohl vor Profitinteressen gestellt wird", sagte Lou Winter vom Bündnis "Tesla den Hahn abdrehen" am Samstag in einem am Donnerstag errichteten Protestcamp von Umweltaktivisten.

Sie sprach von einem Skandal und warf Tesla vor, Umweltverstöße zu begehen, Trinkwasser zu gefährden und Abwasser-Grenzwerten zu überschreiten. Die Gemeindevertretung von Grünheide dürfe nicht ignorieren, dass vor kurzem die Mehrheit der Anwohner bei einer Befragung eine Erweiterung des Geländes abgelehnt habe.

"Ich denke, der Ausbau muss gestoppt werden, weil die Anwohner es nicht wollen", sagte die Flüchtlings- und Klimaaktivistin Carola Rackete, die das Protestcamp besuchte. Die Politik müsse dem nachkommen. "Ich finde es extrem wichtig und richtig, dass hier besetzt wurde, denn es geht um das Trinkwasserschutzgebiet", sagte Rackete, die Spitzenkandidatin der Linken für die Europawahl ist. Auch in anderen Regionen wie der Lausitz oder auf Rügen sollten die Anwohner entscheiden, welche Projekte sie wollten.

Bürgerinitiative gegen Erweiterungspläne

Rund 80 bis 100 Umweltaktivisten halten seit Donnerstag einen Teil des Landeswaldes besetzt, den Tesla im Falle einer Erweiterung seines Geländes roden will. Sie haben um die zehn Baumhäuser in mehreren Metern Höhe errichtet und kündigten an, möglichst lange ausharren zu wollen. Auch die Bürgerinitiative Grünheide spricht sich gegen die Erweiterungspläne aus und zeigt sich mit den Besetzern solidarisch.

Am Samstag kamen auch Anwohner aus der Region vorbei und brachten teils Lebensmittel und andere Spenden. Etliche Tesla-Kritiker zogen bei einem "Waldspaziergang" auch Richtung Autowerk. Am Nachmittag gab es ein Klavierkonzert im Wald.

Die Polizei sieht bislang keinen Anlass, das Camp zu räumen. Tesla äußerte sich bislang nicht zu der Aktion. In Grünheide steht die einzige europäische Fabrik des Unternehmens von Milliardär Elon Musk.

"Das ist eine legitime Form des Protests", sagte der Landesgeschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Brandenburg, Axel Kruschat, der Deutschen Presse-Agentur. "Ich hoffe, dass sie es lange genug durchhalten." Es sei gut, dass sich die Umweltschützer im Wald einquartierten, um deutlich zu machen, dass es einen weiteren Tesla-Ausbau nicht geben dürfe. "Es gibt hier Grenzen des Wachstums."

Langer Protest angekündigt

Die Umweltaktivisten kündigten einen langen Protest an. "Unser Protest hat gerade erst angefangen und wird noch größer werden", sagte Lou Winter vom Bündnis "Tesla den Hahn abdrehen". Am 10. März sei eine Demonstration geplant. Die Polizei hat den Protest bis zum 15. März genehmigt.

Im Mai solle es weitere Aktionen geben. "E-Mobilität genießt derzeit einen grünen Anstrich, sie ist aber keine Lösung für die Klimakrise", argumentierte Winter. Sie forderte einen ausgebauten und kostenlosen öffentlichen Nahverkehr.

Güterbahnhof soll Straßen entlasten

Die Umweltschützer protestieren gegen die Erweiterung des Geländes, auf dem Tesla einen Güterbahnhof und Logistik- und Lagerhallen errichten will. Es liegt teilweise im Wasserschutzgebiet. Das Areal, das dafür gerodet werden soll, ist etwa 120 Hektar groß. Die Gemeindevertretung in Grünheide muss noch über den Bebauungsplan entscheiden, ebenso der Finanzausschuss des Landtags über den Verkauf des Landeswaldes. Tesla argumentiert, dass mit dem Güterbahnhof Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagert würde.

Die Erweiterungspläne sind auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass der Autobauer die Produktion ausbauen und die geplanten 500.000 Autos im Jahr auf eine Million verdoppeln will. Zuletzt waren es hochgerechnet 300.000 Autos im Jahr.

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.03.2024, 12:00 Uhr

66 Kommentare

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  1. 66.

    "Und hier entscheidet Politik per „Basta“ über die Köpfe hinweg. Und Tesla ist hier nur ein Beispiel." Dann sollte man sich aber nicht an Tesla als Ziel des Protestes wenden, sondern an die Stellen, welche die Genehmigung ausgesprochen haben. Solange nur gegen Tesla protestiert wird, muß das Ziel ein anderes sein, da man ja eingentlich den falschen Adressaten damit gewählt hat, wenn es wirklich um die Umwelt/Wasser gehen soll.

  2. 64.

    Ein Skandal aber auch. Dann beantrage doch das Markenschutzrecht und verklage alle anderen Björns auf der Welt, die so heißen.

  3. 63.

    "aber woher soll ich z.B. wissen, dass für Sie nicht gilt" Das können Sie nicht wissen, das kann nur jeder für sich merken. Deshalb habe ich ja dem rbb einen Vorschlag gemacht - und dieser Vorschlag kam schon häufiger von vielen verschiedenen Kommentatoren über die Zeit.

  4. 62.

    Ich stimme ihnen zum Thema Merkel im Kontext des Klimawandels komplett zu. Allerdings gehts hier eher darum, dass eine Gigafab im Trinkwasserschutzgebiet gebaut wurde. Oder allgemeiner um die richtigen Standorte. Und hier entscheidet Politik per „Basta“ über die Köpfe hinweg. Und Tesla ist hier nur ein Beispiel.

  5. 61.

    Wenn wir nicht anfangen aufzuhören, machen wir immer weiter. Nur weil es noch andere CO2 Quellen gibt, kann man ja trotzdem irgendwo anfangen. Wir könnten Technologieführer bei der Windkraft sein und waren das auch bis Merkel. Oder bei der Photovoltaik waren wir das bis Merkel. Bei der Elektromobilität konnten wir das nicht werden dank Merkel. Und dank der jetzigen Plantagenretter in den Kiefern. Schade um die vielen verlorenen Jahre.

  6. 60.

    Und was ist daran schlecht, dass Unternehmen Wohnraum für Mitarbeiter schaffen. Ist ja auch keine neue Idee.
    Es wird eine Mobilitätswende gefordert mit E-Autos. Die besten kommen von Tesla inclusive Ladeinfrastruktur.
    Bestimmt ist nicht alles gut was Elon macht, aber er macht.
    Im Vergleich macht der Braunkohleabbau was er will, eine Tote Wirtschaft.
    Hier wird die Natur um ein vielfaches geschadet und keiner redet darüber.
    Und da gibt es gerade mal 3000 Arbeitsplätze für Fastrentner.

  7. 59.

    Hörten Sie sich mal die Rede von Rackete an: https://www.youtube.com/watch?v=Wf2kM_s1c2Y
    Es entbehrt dabei nicht einer gewissen Komik, mit dem Smartphone in der Hand gegen den Abbau von Lithium und Kobalt anzureden.

  8. 58.

    Das war doch beim 1. Bauabschnitt in Grünheide schon so. Man hat das geregelt, indem die Typen auf den Bäumen gelassen wurden und alle anderen Bäume reihum gefällt hat. Irgendwann kommen die schon runter,

  9. 57.

    Wenn man Björn heißt, ist das eben so. Warum soll man seinen Nick ändern, nur weil andere User den gleichen Vornamen haben?`

  10. 56.

    Stimmt, es häuft sich in letzter Zeit stark, aber woher soll ich z.B. wissen, dass für Sie nicht gilt: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen? Können Sie mir das verraten? Nicht dass ich Sie direkt verdächtige, aber theoretisch kann ich Sie auch nicht ausschließen. Denn wer immer das tut (vielleicht ist es ja auch mehr als einer), kann das wunderbar anonym vollziehen oder nicht?

  11. 55.

    Ach hör doch mal auf Sabine, wat soll das nu wieder. Mieser Versuch sie zu diskreditieren.

  12. 54.

    rbb24: Ich bitte um Vorschläge, um endlich solche Mehrfachvergaben von Namen sicher zu vermeiden. Es häuft sich in letzter Zeit sehr stark.

  13. 53.

    Wir benutzen schon wieder den gleichen Nickname. Was wäre Ihr Vorschalg für eine bessere Unterscheidung nachdem Sie ja Ihren nicht ändern wollten nach mehrmaliger Nachfrage? Wann kommt endlich die Anmeldung beim rbb, um solche mehrfachen Nicknames zu vermeiden?

  14. 52.

    Und Bitte, die Agrarindustrie mit ihren Tausenden Hektar Fläche und dem damit verbundenen hohen Wasserverbrauch Nicht vergessen und die Bodenerosion und damit verbundene Austrocknung ganzer Landschaften, durch die Landwirtschaft Bitte Nicht vergessen !!!

  15. 51.

    Jawohl Björn, wo Du recht hast hast Du recht. Deine Idee ist nicht zu verwerfen, durchaus nicht. Dem kann ich nur vollumfänglich zustimmen!

  16. 50.

    Die Linke ist hier in Brandenburg nicht gerade für tatsächlichen Umweltschutz bekannt. Auch Frau Rackete will einfach nur das Gesellschaftssystem ändern.

  17. 49.

    Kennen SIE denn die Trinkwassergewinnung?
    Ich sehe im WSE einen kleinen Regionalfürsten, der völlig überfordert mit Tesla ist. Hier wäre schon längst ein Zusammenschluss der Wasserversorger in der Region nötig gewesen.

    Auserdem bitte ich endlich mal die Verhältnisse des Verbrauchs von Tesla und anderen Verbrauchern in der Region richtig einzuordnen. Im Kohletagebau und den Kohlekraftwerken wird 100x soviel Trinkwasser abgepumpt und verbraucht. Das wird aber alles bis 2038 geschlossen.

  18. 48.

    >Was Verbrauch angeht: Lupo 3l wieder bauen!<
    Das macht keinen Sinn. Die E-Autos sind um ein vielfaches Besser fürs Klima (bzw. für ein menschenverträgliches Klima).
    Diese Autos waren gut - vor 20 Jahren!
    ÖPNV und Fahrrad sind das beste, aber Sie können die Menschen schwer überzeugen. Für die Übergangszeit(auch wenn die noch Jahrzehnte dauer wird) brauchen wir E-Autos.

  19. 47.

    Verstehe ich Sie richtig, Sie möchten, dass über jedes Baugrundstück eines Gewerbegebiets die Bevölkerung der Gemeinde abstimmt?
    Was ist mit Rechtssicherheit und Gleichberechtigung? Die Gemeindebewohner könnten willkürlich Menschen das Bauen verbieten.

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