DDR-Geschichte im Unterricht - Vom Osten keine Ahnung

Mo 27.05.24 | 17:52 Uhr | Von Michael Schon
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Symbolbild: Geschichtsunterricht einer 9. Klasse.(Quelle: Imago/Uwe Möller)
Audio: Fritz | 26.05.2024 | Bild: Imago/Uwe Möller

Die Vergangenheit Ostdeutschlands ist oft nur eine Fußnote im Geschichtsunterricht. Ergebnis: Viele junge Menschen kennen die DDR nur aus Erzählungen ihrer Eltern oder Großeltern. Die Aufarbeitungsbeauftragten der Länder fordern mehr DDR-Geschichte im Unterricht. Von Michael Schon

  • DDR-Geschichte kommt im Schulunterricht oft zu kurz
  • Lehrkräfte im Umgang mit Ost-Geschichte häufig unsicher
  • Aufarbeitungsbeauftragte fordern mehr Verbindlichkeit in Lehrplänen

An Interesse mangelt es nicht. Spontane Umfrage auf dem Schulhof des Dalton-Gymnasiums in der Potsdamer Jägervorstadt. "Unsere Eltern haben das miterlebt", erzählt die 12-jährige Theresa. Für sie sei die Geschichte der DDR ein wichtiges Thema. "Meine Mutter erzählt immer, wie eingeschränkt man war. Das finde ich sehr beeindruckend." Ihre Klassenkameradin Greta pflichtet ihr bei: "Ich glaube, dass es teilweise immer noch in den Menschen drin ist". Und für den 13-jährigen Levin, dessen Großeltern in der DDR gelebt haben, ist es die Berliner Mauer, die sein Interesse weckt: "Wie Menschen versucht haben, da rüberzukommen. Es ist erschreckend, dass man da so eine riesige Mauer baut."

DDR-Mythen als Familiengeschichte

Doch im Unterricht haben die jungen Gymnasiasten bisher nicht viel über die Geschichte Ostdeutschlands erfahren. Die Erinnerung an das, was war zwischen Ostsee und Erzgebirge, ist auch 30 Jahre nach der Wende in erster Linie Familienangelegenheit. In den Erzählungen von Oma, Opa oder den Eltern fällt dabei nicht selten mildes Licht auf die DDR: War das Leben nicht sorgenfrei? Der Zusammenhalt nicht riesig? Die Welt nicht einfach?

"Mythen, Fake Facts und verharmlosende Deutungen nehmen zu", stellen jedenfalls diejenigen fest, die sich hauptamtlich mit der Aufarbeitung von DDR-Geschichte befassen: Die sechs Aufarbeitungsbeauftragten der Ost-Länder, die SED-Opferbeauftragte beim Deutschen Bundestag, die Bundesstiftung Aufarbeitung und der deutsche Geschichtslehrerverband. Sie sind alarmiert. Die Vergangenheit werde "zu einem Selbstbedienungsladen, aus dem Populisten und Extreme ihre Propaganda schöpfen", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die nach einer Konferenz am Wochenende verschickt wurde. Familienerinnerungen, Social Media und das Internet seien vielfach die zentrale Informationsquelle für junge Menschen.

Mehr Steinzeit, weniger Ost-Geschichte

Dabei gehört die DDR-Geschichte in allen Bundesländern verpflichtend zum Lehrplan. Doch so einfach ist es nicht. Nicht nur, weil Papier auch in diesem Fall geduldig ist und am Ende des Schuljahres oft Lernstoff übrigbleibt: Bei chronologisch aufgebauten Lehrplänen ist das häufig die Zeit nach dem 2. Weltkrieg, während die Vor- und Frühgeschichte zu Beginn ausführlich behandelt wird. Und nicht selten haben die Lehrerinnen und Lehrer selbst ein Problem mit der Geschichtsvermittlung. Entweder, weil sie die DDR selbst erlebt haben. Oder gerade, weil sie sie im Gegensatz zu ihren Eltern nicht erlebt haben, sie aber dennoch zu ihrer Familiengeschichte gehört.

Gegen den Zeitmangel bei der Geschichtsvermittlung gibt es Lösungsvorschläge, die zumindest einfach klingen. Mehr Unterrichtsstunden und das Herauslösen von Geschichte aus "Mischmasch-Fächern" wie Gesellschaftswissenschaften. So fordert es der Vorsitzende des deutschen Geschichtslehrerverbands, Niko Lamprecht. Auch wenn das im Wettbewerb mit Fremdsprachen und Naturwissenschaften zwar vorerst an der Stundenplan-Arithmetik scheitern dürfte, heißt das nicht, dass in Lehrplänen keine Schwerpunkte gesetzt werden könnten. Lamprecht fordert daher, dass die Geschichte der DDR prüfungsrelevant wird, damit der Stoff auch "ernsthaft vermittelt" werde und nicht nur mit einigen Stichworten im Lehrplan auftauche.

Für eine ernsthafte Vermittlung des Stoffs braucht es allerdings Personal, das sich der Aufgabe gewachsen fühlt. Hier sieht Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch, zu Gast bei der Konferenz der Aufarbeitungsbeauftragten am Wochenende in Erkner, ein Defizit. Pädagogen seien verunsichert, hätten keine Berührungspunkte oder "fühlen sich nicht ausreichend qualifiziert", stellt die CDU-Politikerin fest.

"Wie es war" ist eine Frage der Perspektive

Kathrin Klausmeier, Juniorprofessorin für Didaktik der Geschichte an der Universität Leipzig, sieht vor allem in den ostdeutschen Bundesländern eine besondere Herausforderung für Lehrkräfte. Hier sei der Blick auf Ost-Geschichte nicht nur besonders kontrovers, sondern auch besonders emotional, weil sie oft Teil der eigenen Familiengeschichte sind. Klausmeier spricht von einem Rollenkonflikt, wenn Lehrer sich selbst als Zeitzeugen sähen. "Dann erzählen Lehrkräfte oft, 'wie es wirklich war'. Und das ist nicht das, was Geschichtsunterricht eigentlich soll", so die Wissenschaftlerin. "Schüler müssen lernen, dass Geschichte immer von der Perspektive des Erzählenden abhängt." Ziel sei es, verschiedene Perspektiven und Deutungen zuzulassen und zu prüfen, wie überzeugend sie jeweils sind.

Einigkeit besteht offenbar darüber, dass Lehrkräfte mehr Unterstützung bei der Vermittlung von DDR-Geschichte brauchen. Das Thema müsse in der Lehrkräftequalifizierung eine prominentere Rolle spielen, findet Berlins Senatorin Günther-Wünsch. Geschichtslehrer-Verbandschef Lamprecht fordert Hilfe vor allem für junge Lehrkräfte, neben Fortbildungen vor allem besseres Unterrichtsmaterial und Unterstützung bei der Organisation von Zeitzeugengesprächen oder ein Budget für Gedenkstättenbesuche.

Lehrstühle zur DDR-Geschichte gefordert

Ihre gemeinsamen Forderungen hat die Allianz aus Aufarbeitungsbeauftragten und Geschichtslehrern in eine Resolution gegossen, die in der kommenden Sitzung der Kultusministerkonferenz behandelt werden soll. Neben der Prüfungsrelevanz von DDR-Geschichte gehört dazu auch eine Stärkung der Bildungsarbeit in Gedenkstätten oder die Einrichtung von Universitäts-Lehrstühlen zur Geschichte der DDR und der Sowjetischen Besatzungszone.

Aus Sicht von Brandenburgs Aufarbeitungsbeauftragter Maria Nooke ist eine intensivere Auseinandersitzung mit der DDR im Unterricht unerlässlich, um die Geschichten über die vermeintlich schöne Zeit in der Diktatur zu "entschlüsseln", wie sie sagt: "Wer hat in einer Diktatur das Sagen? Wo muss man sich unterordnen? Wo passt man sich an und welche Auswirkungen hat das?" Es sei wichtig, dass Jugendliche diese Fragen stellen dürften, so Nooke.

Sendung: Fritz, 26.05.2024, 16:30 Uhr

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Beitrag von Michael Schon

38 Kommentare

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  1. 38.

    Sehr geehrter rbb24,
    wenn sich hier ein User mit dem angeblich so tollen Bildungssystem der DDR brüstet, ist ein Gegenkommentar, der ihm vor Augen führt, dass das bei eben diesem bekennenden "echten" Ossi/User offenbar halbwegs fruchtlos blieb - erkennbar anhand der Rechtschreibfehler - , wohl voll im Thema. Ich würde mich freuen, wenn man sich beim rbb24 mal über die Moderations"kultur" gedanken machen könnte. So viele technische Fehler können es gar nicht sein, wie hier Kommentare, die ich im Rahmen der Netiquette bewegen, zensiert werden. Und wenn doch: Techniker dran lassen!

    Tatsächlich betrachte ich nämlich genau dieses Beispiel als symptomatisch und keinesweges als Einzelfall. Rein subjektiv schallte es mir bereits häufig entgegen, eben, wie toll dieses Bildungssystem gewesen sei. Dem entgegen steht leider häufig eben keine sehr gute Bildung - außer vielleicht in (DDR-)Staatsbürger-Indoktrinations-Kunde. Das wiederum kann ich nicht beurteilen. Bin "echter Wessi".

  2. 37.

    Natürlich war es einfach, das Denken und Mitgestalten anderen zu überlassen und zu gehorchen und mitzumachen. Wie eine Schafherde. Eingesperrt und weggeschlossen. Schießbefehl. Absolute Kontrolle.

    Das Schlechte vergisst man so gern und übrig bleibt die Erzählung von der wunderbaren Diktatur.
    Wer das verklärt, hat keine Möglichkeit, sich mit Tatsachen zu konfrontieren.

  3. 36.

    Ja, total sicher, weil eingesperrt, von jeder Information ferngehalten, wie Hühner mit Parteibuch, die mit Parteibuch saßen auf der obersten Stange. Dazu die 3 indischen Weisheiten, nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Herrlich. Deshalb weinten die Menschen zur Wende auch.

    Freiheit, Freiheit.

  4. 35.

    Willkommen in der Realität. Bekanntlich entstehen Märchen durch die Verklärung von Tatsachen, nur wer sich der Realität stellt, kann reflektieren.

    Ich bin froh, frei leben zu können, ob arm oder nicht.

    Wer ein Parteibuch hatte, hatte sicherlich eine andere Sicht auf den Osten, verständlicherweise. Wer hatte kein Parteibuch?

  5. 34.

    Ich bin Ossi und ich weiß nicht, was am Osten toll war. Das waren sich bespitzelnde Menschen, fast alle in der SED, die sich gegenseitig anzeigten. Vielleicht gehörten Sie ja zu den Begünstigten Parteimitgliedern, die schnell eine Wohnung bekamen. Ich jedenfalls habe einen klaren Blick und habe nicht vergessen, dass da fast jeder gern gegangen wäre, in den Westen, der unerreichbar schien.
    Jetzt so zu tun, als wäre die Unfreiheit und die Korruption und die Sehnsucht nach Konsum und Freiheit nicht der Auslöser für das Beschimpfen der Politiker der DDR, die man nicht mochte und man jetzt dahin gern zurück möchte, ist der Sättigung geschuldet, die wir erleben dürfen.

    Wer zurück möchte, kann doch nach Russland ziehen.

  6. 33.

    Ich will Ihre Erinnerungen gar nicht in Abrede stellen, aber machen Sie sich eines klar: 1. Sie lebten offenbar in Berlin, welches in der DDR stets bevorzugt behandelt wurde. 2. Sie waren offensichtlich in der glücklichen Lage, eine relativ neue Plattenbauwohnung beziehen zu dürfen, wo der Verfall altersbedingt noch nicht so weit fortgeschritten gewesen sein kann. Für den Großteil der DDR-Bürger galt das nicht. Die mussten in teils einsturzgefährdeten Altbauten hausen, wo das Dach undicht war, die Wände nass und es nur Ofenheizung gab. Der Badeofen wurde nur einmal die Woche hochgeheizt, ansonsten gab es Katzenwäsche. Zentralheizung und Warmwasser aus der Wand waren in der DDR absoluter Luxus und nicht die Normalität.

  7. 32.

    Zu einer sachlichen Aufarbeitung gehört es, dass alle Erfahrungen gehört werden, auch wenn es nicht die eigenen sind.
    Ich habe die ersten 30 Jahre meines Lebens in der DDR gelebt. Meine familiären Wurzeln sind auch hier. Kindheit und Jugend waren unbeschwert. Der Start ins Familienleben war etwas holprig bzgl Wohnung und Kita. Das löste sich aber nach ca einem Jahr. In der zweiten Hälfte der 80 ziger Jahre
    wurden die Probleme sichtbarer. Konstruktive Kritik war nicht erwünscht. Viele gute Dokumentationen der letzten Jahre haben mir geholfen das besser zu verstehen und einzuordnen.

  8. 31.

    >"Die DDR 2.0, in der die jungen Leute jetzt leben, steht der DDR 1.0 in Sachen Bekämpfung von Andersdenkenden und Andersmeinenden in nichts nach."
    Was ist denn mit Ihnen los? Werden jungen Leute hier eingesperrt, wenn sie anders denken? NEIN! Junge Menschen werden hier evtl. mal eingesperrt, wenn sie gegen das Grundgesetz verstoßen. Und ehrlich: Wer als Jugendlicher heutzutage in den Knast kommt, der hat schon richtig was aufm Kerbholz und richtig ordentlich gegen die Gesetze verstoßen. So siehts nämlich aus in ihrer DDR 2.0 hier.
    Die DDR 1.0 war wesentlich anders drauf. Ein falsches Wort gegen Honecker und Co und ab in den Jugendwerkhof.
    Ich bin auch in der DDR aufgewachsen und mochte das Land als Heimat (Heimat = Region, Lebensumfeld, Familie, Freunde, Schule, Beruf / Betrieb). Das politische System gehörte nicht so recht zu meinem Heimatgefühl, auch wenn ich mich damit gut arrangieren konnte.

  9. 30.

    Also wir leben nicht in einer Diktatur. Man kann sich engagieren und alles ist erlaubt, was nicht gegen die Freiheitsrechte anderer Menschen verstösst.
    Würden wir wirklich in einer Diktatur leben, dann würden Sie sich hier gar nicht äussern können und es sich wie früher auch gar nicht trauen.

    Traurig, wie hier die Realität verdreht wird und die Kinder dadurch falsche Vorstellungen bekommen.

  10. 29.

    So ähnlich ging es mir. Hab auch einen Wessi geheiratet. Was der für Vorstellungen von der DDR hat... Auch Erwachsene sollten sich mal aufklären lassen.
    Wir vergleichen manchmal unsere Kindheit und Jugend. Also mir ging es im Osten besser. Aber auch nur dank Intershop und Genex. Kam alles von meinen Großeltern.
    Er musste sich alles hart erarbeiten. Dafür hatte er die Freiheit, mit 18 den Führerschein und ein altes Auto zu haben. Ich erst mit 26.
    Nur eines war gleich: wenn um 19:30 Uhr Ilja Richter kam,saßen wir vor dem Fernseher, den Kassettenrekorder nebeneinander und haben aufgenommen.

  11. 28.

    Nur deine Sicht ist nicht die Sicht von uns allen. Das müssen Sie leider auch verstehen.

  12. 27.

    Mein jetziger Mann ist Wessi, auch er bekam nicht gleich eine bezahlbare Wohnung und auch seine erste Wohnung hatte ein Gemeinschaftsklo in der unteren Etage und das in West-Berlin. Meinen Kita-Platz bekam ich nach 3 Monaten, das ist so ein Quatsch. Ich hätte 2 Wohnungen in der DDR. In keiner Wohnung hat es geschummelt und eine Wohnung war sogar mit Fernbeheizung. Keine Ahnung, wo Sie gelebt haben.

  13. 26.

    Prima, Geschichtsunterricht über die DDR, das heißt nichts anderes als die westdeutsche Sicht. Seit Jahrzehnten wollen mir Wessis erzählen wie ich 23 Jahre in der DDR gelebt habe.

  14. 25.

    Bis vor einem Jahr war ich als Geschichtslehrer an einer Sekundarschule tätig. Ich begrüße auch heute die Forderung mehr über die DDR mit Schülern zu sprechen. Aber dann gebt auch die nötigen Stunden. Eine Wochenstunde Geschichte, dazwischen Praktikum, Klassenfahrten, Religionsprojekte und und und. Das Wort ," Mut zur Lücke" kann ich nicht mehr hören. Selbst am Gymnasium mit 3 Wochenstunden (in Sachsen-Anhalt) schafft man es nicht. Forderungen stellen ist ja gut, aber keiner sagt wie das gehen soll.

  15. 23.

    Die Diktatur war furchtbar. Sie haben es nur vergessen, weil die Vergangenheit, in der man einem das Denken vorschrieb, so leicht war. Gehorchen und stillhalten war die Devise. Einer war immer da, der sagte, wo es langgeht und wehe du spurst nicht. Siehe Russland. Ich war auch im Wald, meine Kinder allerdings auch, die Gefahren waren ähnlich, nur heute erfährt man in seriösen Medien davon. Damals wurde Gewalt verheimlicht, was nicht sein darf, gab es einfach nicht.
    Mangel, Mangel, Mangel und wie hat man damals auf die Politiker geschimpft, schon vergessen? Ersehnte Wende, das Glück, frei zu sein?
    Die Banane schmeckt nur noch halb so gut, weil man diese täglich essen kann.
    So ist es mit der Freiheit auch, hat man sie, kann man sie nicht mehr schätzen.

  16. 22.

    Macht nichts. Die DDR 2.0, in der die jungen Leute jetzt leben, steht der DDR 1.0 in Sachen Bekämpfung von Andersdenkenden und Andersmeinenden in nichts nach. So können sie live erleben, was sie in der Schule nicht unterrichtet bekommen: Sozialismus in Reinkultur. Und wie in der DDR 1.0 ziehen schon viele ihre Schlüsse daraus.

  17. 21.

    "...wie eingeschränkt man war..." - genau das erzählte ich meinen Kindern nicht. Ja: die Reisefreiheit war eingeschränkt. Damals aus anderen Gründen als heute: damals durfte man nicht, heute kann man es sich einfach nicht leisten.

    In der DDR war vieles sehr viel einfacher, stressfreier. Man musste nicht herumrennen um den billigsten Preis für die Grundnahrungsmittel zu finden - die Preise waren überall gleich niedrig. Reichtümer konnte man sich nicht anhäufen - jedenfalls nicht auf legalem Wege.

    Gemäß der Maslowschen Bedürfnispyramide: Die Sicherheitsbedürfnisse standen gleich an zweiter Stelle. Unser Sohn (damals im Grundschulalter)fuhr allein mit dem Bus zur Schule, hinterließ dann seine Schulsachen dezentralisiert im Flur und verschwand mit seinen Freunden im Wald. Irgendwann kam er wieder, entweder, weil es dunkel wurde oder wegen Hunger. Wir hatten höchstens mal Angst, wenn er von einer Rotte Wildschweine berichtete.

    Es war eine andere Welt. Weder besser noch schlechter.

  18. 20.

    Ach, und schon wieder nur schwarz oder weiß... kann ich nicht sagen, ich finde Überwachung, mangelnde Demokratie und fehlenden Pluralismus k..cke, finde aber trotzdem bezahlbare Mieten, sicheren Kitaplatz und billige Grundnahrungsmittel cool?

  19. 19.

    Sicherer Kita-Platz? 2 Jahre gewartet und jemanden mit Einfluss gekannt, sonst Warteliste. Mieten bezahlbar? Dazu muss man erstmal eine Wohnung ohne Toilette und Bad, als Untermieter im Altbau, mit anderen Leuten teilen, denn es gab keinen Wohnraum, die Menschen wurden zugeteilt, nach Jahren und vielen Bestechungen. Wohnungen waren oft heruntergewirtschaftete Mietwohnungen mit einem Kachelofen, oftmals Schimmel, da uralte Fenster. Wegziehen in andere Städte? Ging nicht, es sei denn, sie wurden delegiert oder hatten Verwandte, die ihnen Wohnraum abgaben. Wohnraum durfte nicht zum Badezimmer umgebaut werden. Zuteilungskohle. Kohle schippen. Kohlebadeofen. Das war so gruselig, nicht gemerkt?

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