Schloss Branitz - Fürst Pücklers Humpen aus "Bares für Rares" wieder in Cottbus

Anfang Mai verkauft das Ehepaar Walther einen alten Bierkrug in der ZDF-Sendung "Bares für Rares". Unter den Händlern entwickelt sich ein Bietergefecht, der Krug landet in Köln. Nun ist das Erinnerungsstück an den Fürsten Pückler wieder in Cottbus.
Die Nervosität ist ihnen nur leicht anzumerken: Anfang Mai ist das Ehepaar Helga und Karlheinz Walther aus dem sächsischen Zwickau in der ZDF-Sendung "Bares für Rares" zu Gast. Das Konzept der Sendung: Zuschauer können Raritäten, die sie zu Hause haben, von Experten begutachten lassen und anschließend mehreren Händlern zum Kauf anbieten. Und Helga und Karlheinz Walther haben tatsächlich eine Rarität anzubieten - einen Bierkrug von Fürst Pückler.
Nach seinem "Auftritt" in der Fernsehsendung ist der Krug am Freitag wieder offiziell in Cottbus gezeigt worden. Die Stiftung Fürst-Pückler-Museum - Park und Schloss Branitz hat den Krug zurückgekauft.

Ein Erbstück vom königlichen Stallmeister
Der Krug war in der Sendung vom 8. Mai [ZDF-Mediathek] zunächst von der Kunsthistorikerin Heide Rezepa-Zabel begutachtet und eingeschätzt worden. Für besonderes Interesse hatten dabei mehrere Schriftstücke gesorgt, unter anderem ein Brief des Fürsten Pückler, die keinen Zweifel an der Echtheit und dem Alter des Kruges ließen.
Helga Walther erklärte, dass der Krug dem Großvater ihrer Großmutter gehört habe. Dieser sei königlicher Stallmeister beim Fürsten gewesen und habe den Krug als eine Anerkennung bekommen, weil dieser ihm besonders gute Pferde verschafft habe. Das belegt auch der Brief. Darin heißt es beispielsweise, dass Pückler ein "kleines freundschaftliches Andenken" sende. Datiert ist der Brief auf das Jahr 1857.

Gut erhaltene Dokumente steigern den Wert
"Klein" ist das Andenken allerdings nicht, erklärt Expertin Rezepa-Zabel. Der neobarocke Becher ist versilbert, von innen zudem vergoldet. Von innen seien die "Godronen" (wellenartig angelegte Rippen) und von außen die "ziselierten Rocaillen" (schmuckvolle eingearbeitete Ornamente) noch gut zu erkennen. Die Expertin ist sichtlich angetan von dem "Humpen", wie sie sagt.
Statt einer "Bekrönung" hat der Becher eine separat aufgesetzte Pferdefigur, ebenfalls aus Silber, kunstvoll gearbeitet und offenbar dem Anlass des Geschenks angepasst. Schließlich war der Krug ein Dankeschön für die Beschaffung von Pferden.
Die Expertin schätzt den Krug schließlich auf einen Wert von 1.000 bis 1.200 Euro. Der Silberwert liege zwar nur bei etwa 300 Euro, die kunstvolle Bearbeitung und insbesondere die vorhandenen Dokumente, die die Echtheit belegen, sorgen allerdings für die Wertsteigerung. Das Ehepaar hatte auf 3.000 Euro gehofft, sich aber dennoch für einen Verkauf entschieden.

4.100 Euro - statt geschätzten 1.000
Im Verhandlungsraum bei den Händlern stößt der Pückler-Krug auf großes Interesse. Das Einstiegsgebot liegt bereits bei 450 Euro, schnell werden 1.000 Euro erreicht. Am Ende entwickelt sich ein regelrechtes Bietergefecht. Gewinner: der Kölner Antiquitätenhändler Benjamin Leo Leo. Für schließlich 4.100 Euro bekommt er das antike Erbstück.
Leo Leo ist am Freitag in Cottbus, genauer im Schloss Branitz. "Pückler hat mir sofort was gesagt", erklärt der Händler am Freitag. Er komme aus Berlin-Prenzlauer Berg und könne sich vor allem an eine Geschichte zum Fürsten erinnern. Als Kind sei ihm erzählt worden, dass Pückler eine Kutsche, gezogen von sechs weißen Hirschen, gehabt hätte. "Das habe ich nie in meinem Leben vergessen", so der Händler.
Einen Preis festzulegen sei ihm aber schwer gefallen. "Es gibt ja für solche Unikate keine Preisliste", so Leo.

Tränen der Freude bei der Erbin
In den 1990-er Jahren sei er schon einmal im Branitzer Park gewesen. Von der Entwicklung, die die Anlage seitdem gemacht hat, zeigte er sich am Freitag begeistert. Die Stiftung sei nach Ausstrahlung der Sendung auf ihn zugekommen, man sei sich einig geworden. Wie viel Geld aber an den Händler geflossen ist, will die Stiftung auch auf Nachfrage nicht sagen.
Ebenfalls am Freitag in Branitz anwesend: das Ehepaar Walther. Sichtlich angefasst ist vor allem Helga Walther. Schließlich steht ihr Erbstück nun an prominenter Stelle im Schloss. Als sie erfahren hatte, dass der Krug nach Branitz zurückkehrt sei, sei sie vor Freude in Tränen ausgebrochen. In den Wirrungen des Kriegsendes sei der Krug fast gestohlen worden, erzählt sie. Glückliche Umstände hatten aber dafür gesorgt, dass er erhalten blieb. Der Abschied vom Krug sei ihr etwas schwer gefallen, es sei aber schön, dass er nun in Branitz ausgestellt sei.
Vorerst soll der Krug an prominenter Stelle, im Vestibül der Ahnenhalle, ausgestellt bleiben - auch, weil die Sendung "Bares für Rares" viele Zuschauer habe, die sich das Stück nun ansehen wollen, sagt Simone Neuhäuser von der Stiftung. Zukünftig soll der Humpen aber im Speisezimmer des Schlosses ausgestellt werden.
Sendung: Antenne Brandenburg, 24.05.2024, 14:10 Uhr