Schloss Branitz - Fürst Pücklers Humpen aus "Bares für Rares" wieder in Cottbus

Fr 24.05.24 | 13:47 Uhr
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Der Krug wird in der Sendung von einer Expertin bewertet (Bild: ZDF "Bares für Rares")
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 24.05.2024 | Nachrichten | Bild: ZDF "Bares für Rares"

Anfang Mai verkauft das Ehepaar Walther einen alten Bierkrug in der ZDF-Sendung "Bares für Rares". Unter den Händlern entwickelt sich ein Bietergefecht, der Krug landet in Köln. Nun ist das Erinnerungsstück an den Fürsten Pückler wieder in Cottbus.

Die Nervosität ist ihnen nur leicht anzumerken: Anfang Mai ist das Ehepaar Helga und Karlheinz Walther aus dem sächsischen Zwickau in der ZDF-Sendung "Bares für Rares" zu Gast. Das Konzept der Sendung: Zuschauer können Raritäten, die sie zu Hause haben, von Experten begutachten lassen und anschließend mehreren Händlern zum Kauf anbieten. Und Helga und Karlheinz Walther haben tatsächlich eine Rarität anzubieten - einen Bierkrug von Fürst Pückler.

Nach seinem "Auftritt" in der Fernsehsendung ist der Krug am Freitag wieder offiziell in Cottbus gezeigt worden. Die Stiftung Fürst-Pückler-Museum - Park und Schloss Branitz hat den Krug zurückgekauft.

Das Ehepaar Walther aus Zwickau verkauft den Krug (Bild: ZDF "Bares für Rares"))
| Bild: ZDF "Bares für Rares"

Ein Erbstück vom königlichen Stallmeister

Der Krug war in der Sendung vom 8. Mai [ZDF-Mediathek] zunächst von der Kunsthistorikerin Heide Rezepa-Zabel begutachtet und eingeschätzt worden. Für besonderes Interesse hatten dabei mehrere Schriftstücke gesorgt, unter anderem ein Brief des Fürsten Pückler, die keinen Zweifel an der Echtheit und dem Alter des Kruges ließen.

Helga Walther erklärte, dass der Krug dem Großvater ihrer Großmutter gehört habe. Dieser sei königlicher Stallmeister beim Fürsten gewesen und habe den Krug als eine Anerkennung bekommen, weil dieser ihm besonders gute Pferde verschafft habe. Das belegt auch der Brief. Darin heißt es beispielsweise, dass Pückler ein "kleines freundschaftliches Andenken" sende. Datiert ist der Brief auf das Jahr 1857.

Dokumente zum Silberkrug des Fürsten Pückler (Bild: ZDF "Bares für Rares")
Dokumente zum Silberkrug des Fürsten Pückler | Bild: ZDF "Bares für Rares"

Gut erhaltene Dokumente steigern den Wert

"Klein" ist das Andenken allerdings nicht, erklärt Expertin Rezepa-Zabel. Der neobarocke Becher ist versilbert, von innen zudem vergoldet. Von innen seien die "Godronen" (wellenartig angelegte Rippen) und von außen die "ziselierten Rocaillen" (schmuckvolle eingearbeitete Ornamente) noch gut zu erkennen. Die Expertin ist sichtlich angetan von dem "Humpen", wie sie sagt.

Statt einer "Bekrönung" hat der Becher eine separat aufgesetzte Pferdefigur, ebenfalls aus Silber, kunstvoll gearbeitet und offenbar dem Anlass des Geschenks angepasst. Schließlich war der Krug ein Dankeschön für die Beschaffung von Pferden.

Die Expertin schätzt den Krug schließlich auf einen Wert von 1.000 bis 1.200 Euro. Der Silberwert liege zwar nur bei etwa 300 Euro, die kunstvolle Bearbeitung und insbesondere die vorhandenen Dokumente, die die Echtheit belegen, sorgen allerdings für die Wertsteigerung. Das Ehepaar hatte auf 3.000 Euro gehofft, sich aber dennoch für einen Verkauf entschieden.

Der Krug wird in Cottbus ausgestellt (Bild: rbb/Schomber-Krause)
Der Krug wird in Cottbus ausgestellt | Bild: rbb/Schomber-Krause

4.100 Euro - statt geschätzten 1.000

Im Verhandlungsraum bei den Händlern stößt der Pückler-Krug auf großes Interesse. Das Einstiegsgebot liegt bereits bei 450 Euro, schnell werden 1.000 Euro erreicht. Am Ende entwickelt sich ein regelrechtes Bietergefecht. Gewinner: der Kölner Antiquitätenhändler Benjamin Leo Leo. Für schließlich 4.100 Euro bekommt er das antike Erbstück.

Leo Leo ist am Freitag in Cottbus, genauer im Schloss Branitz. "Pückler hat mir sofort was gesagt", erklärt der Händler am Freitag. Er komme aus Berlin-Prenzlauer Berg und könne sich vor allem an eine Geschichte zum Fürsten erinnern. Als Kind sei ihm erzählt worden, dass Pückler eine Kutsche, gezogen von sechs weißen Hirschen, gehabt hätte. "Das habe ich nie in meinem Leben vergessen", so der Händler.

Einen Preis festzulegen sei ihm aber schwer gefallen. "Es gibt ja für solche Unikate keine Preisliste", so Leo.

Das Ehepaar Walther in Cottbus (Bild: rbb/Schomber-Krause)
Das Ehepaar Walther in Cottbus | Bild: rbb/Schomber-Krause

Tränen der Freude bei der Erbin

In den 1990-er Jahren sei er schon einmal im Branitzer Park gewesen. Von der Entwicklung, die die Anlage seitdem gemacht hat, zeigte er sich am Freitag begeistert. Die Stiftung sei nach Ausstrahlung der Sendung auf ihn zugekommen, man sei sich einig geworden. Wie viel Geld aber an den Händler geflossen ist, will die Stiftung auch auf Nachfrage nicht sagen.

Ebenfalls am Freitag in Branitz anwesend: das Ehepaar Walther. Sichtlich angefasst ist vor allem Helga Walther. Schließlich steht ihr Erbstück nun an prominenter Stelle im Schloss. Als sie erfahren hatte, dass der Krug nach Branitz zurückkehrt sei, sei sie vor Freude in Tränen ausgebrochen. In den Wirrungen des Kriegsendes sei der Krug fast gestohlen worden, erzählt sie. Glückliche Umstände hatten aber dafür gesorgt, dass er erhalten blieb. Der Abschied vom Krug sei ihr etwas schwer gefallen, es sei aber schön, dass er nun in Branitz ausgestellt sei.

Vorerst soll der Krug an prominenter Stelle, im Vestibül der Ahnenhalle, ausgestellt bleiben - auch, weil die Sendung "Bares für Rares" viele Zuschauer habe, die sich das Stück nun ansehen wollen, sagt Simone Neuhäuser von der Stiftung. Zukünftig soll der Humpen aber im Speisezimmer des Schlosses ausgestellt werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.05.2024, 14:10 Uhr

19 Kommentare

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  1. 19.

    Sie können sich sicher sein, dass auch die Stiftung gewonnen hat, nämlich kostenlose Werbung. Unbezahlbar.

  2. 17.

    Bei Ebay kann man ziemlich besch... werden, wenn man nicht wirklich den Wert und den "Weg des sicheren Bezahlens" kennt.

  3. 16.

    Ihren schreienden Worten entnehme ich, daß Sie
    Null Empathie besitzen und dermaßen kaltherzig sein müssen, daß mir Ihre Frau leid tut, so Sie eine haben. Ich lehne Sie deshalb rundherum ab!

  4. 14.

    Das hat doch kein Einziger hier behauptet. Lesen Sie die Kommentare lieber noch mal durch. Es geht darum, dass die Verkäufer, mit Blick auf die Gewinnmaximierung extra über den Händler und die Sendung gegangen sind. Das passt dann aber nicht wirklich zur angeblichen Rührung, den Humpen jetzt in der Ausstellung zu sehen. Die Stiftung hätte mit Sicherheit auch an die alten Besitzer gut gezahlt. So war der Preis mit Sicherheit für die Stiftung erheblich höher, denn der Händler hat doch nicht aus Barmherzigkeit Verlust gemacht. Beim Verkauf war dem Ehepaar also offensichtlich egal, wo der Humpen landet, Hauptsache der Verkaufspreis ist maximiert. Ist nachvollziehbar, aber die angebliche Rührung nicht.

  5. 13.

    Was ist daran so schlimm, wenn mehr oder weniger skurrile Gegenstände in einer TV-Show versteigert werden? Die Erlöse für die Verkäufer dürften höher sein, als wenn sie versuchen würden, ihre Sachen individuell zu veräußern.

  6. 12.

    Ich gebe Ihnen mit Lachtränen in den Augen so was von recht. Alle sooo nobel und null an Geld interessiert. Die hätten ihre Erbmasse bestimmt verschenkt. Ich finde es legitim und richtig, sich mit dem Geld vielleicht noch einen Wunsch zu erfüllen. Da haben doch alle Beteiligten gewonnen.

  7. 11.

    Na aber Geld wird oft überbewertet. Es gibt gute Bücher und Wahnsinnsmusik, auch Kunst, üb darstellerisch oder bildend und alles für wenig Geld. Manch Einer ist süchtig nach Geld. Diesem rate ich, in einer Wolkenlosen Nacht in den Sternenhimmel zu schauen...

  8. 10.

    „Ich geb dir 80,- € für das Ding und dann ist das Teil aber gut bezahlt….“ :-)

  9. 9.

    Es ist sehr erfrischend hier zu lesen wie viele es ablehnen Geld anzunehmen.
    Alles nur wirklich Gute in ihrer Moral gefestigte Menschen.
    Tja, da bin ich wohl eine Ausnahme, ich hätte auch das Geld genommen.

  10. 8.

    Also aus meiner Abneigung gegen solche Sendereihen und den Umgang mit z.T. Kunst, mache ich keinen Hehl. Es dreht sich wirklich nur ums Geld und es wird mit den niederen Instinkten der Zuschauer gehandelt. Die Gier in manch einem Auge der Händler;innen spricht Bände! Abzulehnen auf ganzer Linie.

  11. 7.

    Und der Gewinner ist: Leo Leo!!! Man o Mann, der wird ne Menge Kohle eingesackt haben. Und dann wieder zurück in den Prenzlauer Berg...

  12. 5.

    Aber sicher hat die Stiftung nun mehr gezahlt, der Zwischenhändler aus "Bares für Jahres" will schließlich nicht ohne Gewinn aus dem Deal kommen. Phui auf der ganzen Linie incl. des Senders, niemand schämt sich.

  13. 4.

    Das liebe Geld und die Aussicht auf mehr wirds wohl ausgemacht haben.

  14. 3.

    Bei einer derarig "gefühlten" Heimatverbundenheit hätten diese Herrschaften sich gleich an die Schlösserstiftung wenden können und müssten keine Tränen verdrücken. Sorry, es riecht doch sehr nach Geldgier.

  15. 1.

    Hab den Text zweimal gelesen und dennoch nicht verstanden, warum Frau Walther so gerührt war. Sie wusste doch im Prinzip, wohler der Krug ursprünglich kam und hätte sich evtl den Umweg über Bares für Rares schenken können und direkt an die Schlösserstiftung wenden?

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