Der rbb|24-Adventskalender | Abgefahren aufgemacht - 13. Tür: Ohne Boden und doppelte Aussicht

Di 13.12.22 | 07:47 Uhr | Von Stefan Ruwoldt
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Adventskalender: Doppelstockbus in Berlin (Quelle: Marcus Behrendt)
Bild: Marcus Behrendt

1 zu 15 - das ist derzeit das Verhältnis Doppeldecker zu Einfachbus bei der BVG. Es sieht nicht gut aus für den Bus, der den Arbeitsweg zur Stadtrundfahrt gemacht hat. Oder kommt er noch mal in die Gänge und legt zahlenmäßig zu?

24 kleine Geschichten rund um Bewegung, Geschwindigkeit oder um das bloße Fortkommen, das Verschwinden oder über Menschen, die etwas in Gang setzen - all das natürlich in Berlin und Brandenburg. Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.

"Doppelstock..." oder "Doppeldecker..." - egal wie man ihn nennt, es ist der gleiche Bus. Man kann oben oder unten sitzen, stößt immer irgendwo an und muss Angst haben vor der Treppe. Dann gibt es noch die "Doppelstockbus fährt gegen Tunneldecke"-Schlagzeilen und die Ur-Opa-Stories vom "Früher konnte man noch hinten aufspringen".

Der Doppeldecker taugt in Berlin eher für die Nostalgie. Teuer in der Anschaffung, wegen der Höhe eingeschränkt im Einsatz und weil nur wenige Hersteller sie produzieren, ist die Auswahl gering.

Zu Hochzeiten waren es 1.000 Doppeldecker, die In Berlin verkehrten, später waren es lange Jahre rund 400, jetzt aber hat die BVG nur noch etwa 100 - von insgesamt etwa 1500 BVG-Bussen in ihrem Fuhrpark. Auf einen Doppelten also kommen vierzehn Eingeschosser. Der Doppelte ist ein Exot.

Das Türenteam

Marcus Behrendt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Illustrator und Comiczeichner "EMBE", mit bürgerlichem Namen Marcus Behrendt, steigt auch bei Schnee und Kälte auf sein Rad. Der gelernte Pädagoge nutzt jede Gelegenheit zum Zeichnen.

Stefan Ruwoldt (Quelle: Marcus Behrendt)
Marcus Behrendt

Redakteur Stefan Ruwoldt ist dem Weihnachtmann hinterhergehetzt, hat ihn aber nie erwischt. Das tat er mit dem Rad, dem Boot und seinem ganz privaten Motorschlitten. Nur beim Reiten, Golfen und Gleitschirmfliegen guckt er lieber zu.

Selbst die neuen schon ein Auslaufmodell

Seit einigen Monaten läuft eine Lieferung von rund 200 Bussen des schottischen Herstellers Alexander Dennis, im nächsten Jahr dann wohl vollzählig, so dass die Quote wieder hochrutscht. Aber selbst diese neuen Doppeldecker kommen schon als Auslaufmodelle, denn es sind Dieselfahrzeuge.

Die beliebte Stadtrundfahrtroute 100 mit der Rundumaussicht auf dem Oberdeck geht seit einigen Monaten ohnehin nicht mehr: Die Linie von Mitte nach Charlottenburg durch den Tiergarten mit Alex, Unter den Linden, Brandenburger Tor, Tiergarten und Zoo als Stationen kann die BVG nun behördlich verfügt nur noch mit den - pro Achse - leichteren Eindeckerbussen befahren.

Aus dem Untergrund der Knock Out

Der Grund für das Aus der Doppeldecker auf der BVG-Ausflugslinie: Eine altersschwache Straßendecke über einem alten Straßenbahntunnel auf Höhe der Staatsoper verträgt die schweren Achsen der Doppelten nicht mehr. Eine Art späte Rache der Straßenbahn am Bus ist das, denn der hatte nach dem Krieg im Westen die Straßenbahn vollständig ersetzt.

Seit der Wende aber schlägt die Straßenbahn zurück. In dieser ÖPNV-Box-Runde kam der Knock Out aus dem Straßenbahngrab unter der neuen Wache. Damit steht fest: Die BVB-Mobile leben. Und schenken sich gegenseitig nichts.

Beitrag von Stefan Ruwoldt

8 Kommentare

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  1. 8.

    Da habe durften Sie sich aber nicht vom Schaffner erwischen lassen, dann gab es einen Anpfiff.
    Das hatte ich schon einmal geschrieben, es fiel aus unerfindlichen Gründen unter die Zensur.
    Warten wir mal ab.

  2. 7.

    Ich habe als Schaffner noch diese Zeiten mitgemacht auf der Linie 27 von Müggelheim
    nach Kaulsdorf.Es war trotzdem eine schöne Zeit.
    Viele Grüße. Dienstn.19638

  3. 6.

    Hallo Herr Ruwoldt
    also ich bin 62, meine Tochter 40, deren Tochter 20 und seit letzter Woche bin ich ein rockmusikbegeisteter, motoradfahrender Uropa mit aktuellem DSA in Gold. Also bitte, nicht so über Uropastories schreiben - und ja, es hat Spass gemacht noch zwischendurch "einzusteigen" - "aussteigen" ging auch. War im Winter allerdings etwas schwieriger - da war oft dieser grüne Filzvorhang noch vor der Öffnung. Ohne "Rüffel" gings immer, wenn Schaffner nicht am "Drücker" war - also an diesem kleinen Knopf, wo er raufdrückte wenn keiner mehr einstieg - und auf seiner "Noch-jemand-ohne-Fahrschein-Runde". war. Als diese "Löcher" mit Klapptüren versehen wurden, war natürlich Schluss mit Lustig - allerdings gab es Schaffner, die auf Klopfen auch zwischendurch öffneten, an Ampeln z.B. War aber selten- es gab weniger Ampeln, weniger Staus und weniger Hektik. Alles besser? Nee - nur Anders!

  4. 5.

    In der Tat, es sind neue Zeiten angebrochen, da Bewährtes nichts mehr gilt. Die vielen neuen superlangen Gelenkbusse
    finden in den für sie kurzen Haltestellenbuchten keinen Platz und verursachen somit lange Staus, erst recht, wenn
    zwei Buslinien hintereinander an die Haltestelle müssen !!!!
    Aber wen interessiert es ? Alles gilt nur noch für (junge Fahrradfahrer.

  5. 4.

    Das die Doppeldecker bald Geschichte sind ist doch politisch gewollt.Früher ging es doch auch.Der Doppeldecker gehörte doch zu Berlin wie die Currywurst.Berlin soll einfach nicht Berlin sein.

  6. 3.

    Im Anreißer müsste es entweder "1 zu 14" oder "1 von 15" heißen. So wie es da steht gibt es rund hundert Busse zu viel, nämlich rund 1600.

  7. 2.

    Richtig gut waren früher die mit offener Plattform hinten. Man könnte qusai immer ein- und aussteigen, wenn der Bus nicht zu schnell war.
    Damals gab es allerdings auch mehr Eigenverantwortung und nicht alles war gesetzlich geregelt. Vermutlich gäbe es jedoch bei der heutigen Verkehrsdichte damit zu viele Unfälle.
    Trotzdem schade.
    Was ich nicht vermisse, war die damalige Raucherlaubnis im oberen Deck, die dann i.d.R. vernebelt waren.

  8. 1.

    Ich vermisse die Doppeldecker im Straßenbild sehr! Als ich jung war, gab es vorrangig diese, die kleinen Busse fuhren vor allem als einsetzer. Ich finde es verdammt schade, dass sie so wenige geworden sind, denn sie gehören einfach zu Berlin und sind einfach ein Highlight. Berlin ohne doppeldecker würde sich nicht mehr richtig anfühlen.

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