Der rbb|24-Adventskalender | Abgefahren aufgemacht - 13. Tür: Ohne Boden und doppelte Aussicht

1 zu 15 - das ist derzeit das Verhältnis Doppeldecker zu Einfachbus bei der BVG. Es sieht nicht gut aus für den Bus, der den Arbeitsweg zur Stadtrundfahrt gemacht hat. Oder kommt er noch mal in die Gänge und legt zahlenmäßig zu?
24 kleine Geschichten rund um Bewegung, Geschwindigkeit oder um das bloße Fortkommen, das Verschwinden oder über Menschen, die etwas in Gang setzen - all das natürlich in Berlin und Brandenburg. Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.
"Doppelstock..." oder "Doppeldecker..." - egal wie man ihn nennt, es ist der gleiche Bus. Man kann oben oder unten sitzen, stößt immer irgendwo an und muss Angst haben vor der Treppe. Dann gibt es noch die "Doppelstockbus fährt gegen Tunneldecke"-Schlagzeilen und die Ur-Opa-Stories vom "Früher konnte man noch hinten aufspringen".
Der Doppeldecker taugt in Berlin eher für die Nostalgie. Teuer in der Anschaffung, wegen der Höhe eingeschränkt im Einsatz und weil nur wenige Hersteller sie produzieren, ist die Auswahl gering.
Zu Hochzeiten waren es 1.000 Doppeldecker, die In Berlin verkehrten, später waren es lange Jahre rund 400, jetzt aber hat die BVG nur noch etwa 100 - von insgesamt etwa 1500 BVG-Bussen in ihrem Fuhrpark. Auf einen Doppelten also kommen vierzehn Eingeschosser. Der Doppelte ist ein Exot.
Selbst die neuen schon ein Auslaufmodell
Seit einigen Monaten läuft eine Lieferung von rund 200 Bussen des schottischen Herstellers Alexander Dennis, im nächsten Jahr dann wohl vollzählig, so dass die Quote wieder hochrutscht. Aber selbst diese neuen Doppeldecker kommen schon als Auslaufmodelle, denn es sind Dieselfahrzeuge.
Die beliebte Stadtrundfahrtroute 100 mit der Rundumaussicht auf dem Oberdeck geht seit einigen Monaten ohnehin nicht mehr: Die Linie von Mitte nach Charlottenburg durch den Tiergarten mit Alex, Unter den Linden, Brandenburger Tor, Tiergarten und Zoo als Stationen kann die BVG nun behördlich verfügt nur noch mit den - pro Achse - leichteren Eindeckerbussen befahren.
Aus dem Untergrund der Knock Out
Der Grund für das Aus der Doppeldecker auf der BVG-Ausflugslinie: Eine altersschwache Straßendecke über einem alten Straßenbahntunnel auf Höhe der Staatsoper verträgt die schweren Achsen der Doppelten nicht mehr. Eine Art späte Rache der Straßenbahn am Bus ist das, denn der hatte nach dem Krieg im Westen die Straßenbahn vollständig ersetzt.
Seit der Wende aber schlägt die Straßenbahn zurück. In dieser ÖPNV-Box-Runde kam der Knock Out aus dem Straßenbahngrab unter der neuen Wache. Damit steht fest: Die BVB-Mobile leben. Und schenken sich gegenseitig nichts.