Der rbb|24-Adventskalender | Abgefahren aufgemacht - 20. Tür: Keiner sagt mehr, wo es langgeht

Weiß die BVG, was sie da tut? Sie arbeitet mit Wissenschaftlern an der Abschaffung des personengesteuerten Busses. In einer weiteren Studie wird dann womöglich die BVG selbst abgeschafft. Nur eins wird bleiben: der Mini-Elektrobus. Ein Projekt.
24 kleine Geschichten rund um Bewegung, Geschwindigkeit oder um das bloße Fortkommen, das Verschwinden oder über Menschen, die etwas in Gang setzen - all das natürlich in Berlin und Brandenburg. Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.
Fliegen, schippern, gondeln - für die großen Reisebewegungen brauchen wir großes Besteck. Für den Alltagsmove in den Häuserschluchten werden die Begleitgefährte kleiner. Und wenn wir dann ganz allein unterwegs sind, oder als Mini-Gruppe, kommt das genutze Gefährt dem märchenhaften fliegenden Teppich gleich. Der e-Roller oder der Segway etwa. Kein Kolben hämmert, kein Pedal klappert. Es surrt und man ist in nullkommnix am neuen Ort.
Die Krönung dieser zauberhaften Mobile ist der Mini-Elektrobus. Er spricht und schon bald wird er schweben. Bis dahin ist er auf 12 vielleicht 15 kmh gedrosselt. Die 20. Tür hat er heute sensorisch geöffnet. Er ist die Zukunft.
Selbstfahrend mit Joystick beim Sicherheitspersonal
Der fast schon selbstfahrende Mini-Elektrobus der Linie 328 ist ein Projekt von Senat und BVG mit Bussen der Firma EasyMile und mit mehreren akademischen Partnern, die elektrisches Fahren, Selbstfahren und Navigieren erforschen. Es gab ein paar Entwicklungsstufen, dann neue Ziele und wieder Stufen, Erweiterungen und Streckenänderungen. Dazwischen dann noch Corona, wo die Busse zwar fuhren, aber niemand mitdurfte. In diesem Sommer war erstmal Schluss, nächstes Jahr dann ab Herbst 2023 wird der Elektroselbstfahrbus Teil des "KIS’M"-Projekt (KI-basiertes System für vernetzte Mobilität) auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel, wo dann noch mehr gehen soll.
Bislang jedenfalls waren immer alle zufrieden. Der Minibus bekommt Lob, wie Nachwuchs. Ein Baby? "Kuck mal, er spricht." "Da kommt er, und so schön gerade." "Bei Rot angehalten. Fein gemacht." "Bei Grün rüber? - Er kennt wirklich die Ampel."
Die Stufen der Zukunft
Level Drei des autonomen Fahrens schaffte der Bus. Er fuhr zunächst eine gerade Strecke, dann ein paar Mäander und zuletzt einen Rundkurs über mehrere Straßen in Tegel sowie auf der Strecke "See-Meile". Immer war ein menschlicher Assistent an Bord, um das Teil zur Not per Hand und Joystick zu stoppen. Bei Stufe Vier - die wohl schon nächstes Jahr zündet - ist kein steuernder Mensch mehr an Bord, bei Fünf kuckt auch keiner mehr von außen zu.
Was aber ist anders, wenn der Bus wirklich keine Fahrerin mehr hat und keinen Fahrer? - Keiner meckert. Keiner hupt. Keiner grüßt die anderen Busfahrer. Keiner duftet mehr fein nach der Schnellzigarette von der Endhaltestelle. Keiner schnauzt ins Mikro "Ausstieg nur hinten!" Keiner schiebt sein Busfahrerfenster auf und spuckt seinen Kaugummi raus. Keiner nimmt am Alex mehr seinen Rucksack, verstaut seine Brotbüchse und sagt "Tschö" zu seiner Ablösung. All das soll wirklich vorbei sein? Damit Berlin die Frau Busfahrerin und den Herrn Busfahrer nie vergisst, schreiben wir jetzt handschriftlich auf die Rückseite dieser Tür: "Durschrück'n, sonst fahr' ick nich los!"