rbb|24-Adventskalender | Hochgestochen, tiefgestapelt - 7. Tür: Tief in die Glasvergangenheit gucken

Do 07.12.23 | 06:00 Uhr | Von Stefan Ruwoldt
  3
dventskalender Tür 7: Glasbläser in Brandenburg (Quelle: rbb/M. Behrendt)
Bild: rbb/M. Behrendt

Diesmal: besonders einsichtig. Der große Glasmarkt war Berlin, die großen Glashersteller entstanden in Brandenburg - so war es vor 300 Jahren. In Brandenburg wurden die Werkstätten einst dort gebaut, wo das Holz für den Ofen herkam.

24 Geschichten mit Höhen und Tiefen aus Berlin und Brandenburg. Was ist besonders hoch oder tief, ist nur besonders speziell zu erreichen oder irgendwie anders besonders. Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.

Holz und Sand und Wasser - alles, was Brandenburg bieten kann, kann Berlin gut gebrauchen. Zumindest war es lange Zeit so. Da, wo der Sand herkam, war oft auch Ton für Steine zu finden, und diese brandenburgischen Erden bargen auch die Rohstoffe, aus denen man Glas machen konnte. Glas war Wohlstand und Zivilisation.

Illustrator Embe - Marcus Behrendt (Quelle: rbb/Marcus Behrendt)
rbb/Marcus Behrendt

Illustrator und Comiczeichner "EMBE", bekannt auch als Marcus Behrendt, hat für den Adventskalender eine neue Farbe erfunden: das röteste Weihnachtsrot außerhalb von Vatikanstadt. Er ist auch Pädagoge und zeichnet schneller als ein Weihnachtsschlitten im Sturzflug. Stets mit den besten Utensilien ausgestattet, kritzelt er sich durch alle Medien. In der Weihnachtszeit liest er gerne einen guten Comic und genießt die schärfsten Soßen der Welt.

Redakteur Stefan Ruwoldt (rbb/M. Behrendt)
rbb/Marcus Behrendt

Redakteur Stefan Ruwoldt hat diesen Weihnachtskalender auf dem Kopf stehend mit nur einer Hand geschrieben, und das Ganze an nur einem einzigen Tag und mit einer Feder, die Friedrich der Große einst aus Frankreich importiert hatte und dann in Pankow irgendwie vergaß. Rekord. Natürlich. Nach dem 24sten aber sitzt dieser Redakteur wieder an einem ganz normalen Schreibtisch und freut sich auf seine Feierabende ohne Bestwerte.

Im 18. Jahrhundert waren es fast ausschließlich Herrschaftshäuser, die sich größere Glasfenster leisten konnten. Sehr schnell jedoch wurde Glas als Baustoff für immer mehr Verwendungen wichtig: in der Inneneinrichtung, für die Aufbewahrung, in der Medizin und in vielen Gewerben. Die Krux der Glasherstellung aber war und ist, dass sie so viel Wärme braucht. Damals lieferte die das Holz. Man brauchte viel davon. Der Holztransport war beschwerlich und teuer, also zogen die Glashütten dahin, wo das Holz war.

In Baruth half ein Sturm

Das Museumsdorf Baruth (Teltow-Fläming) leitet die Geschichte der einstigen großen Glashütte am Ort ab aus einem Sturm, der 1715 für viel Bruch und Brennstoff sorgte, und der so die Glasherstellung am Ort befeuerte. Glas brachte Licht in die sonst nur ummauerten und umzimmerten Stuben. Glas machte aus den Hütten Häuser.

Heute braucht es keine märkischen Buchen und Kiefern mehr, um Berlin und Brandenburg Scheiben, Reagenzgläser und Biertulpen zu liefern. Die Energie kommt elektrisch aus dem Kasten, die Rohstoffe bringen Bahn und Lkw. Aber Glas fasziniert weiter, Männer in schweren Schürzen blicken unerschrocken in die Glut und schwenken und heben und pressen und blasen das, was später einmal eine Scheibe oder ein Sektkelch weren soll - manchmal sogar live, das meiste aber auf Zeichnungen und alten Fotos rund um die historischen Werkstätten - etwa in Baruth oder Döbern.

Auf Besuch in der Vergangenheit

Besucher-Glashütte, Besucher-Bergwerk, Besucher-Kokswerk, Besucher-Eisenhütte - einst ging es in diesen schmutzig und anstrengend und gefährlich zu, heute kommt Berlin am Sonntag auf Bildungsausflug. Die Besucher sind dabei, wenn der Ziegel gebrannt und das Küchenmesser geschmiedet wird - da draußen in den rekonstruierten Hütten der Brandenburger Industriepioniere. Und schädlich riechen tuts zum Glück auch nicht mehr.

Nach dem Anschnallen wird auf dem Heimweg über Google geklärt, wo - vielleicht in der Lausitz - noch Quarzsand zu bekommen ist, und wie es sich mit der Pottasche, dem Feldspat und dem Kalk verhält.

Sendung:

Beitrag von Stefan Ruwoldt

3 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 3.

    Das es mitten in Berlin - auf der Halbinsel Stralau von 1889-1997 - ein Glaswerk gab, indem u.a. Flaschen jeglicher Art produziert wurden, hat man bei den Recherchen etwas unter den Tisch fallen lassen. 1997 zog das Werk dann vor die Tore der Stadt nach Neuenhagen.
    Vielleicht wollte man aber auch nicht an den Umweltschäden (inzwischen wohl großteils behoben) in der Rummelsburger Bucht rühren

  2. 2.

    Sehr schön geschrieben, wenn man bedenkt, dass nur ein bestimmter Zeilenumfang zur Verfügung gestellt werden kann.

    Man könnte jetzt auch ganz böse Witze aushecken, schaut man auf das betrübliche Pisa-Ergebnis. Nein, nein, das möchte ich überhaupt nicht.
    Und der Besuch lohnt wirklich: Für nicht Motorisierte aus BER:RE 8 bis Klasdorf und von dort aus durch den Wald nach Osten ca. 6 km zu Fuß oder mit(mitgeführten)Rädern. Im Hochsommer vorsichtig sein, denn zunächst geht es wirklich durch dürresten Kiefernforst. Aber der Blick weitet sich bald.Trifft man auf einem Feldweg die ersten Laubholzpartien an, ist das Ziel nahe. Ein wirklich informatives Museum.
    Zum Glück fährt die RE 8 im Takt, man kommt also auch wieder zurück. Es existiert ein Ruf-Bus-System.
    Nun, vor dem Streik der GDL mag das schwarzer Humor sein, aber wenn alles funktioniert, ist ein Besuch nur zu empfehlen! Weil man auch auf Menschen trifft, die ihrTun mit Herz verrichten. Ein Team dort - super! Gerne noch einmal!

  3. 1.

    Es ist in Glashütte Baruth immer wieder schön herumzulaufen und alles anzuschauen und den Glasbläsern zuzuschauen.
    Besonders jetzt zur Weihnachtszeit wo alles schön geschmückt ist, da lohnt ein Spaziergang noch mehr.

Nächster Artikel