rbb|24-Adventskalender | Hochgestochen, tiefgestapelt - 24. Tür: Hirten auf Rädern

So 24.12.23 | 06:00 Uhr | Von Stefan Ruwoldt
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Grafik Adventskalender Tür 24: Fahrradfreundliches Schwedt an der Oder (Quelle: rbb/M. Behrendt)
Bild: rbb/M. Behrendt

Diesmal: besonders drahtig. Fahrradfahren ist eine kleine, aber wachsende Religion. Es gibt viele Strömungen, kleine Fahrradkapellen und große Kathedralen für die Belange der Anhänger. Ein Ort in Brandenburg ist nun gepriesen worden als Hort der Radler. Frohes Fest.

24 Geschichten mit Höhen und Tiefen aus Berlin und Brandenburg. Was ist besonders hoch oder tief, ist nur besonders speziell zu erreichen oder irgendwie anders besonders. Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.

Die Weihnachtstür 24, das finale Tor zum Tag der großen Bescherung und der gemeinsamen Einkehr, ist eine Tür, die ein Klingelgeräusch macht. Wer jetzt noch einmal zurückklickt zum großen Kalender und dann wieder auf die 24 drückt, wird es vielleicht vernehmen, dieses Klingeln. Es ist eine Fahrradglocke.

Eine ganz besondere Schätzung

Ja, zugegeben, so richtig hören kann man sie nicht, denn es ist kein akustisches Geläut, eher das Klingeln in der Seele, eine zweirädrige Weihnachtsbotschaft, die die Leute verbindet. Die Zählung, die dieser Botschaft zugrunde liegt, hat nicht in den Weihnachtsfeiertagen stattgefunden, sondern zuvor.

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub befragte für den "Fahrradklimatest" die Menschen, und fast jeder machte auch mit. In Brandenburg hätten, so der ADFC, in manchen Ecken nicht alle oder gar nur so viele mitgemacht, dass man auch von einer Schätzung sprechen könnte.

Illustrator Embe - Marcus Behrendt (Quelle: rbb/Marcus Behrendt)
rbb/Marcus Behrendt

Illustrator und Comiczeichner "EMBE", bekannt auch als Marcus Behrendt, hat für den Adventskalender eine neue Farbe erfunden: das röteste Weihnachtsrot außerhalb von Vatikanstadt. Er ist auch Pädagoge und zeichnet schneller als ein Weihnachtsschlitten im Sturzflug. Stets mit den besten Utensilien ausgestattet, kritzelt er sich durch alle Medien. In der Weihnachtszeit liest er gerne einen guten Comic und genießt die schärfsten Soßen der Welt.

Redakteur Stefan Ruwoldt (rbb/M. Behrendt)
rbb/Marcus Behrendt

Redakteur Stefan Ruwoldt hat diesen Weihnachtskalender auf dem Kopf stehend mit nur einer Hand geschrieben, und das Ganze an nur einem einzigen Tag und mit einer Feder, die Friedrich der Große einst aus Frankreich importiert hatte und dann in Pankow irgendwie vergaß. Rekord. Natürlich. Nach dem 24sten aber sitzt dieser Redakteur wieder an einem ganz normalen Schreibtisch und freut sich auf seine Feierabende ohne Bestwerte.

Es ging um den Nachwuchs in Sachen Fahrradverkehr. Und überraschend schlossen hier nicht Berlin und Potsdam besonders gut ab. Auch Cottbus ist abgeschlagen und Fürstenwalde hat diesmal erst gar nicht mitgemacht. Das kleine neue Heilsstädtchen in Sachen Fahrradverkehr der gemeinsamen Welt Berlin-Brandenburg ist Schwedt.

Die Stadt ist sozusagen eine Art Ebenezer Scrooge, Charles Dickens kaltherziger Buchhalter, dem plötzlich warm ums Herz wird und der fortan nur noch Gutes tun. Ganz eigentlich ist nämlich Schwedt die verschmierte Einfahrt in den Tunnel der Einspritzung. Eine Erdölkapelle. Schwedt liegt da, wo Öl ein Synonym ist für das Neue Testament.

Überall Fahrradengel in Schwedt

Es war für Schwedt die erste Teilnahme an dieser Zählung. Der ADFC deckt hiermit auf, dass Schwedt eine schützende Scheune, ein wärmender Platz für Fahrradfans ist, jener Hort, wo der Zweiradgedanke geboren und gesegnet wird.

Hier die Daten: Schwedt ist in Sachen "Fahrradfreundlichkeit" brandenburgweit auf Rang 1 in seiner Stadtgrößenklasse und bundesweit auf Rang 4 von insgesamt 447 Städten mit ähnlicher Einwohnerzahl.

Schwedter Radler geben ihrer Stadt bei der Frage, ob Radfahren Spaß oder Stress ist, eine knappe 2, und sie sind der Meinung, dass ihr Stadtzentrum mit dem Rad wirklich gut, fast sogar noch sehr gut (1,8) zu erreichen ist.

Berlins Fahrradfahrer dagegen geben ihrer Stadt in der Frage nach "Spaß oder Stress" eine 4, und bei der Erreichbarkeit der Stadtmitte eine 3. Beim Fahrraddiebstahl kann keine der deutschen Gemeinden so richtig punkten, Berlin aber bekommt von seinen Fahrradjüngern eine 6, Schwedt immerhin nur eine 4.

Schwedt ist ein kleiner Stern am Radfahrerhimmel. Wir zünden unsere Kerzen der Hoffnung und winken Richtung Oder. Halleluja.

Beitrag von Stefan Ruwoldt

9 Kommentare

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  1. 8.

    ich kann mich nur noch anschließen dem berechtigten Lobgesang. Originell,unterhaltsam,informativ und auch teils lustig. Hoffentlich hat der Nikolaus noch eine schöne Überraschung für die beiden Jungs in seinem Sack.Frohe, erholsame Weihnachten.

  2. 7.

    Aber "Liebe deinen Nächsten" wäre auf allen Seiten auch nicht schlecht.
    In dem Sinne allen ein frohes Fest

    und einen Dank an den RBB für diese coole Serie.

  3. 6.

    Vielen Dank für diesen Adventskalender voller Wortwitz und Lokalkolorit! Es war mir eine Freude, jeden Morgen in ein mir unbekanntes Stück Berlin-Brandenburg einzutauchen. Der Schokokalender musste warten! Gerne nächstes Jahr wieder?!

  4. 5.

    Ich kann dem Jürgen nur beipflichten! Ein Lob den beiden Künstlern - da muss man erst mal drauf kommen. Danke mit Wünschen zu besinnlichen Tagen.

  5. 4.

    Die Kalenderreihe zu lesen war täglich eine Freude! Vielen Dank und frohes Fest!

  6. 3.

    Stimmt leider nicht

    Auch in Schwedt sind die Radwege zu schmal, und man wird an etlichen Grünpfeilkreuzungen von abbiegende KfZ gefährdet
    Auch in Schwedt gibt es schnelle €scooter + €bikes
    Auch in Schwedt finden Kontrollen der Kraftfahrzeugverkehr, Falschparker usw fast gar nicht statt

    Die Weg zum PCK ist für Radler katastrophal, für KfZ sehr bequem

    Was wohl stimmt ist das die Situation in Bernau, Eberswalde, Potsdam usw viel schlimmer ist

  7. 2.

    Frohe Weihnachten, und gute Rutsch ins neue Jahr. Vielen Dank für diese wunderbare Kalenderreihe.

  8. 1.

    "Du sollst keine anderen Götter haben neben mir" ist bei der ADFC-Religion besonders stark ausgeprägtem.

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