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Video: rbb24-Abendschau | 18.02.2023 | Carla Spangenberg | Quelle: rbb

#wiegehtesuns | Die Pflege-Azubi

"Was mir an der Gewerkschaft gefällt, ist dieser Solidaritätsgedanke"

Tabea wird gerade in Berlin zur Krankenpflegerin ausgebildet. Es ist ihr Traumberuf – aber die Bedingungen müssen sich ändern, sagt sie. Auch deshalb ist sie jetzt in der Gewerkschaft und hat vor zwei Wochen an ihrem ersten Streik teilgenommen. Ein Gesprächsprotokoll

In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Gewerkschaften verlieren seit Jahren Mitglieder – vor allem die jüngere Generation gilt nicht mehr als sehr gewerkschaftsnah. Vielleicht ändert sich das aber auch gerade angesichts der aktuellen Arbeitskämpfe. Tabea jedenfalls ist seit letztem Sommer verdi Mitglied. Die Zwanzigjährige ist aus Erlangen nach Berlin gezogen und absolviert gerade eine Pflegeausbildung an der Charité. Anfang Februar hat sie an ihrem ersten Streik teilgenommen. So geht es Tabea.

"Seit Oktober 2021 bin ich auszubildende Pflegefachkraft und habe mich schon sehr früh in der Auszubildendenvertretung engagiert. Dadurch bin ich dann zur Gewerkschaft gekommen und im letzten Sommer eingetreten.

Was mir an der Gewerkschaft gefällt ist dieser Solidaritätsgedanke, also gemeinsam für etwas zu kämpfen und gemeinschaftlich etwas ändern zu können.

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Am 9. Februar habe ich dann das erste Mal an einem Streik teilgenommen und da sogar direkt eine Rede gehalten. Ich war schon sehr früh dort vor dem Abgeordnetenhaus und den ganzen Tag schon mega aufgeregt. Aber dann ging’s los: Verdi-Jacke angezogen und dann haben eine Mit-Auszubildende und ich direkt eine Rede gehalten. Das war ein bisschen wie im Film, ich habe auch gar nicht so richtig wahrgenommen, vor welchen Massen an Leuten ich da gesprochen habe. Ich glaube, so ein Gefühl bekommt man nicht nochmal im Leben.

Zum einen geht es mir beim Streik sicherlich um die Bezahlung. Beispielsweise dass wir Azubis 200 Euro mehr bekommen sollten. Das brauchen wir, weil es einfach gerade super schwer ist mit der Inflation und auch den Mieten hier in Berlin. Es kann einfach nicht sein, dass Azubis nebenbei noch arbeiten müssen oder Angst haben, dass sie Rechnungen nicht bezahlen können, obwohl sie so viel leisten in der Gesellschaft

Auf der anderen Seite ist es eben auch eine super anstrengende Arbeit und mir ist es wichtig, immer wieder Sichtbarkeit für die Arbeitssituation in der Pflege zu schaffen. Wir sind so ein wichtiges Bindeglied für die Gesellschaft, ohne uns würde vieles nicht funktionieren und mir ist es sehr wichtig, das auch auf die Straße zu bringen.

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Die Ausbildung ist sehr anstrengend und dadurch, dass Fachkräftemangel herrscht, müssen wir als Azubis sehr schnell sehr viel Verantwortung übernehmen. Da wird man manchmal ganz schön ins kalte Wasser geworfen, indem man beispielsweise die Körper- oder Grundpflege allein übernehmen muss. Man wird zwar immer gefragt, ob man sich das alles zutraut, aber man muss doch schon sehr schnell über sich hinauswachsen.

Manchmal würde ich mir mehr Betreuung in der Ausbildung wünschen. Es ist ja auch körperlich eine sehr anstrengende Arbeit, und durch den Personalmangel bleibt einfach viel an den einzelnen Personen hängen. Und der Schichtdienst ist eben auch sehr belastend, das führt manchmal dazu, dass man sieben Tage am Stück arbeitet. Im Privatleben bin ich eigentlich fast nur noch mit Leuten aus der Pflege befreundet, die auch im Schichtsystem arbeiten und da mehr Verständnis haben. Für Sport zum Beispiel, was ich früher gemacht habe, habe ich jetzt gar keine Kraft und Zeit mehr.

Trotz dieser Bedingungen will ich aber auf jeden Fall in der Pflege bleiben. Pflege ist einfach eine Berufung, ich glaube, das sucht man sich nicht aus. Ich mache das mit vollem Herzen und will auch nichts anderes machen. Deshalb hoffe ich, dass sich etwas verändert, denn wenn sich nichts verändert, dann kann man diesen Beruf einfach nicht bis zur Rente durchhalten und müsste sich eine Alternative suchen. Aber wenn sich etwas verändern, will ich das auch jeden Fall weitermachen."

Gesprächsprotokoll: Carla Spangenberg

Sendung: rbb24-Abendschau, 18.02.2023, 19:30 Uhr

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