Notunterkünfte - Kältehilfe fordert vom Senat mehr Angebote für Obdachlose

Do 31.03.22 | 13:50 Uhr
Archivbild: Die Kältehilfe kümmert sich um einen Obdachlosen, der auf der Straße sein Lager aufgebaut hat. (Quelle: dpa/C. Gateau)
Bild: dpa/C. Gateau

Mehrere große Sozialvereine und Hilfsinitiativen warnen vor den anhaltend hohen Zahlen Obdachloser in Berlin. Der Senat müsse hier seine Anstrengungen erhöhen, den Menschen zu helfen und ihnen dauerhaft eine Unterkunft zu ermöglichen.

Träger der Berliner Kältehilfe haben angesichts des Zuzugs von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine erhöhte Anstrengungen von Senat und Bezirken zur Überwindung der Obdachlosigkeit in der Stadt gefordert.

Es gebe noch große Hürden bei der Umsetzung der Senatsstrategie, die Wohnungslosigkeit bis 2030 zu beenden, erklärten Vertreterinnen und Vertreter von Diakonie, Berliner Stadtmission, den Johannitern und der Gebewo Pro am Donnerstag in Berlin. Noch immer sei die Zahl qualifizierter Hilfsangebote im Rahmen der Berliner Kältehilfe zu gering, um Menschen dauerhaft von der Straße zu holen.

So hätte die Zahl der Notübernachtungsplätze der diakonischen Einrichtungen in diesem Winter nicht reduziert werden können, weil der Bedarf anhaltend hoch sei. Diakonie, Stadtmission, Johanniter und Gebewo Pro stellen nach eigenen Angaben insgesamt rund 70 Prozent aller Plätze für wohnungslose Menschen in Berlin zur Verfügung.

Rund 2.000 Menschen ohne festen Wohnsitz - und hohe Dunkelziffer

In der vergangenen Woche gab es laut Senatssozialverwaltung im Rahmen der Kältehilfe durchschnittlich 1.139 Notübernachtungsplätze, davon 130 im sogenannten 24/7-Betrieb. Davon seien rund 90 Prozent (1.025) belegt.

Die Träger der Berliner Kältehilfe gehen von mindestens 2.000 obdachlosen Menschen ohne feste Unterkunft aus. Die Dunkelziffer liege vermutlich deutlich höher. Knapp 50.000 Menschen hätten keine eigene Wohnung und müssten staatlich untergebracht werden, davon etwa 33.400 in Wohnheimen gemäß dem Allgemeinen Berliner Sicherheits- und Ordnungsgesetz (ASOG). Weitere 10.300 Menschen lebten in Unterkünften für Geflüchtete.

Umfang der Versorgung durch die Kältebusse gestiegen

Für die Versorung durch Kältebusse teilte die Berliner Stadtmission am Donnerstag mit, dass sie in diesem Winter deutlich mehr Menschen betreuen musste als im vergangenen Jahr.

Demnach haben rund 15 Prozent mehr Menschen Hilfe bei der Organisation gesucht. Insgesamt seien es 3.326 obdachlose Menschen gewesen, die mit Tee oder Schlafsäcken versorgt wurden. Außerdem habe es über 2.100 Anrufe gegeben. Die Saison für die drei Kältebusse der Stadtmission endet an diesem Donnerstag. Sie waren seit Anfang November im Einsatz. Das Deutsche Rote Kreuz bilanziert für ihren Wärmebus allerdings eine etwas ruhigere Saison. Das liege daran, dass es in diesem Winter keine strengen Frostperioden gegeben habe.

Sendung: rbb24 Inforadio, 31.03.2022, 12:20 Uhr

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