Doppelhaushalt 2023/2024 - Brandenburger Kabinett plant mit 31 Milliarden Euro für die kommenden zwei Jahre

Di 27.09.22 | 17:23 Uhr
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Themenbild: Doppelhaushalt (Quelle: dpa/rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 27.09.22 | Torsten Sydow | Bild: dpa/rbb

Trotz der aktuellen Energiekrise will die Brandenburger Landesregierung nicht sparen, sondern weiter investieren. Das sieht der Doppelhaushalt 2023/2024 vor, den das Kabinett am Dienstag vorgestellt hat. Neue Schulden werden kaum zu vermeiden sein.

Die Brandenburger Landesregierung hat am Dienstag die Eckpunkte für den Doppelhaushalt für die Jahre 2023/2024 gebilligt. Er hat ein Volumen von insgesamt 30,85 Milliarden Euro.

Mit knapp 15,4 Milliarden Euro im kommenden Jahr und fast 15,5 Milliarden Euro in 2024 sollen die Haushalte leicht über dem Etat des laufenden Jahres liegen. "200 Millionen Euro zusätzlich im Jahr 2023 und noch einmal 100 Millionen Euro im Jahr 2024", sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) laut Mitteilung. "Wir bleiben damit unserer Linie treu, nicht gegen die Krise anzusparen." Final beschlossen wird der Haushalt voraussichtlich im Dezember im Landtag.

Die größten Einzeletats hätten das Bildungsministerium sowie das Sozial- und Gesundheitsministerium, sagte Finanzministerin Katrin Lange. Mit dem Doppelhaushalt wird unter anderem die Elternbeitrags-Freiheit für das erste und zweite Kindergartenjahr finanziert. Im Etat-Entwurf vorgesehen ist auch, 564 zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer einzustellen sowie 122 weitere Polizeistellen zu schaffen.

Auch die große Zahl der Ukraine-Flüchtlinge in Brandenburg erfordert zusätzliche Mittel: Für den Unterricht der derzeit knapp 5.600 ukrainischen Kinder und Jugendlichen an Brandenburger Schulen werden laut dem Entwurf in den beiden Jahren jeweils 23,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Zur Integration insbesondere der ukrainischen Flüchtlinge sollen mit einer Kofinanzierung des Landes 4,1 Millionen Euro insbesondere aus EU-Mitteln zur Verfügung stehen.

Die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs soll erhöht werden. Auch für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel ist eine Erhöhung der Mittel vorgesehen. Das Wolfsmanagement und die Naturwacht sollen ebenfalls mehr Geld bekommen.

Opposition: Familien und Handwerksbetriebe nicht ausreichend entlastet

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) betonte insbesondere, dass der Investitionszuschuss in Höhe von 110 Millionen Euro jährlich fortgesetzt werde. Auch der Pakt für Pflege mit Angeboten für alle Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen werde mit knapp 19 Millionen Euro fortgeführt.

Kritik kommt von der Opposition. Nach Ansicht der Links-Partei werden Familien aber auch Handwerksbetriebe nicht ausreichend entlastet. BVB/Freie Wähler fordern einen Rettungsschirm, um Arbeitslosigkeit zu verhindern.

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) betonte mit Blick auf die steigenden Energiepreise, Brandenburg stehe zu seiner Mitverantwortung. Er appellierte jedoch erneut an den Bund, die Schuldenbremse aufzuheben.

Niedrige Neuverschuldung wird nicht zu halten sein

Trotz der hohen Anforderungen will die Landesregierung die Neuverschuldung zumindest im Entwurf noch niedrig halten: Nach gut 2 Milliarden Euro zur Bekämpfung der Corona-Krise im Jahr 2021 und rund 176 Millionen Euro im laufenden Jahr sollen im kommenden Jahr 330 Millionen Euro neu aufgenommen werden, im Jahr 2024 sollen es dann weitere 24,3 Millionen Euro sein - in beiden Jahren im Wesentlichen zur Finanzierung des Hauptstadtflughafens BER.

Doch Woidke und Lange machten deutlich, dass diese geringe Neuverschuldung angesichts der Krisen kaum zu halten sein wird. "Es ist gut möglich, dass angesichts der multiplen Krisen noch etwas drauf kommen muss", sagte die Finanzministerin. "Das wird aber erst nach Erklärung der Notlage möglich sein." Denn erst dann könnten trotz der Schuldenbremse neue Kredite aufgenommen werden.

In wochenlangen Verhandlungen mit den Ressorts hatte Finanzministerin Katrin Lange (SPD) noch Deckungslücken in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro im Jahr 2023 und knapp 730 Millionen Euro im kommenden Jahr schließen müssen. Dies galt allerdings nur bis zum Stand Anfang Februar - inzwischen werden neue Belastungen durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, steigende Energiepreise und die hohe Inflation erwartet.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 27.09.2022, 19:30 Uhr

11 Kommentare

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  1. 11.

    Ja, als Unternehmer oder Privatperson wäre man insolvent, wenn die Ausgaben die Einnahnen übersteigen. Echt traurig!

  2. 10.

    "Dabei muss die Neuverschuldung aber konjunkturgerecht und innerhalb eines angemessenen Zeitraums abgebaut werden."
    Glauben sie das wirklich? Die deutsche Staatsverschuldung liegt aktuell bei 2,395 Billionen, Tendenz steigend! :-(

  3. 9.

    "Neue Schulden werden kaum zu vermeiden sein."
    Na klar, was denn sonst, alles wie gehabt!
    Seit Jahren geben Politiker mehr Geld aus wie der Steuerzahler aufbringt, und wir haben schon die zweithöchsten Abgaben/Steuern nach Belgien!
    Und so steigen die Schulden von Ländern/Bund immer weiter bis irgendwann der Punkt erreicht wird wo es nicht mehr weiter geht.

  4. 8.

    Ohne Bundeshilfe sieht es also schlecht aus...
    Tja die Schuldenbremse...
    Für 2020 und 2021 war die ja bereits ausgesetzt.
    Die Haltung der Regierung, der EU und Russlands lässt wenig auf Besserung hoffen.
    "Angesichts der multiplen Krisen" muss man jetzt entscheiden - entweder "Pech gehabt" oder Schulden für Rettung und Umbau der Wirtschaft, um mehr Optionen für die Zukunft offen zu halten.
    Dabei muss die Neuverschuldung aber konjunkturgerecht und innerhalb eines angemessenen Zeitraums abgebaut werden.

  5. 7.

    Holger:
    "Warum denn bitte beitragsfrei Kitajahre. Alle Studien belegen, dass der Klimawandel sich nur durch ein Abbremsen des Bevölkerungswachstum erreichen lässt. Das hat sogar die Szene der Klimaaktivisten zugeben müssen. Also sollten hier nicht weiterhin falsche Anreize zu weniger Klimaschutz gesetzt werden."

    Es geht bei beitragsfreien Kitajahren nicht um ein Anreize schaffen, sondern um Hilfe für Kinder.

    Wer Kinder missbraucht, um mittels einer schlechten Behandlung von Kindern andere Menschen davon abzuschrecken, Kinder zu bekommen, ist zynisch, kinderfeindlich, inhuman. Kinder dürfen NICHT als Abschreckung benutzt werden!

  6. 6.

    Rechnet die Politik auch durch, ob ihre Vorhaben rein praktisch umgesetzt werden können?
    Ich kann mir natürlich auch für einen Haufen Geld alles mögliche erdenken.
    So werden Kinder nicht allein durch Geldsummen beschult.

  7. 5.

    Seit über 30 Jahren das Gleiche: Man sieht wohin Verschuldung führt: Zu noch mehr Ungerechtigkeit und speziell in Brandenburg: Zu noch mehr Erfolglosigkeit in allen, wirklich allen wichtigen Rankings. Eine ganz andere Einstellung ist mehr als nötig. Verdient hätten die Brandenburger dies schon lange, sehr lange.

    P.S. Erinnert sich noch jemand an „verzockte“ Pensionsrückstellungen durch den Linken Görke?

  8. 4.

    Prio 1 Solarparks+ sinnlose Industrie abschaffen+ ÖPNV+nachhaltige Forst und Landwirtschaft ...macht aber keiner.

  9. 3.

    "inzwischen werden neue Belastungen durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, steigende Energiepreise und die hohe Inflation erwartet." Allgemeinplätze ohne viel Aussagewert. Wurde der Text etwa nur von der Staatskanzlei so durchgereicht an die Presse?

  10. 2.

    "mehr Geld für [...] Nahverkehr:"
    Das stimmt nur bedingt.
    War schon im Infrastrukturausschuß Thema.
    Der Aufschlag würde nicht mal in einer Kaffeekasse zu merken sein.
    Inflationsbereinigt müssen die Unternehmen nicht nur sparen, sondern zwingend kürzen.
    Die Steuereinnahmen sprudeln, aber irgendwie wird nur Rücklage aufgebaut.
    Wer die letzten Jahre Haushalte recherchieren will... Geht die letzten zwanzig Jahre zurück.
    https://mdfe.brandenburg.de/mdfe/de/themen/haushalt-und-finanzen/landeshaushalt/landeshaushalte-haushaltsplaene-und-rechnungen/

  11. 1.

    Warum denn bitte beitragsfrei Kitajahre. Alle Studien belegen, dass der Klimawandel sich nur durch ein Abbremsen des Bevölkerungswachstum erreichen lässt. Das hat sogar die Szene der Klimaaktivisten zugeben müssen. Also sollten hier nicht weiterhin falsche Anreize zu weniger Klimaschutz gesetzt werden.

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