Höhere Einkommensgrenze - Mehr Familien in Brandenburg werden von Kita-Gebühren befreit

Fr 14.10.22 | 16:56 Uhr
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Erzieher gehen in Berlin in Steglitz mit Kindern aus einer Kita über eine Ampelkreuzung. (Quelle: dpa/Wolfram Steinberg)
Audio: Antenne Brandenburg | 14.10.2022 | Sabine Loeprick | Bild: dpa/Wolfram Steinberg

Wegen der Energiekrise will die Brandenburger Landesregierung Eltern von Kita-Kindern entlasten. Zum Januar sollen mehr Familien von Kitabeiträgen befreit werden. Dadurch sollen rund 60 Prozent aller Kinder kostenfrei zur Kita gehen können.

Die rot-schwarz-grüne Koalition in Brandenburg will die Eltern von Kita-Kindern stärker entlasten und hat dazu erste Details aus dem geplanten Rettungspaket angekündigt. Die Einkommensgrenze zur Beitragsbefreiung soll wegen der Energiekrise von 20.000 auf 35.000 Euro pro Haushalt erhöht werden.

Entsprechende Pläne der rot-schwarz-grünen Koalition kündigte die stellvertretende SPD-Fraktionschefin Katja Poschmann am Freitag im Landtag in Potsdam an.

Damit würden ab 1. Januar 2023 rund 117.000 Kinder in Brandenburg Horte und Kitas besuchen können, ohne dass für ihre Eltern Beiträge fällig würden. Das seien mehr als 60 Prozent aller Hort- und Kita-Kinder in Brandenburg.

Teil des Entlastungspakets nach Ausrufung der Notlage

Derzeit müssen Eltern für das letzte Kindergartenjahr in Brandenburg keine Beiträge zahlen. Davon profitieren laut SPD-Fraktion die Familien von 28.000 Kindern. Eltern mit einem Haushaltseinkommen von weniger als 20.000 Euro in Brandenburg müssen außerdem derzeit keine Beiträge für ihre Kinder zahlen.

Die erweiterte Entlastung ist Teil eines Rettungspakets von zwei Milliarden Euro bis Ende 2024, das nach Ausrufung der Notlage im Dezember auf den Weg gebracht werden soll.

Kita-Reform im Frühjahr ausgesetzt

Eine lange geplante "Kita-Rechtsreform" wurde noch im Frühjahr wegen überlasteter Kommunen ausgesetzt. Sie sollte klare, transparente und vor allem einheitliche Regelungen für die Kita-Finanzierung bringen. Bildungsexperten und Elternvertreter hofften außerdem, dass sich mit der Reform die Qualität der Betreuung verbessern würde: Etwa durch neue, klare Vorgaben zur Personalausstattung, zur Ausbildung oder zum Kita-Essen.

Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) begründete die Aussetzung damals mit der Überlastung der Landkreise durch die Corona-Krise und die Folgen des Kriegs in der Ukraine. Dafür erntete sie scharfe Kritik, vor allem vonseiten der Opposition. Es kam auch zu Protesten von Eltern.

Weitere Hilfen für Eltern geplant

Am Freitag kündigte Ernst weitere Unterstützung für Kita-Eltern in der Energiekrise an. "Dazu wird selbstverständlich gehören, dass wir dafür sorgen, dass aufgrund gestiegener Energiekosten weder Beiträge in Kitas steigen noch Essensgeld steigt", sagte Ernst im Landtag in Potsdam. "Daran wird gearbeitet."

Die Mehrheit des Landtags stimmte gegen eine Forderung der oppositionellen Linksfraktion nach einem Gebührendeckel für Kita- und Schulessen von zwei Euro pro Tag und die Übernahme von Mindereinnahmen durch das Land. CDU-Familienpolitikerin Kristy Augustin forderte mehr Zeit, damit die rot-schwarz-grüne Koalition mit geplanten Vorhaben vorankommen könne. SPD, CDU und Grüne wollen zum Beispiel das Kita- und Schulessen gesünder machen.

Warnung vor steigenden Preisen

Die Linke-Bildungspolitikerin Kathrin Dannenberg warnte davor, dass die Verpflegung der Kinder für Eltern noch teurer werden könnte. "Caterer sind gezwungen, landesweit weitere Erhöhungen anzukündigen und diese umzulegen", sagte Dannenberg. "Belastet werden wiederum die Familien, von denen sich die Mehrheit bereits in einer enormen Ausnahmesituation befindet."

Im Land Brandenburg werden aktuell rund 183.000 Kinder in über 1.940 Kindertagesstätten und Horten sowie zusätzlich über 4.000 Kinder in Tagespflegeeinrichtungen betreut.

Sendung: Antenne Brandenburg, 14.10.2022, 14:00 Uhr

19 Kommentare

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  1. 19.

    Für einen besseren Betreuungsschlüssel wollte der Bund Geld geben. Was wird in Brb. wieder gemacht? Ein Schuldenwahlversprechen mit Geld was man nicht hat. Das finden nur Leute gut, die mit Geld nicht umgehen können und denen Nachhaltigkeit egal ist. Das Verrückte: Die jetzigen Kinder werden die Schulden mit Zinsen selber zurückzahlen müssen. Nur, sie hatten keine Chance, weil sie nicht befragt werden können.
    Fehlt bloß noch der berühmte brandenburger Satz: Es ist nicht genug, jetzt muss mal der Bund ran... Was werden die Gebenden sagen?

  2. 18.

    Eine kostenlose Kita muss nicht sein. Ein kleines Entgelt können alle Eltern zahlen.

    Zumal in Zukunft die Ausgaben der öffentlichen Hand gerade im Bereich Soziales extrem ansteigen werden.

    Immer alles kostenlos anzubieten ist der falsche Weg. Etwas können alle zahlen

  3. 17.

    Kita sollte kostenfrei sein, weil sie Eltern erlaubt arbeiten zu gehen und etwas zur Volkswirtschaft beizutragen. Kita ist nicht für die Eltern. Kita ist für den Chef.

  4. 16.

    das ist aber nicht das was R2G möchte. Das nennt man versteckte Umverteilung (früher haben sie das wenigstens noch ausgesprochen). Aber man bekommt das was man gewählt hat. Obwohl das stimmt ja auch so nicht ...

  5. 15.

    Es ist mir ein Rätsel warum unsere Kinder kostenlos die Schule besuchen dürfen, aber für ein bisschen Kita muss ordentlich hingeblättert werden. Dabei spielt nicht mal eine Rolle wie lange das Kind betreut wird/wurde. Mehre hundert Euro pro Monat, ganz gleich, ob das Kind krank Zuhause war, nur für 4 Stunden am Tag oder den ganzen Tag über in der Kita war… wo ist da die Gerechtigkeit? Auch als „Gutverdiener“ müssen wir alle anderen gestiegenen Preise irgendwie kompensieren.

  6. 14.

    Ich bin schockiert, dass 60% der Haushalte mit Kindern so wenig verdienen! Das ist das Bruttoeinkommen beider Eltern!!!
    Das kann doch nicht sein!

    Das ist ein eigenen Artikel wert!

    Zum Thema: ja es ist gerechter, dass Geringverdiener entlasten werden als "alle". Aber auch Gutverdiener zahlen mehr Steuern usw. Und ein Haushalt mit 60K€ Brutto hat mit den ganzen Ausgaben für die Kindern in Brandenburg nicht viel Geld am Ende des Monats übrig.

    Es sollte um die Kinder gehen, unabhängig von den Eltern. Wenn dem Staat daran gelegen ist, dass seine Bürger Kinder in die Welt setzen, dann sollten sie dies so leicht wie möglich machen.

  7. 13.

    Und was genau haben jetzt die subventionen für BER und die Tesla Förderung mit Beitragsfreien Kitas zu tun?
    Das Geld für die Beitragsfreiheit, kommt aus dem "guten"Kita-Gesetz?!

    Junge und motivierte Familien werden auch nicht durch Beitragsfreie Kitas erreicht.
    Das ist einzig und alle für die Eltern gut.

    Sehr sehr schade.

  8. 12.

    Am besten sollte es gar nicht kostenfrei!
    Warum sollte eine Dienstleistung wie eine Kita, die die Kinder nicht besuchen müssen komplett kostenfrei sein.
    Die Beitragsfreiheit ist nur für die Eltern gut, ein besserer Erzieher-Kind-Schlüssel ist für die Kinder besser.

  9. 11.

    300€ sind kein verrücktes Beispiel für Essen in einem Monat?
    Das ist schon sehr verrückt. Ich frage mich immer was die Leute für Lebensmittel kaufen?
    Ich gebe ungefähr 150€ für Essen aus.

  10. 10.

    Genauso sehe ich das!
    Vergessen wird,dass auch gut verdienende von ihrem Einkommen weit aus höhere Steuern U.Beitraege bezahlt werden müssen!
    Entweder Beitragsfrei für ALLE , oder gar nicht!

  11. 9.

    Wenn Lebensmittelpreise, Energie und Lohnkosten steigen muss natürlich auch das Mittagessen teurer werden.

    Viele Eltern verlangen gesundes Essen, sind aber nicht bereit einen fairen Preis zu zahlen. Das passt nicht zusammen.

    Gesundes Essen hat nun mal seinen Preis. Alternativ können ja die Eltern abends warm kochen. Niemand wird zum Schulessen gezwungen

  12. 8.

    Wieso sollte man Familien entlasten, die nicht bedürftig sind?

    Immer alles mit der Gießkanne auszuschütten, kann auch nicht die Lösung sein.

  13. 7.

    300€ im Monat pro Person ist jetzt kein verrücktes Budget, auch wenn man selber kocht.

  14. 6.

    Ein Mittagessen in der Schule kostet hier bereits 4,50 EUR. Das macht bei gut 22 Schultagen im Monat 100,-EUR. Sollten die Preise weiter steigen, kann die Mensa eigentlich direkt geschlossen werden.

  15. 5.

    Es wäre einfach nur fair, wenn alle Eltern entlastet werden würden und es nicht nach Einkommen ginge. Es geht hier um Kinder und da sollte kein Kind benachteiligt werden. Das ist meine Meinung als Kitaleitung und Mutter.

  16. 4.

    Brandenburg Kita- beitragsfrei zu gestalten, ist schon längst überfällig, statt für eine unsinnige PR- Kampagne jwd 800.000€ auszugeben, weiterhin den BER beständig zu subventionieren und TESLA Fördergelder anzubieten, wäre eine aufrichtige und konsequente Familien-, Bildung-,Gesundheits- und Umweltpolitik, denn das wäre die beste Werbung für die Zukunft des Landes Brandenburg, denn nur junge und motivierte Familien sichern den sozialen Wohlstand, aber leider kann ich nicht erkennen, dass sinnvoll und perspektivisch mit den Steuergeldern gewirtschaftet wird!

  17. 3.

    Ich finde es extrem traurig die Ergebnisse aus dem Paket zu lesen. Ich kann es nicht nachvollziehen. Nur weil mein Partner und ich "Gutverdiener" sind dürfen wir weiterhin den extrem hohen Beitrag zahlen. Ich kann verstehen wer wenig Geld zur Verfügung muss schauen wie er alles bezahlt, aber auch unsere Familie muss schauen wie ich meine Rechnungen zahle. Man wird ja von der Politik außer Acht gelassen. Kann man nicht einen Pauschalbeitrag für alle nehmen egal welcher Einkommensnachweis. Man kann auch nur mit den neuen Regelungen hoffen, dass sich der Schlüssel für die Kinder pro Erzieher nicht ändert da keine Gelder da sind um sie zu bezahlen oder Personal einstellt

  18. 2.

    35.000 hört sich viel an.

    Aber wenn es brutto ist und beide Eltern zählen ist es lächerlich. Das Bruttojahresgehalt bei MINDESTlohn liegt schon bei das 20.000. Damit wären 2 Elternteile mit Mindestlohn schon drüber!

    Und zumindest in meiner Gemeinde würde man in der Gehaltsklasse eh nur 50€ zahlen. Das macht den Kohl nicht mehr fett.

    Traurig eigentlich, wenn angeblich 60% der Kitakinder in einem Haushalt lebt der weniger als 35k Bruttojahreseinkommen hat. Also weniger als 2x Mindestlohn.

  19. 1.

    Ich finde es sehr sehr schade, dass die Gelder aus dem "guten" Kita-Gesetz, für die Beitragsfreiheit ausgegeben wird.
    Meiner Meinung nach wäre ein besserer Betreuungsschlüssel in Kitas/ Hort besser für alle gewesen.

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