Solargesetz ab 1. Januar - Photovoltaik-Anlagen werden Pflicht auf Berliner Dächern

So 01.01.23 | 17:47 Uhr | Von Elena Deutscher
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Symbolbild: Mehrfamilienhäuser mit Solardächern (Quelle: dpa/Rupert Oberhäuser)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 03.01.2023 | Elena Deutscher | Bild: dpa/Rupert Oberhäuser

Seit dem 1. Januar 2023 gilt in Berlin die Solarpflicht. Auf allen neugebauten und sanierten Dächern müssen Photovoltaik-Anlagen installiert werden. Doch schon ohne Auflage war das Interesse an Solaranlagen groß. Von Elena Deutscher

Auf so manchem Berliner Dach schimmern sie jetzt schon schwarz und blau - doch künftig dürften Photovoltaik-Anlagen deutlich häufiger zu sehen sein. Seit Juli 2021 gilt in Berlin das Solargesetz, und seit Anfang dieses Jahres damit auch die Solarpflicht.

Mit dem "Masterplan Solarcity" hat die Landesregierung Berlin ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2045 soll ein Viertel der in Berlin erzeugten Energie aus Solarenergie stammen. Dafür muss eine Leistung von 4.400 Megawatt auf den Dächern der Stadt installiert werden. Das Solargesetz soll helfen, dieses Ziel zu erreichen.

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Erleichterung für bestehende Wohngebäude

Bei bereits bestehenden Mehrfamilienhäusern kann die Größe der Anlage statt nach der Nettodachfläche auch nach der installierten Leistung und der Anzahl der Wohnungen bemessen werden.

So reicht es, wenn Wohngebäude mit maximal zwei Wohnungen eine installierte Leistung von zwei Kilowatt erreichen, Wohngebäude mit maximal fünf Wohnungen müssen drei Kilowatt erreichen und Gebäude mit maximal 10 Wohnungen sechs Kilowatt installierte Leistung.

Die PV-Anlage kann, wenn die vorgegebene Leistung erreicht wird, auch kleiner als 30 Prozent der Nettodachfläche sein.

13.500 Solarstromanlagen schon in Betrieb

"Nach unserer Kenntnis sind in Berlin derzeit rund 13.500 Solarstromanlagen in Betrieb", sagt Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft. Laut Körnig wurden im Jahr 2022 2.500 neue Anlagen installiert. Anträge zum Anschluss einer Pholovoltaik-Anlage - kurz PV-Anlage - gab es 2022 nach Zahlen der Stromnetz Berlin GmbH über 4.000.

Für das Ziel aus dem Masterplan reicht das noch nicht. "Wenn wir dieses ehrgeizige, aber klimapolitisch wohl alternativlose Ziel umsetzten wollen, dann müssen wir in den nächsten 20 Jahren mindestens 200.000, wenn nicht 300.000 Solaranlagen auf Berlins Dächern installieren. Das heißt, wir brauchen jährlich nicht 2.500 neue Anlagen, sondern 10.000."

Kaum Lieferschwierigkeiten zu erwarten

Auch ohne Gesetz interessieren sich immer mehr Berliner und Berlinerinnen für die eigene Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Wer neu baut, müsse nicht unbedingt mit Lieferschwierigkeiten rechnen, sagt Körnig: "Die Solarmodule werden zum Glück mittlerweile automatisiert in großen Solarfabriken gebaut." Schwieriger sei es eher, den Handwerker zu finden, der die Anlage installiert. "Bundesweit sehen wir jetzt schon Wartezeiten von mehreren Monaten", so Körnig. "Hier wird es auf eine entsprechend großzügige Auslegung des Solargesetzes ankommen, sodass man die Anlage auch noch nachrüsten kann."

Solargesetz: Photovoltaik muss auf alle Häuser

Laut Solargesetz muss Photovoltaik auf jedem neu gebauten Haus, egal ob Wohn- oder Gewerbegebäude installiert werden. Gleiches gilt bei umfangreichen Dachsanierungen. Zukünftig soll bei Neubauten auf 30 Prozent der Bruttodachfläche (dazu zählen alle Dachteile und -Fenster) Photovoltaik installiert werden. Bei bereits bestehenden Häusern zählt die Nettodachfläche, also die Dachfläche ohne Fenster oder Verschattungen. Bei bestehenden Mehrfamilienhäusern kommt es auch auf die Anzahl der Wohnungen an, wodurch festgelegt ist, welche Leistung auf dem Dach installiert werden soll.

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Sanktionen

Wer der Solarpflicht nicht nachkommt oder nicht nachweist, dass er die Solarpflicht erfüllt hat, muss mit einer Geldbuße rechnen.

Die Höhe der Geldbuße richtet sich dabei nach der Art des Hauses und den voraussichtlichen Kosten für die Solaranlage.

Eigentümer von Ein- oder Zweifamilienhäusern müssen mit einer Geldbuße von bis zu 5.000 Euro rechnen, bei Mehrfamilienhäusern sind Geldbußen bis zu 25.000 Euro und bei Nichtwohngebäuden bis zu 50.000 Euro möglich.

Solarstrom für 10 Cent die Kilowattstunde 

In der Regel profitieren auch die Hausbesitzer und -besitzerinnen von dem eigenen Solarstrom, sagt Körnig. Wer die PV-Anlage nicht selbst kaufen möchte, kann sein Dach auch verpachten oder vermieten. "Man kann Solarstrom vom eigenen Dach inzwischen für rund 10 Cent die Kilowattstunde erzeugen. Wenn wir vom Energieversorger Strom beziehen, dann ist das in einer Größenordnung von 40 Cent die Kilowattstunde. Das heißt, das ist nicht nur eine notwendige Investition für den Klimaschutz, sondern ist auch für den eigenen Geldbeutel sinnvoll", so der Geschäftsführer.

Neben Photovoltaik auf dem Dach kann das Gesetz auch durch eine Anlage an der Hausfassade oder Solarthermie, also Wärme- statt Stromgewinnung, erfüllt werden.

Häuser mit einer Nutzfläche kleiner als 50 Quadratmeter sind von der Solarpflicht nicht betroffen. Genauso wie Gewächshäuser und Zelte oder Garagen, wenn die Solarpflicht schon von einem anderen Gebäude auf dem Grundstück erfüllt wird. In bestimmten Fällen können Eigentümer und Eigentümerinnen von der Solarpflicht befreit werden, zum Beispiel, wenn die gesamte Dachfläche nach Norden ausgerichtet ist.

Weitere Informationen wie einen Praxisleitfaden zum Solargesetz und ein Online-Abfrage-Tool, ob man von der Solarpflicht betroffen ist, gibt es auf der Webseite der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe [berlin.de/sen].

Mehr zur PV-Anlage fürs Eigenheim und zum Masterplan Solarcity gibt es gibt es auf der Webseite "Solarwende Berlin".

Sendung: rbb24 Abendschau, 02.01.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Elena Deutscher

54 Kommentare

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  1. 54.

    Als Bedenkenträger kann man in anonymen Foren seine Sorgen gut los werden.
    Im Beruf ist das sicher nicht vorteilhaft. Da sollte man in Lösungen denken und nicht ständig die Probleme aufzählen.
    Seien Sie sich gewiss in der deutschen Wirtschaft gibt es mehr Leute, die genau das können und täglich machen.
    Wenn Sie sich mal außerhalb Ihrer Informationsblase ohne Vorbehalt erkundigen, werden Sie schnell erkennen, dass der Umbau der Energieversorgung kontrolliert, faktenbasiert und mit Konzepten und weniger mit Konjunktiven abläuft.
    Bliebe noch die Frage wer immer so tut als ob es nur die Wärmepumpe als Lösung all unserer Probleme gibt?
    Sonst hört man immer von der Kernfusion oder Kernspaltung als der Lösung für alles.

  2. 53.

    You haven't understood what I wrote. Of course there are laws and regulations in our society. As I mentioned in an early reply, some regulations are necessary, as long as they are to protect the third party (or to reduce the external cost, in economics terms). For example, you cannot have loud music in the evening because it disturbs others. But to say someone doesn’t have solar panels on the roof has hurt a third party is a far cry. Especially since there are other ways to reduce CO2, I don’t think forcing people what to have on their roof is the right move.

    Moreover, and maybe more importantly: It is absolutely reasonable for anyone to favor solar panels but disapprove of the government's infringement of individual's rights. I like solar panels, not because anyone forces me, but because I have made that decision by myself, freely. At the end of the day, I am against this regulation because it forces a person against their free will without proper cause.

  3. 52.

    Etwas kann man schon an der Farbe "spielen", indem Sie z.Bsp. CIS-Zellen (als CuInSe2 oder CuInS2 - gab hier auch mal eine Fabrik dafür in der Nähe) verwenden anstatt Si- oder CdTe-Zellen (GaAs paßt wahrscheinlich nur ins Budget von Satelitenbetreibern oder beim Militär, hätte aber noch bessere Wirkungsgrade) oder vielleicht mal eine Grätzelzelle.

  4. 51.

    Die großen Projekt sieht man ja bzw. hört in den Medien was (auch bei rbb). Man müßte vielleicht einfach auch mal mehr über die kleineren Speicherprojekte berichten, damit mehr bekannt wird, das da was gemacht wird.

  5. 50.

    Sie meinen den EU-Beamten Altmaier, der hier ein "Gastspiel" als Minister hatte?

  6. 49.

    Wer tut denn so?
    Alle Befürworter der Energiewende wissen und kommunizieren, dass es nicht die eine Technologie gibt zur Lösung der Aufgabe. So viele Bausteine die man hier gar nicht aufzählen könnte.
    Häufig die Skeptiker denken in sehr schmalen Pfaden.
    Wärmepumpen werden mit Pufferspeicher installiert, so dass der Ladebetrieb vorrangig dann stattfinden sollte, wenn genügend günstiger Strom anliegt. Fernsteuerbarkeit von Erzeugung und Verbrauch ist für Netzbetreiber kein Hexenwerk.
    Auch die 10 GW mehr Peak klingt nicht sehr beängstigend für ein Stromnetz wie unseres, welches derzeit und noch einige Jahre extrem verstärkt wird. Tritt ja nicht an einem Punkt auf sondern verteilt.

  7. 48.

    Es ist drollig, weder wird an die Mehrkosten bei Dachreparaturen noch an die Gefahren (bewusst oder unbewusst) beim Thema Solar gedacht. Es wird interessant, zu sehen, wie die Kommentare sind, wenn doe erste Solaranlagen Löscharbeiten bei Mehrfamilienhäusern in Berlin erschweren und dadurch Menschenleben gefährdet werden.
    Bei Hausbränden können von einer Solaranlage nämlich spezifische Gefahren ausgehen: So können sich etwa fehlerhafte elektrische Verbindungen zwischen den Solarmodulen überhitzen und entzünden. Dadurch kann es zu einem Lichtbogen kommen, der den Dachstuhl in Brand setzt. Feuerwehrleute können die Ausbreitung des Brandes wegen der montierten Module von oben nicht verfolgen, zudem entstehen giftige Gase, wenn die Anlage Feuer fängt. Das liegt an den Kunststoffen, die in der Photovoltaikanlage verbaut sind.

  8. 47.

    Es wird immer so getan als sei die Wärmepumpe die Lösung all unserer Probleme, doch der Stromverbrauch der Wärmepumpe könnte eine Schwachstelle werden - lesenswert u.a. folgender Artikel im Handelsblatt:
    https://www.handelsblatt.com/politik/waermepumpenheizung-stromverbrauch-der-waermepumpe-koennte-eine-schwachstelle-werden/28618190.html

    Und wenn dann alle auch noch abends ihr E-Auto laden, verschärft sich das Problem weiter mit der Spitzenlast.

  9. 46.

    Auch wenn Einstein für die Erklärung des photoelektrischen Effektes den Nobelpreis erhielt, muss man kein so tiefes Verständnis haben, warum Solaranlage meist von gleicher Farbe sind. Haben Sie eine Idee, wie man die Quantenphysik überlisten kann? Für blaue LED gab es auch mal einen Nobelpreis. Oder wollen Sie ähnlich wie bei WKA einfach nur technisch widersinnige Forderungen aufstellen, weil Sie PV-Anlagen eigentlich ebenso ablehnen?

  10. 45.

    Was haben die Politeliten damit zu tun wenn die Besitzer der Bahnhöfe keine PV-Anlagen aufs Dach legen?
    Vielleicht haben die Politeliten aus diesem Grund beschlossen deshalb mehr gesetzliche Verpflichtungen aufzustellen, weil vielen offensichtlich die wirtschaftlichen Argumente noch nicht ausreichen.

  11. 44.

    Ich denke da sind die Wärmeversorger schon gut dabei.
    Ob nun über große Speicher am HKW wie hier in FF oder CB oder Power to Heat bei Vattenfall in Berlin wird man sicher auch kleinere Lösungen an Wärmeverteilstationen finden.
    Wärmespeicher rechnen sich ja schon recht gut über das Nebenprodukt Stromverkauf am Spotmarkt bzw. bei größeren Wärmepumpen Bereitstellen von negativer Regelleistung.
    Bei den derzeitigen Temperaturen laufen die BHKWs in FF bevorzugt bei hohem Strompreis bzw. Stromnachfrage. Nachts wird die Wärme aus dem Speicher ins Wärmenetz entladen.

  12. 43.

    Vielleicht liegt es daran dass man diese Hürden schon deutlich abgesenkt, bzw. weggeräumt hat.
    https://www.haufe.de/steuern/gesetzgebung-politik/steuerliche-entlastung-fuer-kleinere-photovoltaikanlagen-ab-2023_168_578022.html

  13. 42.

    Da wird es wohl eine Vielzahl von Ausnahmegenehmigungen geben.
    Denke nur an den bevorstehenden Teilneubau sowie die Grundsanierung eines Gebäudes der DRV Bund in Wilmersdorf für 550 Millionen Euro.
    Geplante Photovoltaikanlagen: Fehlanzeige !!

  14. 41.

    Es wurden dieses Jahr mehrere Bahnhöfe samt Dächer neu gestaltet.
    Sonnenstrom Fehlanzeige !
    Ja es ist so , ich glaube unseren Politeliten kein Wort mehr , nur noch Geschwafel und Worthülsen.

  15. 40.

    War ja klar, dass sich nun gleich die Mahner, Warner und auch die Politikverdrossenen zu Wort melden. Huhu - Energiewende ist angesagt. Und da es bei neuen Gesetzen von diesen Ausmaßen zunächst wohl immer ein wenig knarzen wird, ist zu erwarten, dass es hier und da zu einer "entsprechend großzügigen Auslegung des Solargesetzes" kommen wird, wie Carsten Körnig vom Bundesverband Solarwirtschaft oben anmerkt.

  16. 39.

    Und parallel zur Energieerzeugung müßte das
    https://www.dena.de/newsroom/publikationsdetailansicht/pub/dena-studie-thermische-energiespeicher-fuer-quartiere/
    vorangetrieben werden - scheint aber in dem Programm zu fehlen.

  17. 38.

    Zitat: "The government has the right to ADVICE people what is good, but they don't have the right to FORCE people doing things (as long as the people are minding their own business.)"

    Absolutely falsch. Natürlich hat die Regierung das Recht, Gesetze zu erlassen, die auch ins Private der Bürger eingreifen - und nicht nur Ratschläge zu erteilen, wie Sie meinen.
    Zudem etwas kurios, dass Sie inhaltlich offenbar voll hinter dem Vorhaben stehen, aber meinen, die Umsetzung sei eine unzulässige Übergriffigkeit des Staates den freien Bürgern gegenüber.

  18. 37.

    Weiß nicht was Sie falsch gemacht haben, vor drei Jahren hat man keine 6 Wochen warten müssen. Das sieht heute sicher anders aus.
    @Chris MOL, welche Hürden meinen Sie? Bei mir hat ALLES die PV Firma erledigt. Kein Papierkram oder Ärger.
    Steuern.....das kann noch spannend werden. Soviel ich weiß sollen alle PV Anlsgen Besitzer Strom direkt am Markt verkaufen können. Statt 7 Cent dann über 20 .....

  19. 36.

    Nun übertreiben Sie mal nicht. Der Abbau meiner Anlage wegen Neueindeckung und anschließender PV Erweiterung hat ca. 700 Euro gekostet .

  20. 35.

    Da kann ich Ihnen nur zustimmen. Mein Gasversorger hat dank PV die Monatsrate auf 11 Euro gesenkt. Sobald die Wärmepumpe installiert ist melde ich Gas komplett ab. Bei den derzeitigen Temperaturen heize ich mit der Klimaanlage, reicht völlig aus.

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