"Untragbares Fehlverhalten" - Brandenburger Grüne drängen Landesvorsitzende Schmidt zum Rücktritt

Sa 18.02.23 | 19:06 Uhr
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Julia Schmidt, Landesvorsitzende, spricht beim Landesparteitag von Bündnis 90/Die Grünen Brandenburg (Bild: dpa/Jörg Carstensen)
Audio: rbb24 Brandenburg aktuell | 19.02.2023 | Michael Schon | Bild: dpa/Jörg Carstensen

Paukenschlag bei den Brandenburger Grünen: Die Landesvorsitzende Julia Schmidt ist zurückgetreten. Der Landesvorstand der Partei hatte ihr am Freitagabend das Vertrauen entzogen. Die genauen Hintergründe sind bislang unklar.

Die Brandenburger Landesvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen, Julia Schmidt, ist zurückgetreten. Das teilte die Partei am Samstag in einer Presseerklärung mit.

"Vor allem eigene Interessen verfolgt"

Schmidt sei am Freitagabend bei einer Sitzung des Landesvorstands das Vertrauen für die weitere Zusammenarbeit entzogen worden, hieß es weiter. Sie sei einstimmig zum Rücktritt aufgefordert worden und dem nachgekommen. Als Begründung für die Demission nannten die Grünen "wiederholte Fälle untragbaren Fehlverhaltens", ohne dies näher zu erläutern.

Co-Landeschefin Alexandra Pichl sagte dem rbb: "Frau Schmidt war in den letzten Wochen und Monaten vor allem in eigener Sache im Landesverband unterwegs und nicht im Interesse des Landesverbandes." Sie habe vor allem ihre eigenen Interessen verfolgt, Gremien umgangen und Falschaussagen getroffen. Details wollte Pichl nicht nennen - sie wolle "keine schmutzige Wäsche waschen".

"Möchte mein Studium abschließen"

Schmidt selber begründete ihren Rücktritt damit, dass sie "vielmehr zunächst mein Studium abschließen" wolle, "was zuletzt neben der politischen Tätigkeit immer wieder schwieriger gelungen ist", wie sie auf Twitter schrieb.

Die 29-Jährige war im Dezember 2019 zusammen mit Alexandra Pichl zur Vorsitzenden der brandenburgischen Grünen gewählt worden. Eine neue zweite Parteispitze soll auf der Landesdelegiertenkonferenz Ende April bestimmt werden.

Redman kritisiert Grüne

Der Rücktritt kommt rund anderthalb Jahre vor der Landtagswahl in Brandenburg. Aktuell regieren die Grünen in einer Koalition mit SPD und CDU.

Der CDU-Landtagsfraktionsvorsitzende Jan Redmann bedauerte den Rücktritt Schmidts. "Die Brandenburger Grünen verlieren einen ihrer profiliertesten Köpfe. Sie hat es der CDU nie leicht gemacht", sagte Redmann. "Ich habe sie in Verhandlungen durchaus kreativ und kompromissfähig erlebt. Das wird fehlen." Redmann kritisierte die Grünen und schrieb bei Twitter: "Öffentliches Nachtreten, das ist ja nicht die feine englische Art. Wo bleibt da der Respekt?"

Die SPD äußerte sich bislang nicht zum Rücktritt. Es handele sich um eine interne Angelegenheit der Grünen, die keine Auswirkungen auf die Koalition habe, hieß es.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.02.2023, 17:30 Uhr

30 Kommentare

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  1. 30.

    "Die Grünen sind längst Volkspartei" - der war gut. Sind Sie ein Witzeschreiber dieses Böhmermanns?

  2. 29.

    "Interessante Entwicklung, weil man denen doch bereits Politik zugetraut hat, aber wahrscheinlich bleibt es eine 1-Thema-Partei "

    Was für ein Unsinn. Die Grünen sind längst Volkspartei.

  3. 28.

    Warum haben Sie denn kein Bafög bekommen? Wenn die Eltern nicht hinreichend zahlungskräftig sind, hätte Ihnen Bafög zugestanden. Allerdings nicht von 18 bis 30. Genau wie bei Bafög sind nach dem BGB auch die Eltern dann nicht mehr für Ihren Unterhalt zuständig.

  4. 27.

    Bitte, Sie mögen da andere Informationen haben. So weit ich mich erinnern kann, hat Fr. Baerbock nach ergebnislosem Studium der Politologie in Hamburg dann einen Einjahreskurs an einer Londoner Privat-Bezahl-Universität belegt, schriftliche Abschlüsse, wie etwa eine Master-Thesis darüber hat sie auch nach Bitten nicht veröffentlicht. "Polstgraduate" konnte es nicht sein, denn vorher hatte sie keine anderen Studienabschlüsse gehabt. Anschließend hat nach ihren Angaben eine fünfjährige Promotionszeit, die, so Fr. Baerbock, dann "in den letzten Zügen" gelegen habe, gefördert von der steuerfinanzierten grünen Böll-Stiftung, stattgefunden Auch diese Zeit wurde dann ergebnislos abgebrochen, ein "Doktorvater", der Ihre Promotion hätte begleiten müssen, blieb unbekannt. Arbeitsergebnisse nach dieser fünfjährigen Promotionszeit liegen nicht vor und wurde nirgends veröffentlicht.

  5. 26.

    Die Landesvorsitzende Schmidt ist eine reine Ehrenamtlerin?? Hatte Sie also HartzIV beantragt und wurde sie in Potsdam bei der Tafel gesichtet?! Ich sehe es eher so, dass man ohne einen Berufsabschluss geradezu davon abhängig ist, in der Subkultur einer Partei - und Politikerkarriere lebenslang zuzubringen, um nicht als "Ungelernende" den Arbeitsmarkt zu belasten...
    Das wäre mal einBeitrag zu echter Bürger - u. Realitätsnähe!!

  6. 25.

    Seit wann ist es eine Voraussetzung ein Studium zu haben, um in der Politik (auch als Bundesvorsitzende) aktiv zu sein. Meine Meinung ist, wir brauchen viel mehr Unstudierte in der Politik. Die Unstudierten bilden einen Großteil der Bevölkerung. Viel mehr stören mich die Möchte-Gern-Doktoren.

  7. 24.

    Die Außenministerin hat in London Internationales Öffentliches Recht studiert und das dortige Studium mit einem Masters abgeschlossen. Sie hat lediglich in Deutschland kein klassisches Jurastudium begonnen/abgeschlossen. Im Fach Politik hat sie immerhin das Vordiplom bestanden, sie hätte also das Studium durchaus weiterbetreiben können. Allerdings war es im Nachhinein betrachtet nicht unklug, auf den Masters im einjährigen Postgraduierten-Studiengang in London zu setzen, denn dadurch hat sie sich gleich spezialisiert und auch noch Zeit gespart.

  8. 23.

    Herr Faltenbacher ich bin weiß gott kein Freund der Grünen Gurkentruppe, aber mir geht das Rumgehacke auf ehrenamtlichen Politikern und Politikerinnen auf den Sack. Auch ich war von 2014-18 Vorsitzender eines Kreisverbandes einer Partei in einer Landeshauptstadt. Nebenbei habe ich auch studiert und ja... wegen der politischen Arbeit mein Studium statt mit 26 erst mit 30 abgeschlossen. Seit meinem 20 Lebensjahr habe ich mich aber bis auf das Kindergeld meinen Lebensunterhalt selbst bestritten. Kein Bafög, keine Stütze von den Eltern, keine Vergütung für Parteiarbeit.

  9. 22.

    Ja und wo ist das Problem?
    Ist ja nicht verboten zu studieren. Manche betrachten das ganze Leben als Studium.
    Übrigens etwas worum uns einige (viele) in Westeuropa beneiden. Der Bildungslebenslauf ist eben nicht mit 22 abgeschloßen, sondern kann auch mit 45 und später noch eine komplette Wendung nehmen. Das ist nicht über all so gut möglich wie in Deutschland.

  10. 20.

    29 und immer noch kein Studium abgeschlossen??

  11. 19.

    Im Grunde hat sie ja noch nichts Produktives gemacht. Was ich positiv anrechne, ist das Studium an der Fernuni in Hagen. Aber ich meine, wir haben zu viele Joungster ohne Berufserfahrung in den Parlamenten und Parteispitzen. Mit 67 wollen die in Rente gehen und haben mit 30 noch nichts an den Hacken. So kommt Deutschland nicht weiter.

  12. 18.

    Ja, es scheint, dass die Grünen keine eigene Linie haben und wirklich noch nicht so weit sind. Interessante Entwicklung, weil man denen doch bereits Politik zugetraut hat, aber wahrscheinlich bleibt es eine 1-Thema-Partei

  13. 16.

    Dann scheint ja Frau Schmidt, wenn sie es schafft, eine der Wenigen Grüne zu sein, die dann ein Abschluss hat.
    Dick und doof, so der CDU-Vorsitzende Merz, hat keinen, von dem Zusammengestammel unserer Außenministerin ganz zu schweigen.
    Wahrscheinlich sahen da die Brandenburger Grünen die Gefahr, dass die jetzt geschasste Vorsitzende Intelligenz und Abschluß vereinigt.

  14. 15.

    Da haben Sie absolut Recht. Völkerrecht ist ein Fachgebiet, was man im Anschluss an ein Grundstudium des Rechts absolvieren kann. Das wäre in der Tat eine gute Grundlage für eine Aussenministerin. Recht allerdings hat die Völkerrechtlerin nie studiert, sondern nur Politologie, was sie nach fünf Jahren ergebnislos abgebrochen hat.

  15. 14.

    Das mag im Einzelfall zutreffen, dass jemand sich in seinem Beruf nicht wohl fühlt und was anderes machen möchte. Das trifft allerdings nicht für die Berufspolitiker zu, die gar keinen Beruf haben, die sich nach der Schulzeit mit irgendwelchen Aushilfsjobs durchschlägen und noch nie im Leben, wie man so sagt, in einem Beruf wertschöpfend gearbeitet haben. Ausweislich Abgeordnetenwatch gibt Frau Schmidt 2019, da gibt Frau Schmidt, dass sie "25 Jahre jung" sei, an: "Ausgeübte Tätigkeit Studentin, Berufliche Qualifikation Studentin Verwaltungswissenschaft, studentische Mitarbeiterin im Bundestag". Da hatte sie schon fünf Jahre lang "Verwaltungswissenschaft" studiert, dann vermutlich Bafög ausgesteuert,

  16. 13.

    "Ich dachte immer, dass da die Linken mit Sarah Wagenknecht Profis drin sind. "

    Nicht die Partei Die Linke, sondern die dreifach gewendete Steinzeitkommunistin Wagenknecht.

  17. 12.

    Nicht Wagenknecht ist die Ursache sondern die abgehobene Klientel in ihrer Partei, die intellektuelle Gerderdiskussion als wichtiger erachtet.

  18. 11.

    Jetzt auch in Brandenburg: Die Grünen im Selbstzerfleischungsprozess. Ich dachte immer, dass da die Linken mit Sarah Wagenknecht Profis drin sind. Aber die Grünen spielen copycat. Schade eigentlich, aber vielleicht sind die Grünen lokal einfach nicht regierungsfähig.

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