Untersuchung von illegalen Drogen im Labor - Drug-Checking ab sofort in Berlin möglich

Di 06.06.23 | 10:01 Uhr
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Symbolbild: Drug Checking im mobilen Labor. (Quelle: dpa/M. Schutt)
Video: rbb|24 Abendschau | 06.06.2023 | Marcel Trocoli Castro | Bild: dpa/M. Schutt

Die Zusammensetzung von Partydrogen ist oft eine unkalkulierbare Angelegenheit. Ein Projekt mit Drogentests in Beratungsstellen soll den Konsum in Berlin jetzt risikoärmer machen. Das Drug-Checking hat in der Hauptstadt eine lange Vorgeschichte.

Ab sofort können Berlinerinnen und Berliner kostenlos, anonym und legal in drei Beratungsstellen Drogen testen lassen. Das hat die Senatsverwaltung für Gesundheit dem rbb exklusiv mitgeteilt.

Bei dem Projekt namens Drug-Checking können Interessenten demnach zum Beispiel Partydrogen wie Cannabis, Ecstasy, Speed, Koks und LSD in den Beratungsstellen der Trägergemeinschaft Vista, Fixpunkt und der Schwulenberatung Berlin auf ihre Zusammensetzung und Reinheit untersuchen lassen.

Nach jahrelanger Planung und mehreren Wochen Testbetrieb ist Einrichtungsleiterin Ulrike Scherling sicher, dass Bedarf an dem Drogentest bestehe. "Berliner Feiernde sind ja auch international unterwegs, kennen das auch aus anderen Städten und haben ein großes Interesse daran, gesund und weniger schädigend zu konsumieren", sagt sie.

Ergebnis drei Tage nach Abgabe

Die Analyse der Proben erfolgt laut der Berliner Gesundheitsverwaltung im Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin (Germed). Das Ergebnis werde an die Beratungsstellen übermittelt. Die Nutzenden könnten das Ergebnis rund drei Tage nach Abgabe der Proben dort telefonisch oder persönlich abfragen, hieß es.

Mitarbeitende der Berliner Suchthilfe würden die Ergebnisse erklären und Fragen beantworten, hieß es weiter von der Gesundheitsverwaltung. Im Bedarfsfall können demnach weitere Beratungen vereinbart werden. Die Anonymität der Nutzenden bleibe gewahrt, das Angebot sei kostenfrei.

Die Idee hinter dem Projekt: Konsumierende sollen durch die Analyse der Substanzen und die damit verbundene Konsumberatung bewusstere Entscheidungen treffen und das Risiko, das immer mit einem Konsum einhergeht, minimieren.

Frühzeitige Erfassung von Konsumtrends

Darüber hinaus ermögliche Drug-Checking das frühzeitige Erfassen von neuen Konsumtrends und die Identifizierung von verunreinigten Schwarzmarkt-Produkten, hieß es. Das könne dazu beitragen, ungewollte Überdosierungen zu verhindern.

"Drug-Checking ist unserer Auffassung nach erfolgreich, wenn wir gesundheitliche Schäden vermeiden können und wenn wir als Drogenhilfe Konsumierende erreichen, die durch die Drogenhilfe sonst nicht erreicht werden oder viel zu spät erreicht werden", sagt der pharmazeutische Leiter des Projekts, Tibor Harrach.

Lange Vorgeschichte in Berlin

Das Drug-Checking-Projekt hat in Berlin eine lange Vorgeschichte. Bereits Mitte der 1990er-Jahre, als die Love Parade jährlich Tausende Feiernde anzog, testete der Verein "Eve & Rave" in einem ersten Versuch Partydrogen. Dieses Testverfahren wurde dann aber verboten.

Pläne, Drug-Checking wieder einzuführen, gab es bereits im rot-rot-grünen Koalitionsvertrag von 2016, sie wurden jedoch nicht umgesetzt. In anderen Ländern wie der Schweiz und Österreich gibt es ähnliche Drug-Checking-Projekte schon seit Jahrzehnten.

Sendung: rbb24 Abendschau, 06.06.2023, 19:30 Uhr

48 Kommentare

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  1. 46.

    Ich sehe dieses ananonyme Testangebot aber bereits dicht an einer Legalisierung von zumindest Mindermengen gebaut.

  2. 45.

    Ist es wirklich gut, wenn sich eine Gesellschaft an den Schwächen ihrer Mitglieder ausrichtet? Die sich - speziell im Bereich Drogen - ihr Schicksal zudem selber ausgesucht haben? Damit rede ich nicht dem Darwinismus das Wort, stelle mir nur die Frage, warum alle für den Bedarf weniger aufkommen sollen.

  3. 44.

    Nicht, wenn der Puderzucker rein ist. Im Ernst, dass man dort unreine Drogen gegen sauberen Stoff tauschen kann, halte ich für ein Gerücht.

  4. 43.

    Dass Alkohol gefährlicher ist als Cannabis, ist nichts neues. Aber es geht hier nicht um eine Legalisierung weicher Drogen. Insofern sind Ihre Ausführungen nicht gänzlich falsch, sie gehen nur komplett am Thema vorbei.

  5. 42.

    Dann gehe ich mit Puderzucker hin und komme mit Kokain zurück ?

  6. 41.

    Ich beurteile die Drogen differenziert. Mein Toxikologieprofessor klassifizierte Alkohol als härtere Droge als Cannabis und wunderte sich, daß Alkohol weiter erlaubt ist. Wenn man also diese weichen Drogen in überwachter Qualität - wie die Autor für die etablierten Drogen ausführte - zum Verkauf zulassen würde, wäre eine analoge Besteuerung zu Tabak und Alkohol logisch und zu erwarten, die aber diese Drogen dann auch für den Endkunden verteuern würde, was wiederum auf Wiederstand stoßen wird und damit doch zu einem weiterbestehen des illegalen Marktes. Das Problem ist nicht so einfach lösbar und dieses Testangebot könnte auch eher kontraproduktiv sein, da es ja durch die Anonymität auch ungewollten Kreisen zur Verfügung steht.

  7. 40.

    Soweit ich weiß, gab es ein rechtliches Problem. Der Konsum selbst ist nicht strafbar, wohl aber der Besitz von Drogen. Das ist etwas absurd, klar, aber hätte die Mitarbeiter der Teststelle in die unangenehme Situation gebracht, sich wegen des Besitzes strafbar zu machen.

  8. 39.

    "Das wäre die logische Folge auf den Beitrag, auf den ich damit geantwortet habe [...]"

    Nein, das wäre die logische Folge Ihrer Forderung, harte Drogen zu besteuern. Sie schreiben anscheinend einfach drauf los, ohne nachzudenken, was Sie da schreiben...

  9. 38.

    Diverse Drogen sind relativ günstig herzustellen, teuer werden sie dann durch die Vertriebswege und Monopole.
    Beim Cannabis beispielsweise ist die von Ihnen vorgeschlagene Lösung ja politisch angedacht: Kontrollierter Verkauf durch staatlich lizensierte Stellen, Steuern mit draufpacken, dafür aber saubere (im Sinne von nicht verunreinigt) Ware verkaufen. Der anvisierte Verkaufspreis soll nicht höher sein als der aktuelle Schwarzmarktpreis.

    Als Genussmittel würde ich Drogen wiederum nicht bezeichnen, egal ob diese aktuell als legal oder illegal eingestuft werden.

  10. 37.

    Das wäre die logische Folge auf den Beitrag, auf den ich damit geantwortet habe, wenn man es als Genußmittel analog den genannten legalisieren würde. Das schätze ich als unwahrscheinlich ein. In Deutschland werden alle Genußmittel besteuert, damit wäre diese Art Genußmittel sicher für viele jenseits des finanziellen Horizonts.

  11. 36.

    Sie fordern also einen legalen freien Verkauf harter Drogen? Nach Ihren bisherigen eher wirren Beiträgen ein etwas überraschender Ansatz...

  12. 35.

    Dann sollten aber auch wie bei Tabak und Alkohol entsprechend Steuern auf die anderen Drogen erhoben werden.

  13. 34.

    Ich finde es gut, dass die Droge Alkohol (jährlich ca. 74.000 Tote in D, volkswirtschaftliche Kosten - also meeiiine Steuern! - 57 Milliarden Euro in D 2022) vor ihrer Abgabe an die Dealer (und in der Folge die Konsument/innen) erstmal genau gecheckt wird, insbesondere seit dem Glykolwein-Skandal in den 80er-Jahren.

    Weiterhin finde ich es gut, dass die Droge Tabak (jährlich über 127.000 Tote in D, volkswirtschaftliche Kosten - also meeiine Steuern! ... ach nee, ich bin ja Raucher, da gilt das dann ja gar nicht... über 97 Milliarden Euro pro Jahr in D) ebenfalls gecheckt werden, bevor mein Dealer (Supermarkt, Späti etc.) den Stoff an mich weiterverhökert.

    In diesem Sinne begrüße ich ein Drug-Checking für alle weiteren Drogen, welche die Menschen gerne so zu sich nehmen. Und die Nullkommairgendwas Cent von meeiiinen Steuern bezahle ich sehr gerne dafür (hätte dafür gerne etwas vom BER und vom Stadtschloss zurück, danke schonmal im Voraus!).

    Jedem Tierchen sein Pläsierchen. :-)

  14. 33.

    Sie könnten auch eine Suchmaschine nutzen. Ist einfacher...

  15. 32.

    Gesunder Menschenverstand? Sie dürfen natürlich davon ausgehen, dass diese Tätigkeiten rechtssicher sind.

  16. 31.

    Erstaunlich wofür der Senat Steurgeld bereitstellt. Schulen, Straßen und Brücken sind in einem schlimmen Zustand, Gewaltkriminalität ufert immer mehr aus usw. Hat alles keine Priorität, Erstmal Drogen auf Reinheit testen. Das ist wichtig........

  17. 30.

    Konsum findet sowie so statt. Statt die Augen zu zumachen, gibt es endlich die Möglichkeit Menschen zu schützen. Leute die immer noch denken, einfach alles zu verbieten, können gerne in Länder fahren wo alles verboten ist. Viel Spaß dort. Es bringt garnicht.

  18. 29.

    Ich schätze mal, jeder Definiert sein Lebensziel selbst!

    Ich gebe Ihnen zwar insofern Recht, als das es schon erstrebenswert wäre, im Leben ohne berauschende Subtanzen, glücklich sein zu können, aber in einem ungerechten kapitalistischen System, das Armut zulässt, Umwelt Zerstört, bei dem Zukunftschancen, vom Bildungsstand der Eltern abhängen, in einer Ellenbogengesellschaft, voller Mobbing und Gewalt und Exklusion, sehe ich das ein wenig anders!

    Viele wollen auch nicht permanent mit den alten, in den Kirchen "Lobpreiset den Herrn" singen!
    Manche sind auch nur im Adrenalinjunkies, ist aber nicht unbedingt weniger Gefährlich!

    Hab eine KI gefragt: Ist es eine gute Idee, Drogenhandel, krimminellen Organisationen zu überlassen, und die KI fand das äußerst Fragwürdig! - Ich bin dafür, das in die Hände der Hausärtze zu geben (Beratung + Privatrezept)!

    Nehmen würde ich es aus Angst heraus, trotzdem nicht, nur weis ich nicht, ob diese Angst meine ist - wir Leben nur 1x!

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