3..2..1.. Kritik! - Berlin soll Countdown-Ampeln bekommen

Di 13.06.23 | 16:50 Uhr
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Eine rote Ampel mit Ladebalken Schutzzeit am Fehrbelliner Platz in Berlin, aufgenommen am 12.12.2018. (Quelle: Imago Images)
Video: rbb|24 | 14.06.2023 | Felix Michel | Bild: Imago Images

Der Senat möchte Berliner Ampeln ab 2024 mit Countdown-Systemen ausstatten. Die sollen anzeigen, wie viel Zeit noch zum Überqueren der Kreuzung bleibt. Aber nicht mit Zahlen - sondern mit herunterzählenden Balken. Das Projekt stößt auf Kritik.

Die Ampeln in Berlin sollen ab 2024 schrittweise mit Countdown-Systemen ausgestattet werden. Das steht in dem am Sonntag vorgestellten "Sofortprogramm" des neuen Berliner Senats. Die CDU-geführte Verkehrsverwaltung bestätigt die Pläne. Man wolle die Verkehrssicherheit der Fußgängerinnen und Fußgänger verbessern. Dafür sollen die rund 2.100 Ampelanlagen der Stadt Countdown-Systeme bekommen. Das Projekt stößt auf Kritik.

Countdown mit Balken statt Zahlen

In vielen Großstädten sind Countdowns an Ampeln bereits fest installiert. Oft läuft eine Sekundenanzeige schrittweise herunter und zeigt an, wann die Ampel wieder auf Grün springt - oder wie lange die Grünphase noch anhält. Das Berliner System soll allerdings anders funktionieren.

Steht eine Fußgängerin an der Ampel und die Ampel springt auf grün, dann kann sie losgehen. Springt die Ampel dann wieder auf rot schaltet sich der Countdown an. Zwischen dem roten und dem grünen Ampelmännchen erscheinen dann fünf weiße Balken. Sie sehen aus wie ein Zebrastreifen. Nacheinander verschwinden die fünf Balken. Ist der letzte Balken weg, haben die Autos grün.

Eine Ampel mit dem neuen "Count-Down-Signal" in der Mitte ist am 20.09.2013 am Fehrbelliner Platz in Berlin zu sehen. (Quelle: dpa/Stephanie Pilick)
| Bild: dpa/Stephanie Pilick

Ich glaube, keiner weiß, was der letzte Balken bedeutet.

Benno, Passant

Das Countdown-System mit Balken wird bereits an drei Stellen in Berlin getestet. Zum Beispiel am Fehrbelliner Platz. Dort können sich Berlinerinnen und Berliner mit dem neuen System vertraut machen. Viele Fußgängerinnen und Fußgänger, die rbb|24 dort angetroffen hat, sind mit dem Balken-Modell nicht zufrieden. "Das erklärt sich nicht von selber, sondern man muss mehrfach drüber gehen, bis man festgestellt hat, wie die Ampel funktioniert", sagt Franziska. Benno, der in Wilmersdorf arbeitet, sieht das ähnlich: "Ich glaube, keiner weiß, was der letzte Balken bedeutet."

Kritiker bemängeln Kosten

In Berlin gibt es 2.100 Ampelanlagen für Fußgängerinnen und Fußgänger. Die Berliner Ampeln sollen aber nicht alle gleichzeitig umgebaut werden. "Geplant ist eine Umsetzung ab dem Jahr 2024, und zwar schrittweise immer dann, wenn eine LSA (Lichtsignalanlage) modernisiert oder neu errichtet werden soll", sagt ein Sprecher der Verkehrsverwaltung gegenüber rbb|24.

Wie viel genau das Countdown-System kostet, konnte der Sprecher nicht sagen. Es sei in Klärung, wie viel eine Serienproduktion kosten würde, sagte er. Der "Tagesspiegel" berichtet, dass ein Countdown-Modul bis zu 30.000 Euro kosten könnte. Dann würde der Umbau aller rund 2.100 Ampelanlagen in Berlin über 60 Millionen Euro kosten. Zu viel, sagen Kritiker.

Kritik von Umweltverbänden und der Opposition

Für Martin Schlegel, Fachreferent für Verkehr beim Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), ist der Umbau der Ampeln herausgeworfenes Geld. "Countdown-Ampeln für Fußgänger*innen sind nutzlos und deshalb eine ärgerliche Geldverschwendung", schreibt er am Dienstag in einer Pressemitteilung. Er fordert, dass die Gelder anders ausgegeben werden sollten. Zum Beispiel für Zebrastreifen.

Niklas Schenker von der Oppositionspartei die Linke unterstützt diese Forderung. "Wir brauchen mehr Zebrastreifen, mehr Mittelinseln und längere Grünphasen an Ampeln." Das würde, so Schenker, die Sicherheit der Fußgängerinnen und Fußgänger wirklich verbessern. "Countdown-Ampeln sind teure Geldverschwendung", sagt der Sprecher für Rad- und Fußverkehr gegenüber rbb|24.

Sendung: rbb|24 Abendschau, 11.06.2023, 19:30 Uhr.

127 Kommentare

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  1. 127.

    Der Nutzen solch blinkender er Balken erschließt sich mir nicht. Wenn die Lichtsignalanlage auf rot springt, darf ich als Fußgänger die Kreuzung noch räumen. Der Fahrzeugverkehr hat entsprechen trotz grün zeigender LSA entsprechend Rücksicht zu nehmen. Insbesondere für beeinträchtigte Personen, die die Kreuzung nicht rechtzeitig räumen können, könnte der Eindruck entstehen, dass bei Ablauf der „Balkenuhr“ die Autofahrer ohne jede Rücksichtnahme losfahren dürfen, was ja nicht der Fall ist.

  2. 126.

    Das Beste für Berlin!

  3. 125.

    Egal, ob getanzt oder gemalt, werden die Balken selbstverständlich zur Optimierung der Grünphase genutzt. Man kenn doch jetzt schon seine Ampeln und weiß, nach wie lange Rot der Querverkehr grün bekommt. Wenn die bisher nur gefühlte Dauer nun noch visuelle Ergänzung findet... naja, ist einfach klar, was passieren wird ;)
    Letztlich wird es aber wohl dennoch sicherer werden, weil Rot + Balken aus dann halt als "richtiges" Rot mehr Beachtung finden sollte als das "normale" Rot bisher. So, wie es Schilder mit 'verboten' und welche mit 'streng verboten' gibt ;)

  4. 124.

    Zu einfach.. *augenroll* man macht wieder eine Wissenschaft daraus, obwohl das Blinken in Österreich prima läuft. Manchmal glaube ich, hier ist zu oft 1. April...

  5. 123.

    Meine "Lieblingsampel" steht an der Kant-/Ecke Wilmersdorfer Straße. Da bleibt kaum ein Fußgänger bei Rot stehen.

  6. 122.

    Die Quelle bin ich. Meine Augen, die sehen, meine Sinne, die wahrnehmen.

  7. 121.

    Man könnte statt dieser weißen Balken, die sich nicht selbst erklären, doch das Düsseldorfer System einführen, nämlich eine Gelbphase für Fußgänger mit einem gelben Balken. Funktioniert in Düsseldorf sehr gut.

  8. 120.

    Warum kann nicht, wie in anderen europäischen Großstädten, ein Sekunden Countdown angeteigt werden. Das hat sich doch bewährt und ist gut zu verstehen?

  9. 119.

    "So aber suggerieren sie vielleicht noch sogar das man jetzt noch schnell rüber kann..:"
    Ähm, nee. Bei Rot sollst du stehen, bei grün darfst du gehen - glaube, das war 1. Klasse, gelbe Mütze und so - also verdamp lang her - aber geändert hat sich an der Regel echt nix. Wenn sie schon auf der Piste sind, zeigen ihnen die Balken, die sich übrigens von grün in Richtung rot "bewegen", die verbleibende Restzeit an. Oben leuchtet dann aber schon das rote Ampelmännchen. Vll. sollte man es für manche aufmalen oder vortanzen.

  10. 118.

    Dann würde ich als einfachere Lösung das Blinken des jeweiligen Signals in einem angepaßten Intervall bevorzugen, wegen der einfacheren und damit schnelleren Realisierbarkeit durch einfache Softwareänderung.

  11. 117.

    Selbst als Planer von Verkehrstechnischen Unterlagen für Ampeln erschließt sich mir dieses System nicht so wirklich.

    Sind es immer 5 Balken? Die Räumzeiten für Fußgänger nach Abwurf des Fußgängersignals unterscheiden sich je nach Furtlänge. Wenn es also 5 Balken bei einer 6-m-Furt und auch 5 Balken bei einer 10-m-Furt sind, wo steht da der Sinn hinsichtlich der 5 Balken. Je nach Ampel bzw. Fußgängersignal mit individueller Furt-Länge hat dann ein Balken für sich ein individuelles Zeitintervall. Insofern hat ein einzelner Balken je Ampel für sich eine eigene Bedeutung von „Zeit“. Wie soll dann eine Kodierung von reiner Mathematik (d. h. die Räumzeit) in die eine bildhafte Darstellung allgemeingültig möglich sein? Das kann nur für Verwirrung sorgen. Warum kein Countdown in Form von Zahlen? Zahlen sind eindeutig, hier muss nichts umkodiert werden.

  12. 116.

    Statt diesen Quatsch einzuführen wäre flächendeckend Tempo 30 in der Stadt viel sinnvoller. Weniger Staus, Unfälle und Abgase.

  13. 115.

    Die idee ist gut , die Umsetzung bescheuert . Balken !

  14. 113.

    Da bewegen sich Balken unterhalb von rot. Die Ampel ist bereits rot und dann taucht dieser Balken auf. Da bewegt sich nichts von grün nach rot.

    Das ist ja das Problem dieser Idee. Die Balken tauchen bei rot auf und sind, wenn einem niemand sagt das die anzeigen wann die Ampel für Autofahrer auf grün umspringt, dadurch nicht selbsterklärend. Das wären sie vielleicht, wenn sie bei grün da wären um das Ende der Grünphase anzuzeigen.

    So aber suggerieren sie vielleicht noch sogar das man jetzt noch schnell rüber kann und verursachen mehr Unfälle.

    Weitaus besser sind schon die überall auf der Welt eingesetzten System die entweder per Countdown oder blinken anzeigen das die aktuelle Phase sich ihrem ende nähert. Die sind selbsterklärend, diese Balken nicht.

  15. 112.

    @ Sommer, soweit können Sie zählen? Glaub ich nicht, da Sie ja nicht mal mitbekommen, das es sich um Fußgängerampeln dreht.

  16. 111.

    Warum keine Zahlen wie in allen anderen Ländern. Idee grundsätzlich gut aber einfach auf Countdown mit Zahlen ändern.

  17. 110.

    Die Römer ,Verzeihung der neue Senat spinnt.
    Erster Gedanke war , die Grünen - Ne doch die CDU .
    Mahlzeit Leute.

  18. 109.

    Eine einheitliche Regelung in Deutschland wäre sinnvoll. Aber so funktioniert es nicht.
    Wie wäre es wenn wir neue Ampeln aufstellen , zum Beispiel dort wo eine Straßenbahnhaltestelle ist. . Das wäre sinnvoll.
    Zum Beispiel am Fürstenwalder Damm, Ecke Ahorn Allee in Friedrichshagen kommt man nur mit Mühe über die Straße und an vielen anderen Stellen sieht es auch nicht besser aus in Berlin.
    Schade das die Steuergelder so sinnlos ausgegeben werden.

  19. 108.

    Dem kann ich nur zustimmen. Zehen und Fersen muss frau einziehen oder wird verbotswidrig angehupt, wenn zu langsam!

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