Berlin-Tegel - Senat fehlen noch Grundstücke für neues Schumacher-Quartier

Do 12.10.23 | 06:13 Uhr | Von Sebastian Schöbel
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Schumacher Quartier
Audio: rbb24 Inforadio | 12.10.2023 | Sebastian Schöbel | Bild: Schumacher Quartier

Rund 5.000 Wohnungen sollen auf dem ehemaligen Flughafen Tegel entstehen. Doch der Berliner Senat hat noch nicht alle benötigten Grundstücke beisammen. Die Verhandlungen mit mehreren Eigentümern laufen. Von Sebastian Schöbel

Für den Bau des geplanten Schumacher Quartiers in Berlin-Tegel hat der Senat noch nicht alle benötigten Grundstücke beisammen. Das geht aus einer noch unveröffentlichten parlamentarischen Anfrage des Grünen-Abgeordneten Julian Schwarze hervor.

Demnach laufen aktuell noch Verhandlungen mit mehreren Eigentümern, deren Grundstücke zwischen Uranusweg, Meteorstraße und Kurt-Schumacher-Damm liegen. Der Senat habe bislang nicht gekauft, weil "die aufgerufenen Kosten nicht finanzierbar waren", heißt es in der Antwort des Senats auf die Anfrage.

Die Verzögerung durch lange Verhandlungen gefährde den Bau neuer Wohnungen, so Schwarze. "Der Senat darf die dortige Entwicklung nicht von der Bodenspekulation privater Eigentümer abhängig machen." Es sollten daher Möglichkeiten geprüft werden, die Grundstücke schnell in Landesbesitz zu bringen. Das Vorkaufsrecht zu nutzen ist laut Senatsbauverwaltung aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Schwarze sagte auf Nachfrage des rbb, der Senat müsse auch Enteignungen in Betracht ziehen.

Baustart soll nicht verzögert werden

Eine Sprecherin der Tegel Projekt GmbH sagte auf Nachfrage des rbb, die laufenden Verhandlungen über die Grundstücke würden den Baustart des Projektes nicht verzögern. Das Gebiet soll erst in einer späteren Bauphase erschlossen werden. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung will die Ankäufe "je nach Erfordernis der Verfügbarkeit" bis spätestens 2028 abschließen.

Deutlich problematischer für das Schumacher-Quartier könnte allerdings der anhaltende Streit über den Abstand des neuen Quartiers zum Tunnel der A111 werden. Die Frage bremst zurzeit die Planfeststellung für das neuen Holzbau-Quartier mit rund 5.000 Wohnungen aus. Die Autobahn GmbH hatte Einspruch eingelegt und gefordert, dass die neuen Wohngebäude mindestens 40 Meter entfernt vom darunterliegenden Autobahntunnel entstehen müssten. Die Planungen sehen allerdings bislang nur einen Abstand von 15 bis 20 Meter vor.

Hierzu gibt es laut Tegel Projekt noch immer keine Einigung. Die Autobahn GmbH ließ mehrere Anfragen des rbb unbeantwortet.

In der Antwort auf die Anfrage des Grünen-Abgeordneten Schwarze teilte die Senatsbauverwaltung nun mit: Sollte die Autobahn GmbH auf 40 Meter Abstand zum Tunnel bestehen, könnten 570 Wohneinheiten nicht gebaut werden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 12.10.2023, 7 Uhr

Beitrag von Sebastian Schöbel

28 Kommentare

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  1. 28.

    Richtig. Eine *angemessene* Entschädigung. Der Senat will auch durchaus zahlen. Aber die Eigentümer verlangen gerade keine angemessenen Summen, sondern spekulieren und wollen überteuert verkaufen.

  2. 27.

    Weiß Herr Kretschmar, dass der Staat regelmäßig Grundstücke enteignet, z.B. für den Autobahnbau oder Tagebaue?

    Im Jahr 2022 gab es in Deutschland 127 Enteignungsverfahren für den Bau von Autobahnen und Bundesstraßen. Zu einem Enteignungsverfahren kommt es nur, wenn im Vorfeld keine einvernehmliche Einigung mit Grund­stücks­ei­gen­tü­me­r*in­nen erzielt werden kann. So kann es etwa eine Alternative zur Enteignung sein, Eigentümer unbebauter Grundstücke über ein Bauangebot zur Bebauung zu verpflichten.

    Was eine angemessene Entschädigung darstellt hat der Gesetzgeber bewußt offen gelassen.



  3. 26.

    Wenn Sie nicht wissen, wie Sie an gewisse Rechte kommen, mein Verwalter wusste es und zog selber in eine Mietswohnung ein.

  4. 24.

    Nicht schlimm, es gehört ohnehin ein genereller Baustopp in Berlin verhängt.

  5. 23.

    Der Bund hatte mit dem U-Bahn Desaster am Alex nix zu tun. Ich denke mal, es geht der Autobahn GmbH schlicht um Vermeidung späterer Kosten. Für Reparaturen, Rekonstruktion oder gar Erweiterungen von Tunnelabschnitten brauchts Baufreiheit, die man sich schon sichern möchte. Es können auch evtl. Lärmschutzmaßnahmen eine Rolle spielen, wenn zu dicht dran gebaut wird. Eigentlich logisch, dass die Autbahn GmbH sich da erstmal alle Pfründe sichern will. Man weiß ja nie, was in 20+ Jahren so mit dem Autobahntunnel und der Autobahn los ist.

  6. 22.

    Sie kennen sich wirklich nicht aus?

    Ich habe gerade ihre Wohnung neu geplant, mir fehlen jetzt nur noch die gewissen Rechte daran.

    Schräg, ne?

  7. 21.

    Zu den Basics gehört es u.a., sich zu vergewissern, ob man auf dem eigenen Grundstück plant und dadurch weder Rechte Dritter einschränkt oder gar verletzt werden. Verlaufen innerhalb des Plangebietes Versorgungsleitungen (Wasser, Gas, Fernwärme, DSL, etc.) werden Maßnahmen zu Verlegung und/oder Überbauung mit den jeweiligen Versorgern abgestimmt. Gleiches gilt für Tunnelbauwerke, von U-Bahn, DB oder Autobahn. Je nach Art/Umfang/Länge des unterirdischen Bauwerks existieren Lastabtragungsmodelle für darüber mögliche Anlagen bzw. Freihaltebereiche im Umfeld i.S. von Lasten, Erschütterungen und/oder Wasserhaltungen, die auf das Bauwerk wirken können. Diese lassen sich durch teils sehr aufwendige Maßnahmen auch unterschreiten, wobei stets ein Restrisiko verbleibt (sh. am Beispiel U2).
    All diese Dinge werden lange vor der konkreten Gebäudeplanung erledigt, um eben diese nicht mehrfach fertigen zu müssen; soweit man das professionell macht.

  8. 20.

    "die es offensichtlich nicht für nötig hielten, sich vor Planungsbeginn um simpelste Basics zu kümmern"

    Was sind denn die "simpelste Basics"? Warum der Bund 40m fordert - haben Sie da Infos? Ich habe nichts gefunden. Vielleicht hat der Bund aus dem Desaster beim U-Bahn-Tunnel unter dem Alex gelernt?

  9. 19.

    Grundstücke enteignen? Was soll das denn? Wo sollen die Menschen hin die auf den Grundstücken leben?Was ist mit den ganzen Zweitwohnungen? Wenn die nicht vermietet sind?Oder die Plattformen, die Wohnungen vermieten?Ich musste auch über meinen Tellerrand kucken um in der Wohnung leben zu dürfen.Wo nichts ist braucht niemand über seinen Tellerrand zu kucken.Die Unterbelegten Wohnungen kommen immer nur dann, wenn nichts vorhanden ist Ich frage mich nur warum unsere Mieterstuktur so ist wie sie ist.Ich lebe angemessen. Berlin wieder zu Brandenburg und ein neuer Stadtteil ist da,? vorrausgesetz auf dem Grundstück lebt keiner.Gibt noch so viele freie Flächen und Häuser die verkommen.

  10. 18.

    Das Gleiche habe ich auch gedacht.
    Das Flughafengelände ist doch riesig. Warum müssen da Privateigentümer mit in die Planungen involviert werden?
    Haha, ich fänds btw. ZU lustig, wenn die sich einfach weigern (oder eben, wie offenbar derzeit der Fall, wuchern) würden und sich Berlin MAL WIEDER(!) bis auf die Knochen mit einem tollen neuen Großprojekt blamiert....

  11. 17.

    Einen -wenn überhaupt möglichen- Baustart, verzögern nicht widerspenstige Eigentümer angrenzender Grundstücke oder finstere Wächter des Autobahntunnels, sondern allenfalls Planungsverantwortliche, die es offensichtlich nicht für nötig hielten, sich vor Planungsbeginn um simpelste Basics zu kümmern. Das ist schon arg peinlich.

  12. 16.

    Es geht aber darum, den Kurt-Schumacher-Platz wiederherzustellen. Da hat es keinen Sinn, 1km entfernt Häuser zu bauen und diese als dazugehörig zu deklarieren ;-)

  13. 15.

    Bitte? Der Stadtring ist die essenzielle Lebensader Berlins. Bei jeder Störung dort, begreifen viel Bewohner mancher Wohngebiete, vor was sie der Stadtring eigentlich dauerhaft bewahrt!

  14. 14.

    Hahaha. "Autobahnen zerstören..," Als Nordberliner empfehle ich Ihnen, mal die Augen zuzumachen und sich vorzustellen, wie der Ausweichverkehr durch die Wohnquartiere quillen würde, gäbe es nicht die von den Grünen seinerzeit bekämpfte Anschlussstelle Richtung Hamburg, die es tatsächlich geschafft haben, für ein kurzes Stück in Waidmannslust die Autobahn zu "unterbrechen" auf schmaleres Profil.

  15. 13.

    Was soll das denn? Der Platz auf dem Flughafen ist doch wohl groß genug um Häuser darauf zu bauen, ohne Grundstücke zu enteignen!!!
    Dann eben in die Höhe bauen und nicht in die Breite, wo ist das Problem?
    Kann man Architektonisch noch mal ändern.
    Wenn ich davon betroffen wäre, ginge ich bis nach Karlsruhe.

  16. 12.

    Auch wenn „Grün:innen“ Enteignungen, also wer hat was zu bekommen, für legitim halten, so wird die Realität eine andere sein.
    Und planen, damit etwas entsteht ist nicht die Stärke. Da lässt man lieber....durch erlauben. Es hört keiner.

  17. 11.

    Leudde, baut doch einfach einen Ubhf in die Mitte des Flughafens und ein paar moderne Plattenbauten drumrum. Locker mehr als 5000 Wohnungen, und ökologischer noch dazu.

  18. 10.

    Lockere Bebauung, war mal zu hören. Wenn ich das Bild so sehe, zugepflastert wie in der Innenstadt mit Hochgeschossern bis zur 5 m Baufluchtlinie. . Was man in der Frotalperspektive nicht sieht, sind bei dieser dichten Bebauung die lichtarmen Hinterhöfe. Von wegen "holzgetäfelte Zukunftsträume" (RBB)

  19. 9.

    Nach den Johannisgärten das nächste große Neubau-Projekt ohne ÖPNV Anbindung direkt an der Autobahn. Ein Bus ist keine ordentliche ÖPNV Anbindung! Er wird nur von denen angenommen, die darauf angewiesen sind. Und dann wundert man sich, dass die Autobahn immer voller wird.

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