CDU/CSU siegen, AfD mit Zuwächsen - So reagiert die Politik in der Region auf die Landtagswahlen in Bayern und Hessen

So 08.10.23 | 21:23 Uhr
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Ottilie Klein, Generalsekretaerin der Berliner CDU
Audio: rbb24 Inforadio | 09.10.2023 | Sabine Müller | Bild: Sebastian Gollnow/dpa

In Hessen und Bayern sind am Sonntag neue Landtage gewählt worden. In beiden Ländern geht die Union als stärkste Kraft hervor - was die Berliner CDU als "verdienten Sieg" ansieht. Die Berliner Grünen sehen einen "polarisierten Wahlkampf" als Grund für Verluste ihrer Partei.

  • Union sowohl in Bayern als auch Hessen Gewinner der Landtagswahl
  • AfD mit deutlichen Stimmzuwächsen in beiden Ländern
  • Grüne, SPD und FDP in beiden Länden mit Verlusten

Die Parteien in Berlin und Brandenburg haben sehr unterschiedlich auf die Ergebnisse der Landtagswahlen in Bayern und Hessen reagiert. Während in Berlin die CDU das gute Abschneiden ihrer Schwesterparteien in beiden Ländern als Ergebnis einer konsequenten Regierungspolitik bewertet, machen Grüne und Linke vor allem den Bundestrend für ihre Verluste verantwortlich. Besorgt äußern sich alle drei Parteien über die Stimmenzuwächse für die AfD. Die wiederum bezeichnet ihre Ergebnisse als Beleg für die Unzufriedenheit mit der Ampelkoalition im Bund. Die Freien Wähler in Brandenburg zeigten sich erfreut über Stimmzuwächse in Bayern.

CSU bleibt in Bayern stärkste Partei

Nach der Hochrechnung von Infratest dimap (19:58 Uhr) wird in Bayern die CSU von Ministerpräsident Markus Söder mit 36,7 Prozent erneut stärkste Partei. Zweitstärkste Kraft wird die AfD mit 15,9 Prozent und klaren Zuwächsen von etwa sechs Punkten. Knapp dahinter landen die Freien Wähler mit rund 15,3 Prozent, auch sie haben kräftig zugelegt. Die Grünen liegen mit 14,8 Prozent und Verlusten von knapp drei Punkten auf dem vierten Platz. In einem größeren Abstand folgt die SPD mit rund acht Prozent. Die FDP kommt mit 2,8 Prozent der Stimmen nicht mehr in den in den Landtag.

Auch in Hessen: Union vorne

Auch in Hessen kann die CDU von Ministerpräsident Boris Rhein die Wahl laut Hochrechnung von infratest dimap (19:57 Uhr) mit 34,5 Prozent und starken Zuwächsen von mehr als acht Punkten klar gewinnen. Dahinter liegen AfD (17,7 Prozent) und SPD (15,2). Die AfD gewinnt fast fünf Punkte, die SPD verliert fast genauso viel. Die Grünen landen - mit den stärksten Verlusten von über fünf Punkten - mit 14,7 Prozent auf dem vierten Platz. Die FDP bangt mit aktuell 4,9 Prozent noch um den Wiedereinzug, die Linke scheitert mit nur noch 3,6 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde.

Berliner CDU spricht von "verdienten Siegen"

Die Berliner CDU-Generalsekretärin Ottilie Klein sprach am Sonntagabend von verdienten Siegen für die CDU und CSU in Hessen und Bayern: "Die teils deutlichen Verluste bei den Ampel-Parteien zeigen sehr klar die große Unzufriedenheit der Menschen mit der Bundesregierung." In Hessen habe sich SPD mit einer Teilzeit-Spitzenkandidatin und ihrer Ansicht nach stillos geführtem Wahlkampf offensichtlich keinen Gefallen getan. Die Zuwächse bei der AfD bezeichnet Klein als "besorgniserregend und auch als Ergebnis der Unzufriedenheit mit dieser Bundesregierung".

Grüne sehen gute Position bei "polarisiert geführten Wahlkämpfen"

Für die Landesvorsitzenden der Berliner Grünen, Susanne Mertens und Philmon Ghirmai, zeigen die Ergebnisse, "dass Populismus im Wahlkampf vor allem dem rechten Rand nützt". Rechte Parteien halte man nicht klein, indem man ihre Parolen übernehme. "Die Grünen in Bayern und Hessen haben sich in polarisiert geführten Wahlkämpfen behauptet," so Mertens und Ghirmai.

Linke trauert um Ausscheiden aus hessischem Landtag

"Es ist sehr bitter, dass die Linke nicht mehr im hessischen Landtag vertreten sein wird, in dem sie sehr gute Arbeit geleistet hat," erklärten die Landesvorsitzenden der Berliner Linkspartei, Franziska Brychcy und Maximilian Schirmer. "Die Diskussion der Linken auf Bundesebene um die Gründung einer anderen Partei ist verantwortungslos, schadet unserer Glaubwürdigkeit massiv und muss sofort eingestellt werden!"

Berliner AfD sieht Wahlerfolg als Abrechnung mit Bundesregierung

Berlins AFD-Chefin Kristin Brinker sieht in den Zuwächsen ihrer Partei in beiden Ländern ein klares Signal, dass es in der Bundesregierung kein "Weiter so" geben dürfe. Die Ampel im Bund müsse "die illegale Einwanderung stoppen, das Heizungsgesetz darf nicht gegen den Willen der Wähler umgesetzt werden." Die AfD stehe bereit, "in dieser schwierigen Phase Verantwortung zu übernehmen und den Irrweg der letzten Jahrzehnte zu verlassen," so Brinker.

Berlins SPD äußert sich bislang nicht

Die Berliner SPD-Spitze um Franziska Giffey und Raed Saleh wollte sich zu den Ergebnissen der Landtagswahlen am Abend nicht äußern.

Freie Wähler sehen Rückenwind für Brandenburg

Der Landesvorsitzende von BVB/Freie Wähler, Péter Vida, teilte am Sonntag mit, die "fulminante Leistung" in Bayern habe seiner Partei "in Brandenburg einen spürbaren Rückenwind fürs kommende Jahr mitgegeben". Vida zeigte sich überzeugt: "Sukzessive stärken die Freien Wähler ihre Netzwerke bundesweit."

Sendung: rbb24 Abendschau, 08.10.2023, 19:30 Uhr

50 Kommentare

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  1. 50.

    Nein, mit Extremismus, egal welche Farbe (!) kommen wir nicht weiter. Die Ursachen müssen benannt/erkannt werden. Es reicht nicht aus, aufzuklären und zu sagen „das darf/sollte man nicht“. Es reicht nicht. Das ist zuwenig. Man muss was tun. Zuerst die Fehler der eigenen Politik so ändern, dass Benachteiligungen aufhören. Offensichtliche Benachteiligungen. Dann haben Extremisten keine Chance.
    Aber wir drehen uns, wie im Kindergarten, im Kreis. Guten Abend.

  2. 49.
    Antwort auf [Lothar/Charlottenburg] vom 09.10.2023 um 20:49

    Und sie sind weiterhin an ihrer Rechtschreibung und Inhalt zu erkennen, Sven & Eric und tausende weitere nicks.

    "Komplomarat ... SED-Linken". Aber sie schreiben ja schon von "wir", also haben sie ihren verschiedenen Idenditäten schon verinnerlicht? Das nennt sich Schizophrenie.

  3. 48.

    Und mit den in #32 genannten Punkten kommen wir weiter wenn wir die Rechtsextremen wählen? Wir erwarten, dass diese ... in der Regierung ... dann einfach das Gegenteil von dem tun, was ihre bundespolitische Arbeit derzeit hervorbringt [1]? Und wieder sind wir beim Nichtwissenwollen, beim dummen "Gegen die Regierung" oder ... einfach bei Zustimmung zu rechtsextremen Gedankengut. Gegen die ersten beiden hilft reden, gegenreden, streiten.

    [1] https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/5-gruende-afd-waehlen/

  4. 47.

    Die Ursachen habe ich benannt, die abgestellt werden müssen. Wenn man das macht, passt es zu der oft kommunizierten Moral. Sonst eben nicht. Wenn Sie die Fingerzeigmethode weiter betreiben, stärken Sie diejenigen die Sie nicht wollen. Und was an den genannten, handfesten Ursachen diffus sein soll, wissen nur Sie. Das zu negieren macht es doch immer schlimmer. Ich denke mir die Ursachen nicht aus. Da steckt Handfestes dahinter! Haben Sie den Mut ins Detail zu gehen?

  5. 46.

    Die Ursachen habe ich benannt, die abgestellt werden müssen. Wenn man das macht, passt es zu der oft kommunizierten Moral. Sonst eben nicht. Wenn Sie die Fingerzeigmethode weiter betreiben, stärken Sie diejenigen die Sie nicht wollen.

  6. 45.

    Eine Landtagswahl hat immer mit Berlin zu tun.
    Denn wie will der Bürger sonst seine Unzufriedenheit zeigen, wenn er nicht mehr gehört wird?

    Und Frau Faeser setzt dem ganzen die Krone auf mit ihrer halbherzigen Kandidatur in Hessen, denn sie hat ja einen sicheren Job in Berlin. Und mal ehrlich, sowas gehört abgestraft! Ob man dazu AfD wählen muß steht auf einem anderen Zettel.

  7. 44.

    Sie fordern mehr Moral bei Politikern und nennen die fehlende Moral als Rechtfertigung für die Wahl von Rechtsextremen. Ein paar Minuten später ist es dann doch wieder nicht die Moral, sondern diffuse "Ursachen". Ein großes Fressen. Das ist kein Argumentation, Sie weichen aus, negieren die eigenen Aussagen ... was steckt dahinter?

  8. 43.

    Eben nicht. Sie wollen die Ursachen nicht sehen? Auf die kommt es an. Erkennen Sie die nicht, kommt es zu falschen und kritiklosen Schlüssen. Über „die Moral“ lösen Sie es nicht. Erst kommt das Fressen, dann die Moral....

  9. 42.

    Und aus diesem Anspruch heraus, dass Politiker moralischer werden müssen, wählt man AfD? Diese Aussage ist die Bestätigung für meine These par excellence.

  10. 41.

    Falsch. Es geht an den Ursachen vorbei! Und stellt auf eine Fingerzeigmoral ab. So erreicht man nicht nur Nichts, sondern bekommt genau das Gegenteil. Folgen Sie dem Diskussionsverlauf. In #32 steht worauf es ankommt, damit die Demokratie gestärkt wird. Die Politiker müssen moralischer werden und weniger über Grammatik reden, wenn Sie verstehen?

  11. 40.

    Selbst wenn ich noch Wissenschaftlerin wäre, beruflich bin ich es nicht mehr, ich will nicht hochstapeln ;)

  12. 39.

    Gegenthese: Die Ignoranz der Wähler der Rechtsextremen allen großen realen Problem unserer Zeit gegenüber (die im Übrigen zu weit größeren Fluchtbewegungen führen werden) führt zum Erstarken dieser. Ja, ich glaube, der große Teil der Wähler dieser Partei braucht Bildung. Widerspruch aus dem engsten Kreis. Ein Hinterfragen der Position. Sprich: Streit (und hier heißt das nichts negatives). Es ist unbequem, unbequem zu sein. Aber deshalb datf es für niemanden bequem sein, rechtsextrem zu wählen.

  13. 38.

    "Einmal in der Verantwortung ist bisher jede Regierung schon mal ins Straucheln gekommen."
    Wie wahr......... aber ganz ehrlich, mit einer dieser Parteien möchte ich es wirklich erst gar nicht probieren, da beginnt mein Selbstschutz. Selbst als Wissenschaftlerin: sooo experimentierfreudig bin ich dann doch nicht ;)

  14. 37.

    Die FDP hat sich mit ihrer Ampel-Politik leider selbst ins Aus geschossen und sich überflüssig gemacht. Eigentlich bräuchte Deutschland dringender denn je eine starke liberale Partei. Unter Lindner ist die FDP aber zu einem knurrenden Schoßhündchen der Grünen verkommen, das zwar publikumswirksam knurrt, aber am Ende doch immer brav Männchen macht. Rein politisch hat die FDP mit der heutigen SPD und erst recht mit den Grünen rein gar nichts gemeinsam, spielt aber brav den Mehrheitsbeschaffer für jedes einzelne Gesetzesvorhaben aus diesen beiden Parteien, auch wenn es liberalen Ansichten zu 100% widerspricht. Dagegen hatten die Landespolitiker der FDP gar keine Chance, weil sie eben nicht glaubhaft rüberbringen konnten, wofür die FDP eigentlich stehen will. Das ist bitter für die Landes-FDP in beiden Ländern, aber die ohnehin wenigen Wähler haben das gnadenlos abgestraft, auch weil aus den Landesverbänden kaum Kritik an der Bundestagsfraktion zu vernehmen ist.

  15. 36.

    "Wir haben massive komplexe Probleme zur Zeit und keiner von uns kann wissen, wie gut oder schlecht es eine andere Regierung machen würde." das klingt ja mal fast einsichtig von uns Akademiker Claudi.
    Na dann überlassen wir das Regieren doch mal ein Jahr den Linken, oder der AfD, oder den GRÜNEN, oder der Wagenknecht - keiner kann wissen, wie gut oder schlecht die es machen würden.
    Einmal in der Verantwortung ist bisher jede Regierung schon mal ins Straucheln gekommen.

  16. 35.

    Und wann verstehen Sie endlich, dass es schon die richtigen Zuwanderer mit den richtigen Anreizen sein müss(t)en? Einfach nur Zuwanderung ohne jegliche reale Chance auf dem deutschen Arbeitsmarkt verschärft das Problem der Alterspyramide nur noch weiter. Nichts gegen Asyl und humanitäre Hilfe, aber die Leistungsfähigkeit eines Staates hat nun mal Grenzen. Die kann man weiterhin ignorieren, dann muss man sich aber über ein weiteres Erstarken der AfD nicht wundern.

  17. 34.

    "Informieren Sie sich ausschließlich beim rbb?
    Bei einigen Ihrer Beiträge kommt es mir so vor....."

    Mensch......ich wusste doch, dass ich was vergessen habe.......Danke ;)
    Aber wieso kommt Ihnen das denn so vor? Haben Sie telepathische Kräfte? Wie unheimlich. Mir sagt ihr Name hier nämlich überhaupt nichts.

  18. 33.

    Stimmr, grosse Stimmansamlungen korrelieren mit Grosspenden.
    Da weeste, wessen Interessen vertreten werden. Der Rest ist übliche Wahlkampfverblendung.

  19. 32.

    Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Chancengleichheit ist das Entscheidende. Alles leitet sich daraus ab. Überall auf der Welt.
    Bezahleinstufungen
    Arbeitszeiten
    Beförderungen
    Pensionen und Renten(punkte)
    Formulierungen von Stellenausschreibungen haben sogar strukturelle Bedeutung im öffentlichen Dienst.

  20. 31.

    Ganz ehrlich, es wird immer wieder mit der Ampel argumentiert. Es waren aber Landtagswahlen in Hessen und Bayern und da haben die Liberalen sowieso nicht regiert. Obwohl ich die FDP bisher nicht gewählt habe, finde ich es trotzdem schade, dass sie in Bayern draußen sind und in Hessen um die 5 Prozent. Die Ursachen für alles immer wieder auf die Ampel zu schieben und oftmals eben gerade auf die Grünen ist mir eine Spur zu einseitig. Wir haben massive komplexe Probleme zur Zeit und keiner von uns kann wissen, wie gut oder schlecht es eine andere Regierung machen würde. Und ehrlich gesagt bringen uns diese Schuldzuweisungen auch keinen einzigen Schritt weiter. Die einzigen, die von solch einem Streit profitieren sind die, die ich mir am allerwenigsten wünsche.

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