Freie Universität Berlin - Stiller Protest nach Angriff auf jüdischen Studenten

Fr 09.02.24 | 18:01 Uhr
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09.02.2024, Berlin: Teilnehmer eines stillen Protests einer Initiative für die Sicherheit jüdischer Studierender haben sich vor der Mensa II der Freien Universität Berlin versammelt. (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Bild: dpa/Christoph Soeder

Wenige Tage nach dem Angriff auf Lahav Shapira hat am Freitag ein stiller Protest an der Freien Universität Berlin auf Ängste jüdischer Studierender hingewiesen. Zu der Aktion der Gruppe "Fridays for Israel" kamen nach Polizeiangaben etwa 100 Menschen - darunter die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang, der frühere Grünen-Politiker Volker Beck, die CDU-Politikerin Ottilie Klein und der AfD-Abgeordnete Martin Trefzer. Zwischenfälle oder Gegendemonstranten gab es nicht.

Der 30-jährige jüdische Student Shapira war am vergangenen Wochenende mit Knochenbrüchen im Gesicht ins Krankenhaus gekommen. Ein 23-jähriger propalästinensischer Kommilitone soll ihn auf einer Straße in Berlin-Mitte geschlagen und getreten haben. Die Staatsanwaltschaft geht von einem gezielten Angriff und einem antisemitischen Hintergrund im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt aus.

Grünen-Chefin Lang sagte am Rande der Mahnwache, diese sei "ein Signal gegen das Wegschauen". Es gelte, gegen jede Art von Antisemitismus konsequent und dauerhaft zu handeln. Beck, heute Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, forderte die Politik auf nachzusteuern. So müsse es gesetzlich möglich werden, Gewalttäter gegebenenfalls zu exmatrikulieren.

Die Gruppe "Fridays for Israel" weise seit Wochen auf die Sorgen jüdischer Studierender hin, sagte Sprecherin Clara von Nathusius. Die Leitung der Freien Universität habe "viel verschlafen". Erst seit dem Angriff auf Shapira "hat sich tatsächlich etwas verändert in der Tonalität der Universitäts-Leitung".

FU-Präsident Günter Ziegler sagte am Freitag auf radioeins vom rbb, es sei nicht einfach, den derzeitigen Konflikt an der Universität in den Griff zu bekommen. Hass, Hetze und Gewalt seien nicht akzeptabel, gehörten nicht zur Universität und "natürlich auch nicht auf den Campus", sagte Ziegler im Interview. "Wir müssen mit allen Maßnahmen, die wir haben, primär auch die Sicherheit auf dem Campus im Blick haben."

Sendung: radio eins, 09.02.2024, 15:40 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Ich stelle mir nur vor, die Tat wäre von einem Neonazi begangen worden.
    Was für ein Aufschrei und keine wochenlange Diskussion, ob und wie die Reaktion darauf ausfallen sollte, wäre schon nach Tagen vorbei und die Exmatrikulation die Folge.
    Mir bleibt nur noch ein Kopfschütteln übrig und das Bekenntnis zur uneingeschränkte Solidarität mit Israel und seinen Bürgern.
    Möge die volle Härte des Gesetzes den brutalen propalästinensischer Schläger treffen.
    Allein dafür fehlt mir der Glaube,

  2. 3.

    Israel-Fahnen sind für viele Jüd:innen nicht das Symbol für Israels Politik, sondern für den einzigen Ort auf der Welt, an dem jüdisches Leben als sicher galt - bis zum 7.10.23. Das Schwenken jener Fahne hängt daher nicht mit fehlender Fähigkeit zur Differenzierung zusammen. Diese sehe ich vielmehr in naiven Friedensforderungen. Zugleich verurteile ich die Gewalt durch die Hamas in Form von andauernden Angriffen und Geiselnahmen wie auch durch Israel im wahnsinnigen Leid der Palästinser:innen.

  3. 2.

    @Fred, sehr differenziert argumentiert und so würde ich es auch von Studierenden erwarten.
    Es gibt Opfer auf beiden Seiten und Schuld auf beiden Seiten. Dieser Konflikt ist m.M.n. nur mit Annäherung zu Lösen und nicht mit Hass und schon garnicht an einer Berliner Universität oder mit Gewalt auf Berliner Straßen.

  4. 1.

    Wieso werden bei Protesten gegen religiösen Hass Israelflaggen geschwenkt? Es ist absolut unverständlich und zeigt, dass die Demonstranten nicht zwischen Deutschen jüdischen Glaubens und Israel unterscheiden. Ebenso implizieren sie, dass Kritik und Verurteilung israelischer Politik gleichbedeutend mit Antisemitismus sein. Das ist komplett abzulehnen. Wer der Meinung ist eine rechtsextreme israelische Regierung unterstützen zu wollen, kann nicht annehmen damit auf Zustimmung zu stoßen. Es gilt das Grundgesetz alle Menschen sind gleich. Ich werde weiter die Politik der jetzigen israelischen Regierung ablehnen und trotzdem mit jüdischen Freunden verkehren.

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