Daten von Messstationen - Verkehrsbelastung ist in Berlin um bis zur Hälfte gesunken

Di 27.02.24 | 08:29 Uhr
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Symbolbild: Kaiserdamm mit wenig Verkehr am 23.03.2020 in Berlin.(Quelle: picture alliance/Andreas Gora)
Audio: rbb24 Inforadio | 27.02.2024 | Ute Schuhmacher | Bild: picture alliance /Andreas Gora

Auf Berlins Straßen sind immer weniger Kraftfahrzeuge unterwegs. Das geht aus einer Antwort der Verkehrsverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Politikerin Antje Kapek hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Demnach sank die sogenannte durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke seit dem Jahr 2015 an den allermeisten der rund 250 Messstellen stetig - und zwar im Einzelfall um bis zu 50 Prozent. Teils ist nach einem starken Rückgang in den Corona-Jahren 2020 und 2021 zwar wieder ein leichter Anstieg zu erkennen, an dem generell rückläufigen Trend seit 2015 ändert das aber nichts.

Starke Rückgänge auf Torstraße und Prenzlauer Promenade

Die sogenannte durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke umfasst die Zahl von Kraftfahrzeugen, die durchschnittlich pro Tag eine Messstelle passieren. Am Messpunkt A115 (Nordost) etwa waren das 2015 noch 34.607 Fahrzeuge. 2023 waren es 30.401 - das ist ein Rückgang um rund 12 Prozent.

Am Messpunkt Kurfürstendamm ging der motorisierte Verkehr im selben Zeitraum von 16.668 auf 14.513 Fahrzeuge zurück - ein Minus von etwa 13 Prozent. Am Tempelhofer Damm (Süd) betrug der Rückgang nur gut 3 Prozent, am Halleschen Ufer (West) rund 19 Prozent, an der Torstraße (Ost) rund 41 Prozent und an der Prenzlauer Promenade (Nord) sogar 51 Prozent (mit Stand von 2022, für 2023 wurde dort kein Wert ausgewiesen).

Kapek: "CDU-Verkehrspolitik ist pure Ideologie"

"Die Verkehrsentwicklung in Berlin ist in den letzten neun Jahren massiv zurückgegangen. Die Reduktion von bis zu 50 Prozent des Kfz-Verkehrs ist eine großartige Nachricht für alle, die auf den Berliner Straßen unterwegs sind", sagte Kapek, die Sprecherin für Verkehrspolitik der Grünen-Fraktion ist. "Sie zeigt aber auch, dass eine reine Fokussierung der CDU-Verkehrspolitik auf die Leistungsfähigkeit für Kfz pure Ideologie ist, die die Verhinderung von Tramstrecken oder Radwegen begründen sollen", fügte Kapek hinzu.

"Gerade an den großen Hauptstraßen, an denen Fahrstreifen zugunsten von Radwegen umgewandelt wurden, beispielsweise am Tempelhofer und Halleschen Ufer, ging der Autoverkehr massiv zurück."

Auch Staulänge ging in Berlin zurück

Kapek fragte auch Daten zu Staus in Berlin ab. Laut Verkehrsverwaltung standen Fahrzeuge im Jahr 2021 insgesamt 90.854 Stunden in Staus, die sich auf 140.728 Kilometer Länge summierten. Ein Jahr später waren es 82.488 Staustunden auf 105.674 Kilometern Länge und 2023 schließlich 87.726 Staustunden auf 117.391 Kilometern Länge.

Die Vermutung, dass durch Radwege mehr Stau entstehe, sei anhand der Zahlen klar widerlegt, kommentierte Kapek.

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.02.2024 18:15 Uhr

37 Kommentare

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  1. 37.

    Also:
    1. Die Sache mit dem Stau bezog sich in erster Linie auf den Kommentar von Immanuel auf den ich geantwortet hatte (Kommentar nicht gelesen?). Das Beispiel ist speziell auf die Beobachtung einiger Kommentaroren bezogen die mehr Stau beobachtet haben wollen.
    2. Ich habe beim den Abmaßen der Fahrzeuge nicht von Mindestabständen gesprochen sondern von der Breite der jeweiligen Fahrzeuge! Außerdem ist der vorgeschriebene Abstand von 1,5 m für eine enge Innenstadt wie Berlin eine in der Praxis nicht durchzuhaltende Vorgabe. Im Übrigen wüsste ich gerne warum es richtig sein sollte, dass ein Bus nicht auch 1,5 m an jeder Seite bräuchte, denn der Abstand der Busse zu anderen ist ja auch immer der Abstand der anderen zum Bus. Warum sind dann also nicht 5,55 m breite Busspuren vorgegeben? Genau! Weil kein Platz dafür ist!
    3. Natürlich braucht es Instandsetzung u. Ä. (sogar viel mehr als gerade stattfindet) aber keine Baustellen deren Fertigstellung selbst Methusalem nicht erlebt hätte!

  2. 36.

    "Also wenn es jetzt weniger Autofahrer und mehr Stau gibt als früher..."
    Artikel gelesen?
    Es wurden weniger Autos und in Summe weniger Staus gemessen.
    Zu den Abmessungen eines Radfahrers sollten Sie nochmal in der StVO nachblättern oder Ihren Fahrlehrer fragen. Ich hab mal was von mindestens 1,50m seitlichem Mindestabstand gelesen. Das hat auch seine berechtigten Gründe. Auch das lernt man in der Fahrschule und nicht erst seit ein paar Jahren. Auch in den 90ern hab ich das schon gelehrt bekommen.
    Wenn die Grünen die vielen Baustellen auf den Straßen zu verantworten haben sollten einige Städte ausschließlich diese wählen. Bedarf an Baustellen besteht ja reichlich und nicht nur in Berlin. Oder ist es nicht doch eher die unterlassene Instandhaltung und Investition der letzten Jahrzehnte die nun die vielen Baustellen verursacht?

  3. 35.

    Gelesen?
    "Am Tempelhofer Damm (Süd) betrug der Rückgang nur gut 3 Prozent"
    Das ist praktisch null Veränderung bzw. unterhalb der subjektiven Wahrnehmungsschwelle, also warum sollte sich dann auch an der Stausituation etwas geändert haben?

  4. 33.

    Ich weiß ja nicht ob die Messgeräte völlig in Ordnung waren aber an der Genauigkeit dieses Ergebnisses habe ich große Zweifel.

    Wenn ich mir allein den Mariendorfer Damm und den Tempelhofer Damm morgens und abends anschaue

    DA IST REGELMÄßIG STAU

    Eventuell wurde ja NACHTS gemessen??

  5. 32.

    Also wenn es jetzt weniger Autofahrer und mehr Stau gibt als früher kann es ja wohl nicht an zu vielen Autofahrern liegen sondern muss andere Ursachen haben. Und da kommen die unzählbar vielen Baustellen und die grüne "Verkehrspolitik" ins Spiel.
    Bestes Beispiel - ich habe das an anderer Stelle schon erwähnt - ist der neue, völlig überdimensionierte Radweg Unter den Eichen. Seit eine megabreite Fahrspur für Radfahrer eingerichtet wurde (eine unter 3 m breite Fahrspur ist einem ca. 60 cm breiten Radfahrer offenbar laut Gesetz nicht zuzumuten während ein Bus mit 255 cm Breite den gleichen Platz zur Verfügung hat, welch Wahnsinn! ) stehen dort jeden Tag hunderte Autos im Stau wo es früher zugegebenermaßen auch voll war aber flüssig lief. Radfahrer sind dort allerdings nur selten zu sehen und wenn dann radeln sie einsam auf ihrem gigantischen Radweg dahin.

  6. 31.

    Berliner Junge:
    "Fr. Kapek muss ja fast Blind sein, wenn Sie durch Berlin geht oder Fährt. Der Verkehr wird immer schlimmer und nicht besser. An jeder zweiten Ecke steht man im Stau, Dank der Grünen Verkehrspolitik unter Fr. Jarasch"

    Nee, dank der zuvielen Autofahrer!

  7. 30.

    Also wenn ich über den Ku'damm oder die Torstraße fahren würde, würde Google Maps null, Komma nix davon mitbekommen. Sind die meisten Berliner etwa so orientierungslos, dass sie ein Navi in ihrer Stadt benötigen?
    Selbst die Spionage von google ist nicht genau genug für Verkehrszählungen in der im Artikel genannten Güte. Google weiß vielleicht schnell wo Stau ist aber wieviele KfZ exakt beteiligt sind sicher nicht.
    Wie soll dieser Dienst denn genauer sein als eine exakte technisch standardisierte und bewährte Zählung?

  8. 29.

    Fr. Kapek muss ja fast Blind sein, wenn Sie durch Berlin geht oder Fährt. Der Verkehr wird immer schlimmer und nicht besser. An jeder zweiten Ecke steht man im Stau, Dank der Grünen Verkehrspolitik unter Fr. Jarasch

  9. 28.

    Es ist lustig, dass es für den KFZ Verkehr 250 Messstellen gibt, für den Radverkehr (2022) aber nur 19 Dauerhafte. Der Rest wird an einzelnen Tagen “manuell” ermittelt.
    Ich fände es auch interessant wie man die ÖPNV Auslastung zielsicher bestimmen kann.
    Und ob Berlin Verkehrsdaten von Google Maps kauft.
    Dürfte deutlich genauer sein, als jede punktuelle Messung.

  10. 27.

    2020 im Corona Jahr war auch hardcore Fahrrad Boom.
    Dazu kommt das in ganz Berlin die Zählstationen sehr sporadisch verteilt sind.
    Es gibt nur ne Hand voll. Eine Baustelle/Umleitung und zack kannst 10% weniger messen

  11. 26.

    Vielleicht lässt sich ja aus der parlamentarischen Pflicht zur Information etwas mehr herauslesen.
    In Berlin gibt es doch sicherlich auch eine entsprechende öffentlich einsehbare Plattform für solche Dokumente.
    Die Mühe der Suche spare ich mir aber mangels persönlichem Interesse.
    Wenn ich mal am Wochenende mit dem Auto nach Berlin fahre ist das eher kein Problem. In der Woche tue ich mir das nicht freiwillig an.

  12. 25.

    Auch in Hamburg baut der Bund die Autobahnen und nicht die Stadt.
    Pauschaler Vergleich hinkt wie allseits bekannt.
    Ob der Verkehr zwischen Stade/Cuxhaven/Bremerhaven und Harburg eine Autobahn sinnvoller als eine A100 durchs Berliner Wohngebiet macht, weiß ich nicht.
    Die Bedeutung des Hamburger Hafens als auch der anderen genannten Standorte inklusive der ansässigen Großindustrie würde ich in Berlin allerdings mit gar nichts auf eine Stufe stellen also auch nicht vergleichen.

  13. 24.

    Also gerade an der Prenzlauer ist sehr fraglich ob der Grund nicht ist, dass dort die letzten Jahre die Autobahn gebaut wurde und die Fahrer Umwege gefahren sind. Ich finde diese Deutung der Zahlen während Bauarbeiten auf der Strecke waren sehr fragwürdig.

  14. 23.

    "Vielleicht ist doch was dran, dass der motorisierte individuelle Fahrzeugverkehr zurückgeht." Ist ja in einer Großstadt wie Berlin mit gut ausgebautem ÖPNV zu begrüßen. Interessant wäre es trotzdem, wenn man die Statistik erstmal in Lkw und Pkw und dann in innerstädtischen Verkehr und anderen (z.Bsp. Pendlerverkehr) teilen könnte, um zu sehen wo die Änderungen stattfinden.

  15. 22.

    In Hamburg baut die rot-grüne Regierung 10 Kilometer neue Stadtautobahn (A26 Ost) - würde ich mir für Berlin auch wünschen!

  16. 21.

    Der Radverkehr ist in den letzten Jahren auch stark zurückgegangen:

    2022: Fahrradverkehr in Berlin: Zählstellen melden Rückgang
    Im vergangenen Jahr schlugen die Sensoren deutlich seltener an als 2020.
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/fahrradverkehr-in-berlin-zaehlstellen-melden-rueckgang-li.206715
    2024: Laut Daten automatischer Zählstellen: In Berlin wurde 2023 weniger Fahrrad gefahren
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/laut-daten-automatischer-zahlstellen-in-berlin-wurde-2023-weniger-fahrrad-gefahren-11002072.html

  17. 20.

    Für die Zweifler auch wenn es "linksgrünes" Werk sein könnte.
    Diese Erfassung deckt sich auch mit ähnlichen Zahlen in Hamburg und sicherlich auch in anderen Großstädten.
    In Hamburg ist man aber schon den Schritt weiter, dass man die Chancen des Flächengewinns ausgelotet hat.

    https://taz.de/Was-Staedte-durch-weniger-Autos-gewinnen/!5986938/

    Vielleicht ist doch was dran, dass der motorisierte individuelle Fahrzeugverkehr zurückgeht.

  18. 19.

    "Und die SUV nicht vergessen, ist wichtig." SUVs sind eine schlecht definierte Klasse von Pkw.

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