Entwurf für Schulgesetz - Religion wird vorerst kein reguläres Unterrichtsfach in Berlin

Do 28.03.24 | 15:42 Uhr
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Symbolbild: Eine Religionslehrerin waehrend des Religionsunterrichts in der Grundschule. (Quelle: dpa/Heese)
Audio: Fritz | 28.03.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/Heese

Religion wird vorerst wohl doch kein reguläres Schulfach in Berlin. Die von der schwarz-roten Koalition geplante Einführung eines Wahlpflichtfachs Religion ist in der vom Senat vorgesehenen Schulgesetzänderung nicht enthalten. Das geht aus einer Gesetzesvorlage des Senats hervor, die dem rbb vorliegt.

Mit einem Wahlpflichtfach sollen sich Schülerinnen und Schüler in der neunten und zehnten Klasse ein Profil bilden können. Derzeit ist das beispielsweise in Gesellschafts- oder Naturwissenschaften möglich, aber auch in Informatik oder musischen Fächern.

Der Gesetzesvorlage zufolge sollen künftig Religionsgemeinschaften das Recht haben, ihren Unterricht anzubieten. Aus Sicht der Bildungsverwaltung stärkt das den bekenntnisorientierten Religionsunterricht. Denn bisher ist das so nicht ausdrücklich im Schulgesetz verankert, Schüler und Schülerinnen können freiwillig am Religionsunterricht teilnehmen.

Schulgesetzänderung soll zum 1. August in Kraft treten

Schulen sollen darüber hinaus künftig verpflichtet sein, zusammen mit der Aufnahmeentscheidung für die Oberschule bei Eltern abzufragen, ob Siebtklässlerinnen und -klässler am Religions- oder Weltanschauungsunterricht teilnehmen.

Religion als ordentliches Unterrichtsfach war auf Drängen der CDU in die Koalitionsvereinbarungen mit der SPD aufgenommen worden. Warum es nun nicht in die geplante Schulgesetzänderung aufgenommen wurde, dazu äußerte sich Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) bisher nicht. Von der Bildungsverwaltung hieß es, daran werde noch gearbeitet. Voraussetzung dafür seien entsprechende Rahmenlehrpläne und staatlich anerkannte Lehrkräfte.

Die von der Koalition geplante Schulgesetzänderung soll zum 1. August dieses Jahres in Kraft treten. Unter anderem soll damit ein elftes Pflichtschuljahr verankert werden für Jugendliche, die ansonsten keine Perspektive haben.

Sendung: Fritz, 28.03.2024, 10:30 Uhr

44 Kommentare

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  1. 44.

    Wie wäre eine Umbenennung in Religionen-Kunde und ein struktureller Umbau unter diesem neuen Titel? Dann könnten alle gemeinsam (Glaubende und Atheisten) wichtiges über das gesamt-religiöse Spektrum lernen, statt teilweise angefüllt durch Vorurteilende der eigenen Religion andere Religionen zu verurteilen. Oder man nennt es Weltanschauungen, dann könnten auch Kenntnisse etwa über Marxismus u.ä. vermittelt werden - einfach mal den Blick und das Interesse weiten und aus der eigenen (zu engen) Sicht heraustreten.

  2. 43.

    Ein bekenntnisorientierter Religionsunterricht ist meiner Ansicht nach abzulehnen, denn der gehört in den Kompetenzbereich der einzelnen Glaubensgemeinschaften. Anders die Vermittlung von Wissen über die Religionen und ihre Wirkung in der Geschichte. Das ist ein Teil der humanistischen Bildung, der dazu beiträgt, unsere Geschichte, unsere Kultur, unser Wertesystem und unser Rechtssystem besser zu verstehen. Zudem trägt das zur Toleranz gegenüber anderen Religionen und Kulturen sowie zum Schutz vor Sekten und Verschwörungstheoretikern bei.

  3. 42.

    @ Frau Huana, aber Luther und speziell seine Schrift 'Von den Juden und...' aus der geschichtlichen Zeit lösen zu wollen ist auch kein Weg.

  4. 41.

    Das Wissen über die verschiedensten Religionen und Weltanschauungen könnte auch im Geschichtsunterricht vermittelt werden. Das gehört m.M. nach auch zur Allgemeinbildung und zum besseren Verständnis von Epochen mit allen Höhen und Tiefen. Das setzt jedoch voraus und macht nur Sinn, wenn Geschichte chronologisch vermittelt wird. Ich erinnere mich gern an meinen Unterricht und den unserer Kinder: angefangen bei der Urzeit über das Mittelalter bis hin zur Neuzeit, mit allen Epochen, die dazugehören. Nur so können Schüler doch verstehen und nachvollziehen, weshalb die Welt heute so ist, wie sie ist. Doch wahrscheinlich sind die heutigen Lehrkräfte dazu nicht mehr in der Lage, weil ihnen selbst das Verständnis fehlt.

  5. 40.

    Ich glaube das Sie mit diesem Argument nicht weit kommen. Sie verurteilen ganze Menschengruppen aufgrund der Taten weniger. Ich frage mich ob es da nicht auch etwas in den UNO Menschenrechten gibt. Ist das nicht zum Teil Ihr Kritikpunkt zu Martin Luther? Die Verurteilung von Menschen?

    Ich kann Ihnen nur ans Herz legen die Schriften einmal zu lesen. Natürlich in Betracht des historischen Kontexts. Man sollte auch den erzählerischen Aspekt nicht unterschätzen.

    Vielleicht ändern Sie Ihr Bild über Religionen wenn Sie sich einmal tiefer damit auseinandersetzen anstatt alle über einen Kamm zu scheren von dem was Sie aus der Presse haben.

  6. 39.

    Ich bin eigentlich nur stiller Leser von Kommentaren. Ich bin auch kein Befürworter vom verpflichtenden Religionsunterricht. Aber einige scheinen hier ihre schlechten Erfahrungen mit dem Religionsunterricht zu pauschalisieren. Ein zeitgemäßiger Religionsunterricht ... und den gibt es... berücksichtigt Religionsvielfalt. Es geht nicht , darum , ob Kinder an einen Gott glauben. Es geht um Austausch und Vertsändnis. Und es geht, darum, wie schon ein Kommentator geschrieben hat, dass es keine Religion gibt, die nicht für den Frieden ist. Ich bin Religionslehrerin an der Grundschule. 30% der Kinder, die am Unterricht bei mir teil nehmen sind katholisch, evangelisch, muslimisch, einige wenige buddhistisch und die anderen einfach interessiert. Es geht nie um Bekehrung, es geht darum, zu wissen, warum glaube ich so und die anderen anders. Und die Kinder lernen Dinge kenne, die viele Eltern nicht (mehr) erklären können. Und das deckt (leider) der Lebenskundeunterricht nicht ab.

  7. 38.

    @ Heike, und ich bin ohne Religion sowie ohne Religionsunterricht groß geworden und lebe auch noch.
    Aber ich finde Religion in allen Richtungen spannend und respektiere sie alle. Privat!

  8. 36.

    Das ist auch besser so!
    Relegion hat nichts in der Schule zu suchen! Kann jeder für sich machen.

  9. 35.

    Religion, ganz gleich welche, hat an der Schule nichts verloren.

  10. 34.

    Die Absicht, bekenntnisorientiert zu unterrichten, ist nicht vereinbar mit dem Schulgesetz, auch nicht mit Religions- und Bekenntnisfreiheit, ergo verfassungswidrig. Die unrechtsstaatlichen Züge, die soetwas annehmen kann, sieht man in Bayern: autoritäre, übergriffige Identitäts- und Kulturpolitik von Rechts, selbst nach unstrittigen Bundesverfassungsgerichtsurteilen zum Kruzifix etwa. Religionswissenschaftlich(!) sollte ein Unterricht über Religion aufgebaut sein. Es gibt viel Wissenswertes über Religionen, deswegen muss man sich aber nicht zum Teil dieser machen. Der evangelikale Dunstkreis, in dem sich die cDU bewegt, ist hochgradig antidemokratisch - und auch der rbb hat grds. nie ein Problem damit, evangelikale Einrichtungen und Vertreter*innen unkritisch und distanzlos zu bewerben, ob "Arche", "Olga" oder internationale Freikirchen, die Missionare in die Welt schicken - was nicht zuletzt an der hochproblematischen Zusammensetzung der Gremien liegt.

  11. 33.

    Tja, warum nicht? Vll. weil sich Glaubensrichtungen jeglicher Couleur auch nur ansatzweise an die UN-Resolution 217 A (III) der Generalversammlung vom 10. Dezember 1948 anpassen und diese Werte, für die es wirklich lohnt einzutreten, verinnerlichen sollten. Da haben wohl alle Glaubensrichtungen deutlichen Nachholbedarf.

  12. 32.

    Religion sollte keinerlei Platz in der Schule haben! Ich kann mich noch an die quälenden Stunden zu meiner Schulzeit erinnern. Und nachdem ich mit 12 Jahren die Religionslehrerin fragte: Adam und Eva hatten Kain und Abel als Kinder, woher kamen dann im Erwachsenenalter der beiden Söhne die restlichen Menschen? Inzucht war damals wohl gerne gesehen, oder?

    Daraufhin bekam ich einen Schulverweis von einer Woche.
    Religion sind Hirngespinste, nicht mehr und nicht weniger!

  13. 31.

    Es ist wichtig, ÜBER Religionen in all ihren Ausprägungen und Folgen (im geschichtl., kulturellen etc. Kontext) zu informieren. Dafür muss man keine Religion kehren. Religionsausübung ist eine private Entscheidung, due in einer staatlichen Schule nichts zu suchen hat. Gerade nicht in einer Stadt wie Berlin, in der die Welt zuhause ist. Hier müssen in der Schule Respekt und Toleranz ggü. anderen und das friedliche Miteinander gekehrt und eingeübt werden.

  14. 30.

    Das ist Aufgabe jeder Lehrkraft.
    Das spezielle Fach dafür heißt Ethik und ist seit mit 2 Wochenstunden ab Kl. 7 und eigenem Lehrplan vorhanden. Leider bleiben die 6 Grundschuljahre unberücksichtigt, denn dort ist Reli-/Lebenskunde möglich, mangels Lehrkraft/Raum/Orga/ausreichender Anmeldungen aber nicht überall vorhanden. Und die wenigen Stunden Sachunterricht/GeWi (ab Kl.5) können den Informationsbedarf nicht befriedigen. Diese Lücke sollte geschlossen werden bevor man über anderes nachdenkt.

  15. 29.

    Weil Religionslehrkröfte besser als alle anderen Mensvhen verstehen, was gerade in der Wekt vir sich geht und es auch noch kindgerecht erklären können?
    Schade, dass sie das bisher nicht so richtig tun. Wir hätten also wesentlich weniger Konflikte in der Welt, wenn Religionlehrer*innen überall einen guten Job machen würden?
    Das ist für mich das Fazit Ihrer Aussage.

  16. 27.

    Das Geld sollte lieber für den Nachhilfeunterricht gesteckt werden. Religionen können auch in Geschichte behandelt werden. Sie sind schließlich Teil unserer Geschichte. Egal welche Religion. Da spricht überhaupt nichts dagegen es im Geschichtsunterricht zu besprechen. Alles andere kann gerne privat ausgelebt werden.Allgemeinbildung ja aber kein Zwangsreligionsunterricht in den Schulen. Das können die Kirchen anbieten.Wenn einer einer Religion beigetreten ist, wird man meistens auch die dementsprechenden Religionshäuser besuchen. Da wären das Geld in der Schule für andere Freizeitangebote wie Musik/Kunst oder Nachhilfe sinnvoller ausgegeben.

  17. 26.


    Warum nicht?
    Sich nie und auf nichts festlegen wollen, keine Werte mehr zu haben.
    Das passt zu dieser Gesellschaft leider zu der Sie auch leider dazugehören.

  18. 25.

    Genau das lernen Kinder im Fach Lebenskunde bzw. später Ethik. Das sollte Pflichtfach bleiben. Aber ein Fach Religion, welches sich auf eine bestimmte Glaubensrichtung konzentriert, hat im 21. Jahrhundert in unserer Schule nichts verloren.

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