Streit um Hauptstadtzulage - 50 Berliner Kitas und Beratungsstellen der Awo wegen Streik geschlossen

Di 19.03.24 | 15:42 Uhr
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Kita Streik der Angestellten der freien Träger am 19.03.2024 in Berlin. (Quelle: privat)
Video: rbb24 Abendschau | 19.03.2024 | Wiebke Keuneke | Bild: privat

Im Streit über die sogenannte Hauptstadtzulage sind am Dienstag in Berlin etwa 50 Kitas und mehrere Beratungsstellen der Arbeiterwohlfahrt (Awo) geschlossen geblieben. Damit werde gegen die Ungleichbehandlung im Vergleich zu Landesbeschäftigten protestiert, sagte ein AWO-Sprecher.

Betroffene Eltern und Besucher sollten vorab von den Schließungen informiert werden, ebenfalls über Möglichkeiten für eine Notbetreuung in den Kitas, sagte der Sprecher. Bereits am Montag waren zahlreiche Einrichtungen freier Träger geschlossen gewesen.

Erst Zusage, dann wieder Absage

Angestellte und Beamte im öffentlichem Dienst bekommen seit November 2020 eine monatliche Zulage in Höhe von 150 Euro. Kürzlich war bekannt geworden, dass Beschäftigte von freien Trägern diese Zahlung nicht bekommen sollen. Die AWO und andere freie Träger demonstrierten deshalb am Vormittag vor dem Roten Rathaus und der Senatsfinanzverwaltung.

Im schlimmsten Fall wanderten durch die Benachteiligung Fachkräfte ab, die im öffentlichen Dienst mehr verdienten, sagte Stefanie Leistner, Mitarbeiterin einer Kita in Alt-Stralau, am Donnerstag dem rbb. "Wir sind zum Beispiel eine neue Kita und sind die ganze Zeit auf der Suche nach pädagogischen Fachpersonal und haben mitunter schlechtere Chancen", sagte Leistner.

Im Dezember hatte der Senat die Zulage auch freien Trägern in Aussicht gestellt. Kürzlich war jedoch bekannt geworden, dass sie diese nun doch nicht erhalten sollen. Der Berliner Finanzsenator Stefan Evers (CDU) hatte hier kürzlich Fehler eingeräumt. Es sei bei dem Thema "einige Verwirrung" entstanden und er wolle sich für den "eigenen Anteil an der Verwirrung" entschuldigen, sagte Evers im Abgeordnetenhaus. Konkrete Zusagen, ob Beschäftigte freier Träger die Zulage künftig so wie Beschäftigte des Landes auch erhalten, vermied der Senator aber.

Elterninitiative sammelt 33.000 Unterschriften für besseren Betreuungsschlüssel

Bezüglich der Personalsituation an Berliner Kitas überreichten am Dienstagmorgen die Gewerkschaft Verdi und die Elterninitative "Einhorn sucht Bildung" eine Petition an den Berliner Senat. Die Initiative hatte 33.000 Unterschriften gesammelt, um den Senat aufzufordern den Betreuungsschlüssel an Berliner Kitas zu verbessern.

Der Personalmangel führe in vielen Einrichtungen immer wieder zu Einschränkungen in der Betreuung, hieß es in der Petition. Auch die pädagogische Förderung der Kinder komme so zu kurz. Mitglieder der Elterninitative und der Gewerkschaft übergaben die Petition vor dem Berliner Abgeordnetenhaus.

Sendung: rbb24 Inforadio, 19.03.2024, 13:00 Uhr

18 Kommentare

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  1. 18.

    Kleinbusse vor Kitas sind in der Regel Lieferwagen für Frühstück und Mittagessen, und auch städtische Kitas werden beliefert……passiert hier im Dorf (städtischer Träger) 2x täglich, erst wird frühs geliefert und mittags wieder abgeholt.

    Andere Kleinbusse vor Einrichtungen sind möglicherweise auch einfach nur Transportfahrzeuge für behinderte Kinder, schon mal daran gedacht?

  2. 17.

    Ich finde es erschreckend, wie sehr dieses Land Kinder und Eltern in puncto Kinderbetreuung im Stich lässt. Von den Erzieherinnen, die sich nicht selten in einem schrecklichen Dilemma befinden (Gefährdungsanzeige, Gruppenschließungen oder doch allein 20 Kinder, um den Alltag einigermaßen im Betrieb zu halten), mal abgesehen. Gleichzeitig ist es unfreiwillig skurril, wenn Mütter doch bitte mehr arbeiten sollen, um die wirtschaftliche Produktivität anzukurbeln. Ich arbeite Vollzeit und arbeite sehr oft abends und nachts Stunden nach, damit unser Lebensunterhalt und mein Kind in dieser Situation überhaupt vereinbar sind. Ich bin dankbar für diesen Protest und die Elterninitiative "Einhorn sucht Bildung" - denn zur Wahrheit gehört auch, dass es für flächendeckenden Protest und Engagement bei Eltern am Limit eigentlich Tage mit mindestens 30 Stunden bräuchte. #kitakollaps

  3. 16.

    Lieber Heinz ich weiß nicht von welchen Kitas sie sprechen mit ihren Bussen. Bei uns gibt es keine Busse. Der Senat bezahlt den freien Trägern weniger Geld. Ich wünsche mir die gleiche Bezahlung wie im öffentlichen Dienst, da die Arbeit identisch ist. Diese Ungleichbehandlung muss endlich ein Ende nehmen.
    Ansonsten sollten die Streik und Protesttage künftig ausgweitet werden.

  4. 14.

    Vermeintlich zu wenig Gehalt zu beziehen, ist klar Sache der Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
    Mich irritiert immer wieder, Kitas, die nicht zu den Eigenbetrieben zählen, haben z.B. durchaus Kleinbusse vor der Tür zu stehen. Gibt es bei den Eigenbetrieben nicht. Eine Ungleichheit? Nein! Die Gewichtung ist anders. Das geht auch generell über die Ausstattung.
    Dass die Personale lieber zu den Eigenbetrieben gehen / wechseln, kann ich nicht beobachten. Aber Argumente müssen halt her.

  5. 13.

    Die Bedingungen im gesamten Kitasystem sind Katastrophal und hoch belastend! Die Kollegen geben täglich ihr bestes um den Kindern einen schönen Tag mit allem drum und dran zu gestalten!
    Ich finde es unverschämt zu sagen das Erzieher „reich“ sind! Aus diesem Grunde hat sich keiner für diesen Beruf entschieden!!! Und ohne Kitas läuft das ganze System in diesem Land nicht, da ohne Betreuung über 70% nicht arbeiten gehen können!!!
    Unsere Beruf ist WICHTIG!!!! Und verdient mehr Anerkennung!!!!!

  6. 12.

    An den Universitäten erhalten auch nur die Beamten die Hauptstadtzulage, alle "normal" Angestellten erhalten die Hauptstadtzulage nicht.

  7. 11.

    Ich kann die Menschen bei der Awo verstehen. Sie verdienen bereits ohne die Berlinzulage deutlich weniger als die Kolleginnen im öffentlichen Dienst, die die gleiche Arbeit machen und das schon seit vielen Jahren. Und nicht ohne Grund herrscht so ein großer Erziehermangel. Die Berlinzulage war bei den Awo Beschäftigten bereits im Tarifvertrag verankert und dieser wurde nun kurzfristig wieder aufgelöst. Die Berlinzulage sollte den freien Trägern Rückwirkind bis 2020 gezahlt werden!

  8. 10.

    Man kann von Statistiken ja halten, was man will, doch gelegentlich hilft schon mal ein Blick hinein. In Berlin wurden 2022 80,6 % der Kitaplätze in "freier" Trägerschaft angeboten und 19,4% vom Eigenbetrieb Land Berlin. https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-14693.pdf
    Was glauben Sie, wie die Eltern der über 100.000 Kinder, die in Kitas von Caritas, Diakonie, AWO, Stiftungen, Betrieben (Betriebskita) etc. davon halten, wenn diese geschlossen würden? Und warum wohl, existieren sie überhaupt? In meiner Nachbarschaft wird seit über drei Jahren eine Kita vom Land Berlin gebaut, die Fertigstellung sprich Eröffnung immer wieder verschoben. Auf die kaputt gesparte Berliner Verwaltung zu setzen, scheint im Bereich Kinderbetreuung offensichtlich nicht die Lösung zu sein. Dank allen, die mit Engagement und Herz trotz schlechterer Bezahlung in freier Trägerschaft die Bildungseinrichtung Kita am Leben halten!

  9. 9.

    Eine Entlastung der ErzieherInnen und Eltern ist dringend notwendig! Mit 36 Kindern in einer Gruppe pädagogisch wertvolle Arbeit zu machen und dabei auf individuelle Bedarfe einzugehen, ist mit dem aktuell Personalschlüssel schon eine riesen Herausforderung. Sobald eine Fachkraft ausfällt, bricht das Kartenhaus zusammen. Wollen wir für unsere Kinder ernsthaft eine Struktur, die so auf Kante ausgelegt ist?!
    Und wie sollen Eltern eigentlich noch Vollzeit erwerbstätig sein, wenn im Winter jeder 2. Kita-Tag nur eingeschränkte oder gar keine Betreuung stattfindet?!

  10. 8.

    Auch freie Träger arbeiten für den Senat und werden von diesem Bezahlt, ohne die Freien Träger würde es noch viel weniger kitaplätze geben .

  11. 7.

    "Und das auch, weil wir immer noch weniger verdienen als die stätischen Kollegen."

    Tja dafür kann der Senat doch nichts. Müssen sie halt bei der AWO nachfragen.
    Man kann doch nicht "freier Träger" sein wollen und andere(der Steuerzahler) sollen den Spaß bezahlen.
    Einfach beim staatlichen Träger anfangen und dann klappt das auch mit dem Lohn.

  12. 6.

    Beziehen Sie Ihr Wissen wirklich von Tictoc? Was für eine "seriöse" Quelle... Auf Tictoc kann jeder Hansel alles behaupten! Besser mal Zeitung lesen! "Reiche" Erzieher sollen Geld abgeben? Von wem wird da gesprochen? Die nach TVÖD bezahlten Erzieher verdienen am meisten, schauen Sie mal nach, von welchen Summen wir da sprechen!

  13. 5.

    Reiche Erzieher? Hab ich irgendwas verpasst? Seit wann gibt es denn reiche Erzieher/innen?

  14. 4.

    Frage : Wieso gibt es eine Hauptstadtzulage???

  15. 3.

    Das was der Senat da macht ist Diskriminierung mit Steuern!
    Total unverschämt überhaupt 5% Eigenfinanzierung zu verlangen und nun noch so tun, als würden Beschäftigte der Freien Träger nicht zur Hauptstadt gehören… Berliner Politiker versprechen etwas und halten es dann nicht : Hoffentlich streiken bald alle freien Träger !!! Auf dass ein Tariflohn flächendeckend zur Verpflichtung wird!

  16. 2.

    Seit mehr als 30 Jahren bei der AWO arbeitend und wahrscheinlich eine kl. Rente! Und das auch, weil wir immer noch weniger verdienen als die stätischen Kollegen.
    Ist das gerecht?

  17. 1.

    Gleiche Arbeit, gleicher Lohn finde ich auch. Man sollte die Gehälter der reicheren Erzieher absenken. Sie stehen in keinem Verhältnis zur Produktiven Wirtschaft. Gilt auch für Diäten der Politiker, die dieses Jahr mal wieder exorbitant steigen, während alle Anderen unter deren Fehlentscheidungen leiden oder gar insolvent werden. Ah sagen wir mal, sie hören auf zu prozuzieren. Um mal einen der IQ Ergüsse zu zitieren, die man fast täglich ertragen muss. Jetzt sollen, bevor wir auch nur annähernd genug Energie haben auch schon die Gasnetze zürückgebaut werden, wo wir noch daran knabbern, dass gleichzeitig die AKW und deren Ersatz abgeschaltet wurden und werden.
    Ich meine, wir haben auch gesehen, wie ein Mädchen, aus der Klasse geholt wurde, weil sie vom Schulleiter wegen falscher politischer Posts auf TikTok bei der Polizei denunziert und einer Gefährderansprache unterzogen wurde. Das ist das Umfeld, wo unsere Kinder aufwachsen und erzogen werden??? Halleluja aber auch.

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