Jahresabschlüsse der Bezirke - Lichtenberg wirtschaftet am besten, größtes Defizit in Pankow

Fr 12.04.24 | 10:29 Uhr
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Symbolbild: Rathaus Lichtenberg, Möllendorffstraße in Berlin Lichtenberg. (Quelle: dpa/Schoening)
Video: rbb24 | 12.04.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/Schoening

Alle Berliner Bezirke zusammen haben im vergangenen Jahr einen Überschuss von 45,9 Millionen Euro erwirtschaftet. Allerdings ist die finanzielle Situation je nach Bezirk recht unterschiedlich - so steht Lichtenbrg besonders gut da, Pankow weist das größte Defizit im Bezirksvergleich auf.

Möglich wurde das positive Gesamtergebnis nur, weil das Land die Zuweisungen an die Bezirke im Zuge der Jahresendabrechnung um fast 760 Millionen erhöht hat.

So melden neun Bezirke positive Jahresabschlüsse. Lichtenberg sticht hier mit 15,9 Millionen Euro besonders hervor. Aber auch Treptow-Köpenick (8 Millionen Euro), Tempelhof-Schöneberg (11,7 Millionen Euro) und Reinickendorf (12,5 Millionen Euro) liegen im Plus.

Rote Zahlen in drei Bezirken

Dagegen sind 2023 drei Bezirke ins Minus gerutscht. Besonders deutlich fällt das Defizit in Pankow mit 13,8 Millionen Euro aus. Charlottenburg-Wilmersdorf (-2,4 Millionen Euro) und Steglitz-Zehlendorf (-2,1 Millionen Euro) weisen moderate Fehlbeträge auf.

Gründe für die unterschiedliche Entwicklung gibt es mehrere. So gilt Lichtenberg seit Jahren als Musterschüler, der in allen Ämtern und Bereichen besonders gut wirtschaftet. Der Bezirk hat mit 35,9 Millionen Euro auch die höchsten Rücklagen. Die drei Defizit-Bezirke haben ihre Rücklagen dagegen aufgezehrt. Alle Bezirke zusammen hatten Ende 2023 rund 173 Millionen Euro auf der hohen Kante.

In Pankow kommt das aktuelle Defizit vor allem durch Mehrausgaben in zwei Bereichen zustande. So wurden für die Gebäudebewirtschaftung 4,1 Millionen Euro mehr ausgegeben als eingeplant waren. Im Sozialbereich fielen 4 Millionen Euro zusätzlich für Hilfen zur Erziehung an. Charlottenburg-Wilmersdorf wiederum hatte höhere Personalausgaben als im Haushalt ursprünglich vorgesehen.

Alle Bezirke profitierten von Basiskorrektur

Der über alle Bezirke gerechnete positive Jahresabschluss ist aber nur möglich, weil das Land in noch nie dagewesener Höhe seine Zuweisungen erhöht hat. Dieser zum Jahresende übliche Vorgang heißt Basiskorrektur. Dabei wird die im Haushalt vorgesehene Globalsumme für alle Bezirke nachträglich um die tatsächlichen Ausgaben erhöht. 2023 hat das Land im Zuge dieses Verfahrens die Globalsumme um 757 Millionen Euro erhöht.

Von diesem Zuschlag haben alle zwölf Bezirke profitiert. Damit werden Mehrkosten in verschiedenen Bereichen und insbesondere für gesetzliche Pflichtaufgaben aufgefangen. Darunter fallen Hilfen in besonderen Lebenslagen etwa für Menschen mit Behinderung und in der Pflege mit 193 Millionen Euro.

Für Hilfen zur Erziehung fielen vergangenes 76 Millionen Euro zusätzlich an. Bei der vorschulischen Kinderbetreuung waren es 115 Millionen Euro mehr. Als Folge des Kriegs gegen die Ukraine erhöhten sich die Energiekosten um 117 Millionen Euro. Ebenfalls über die Basiskorrektur wurden die Bezirke für die Durchführung der Wiederholungswahl kompensiert. Die Kosten hier: 20 Millionen Euro.

Finanzsenator Stefan Evers, CDU, betonte bei der Vorstellung der Zahlen: "Die Bezirke sind finanziell stabil aufgestellt." Der Senator trat damit auch der Kritik entgegen, dass die Bezirke in besonderem Maße Spardruck ausgesetzt seien und verwies auf die unterschiedliche Situation in den zwölf Bezirken.

Sendung: rbb24 Inforadio, 12.04.2024, 10:45 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Den Kröten ist es egal, wo sie leben? Sie haben ja Ahnung. Kröten wandern meistens in ihr Geburtsgewässer zurück. Und wenn das nicht mehr da ist, haben sie Pech gehabt. So sind schnell ganze Populationen ausgerottet.

  2. 10.

    Was darf ich mir eigentlich unter den "Ausgaben zur Erziehung" vorstellen? Ich hoffe nicht, daß das die Gelder für die Unterbringung der Familien in meiner Nachbarschaft, in prekären Verhältnissen gemeint ist. Denn ich denke, daß diese finanzielle Unterstützung nicht für Fahrten in die Schule, mit dem "Uber" gedacht ist.

  3. 9.

    Gaaanz seltene Kröten dienen als Alibi, damit man Radwege, die bekanntlich Flächen versiegeln, errichten kann. Das Pankower Tor-Feld dient als "Ausgleichfläche". Den Kröten ist es egal wo sie leben. Ob auf einem ehemaligen Güterbahnhof, wie jetzt, oder auf dem ehemaligen Mauerstreifen. Das Lichtenberg, Treptow-Köpenick so gut wirtschaften, wundert nicht. Beide Bezirke boomen in Sachen Wohnungsbau. Was allein derzeit in Wendenschloss an Wohnungsbau stattfindet ist schön. Leider hinkt die Verkehrsentwicklung hinterher. Die Straßenbahn und Fahrzeuge aller Art stehen in einer engen Straße vor einer Ampel. Die ist mit den Umland-/ Außenbezirken-Pendlern, aus allen Richtungen, die alle in die Innenstadt müssen überfordert, weil im Speckgürtel der Ausbau der Industrieansiedlungen nicht voran kommt. In Wendenschloss fehlen über die Dahme rüber die Straßenbahn-Brücke nach Grünau und die Fahrzeuge-Brücke zur TVO, übers Betonwerkgelände.

  4. 8.

    Es sollte nicht lauten entweder/oder sondern beides. Es muss Raum für Mensch und Tier sein. Aber ja, wir als höchste Schöpfung überhaupt dürfen uns natürlich über alles stellen...

  5. 7.

    Schulsanierungen werden seit Jahren aus jedem Haushaltsplan als erstes gestrichen, wenn das Geld knapp ist. Kinder haben leider keine Lobby.

  6. 6.

    Natürlich die Kröten! Die sind so selten, dass den meisten Menschen ein paar Kröten fehlen.

  7. 5.

    Pankow hat die meisten Einwohner, die meisten Kinder und die meisten Flüchlinge+Unterkünfte. Das läppert sich zusammen. Und wenn die Sanierung einer Grundschule, die 2021 nach drei Jahren fertig sein sollte und nun bis nächsten Herbst dauern soll und die Erneuerung einer Straße, die 2021 fertig sein sollte und wahrscheinlich nächstes Jahr auch nicht fertig sein wird - dann fallen da halt Millionen an, die nicht eingeplant waren. Ich vermute, es gibt noch mehr Beispiele.

  8. 4.

    Wie hoch waren die Zuweisungen des Landes an die Bezirke insgesamt? Es steht nur da, um welche Summe sie sich erhöht haben.

  9. 3.

    Werter Pankower Bürger. Was ist denn wichtiger? Schulen, Wohnungen und Steuereinnahmen oder ein paar gaaaaanz seltene Kröten?
    Jetzt alles klar?

  10. 2.

    Bei den Grünen in Pankow gehts halt um den persönlichen Geschmack, nicht um die Bevölkerung. Kennen wir doch, aber wer wählt sie denn?

  11. 1.

    Nun, dann fehlt immernoch die Erklärung, warum in Pankow noch rund 6 Millionen Euro fehlen.
    Liegt es an der Verwirklichung linksgrüner Träume?
    Wenn es aber fehlt, warum wird nicht endlich die Baugenehmigung für das Pankower Tor erteilt, wogegen sich SED-Linke und die Grünen seit Jahren mit aller Macht stemmen. Da gehen Millionen von Mehreinnahmen pflöten, die der Bezirk für die Sanierung von z.B. Schulen benötigt werden.

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