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Quelle: IMAGO / Treese

Union vor dem Spiel gegen Bochum

Mit Schärfe ans Limit

Union Berlin möchte in der Fußball-Bundesliga gegen den VfL Bochum seine Heimserie weiter ausbauen. Trotz der Niederlage in Dortmund herrschte unter der Woche eitel Sonnenschein in Köpenick, wäre da nicht ein verhängnisvoller Soundcheck gewesen ...

Unions Thema der Woche

Es war eine Woche zum Anfassen in Köpenick. Bei strahlend blauem Himmel nutzten viele Union-Fans das öffentliche Training am Mittwochvormittag, um die Spieler hautnah auf dem Übungsplatz zu erleben. Nach dem Auslaufen nahmen sich die FCU-Akteure enorm viel Zeit, jegliche Foto- und Autogrammwünsche der hunderten Fans und Familien zu erfüllen, was den Spielern zahlreiche leuchtende Kinderaugen bescherte.

Ab Donnerstag fanden die Trainingseinheiten von Urs Fischer wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, schließlich galt es den Fokus zu schärfen für das wichtige Heimspiel gegen den abstiegsbedrohten VfL Bochum am Sonntag (17:30 Uhr). "Wir müssen unseren Job erledigen. Darum geht’s. Wir müssen in jedem Spiel an unser Limit gehen. Es sind noch sieben Spiele, da sollten wir jetzt anfangen zu punkten", so Union-Coach Urs Fischer auf der Spieltags-Pressekonferenz am Freitag.

Eine kleine Störung des Trainingsbetrieb gab es aber und sie entbehrte nicht einer gewissen Süffisanz. Um die Lautsprecher im angrenzenden Stadion zu testen, legte der zuständige Mitarbeiter einer beauftragten Firma kurzerhand die Champions-League-Hymne auf, die dann deutlich hörbar über den Trainingsplatz fegte. Urs Fischer fand die Störung nicht so witzig, auch wenn die Zielsetzung für Union nach wie vor das internationale Geschäft ist. Die Liederauswahl kommentierte er aber mit einer Portion Humor: "Da habe ich kein Mitspracherecht, das eine oder andere Stück hat mir auch gefallen." Sollte sich Union für die Champions League qualifizieren, könnte die Melodie spätestens im September wieder im Stadion an der Alten Försterei ertönen.

Analyse | Niederlage in Dortmund

Auch für Union hat ein Spiel 90 Minuten

Der 1. FC Union Berlin verliert nach einem individuellen Fehler trotz starker zweiter Halbzeit in Dortmund. Daran konnte auch der unionigste Spieler im Team nichts ändern. Was den Köpenickern aktuell fehlt. Von Till Oppermann

Der Gegner

Das Hinspiel beim VfL Bochum war ein Tag zum Vergessen für den 1. FC Union. Zur Erinnerung: Die Berliner reisten als Tabellenführer zum Schlusslicht, das bis dato nur magere vier Punkte gesammelt hatte, und verloren die Partie nach einer äußerst uninspirierten Leistung verdient mit 1:2. Zu allem Überfluss verletzte sich Jannik Haberer, der Ex-Bochumer Milos Pantovic vergab in der 78. Minute einen Foulelfmeter. "Das war Thema, auch in der Analyse. Da war nicht alles schlecht, aber auch nicht alles gut", antwortete Urs Fischer auf die Frage, ob das schwache Hinspiel ein Teil der Vorbereitung gewesen sei.

Es spricht momentan nicht viel dafür, dass sich ein solches, eisernes Horrorszenario wiederholen könnte, schließlich ist Union saisonübergreifend seit 19 Bundesliga-Spielen zu Hause ungeschlagen. Doch wer gegen Bochum keine Topleistung abruft, der kann sich schnell eine Heimniederlage oder zumindest ein Remis im eigenen Stadion einfangen. In Köln (2:0) und Frankfurt (1:1) nahmen die Bochumer zuletzt mit couragierten Leistungen jeweils Punkte mit. Urs Fischer erwartet daher ein Spiel mit "großer Schärfe. Das musst du annehmen", forderte der 57-Jährige von seiner Mannschaft.

Apropos Bochumer Stärke: Im Luftkampf ist der VfL das Maß der Dinge in der Bundesliga. Mit 757 gewonnen Kopfballduellen belegt das Team von Trainer Thomas Letsch Platz eins in dieser Statistik. Es wird darauf ankommen, dass Union unnötige Standards vermeidet, und falls Freistöße und Eckbälle doch mal in den eisernen Strafraum segeln, diese konsequent verteidigt. Im Hinspiel gelang das nicht. Bochums Stürmer Philipp Hofmann traf kurz vor der Pause nach einer Ecke per Kopf zum 0:1. Ein wichtiger Offensiv-Akteur, der dem VfL aber fehlen wird, ist Kapitän Anthony Losilla, der eine Gelbsperre absitzen muss.

Gutes Omen für Union: Die letzte Heimspielniederlage gegen den VfL liegt fast zehn Jahre zurück. Am 21. Juli 2013 verlor man am 1. Spieltag der 2. Bundesliga mit 1:2.

Zum Angeben

Danilho Doekhi ist momentan gesetzt in der Abwehr des 1. FC Union. Gegen Bochum kommt es für den Niederländer zu einem Wiedersehen mit seinem ehemaligen Trainer. Unter Thomas Letsch spielte Doekhi bei Vitesse Arnheim, war dort sogar Kapitän. "Ich hatte zwei wirklich erfolgreiche Jahre mit ihm bei Vitesse", erinnert sich Doekhi an seinen Ex-Trainer. "Er ist wirklich gut in der Kommunikation und hat den Prozess vorangetrieben, aus vielen Einzelspielern ein Team zu bilden", sagte Doekhi am Rande einer Medienrunde am Donnerstag.

Für den 24-Jährigen war der Wechsel zu Union, Stand jetzt, der richtige Karriereschritt. Sein Marktwert ist seitdem laut transfermarkt.de von vier auf zwölf Millionen Euro gestiegen. Dank seiner Kopfballstärke kommt Doekhi für einen Verteidiger auf beeindruckende vier Tore in 18 Saisonspielen, dazu besticht er durch hohe Pass- und Zweikampfquoten (79 und 60 Prozent). Die Berufung in die holländische Nationalelf ist bei diesen Leistungen nur noch eine Frage der Zeit. Europäische Spitzenclubs wie Inter Mailand sollen laut kicker bereits Interesse an dem 1,90 Meter großen Innenverteidiger angemeldet haben.

Personal

Bei Union fehlt:

Die Aufstellung

Mit Danilho Doekhi und Robin Knoche sind zwei Spieler in Unions Abwehr gesetzt. Um den dritten Platz in der Startelf streiten sich Diogo Leite und Paul Jaeckel. Letzterem war in dieser Saison häufiger die Reservistenrolle vorbehalten, konnte aber in Dortmund bei seinem Startelfeinsatz überzeugen. "Für wen ich mich entscheide, werden wir am Sonntag sehen, zumindest hat der Trainer da eine Denkaufgabe", sagt Urs Fischer.

Im defensiven Mittelfeld sollten Kapitän Trimmel, Rani Kedhira und Juranovic die Dreierreihe bilden. Davor kehrt Laidouni als Offensivspieler aller Voraussicht nach ins Team zurück. Im Sturm harmonierten Sheraldo Becker und Kevin Behrens zuletzt bestens, weshalb es dort keine Veränderung geben dürfte.

Randnotiz: Fünf Spielern von Union droht aktuell die fünfte Gelbe Karte, darunter so wichtige Stammkräfte wie Knoche, Behrens und Diogo Leite. Will das Trio am folgenden Auswärtsspiel in Gladbach mit von der Partie sein, sollten dumme Fouls gegen Bochum de facto vermieden werden.

So könnte Union spielen: Rönnow - Doekhi, Knoche, Diogo Leite - Trimmel, R. Khedira, Juranovic - Laidouni, Haberer - Becker, K. Behrens

Interview | Georg Bartossek vom ältesten Union-Fanklub

"Einen Traum kann mir Union noch erfüllen"

Der 1979 gegründete Union-Fan-Club Ludwigsfelde ist der älteste Fanklub Union Berlins. Präsident Georg Bartossek erinnert sich im rbb|24-Interview an Erstligaträume, Blutspenden für den Verein und Union-Präsident Dirk Zingler in der Kurve. Von Marc Schwitzky

Die Prognose

"Für uns geht es darum, die Reaktion, die wir gegen Dortmund gezeigt haben, zu bestätigen. Wir müssen von Beginn an präsent sein, nicht wieder die erste Halbzeit verschlafen", gibt Urs Fischer die Marschrichtung für die Partie vor. Rufen die Eisernen ihr volles Leistungspensum ab, sollte der zehnte Heimsieg der Saison möglich sein.

Auf der Gegenseite schwächelte Bochum vergangene Woche bei der 2:3-Heimniederlage gegen Stuttgart, was für schlechte Stimmung bei einigen Anhängern und gehörig Unruhe im Verein sorgte, nachdem sich VfL-Keeper Manuel Riemann mit einem Fan auf der Tribüne angelegt hatte. Der VfL wird um Wiedergutmachung bemüht sein, tief stehen und versuchen, die Räume eng zu machen. Dass Union sich gegen solche Gegner mitunter schwertun kann, ist ein offenes Geheimnis.

Allerdings verfügen die Bochumer über die anfälligste Defensive der Liga (60 Gegentore). Unions laufstarkes Sturmduo Becker/Behrens könnte hier in den entscheidenden Momenten seine Grund- und Gedankenschnelligkeit in Tore ummünzen.

rbb24-Tipp: Union gewinnt 2:0 und festigt den Champions-League-Platz.

Sendung: rbb24, 14.04.2023, 18 Uhr

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