Interview | WTA-Turnierdirektorin Barbara-Rittner - "Berlin bleibt eine Herausforderung"

Mo 26.06.23 | 12:34 Uhr
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Barbara Rittner beim WTA-Turnier in Berlin. Quelle: imago images/Jan Huebner
Bild: imago images/Jan Huebner

Bereits zum dritten Mal fand in diesem Jahr ein WTA-Turnier auf Rasen in Berlin statt. Insgesamt ist Turnierdirektorin Barbara Rittner mit dem Tennis-Ereignis im Steffi-Graf-Stadion zufrieden, sieht aber beim Zuschauerinteresse Verbesserungsbedarf.

rbb|24: Barbara Rittner, am Sonntag ging das WTA-Turnier in Berlin zu Ende. Im Finale setzte sich die Tschechin Petra Kvitova gegen die Kroatin Donna Vekic durch. Wie fällt Ihr Fazit des Turniers im Steffi-Graf-Stadion aus?

Rittner: Berlin bleibt eine Herausforderung - vor allem was das Thema Zuschauer betrifft. An den ersten Tagen stellen wir uns das schon etwas anders vor. Da müssen wir überlegen, was wir noch besser machen können. Natürlich muss sich das Turnier erst wieder etablieren, viele wissen gar nicht davon. Wir haben vom ersten Tag an die Top-Ten-Spielerinnen im Einsatz, es lohnt sich also, ins Stadion zu kommen und in einer tollen Atmosphäre Weltklasse-Tennis zu schauen. Die Stimmung am Samstag und Sonntag, als wir voll waren, war dann schon gigantisch. Es vermischt sich Tradition mit dem tollen Tennis und das ist genau der Grund, warum wir das Ganze in Berlin wieder haben aufleben lassen. Es ist offensichtlich aber harte Arbeit, den normalen Berliner da mal wieder hinzubekommen.

Wie würden Sie das sportliche Niveau in Berlin einordnen? Kurz nach den French Open und vor Wimbledon hatten Sie einen guten Austragungszeitraum.

Sportlich ist es wirklich gut gelaufen. Wir hatten ein tolles Teilnehmerfeld. Acht der Top-Ten-Spielerinnen waren dabei - das spricht für sich. Mit Kvitova gegen Vekic hatten wir zudem ein hochklassiges Rasen-Finale. Wegen des Ausfalls am Freitag mussten beide Spielerinnen am Samstag zweimal spielen - Viertel- und Halbfinale. Trotzdem haben beide ein starkes Endspiel gezeigt. Zuvor haben wir schon ein spannendes Doppel-Finale gesehen. Sportlich sind wir also insgesamt zufrieden.

Für die deutschen Spielerinnen war mit Jule Niemeier, die verletzungsbedingt aufgeben musste, im Achtelfinale Schluss. Zuvor hatte sie aber Titelverteidigerin Ons Jabeur geschlagen. Sabine Lisicki und Laura Siegemund scheiterten in der Auftaktrunde. Wie stufen Sie die Leistungen der deutschen Teilnehmerinnen ein?

Die Verletzung von Jule Niemeier war natürlich ein kleiner Wermutstropfen. In der ersten Runde konnte sie noch so toll gegen Jabeur gewinnen. Gott sei Dank ist es nichts allzu Schlimmes und es sieht so aus, dass sie in Wimbledon spielen kann. Nichtsdestotrotz sind Ausfälle mit Verletzungen immer blöd, auch wenn sie zum Sport dazugehören. Natürlich wünschen wir uns auch, dass die deutschen Spielerinnen mal im Viertel- oder Halbfinale dabei sind, aber das ist zurzeit eben nicht der Fall.

Die schon angesprochenen fehlenden Zuschauer an den ersten Tagen waren bereits in den letzten Jahren ein Problem. Macht Ihnen das - insbesondere auch finanzielle - Sorgen?

Es ist ein stückweit normal, wenn wir um 11 Uhr anfangen und die Menschen arbeiten müssen. Das sieht man auch bei Turnieren wie in Paris, wo die Ränge vor 15 Uhr ebenfalls leerer sind. Nichtsdestotrotz ist Berlin eine Metropole mit fast vier Millionen Einwohnern und 100.000 aktiven Tennisspielern. Dass man es da nicht schafft, konstant 2.000 bis 3.000 Zuschauer zu haben, ist sicher ein Problem. Da müssen wir uns Gedanken machen, weil wir darauf angewiesen sind, dass der Gewinn durch Ticketverkäufe da ist. Wir müssen neue Aktionen starten, damit wir auch an den ersten Tagen voller werden.

Am Freitag mussten Sie aufgrund des Regens den gesamten Spieltag absagen, die Partien wurden am Samstag nachgeholt. Bedeutet so etwas für den Veranstalter auch finanzielle Einbußen?

Das weiß ich noch nicht genau, weil wir bislang keine detaillierte Zahlen haben. Damit muss man aber einfach rechnen, das ist höhere Gewalt. Regen und Rasen ist ein spezielles Thema, weil es noch nicht einmal viel regnen muss, um den Rasen zu rutschig und zu gefährlich für die Spielerinnen zu machen. Aber klar: Einen Ausfalltag sieht kein Veranstalter gerne.

Wie geht es für Sie jetzt weiter? Die Planungen für das Turnier im kommenden Jahr starten sicher zeitnah.

Nach dem Turnier ist vor dem Turnier. Wir werden uns also sehr zeitnah zusammensetzen, um die frischen Eindrücke zu besprechen und Zahlen auszuwerten. Wir wollen dann auch neue Ideen einbringen. Ein Punkt sind dabei wirklich die Zuschauer. Wir wollen erreichen, dass auch die ersten Tage etwas voller sind. Überlegungen sind zum Beispiel ein Halbtages- oder After-Work-Ticket. Dass man also ermäßigt um 15 Uhr oder um 17 Uhr kommen kann. Auch in den Universitäten wollen wir präsenter sein.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Jonas Bürgener, rbb sport.

Sendung: rbb24 Inforadio, 26.06.23, 13 Uhr

3 Kommentare

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  1. 3.

    Die Zuschauer bleiben auch weg, weil einfach zu wenige Werbung gemacht wird. Dieses Jahr ist es an mir komplett vorbeigegangen. Ansonsten: zu teuer, zu elitär.

  2. 2.

    Kann ich nur so unterschreiben.
    Inhaltlich wäre ich gerne gekommen aber war finanziell nicht drin -_-

  3. 1.

    Die Zuschauer bleiben weg weil die
    Eintrittspreise erheblich zu hoch sind.
    Dazu noch hohe Kosten für Getränke und Essen im Stadion.
    Da bleiben wir lieber zu Hause

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