Basketball - Alba Berlin am Anfang eines neuen Kapitels

Do 07.09.23 | 16:22 Uhr
Albas Sportdirektor Himar Ojeda (l.) im Gespräch mit Geschäftsführer Marco Baldi (imago images/Contrast)
Video: 07.09.2023 | rbb24 | Torsten Michels | Bild: imago images/Contrast

Nach vielen erfolgreichen Jahren endete für Alba Berlin mit dem Playoff-Aus in der ersten Runde in der letzten Saison eine Ära. Sportdirektor Ojeda steht nun wieder am Anfang - und plant bereits den nächsten Erfolgs-Zyklus.

Sportdirektor Himar Ojeda sitzt in einem winzigen Büro neben Albas Trainingshalle und tippt eifrig in sein Laptop. "Es ist das einzige Büro, das ich habe und es ist sehr klein. Aber es hat alles, was ich brauche", sagt er. Seit fast sieben Jahren stellt der Spanier an genau diesem unscheinbaren Ort den Kader des Basketball-Bundesligisten zusammen und hat dabei nach und nach ein sehr erfolgreiches Team kreiert, das drei Mal in Folge deutscher Meister wurde.

Doch in der vergangenen Saison endete für Ojeda und Alba Berlin eine Ära. Nach dem frühen Ausscheiden aus den Playoffs musste er in seinem kleinen Büro einen großen Umbruch bewältigen.

Mit Teamwork zum Erfolg

"Wir hatten in den vergangenen sechs Jahren einen festen Kern an Spielern und Personal, der sich nicht groß verändert hat. Das ist im Profisport selten", erklärt der Sportdirektor. Bei anderen Top-Teams sei dieser Zyklus viel kürzer. "Irgendwann kommt man aber an einen Punkt, an dem es nicht weiter geht. Und der ist nun für uns gekommen." Sechs Spieler haben die Berliner nach dem Ausscheiden gegen Ulm in der ersten Playoff-Runde verlassen. Darunter Kapitän und Publikumsliebling Luke Sikma, Nationalspieler Maodo Lo und Topscorer Jaleen Smith.

Mit dem festen Kern feierte Alba in den vergangenen Jahren viele Erfolge. Von 2020 bis 2022 holten sie drei Meistertitel und wurden zweimal Pokalsieger. In der Euroleague konnten sich die Berliner regelmäßig mit den Spitzenteams des Kontinents messen und machten dabei oft eine gute Figur. "Die Meisterschaften waren das Ergebnis von harter Arbeit in den Jahren davor. Es wurde etwas aufgebaut", erklärt Ojeda.

Dabei hatte Alba weder den höchsten Etat der Bundesliga noch die individuell besten Spieler. Und trotzdem schlug man den Dauerrivalen Bayern München regelmäßig. Grund dafür war wohl vor allem das besondere Teamwork. "Immer, wenn ich einen neuen Spieler verpflichte, schaue ich vor allem auf den Charakter. Passt er zu uns ins Team? Passt er zu unserer Spielphilosophie?", verrät der Spanier. Diese Philosophie, eine Mannschaft zusammenzustellen, die über Jahre zusammenspielen kann und auch auf einer persönlichen Eben gut zueinander passt, schien in Berlin voll aufzugehen.

Nicht alles ist neu

Nun steht Alba wieder ganz am Anfang eines neuen Zyklus. Wobei auch nicht alles neu ist. Schließlich sind den Berlinern neben Trainer Israel Gonzalez auch bewährte Spieler wie Johannes Thiemann und Jonas Mattisseck erhalten geblieben. Thiemann zeigt derzeit bei der WM, wie wichtig er auch für die Nationalmannschaft ist, während Mattisseck in Berlin in eine neue Rolle schlüpfen möchte.

"Ich habe mir sehr viel vorgenommen. Einerseits für uns als Team und andererseits mit meiner persönlichen Art und Weise und wie ich mit den neuen Spielern umgehe. Ich will versuchen, die Spieler zu integrieren. Und vielleicht auch auf dem Court eine größere Rolle einnehmen", sagt der 23-Jährige.

Seine Integrationsarbeit begann letzte Woche mit dem Trainingsstart der Albatrosse. Fünf Neuzugänge hat Ojeda bislang für das Team verpflichtet, darunter auch vielversprechende Spieler wie den NBA-erfahrenen Sterling Brown und das neue Guard-Duo aus dem jungen Slowenen Ziga Samar und dem Italiener Matteo Spagnolo. Bis zum Saisonstart am 28. September könnten noch weitere folgen.

Mattisseck ist mit der Arbeit seines Sportdirektors über den Sommer zufrieden. "Er hat in den letzten Jahren immer einen sehr guten Job gemacht, adäquate Ersatzspieler zu finden und ein Team zusammenzubauen, das erfolgreich Basketball spielen kann. Deshalb glaube ich, dass er das in diesem Sommer auch wieder gemacht hat. Nach der ersten Trainingswoche passen wir schon gut zusammen und spielen guten Basketball", sagt der gebürtige Berliner.

Ojeda will den Weg weiter gehen

Jetzt gilt es, wieder einen so stabilen Kern aufzubauen, wie man ihn mit Sikma, Lo und Co. in den vergangenen Jahren hatte. "Es ist auf gar keinen Fall ein Eins-zu-eins-Ausgleich. Spieler wie Luke kannst du gar nicht ersetzen und das haben wir auch nicht versucht. Wir haben dieses Jahr andere Charaktere und Spielertypen als die Spieler, die jetzt gegangen sind. Deswegen ist es auch nicht so leicht zusammenzufinden", erklärt Mattisseck.

Ob die Gewöhnungsphase Wochen, Monate oder sogar Jahre dauert, kann keiner vorhersagen. Und doch gibt es für alle ein klares Ziel. "Wir wollen die Neuen jeden Tag besser machen. Das ist, was wir auch schon all die letzten Jahre gemacht haben. Wir starten ein neues Kapitel und wollen natürlich dorthin zurück, wo wir schon einmal waren", sagt Ojeda.

Der Sportdirektor hat diese Herausforderung angenommen und im Sommer einen neuen Vertrag über fünf Jahre bei Alba unterschrieben. "Ich liebe die Stadt. Aber ich komme aus Gran Canaria, da ist es auch sehr schön. Der Hauptgrund ist also der Verein. Ich mag die Menschen hier und vor allem die Vision", schwärmt Ojeda. Und auch wenn die erste Saison nach dem Umbruch wohl herausfordernd werden wird, vielleicht entwickelt sich in den nächsten Jahren unter seiner Regie erneut ein Team, das einen Erfolg nach dem anderen holen kann.

Sendung: rbb24, 7.9.2023, 18 Uhr

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