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Audio: rbb24 Inforadio | 24.10.2023 | Jörg Seisselberg | Quelle: imago images/Insidefoto

Italienischer Meister zu Gast in Berlin

Das ist Unions Champions-League-Gegner SSC Neapel

Wenige Monate nach der lang ersehnten Meisterschaft herrscht viel Unruhe bei der SSC Neapel. Union Berlin trifft am Dienstagabend in der Champions League auf einen Trainer, der dringend gewinnen muss. Von Till Oppermann

Für Rudi Garcia, Trainer der SSC Neapel, kam der 3:1-Sieg seiner Mannschaft in Verona am vergangenen Wochenende genau zum richtigen Zeitpunkt. Obwohl der Franzose erst seit diesem Sommer Trainer des italienischen Meisters ist, wackelt sein Stuhl bereits bedenklich. Zwei Unentschieden und zwei Niederlagen in den ersten neun Saisonspielen sind zu wenig für die Ansprüche des allmächtigen Klubchefs Aurelio De Laurentiis.

Der Filmunternehmer aus Rom passt nach Neapel. Er ist mindestens so explosiv wie der Vulkan Vesuv. Erst vor wenigen Tagen drohte er Garcia öffentlich mit der Entlassung. Wenn man sich für einen Trainer entscheide, der den italienischen Fußball nicht mehr kenne, könne das passieren, so De Laurentiis. "Ich werde die beste Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt treffen." Im Klartext: Jedes Napoli-Spiel könnte das letzte mit Garcia als Trainer sein.

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Spalletti warf hin

Dass Garcia überhaupt Trainer in Neapel wurde, verdankt er einer kuriosen Geschichte. In der vergangenen Saison wurde Napoli zum ersten Mal seit 33 Jahren italienischer Meister. Üblicherweise führen solche Erfolge dazu, dass finanzkräftigere Klubs die besten Spieler wegkaufen und die Mannschaft danach nicht mehr an den Erfolg anknüpfen kann. Außer Abwehrchef Kim Min Jae (FC Bayern München) konnten aber alle Stars gehalten werden.

Dafür verließ Meistertrainer Luciano Spalletti den Verein - freiwillig. Er hatte genug von Alleinherrscher De Laurentiis, der bei Napoli auch im sportlichen Bereich auf das letzte Wort besteht. Weil zusätzlich auch Kaderplaner Cristiano Giuntoli das Weite suchte, stand der Verein plötzlich - im Moment des größten Triumphs - vor einem Neuanfang.

Starstürmer dachte daran, den Verein zu verklagen

Umso energischer kämpfte De Laurentiis vor der Saison um den Verbleib der Stars. Insbesondere Goalgetter Victor Osimhen weckte Begehrlichkeiten. Besonders konkret wurde eine Offerte aus Saudi-Arabien. Al-Hilal bot dem nigerianischen Nationalstürmer angeblich eine Million Euro pro Woche und war bereit, zusätzlich eine Ablösesumme von 200 Millionen zu bezahlen.

Der Präsident blieb hart und kündigte stattdessen an, mit Osimhen verlängern zu wollen. Mehr Gehalt und eine Ausstiegsklausel für europäische Topklubs sollten ihn überzeugen, aber auch über zwei Monate nach De Laurentiis Absage an Al-Hilal gibt es noch keine Einigung. Stattdessen drohte sein Berater in der Zwischenzeit damit, den Verein zu verklagen. Das Social Media-Team des Vereins hatte den eigenen Stürmer nach einem vergebenen Elfmeter in einem TikTok-Video verspottet.

0:3 gegen Stuttgart

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Kvaratskhelia dreht wieder auf

Ein bisschen Chaos gehört im neapolitanischen Fußball zum Alltag. Immerhin scheint das Verhältnis zwischen Starstürmer Osimhen und den leidenschaftlichen Fans noch intakt zu sein. Auf Instagram schrieb er: "Die Leidenschaft der Neapolitaner bringt mich dazu, immer alles zu geben. Meine Liebe für das Wappen ist ungebrochen, ich trage das Trikot mit Stolz."

Wenn Stadionsprecher Daniele "Decibel" Bellini vor den Spielen im Stadio Diego Armando Maradona die Aufstellung verkündet, schreit das Publikum Osimhens Namen besonders laut. Mithalten kann da eigentlich nur der Georgier Khvicha Kvaratskhelia. Der Flügelstürmer kam im Sommer 2022 zu Napoli und war schon nach wenigen Wochen so beliebt, dass er in Anlehnung an die größte Vereinslegende "Kvaradona" getauft wurde. Er spielt in den letzten Wochen nach einer mehrmonatigen Torflaute wieder in Topform. Ohne Kvaratskhelias drei Tore und vier Vorlagen wäre Trainer Rudi Garcia schon Geschichte.

Napoli spielt dominanten Fußball

Das Champions-League-Spiel gegen Union hat also auch für die SSC Neapel eine erhöhte Relevanz. Während die Berliner endlich ihre Niederlagenserie stoppen wollen, braucht Napoli dringend Siege, um den Vereinsboss und das Umfeld zu beruhigen. Mit knapp 60 Prozent Ballbesitz und durchschnittlich 18,4 Torabschlüssen pro Spiel gehören die Neapolitaner auch in dieser Saison zu den dominantesten Mannschaften der Serie A.

Wer Napoli stoppen will, muss aggressiv spielen. Die Mittelfeldzentrale mit Piotr Zielinski und Stanislav Lobotka ist dafür bekannt, ein sauberes Passspiel aufzuziehen. So versucht Napoli den Ball ins Angriffsdrittel zu bekommen, wo mit Kvaratskhelia, Giacomo Raspadori und Matteo Politano Spieler lauern, die im Eins-gegen-Eins schwer zu stoppen sind. Hoffnung macht Napolis Inkonstanz: Unter Garcia folgte bisher auf eine gute Leistung oft schnell der nächste Punktverlust.

Sendung: rbb24, 23.10.23, 18 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

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