Fußball-Bundesliga - Union will gegen Stuttgart den Negativrekord verhindern

Do 19.10.23 | 16:34 Uhr
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Unions Trainer Urs Fischer auf dem Trainingsplatz (imago images/Matthias Koch)
Bild: imago images/Matthias Koch

Dem 1. FC Union droht die achte Niederlage in Folge. Zuhause gegen den VfB Stuttgart wollen die Berliner nun unbedingt verhindern, mit einem 19 Jahre alten Negativrekord gleichzuziehen. Doch die Schwaben kommen in Top-Form und mit Top-Stürmer.

Fünf Fakten zum Spiel

  • Der 1. FC Union hat die letzten sieben Pflichtspiele verloren. Bei einer achten Niederlage würden sie mit einem 19 Jahre alten Negativrekod gleichziehen. 2004 verloren die Köpenicker sieben Regionalligaspiele und ein Pokalspiel in Folge
  • Der VfB ist einer der Lieblingsgegner der Köpenicker. Union ist seit acht Pflichtspielen gegen die Schwaben ungeschlagen
  • Union hat in dieser Saison bereits 14 Gegentore kassiert - so viele wie noch nie zuvor nach sieben Spieltagen in der Bundesliga
  • Stuttgart hat einen historischen Saisonstart verzeichnet. Mit 18 Punkten nach sieben Spieltagen verbucht der VfB seine beste Bundesliga-Bilanz aller Zeiten.
  • Am Samstag (15:30 Uhr) kommt es zum Wiedersehen mit alten Bekannten: Genki Haraguchi wechselte im Januar 2023 von Union zum VfB, außerdem wurde Jamie Leweling von den Berlinern für eine Saison an Stuttgart ausgeliehen

Der Gegner-Experte

Andreas Zweigle (50) ist bereits seit seiner Kindheit Fan des VfB Stuttgarts. Er wuchs nur wenige Kilometer vom Stadion entfernt auf und erlebte seine ersten Spiele auf dem Schoß seines Vaters.

Seit fast zehn Jahren ist er einer der beiden Betreiber des VfB-Blogs vertikalpass.de, in dem er auf meist humoristische Art und Weise und mit Hilfe von popkulturellen Analogien über die Geschehnisse bei seinem Lieblingsverein berichtet.

Der Gegner-Check

So läuft es sportlich beim VfB

Die Stuttgarter scheinen derzeit kaum zu stoppen. Mit einem Vereinsrekord von 18 Punkten nach sieben Spieltagen stehen die Schwaben auf dem zweiten Tabellenplatz, zuletzt gab es sogar fünf Siege in Folge. "Jetzt weiß ich so ein bisschen, wie sich ein Bayern-München-Fan fühlt, der jedes Spiel gewinnt. Ich weiß nur nicht, wie ich damit umgehen soll. Für uns ist es unwirklich und wie ein Traum", erklärt der VfB-Experte Andreas Zweigle.

Er berichtet seit fast zehn Jahren in einem Blog über seinen Herzensverein, der in dieser Zeit in der Bundesliga eigentlich immer gegen den Abstieg spielte. Doch in diesem Jahr haben sie jetzt schon zwei Punkte mehr als in der gesamten Hinrunde der vergangenen Spielzeit. Für Zweigle brachte vor allem ein Ereignis die Wende: "Der entscheidende Faktor war sicher der Trainerwechsel von Labbadia zu Hoeneß."

Der Ex-Hertha-Spieler Sebastian Hoeneß übernahm im April das Traineramt von Bruno Labbadia und führte den VfB seitdem in eine beeindruckende Erfolgssträhne. Nur drei Niederlagen gab es in den 20 Spielern unter dem neuen Coach (13 Siege, 4 Remis). "Wenn man anguckt, was Hoeneß seit seinem Antritt beim VfB geleistet hat und wie viele Spiele er gewinnen konnte, dann muss er der entscheidende Faktor sein. Denn die Mannschaft ist fast dieselbe, wie im letzten Jahr", erklärt Zweigle. "Es ist plötzlich Spielkultur da und ein völlig anderes System. Sie spielen schön und versuchen sich bis in den Strafraum zu kombinieren. Da gibt es wenig lange Bälle und Underdog-Fußball."

Das bewegt die Fans

Auch, wenn es gerade noch so schön ist - so ganz trauen die VfB-Fans dem Braten noch nicht. "Es stellt sich allen die Frage, wie lange das noch so geht. Man schwankt zwischen der Euphorie des Saisonstarts und der Sorge, dass bald alles schon wieder vorbei sein könnte", erklärt Zweigle. Unter den Anhängern hätten sich mittlerweile zwei Fraktionen gebildet. Die einen schauen nach oben und warten euphorisch darauf, wohin die erfolgreiche Reise so führen könnte. Die anderen fokussieren sich - ähnlich wie der 1. FC Union - vor allem auf die magische 40-Punkte-Marke, die wohl den sicheren Klassenerhalt bedeutet. "Wirklich an Abstieg denkt aber glaube ich gerade keiner", sagt der VfB-Experte.

Auf diese Spieler muss Union achten

Da kann derzeit eigentlich nur einer in Frage kommen: Serhou Guirassy. Vor der Länderspielpause hatte der VfB-Stürmer seine Mannschaft mit einem Hattrick zum Sieg gegen den VfL Wolfsburg geschossen und damit seine unglaubliche Form fortgesetzt. 13 Tore hat er in den ersten sieben Saisonspielen erzielt und damit einen neuen Bundesliga-Rekord aufgestellt. "Er hat einen Lauf und der Ball muss nur in seine Nähe kommen, schon schießt er ein Tor. Guirassy veredelt natürlich alles, aber aus meiner Sicht gibt es noch mehr Faktoren", erklärt Zweigle.

So zum Beispiel der unfassbar formstarke Chris Führich. Bei dem Angreifer hat es eine Leistungsexplosion gegeben und er überzeugte in dieser Saison bisher mit zwei Toren und fünf Vorlagen. Das verschaffte ihm nun - genau wie Union-Stürmer Kevin Behrens - sein Debüt im Trikot der Nationalmannschaft auf der US-Reise des DFB. "Er spielt eine super Saison, ist sehr stabil und trifft - anders als zuvor - fast keine falschen Entscheidungen mehr auf dem Feld", analysiert der VfB-Blogger.

Lobende Worte hat Zweigle auch für den neuen Keeper der Stuttgarter übrig. Alexander Nübel wurde für diese Saison vom FC Bayern ausgeliehen und ersetzte den verkauften Florian Müller im Tor. "Das ist eine komplett andere Qualität. Wenn einer alleine auf das Tor zu läuft, denkt man sich: Nübel hält den eh."

Die Stimmen der Trainer

Urs Fischer: "Stuttgart ist derzeit im Flow. Sie sind sehr stabil und kompakt, haben einen klaren Plan und versuchen, den Gegner zu stressen. Sie sind gefährlich, wenn sie aufdrehen können und haben Spieler, die sehr gut im Eins-gegen-Eins sind, das gilt es zu verhindern. Dazu haben sie mit Guirassy einen Unterschiedsspieler in ihren Reihen, den es gilt, kollektiv auszuschalten. (...) In den letzten Jahren haben wir eigentlich immer so die Wörter 'surreal' und 'Wahnsinn' gebraucht. Vielleicht müssen wir jetzt das Wort 'Realität' auch mal gebrauchen, in der wir uns befinden."

Sebastian Hoeneß: "Wir können mit beeinflussen, ob wir die Union-Serie verlängern. Ich bin mir sicher, dass Union sich viel vorgenommen hat, sie haben viel zu bieten. Es kommen jetzt auch einige Spieler zurück, die für das Gerüst wichtig sind. In den sieben Spielen haben sie nur eins verdient verloren, auch wenn es unglücklich war - und das war gegen Real Madrid. Die Serie ist ein bisschen trügerisch. Wir müssen sie durch unser Auftreten dazu bringen, dass sie das Gefühl haben, es geht genauso weiter."

So könnte Union spielen

Nach längerer Verletzungspause kann Trainer Urs Fischer am Samstag wieder auf zwei Leistungsträger zählen. Mittelfeldmann Rani Khedira und Innenverteidiger Robin Knoche sind wieder Optionen für die Startelf. Beide könnten die derzeit vermisste Stabilität zurück ins Team bringen.

Ebenfalls wieder zurück bei der Mannschaft sind die Nationalspieler Robin Gosens und Kevin Behrens. Letzterer kam in der Nacht zum Mittwoch gegen Mexiko (2:2) zu seinem kurzen Debüt im DFB-Trikot (Einwechslung in der 87. Minute). Gosens stand in beiden Spielen des deutschen Teams während der US-Reise auf dem Rasen, musste gegen die Mexikaner das Feld aber vorzeitig wegen muskulärer Probleme verlassen.

Trainer Urs Fischer gab vor dem Spiel gegen Stuttgart allerdings Entwarnung: "Das sieht gut aus. Er wird regenerieren. Das gleiche gilt für Kevin Behrens, weil es eine lange Rückreise war." Die beiden werden am Samstag also wohl wieder eine wichtige Rolle spielen.

Unions mögliche Startelf: Rönnow – Doekhi, Knoche, Diogo Leite – Gosens, Khedira, Trimmel – Tousart, Haberer – Becker, Behrens

Die Prognose

Mit einer Niederlage gegen Stuttgart würde der 1. FC Union mit dem 19 Jahre alten Negativrekord aus Regionalligazeiten gleichziehen. Und das in der ersten Champions-League-Saison der Vereinsgeschichte. Auch das Stadion An der Alten Försterei erwies sich zuletzt nicht mehr als die Festung, die es noch in der vergangenen Saison war.

Doch die Länderspielpause könnte für die Berliner auch eine Art Neustart sein. Die Mannschaft hatte Zeit sich zu sammeln, neu aufzustellen und die negativen Gefühle der vergangenen Niederlagen abzuschütteln und mit Knoche und Khedira sind zwei wichtige Spieler wieder mit dabei. Auch wenn mit Stuttgart ein Team in Top-Form und mit dem besten Stürmer der Bundesliga nach Köpenick kommt, wird es am Samstag endlich mal wieder Zeit für einen Punkt.

Der Redaktionstipp: 1:1.

Der Tipp des Gegner-Experten: "Ich würde auf 2:2 tippen. Union geht mit 2:0 in Führung und dann schießt Guirassy zwei Tore", sagt VfB-Experte Zweigle.

Sendung: rbb24, 19.10.2023, 18 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Scheint, da gibt ein BCC777-Fan seine Meinung ab? "Waldmenschen"?
    Kennt er wohl vom Geschwafel dieses Palle, dem Magier, Animateur und verhinderten Tierarzt.
    Mag sein, der Weg in die 2.Liga ist länger, als der Weg zurück in die Erste, aber so schädlich und widerlich wie sie den zweimaligen Zurückkrieschenden beim BCC777 rausgeworfen haben, wird das bei Union nicht passieren, selbst wenn sie wieder verlieren sollten.

  2. 8.

    das wird schwer, seeeehr schwer, Union Kopf hoch und gut spielen, heißt: Ball ins Stuttgarter Tor........
    U.N.V.E.U.

  3. 7.

    Möge die ACHT mit euch sein.

  4. 6.

    Man sieht ja an den ersten Kommentaren hier, dass sich im Westend die Schmach in Form eines ordentlichen "Charlottenburgers" in den Nebenhöhlen festgesetzt zu haben scheint, Lando. ;)

    Ich tippe mal auf ein sehr intensives Spiel mit einem knappen Sieg für den FCU. Auf geht's Unioner . . .

  5. 5.

    Völlig egal, wer der Gegner ist, Hauptsache die Waldmenschen verlieren.

  6. 4.

    Drückt man nu dem Ehrzfeind des KSC die Daumen oder doch gar Union?!
    Voll die Zerreißprobe in Schlottenburg. :))

  7. 3.

    Union redet, andere handeln!

  8. 2.

    Och, noch ein Rekord passt schon.

  9. 1.

    Auf geht's, Stuttgart.

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