Turnier der Meister und mehr - Das bedeutet die Corona-Krise für den Sport in der Lausitz

Fr 17.04.20 | 13:32 Uhr | Von Andreas Friebel
Collage: Lausitzring, Energie Cottbus, Turnier der Meister (Quelle: dpa)
Bild: dpa

Bis Ende August können keine sportlichen Großveranstaltungen in Deutschland stattfinden. Doch auch über diesen Termin hinaus werden die Fragezeichen nicht kleiner. Andreas Friebel analysiert die Auswirkungen für die wichtigsten Sportveranstaltungen in der Lausitz.

Seit mehr als vier Wochen ist das Stadion der Freundschaft verwaist. Einzig der Greenkeeper ist noch regelmäßig auf dem Rasen von Energie Cottbus zu finden. Wann es für den Dritten der Regionalliga Nordost weitergeht, ist völlig unklar. Immerhin verständigten sich am Donnerstagabend die Klubs darüber, dass ein vorzeitiger Saisonabbruch vorerst nicht in Frage kommt. An der Videokonferenz mit dem Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) nahm auch der Cottbuser Präsident, Matthias Auth, teil. "Die Vereine wollen weitermachen. Die Frage ist aber wann und wie."

Zwei Modelle für mögliche Saison-Fortführung

Zwei Denkmodelle stehen dabei im Raum. Es geht im Mai doch ohne Zuschauer weiter. "Allerdings muss dann jemand gefunden werden, der uns die Einnahmeausfälle ersetzt", so Auth. Bei Energie wären das über 300.000 Euro. Möglichkeit Nummer Zwei: Die aufstiegswilligen Klubs spielen in einer Art Turnier ihren Meister aus. "Nach meiner Interpretation kann sich der NOFV vorstellen, den Meister auf diesem sportlichen Weg zu ermitteln", sagt der Cottbus-Präsident. Hauptsache bis 30. Juni wäre die Entscheidung gefallen. Dieser Termin gilt als Stichtag für das Auslaufen der Spielerverträge. Zwar hat der Deutsche Fußballbund den Weg dafür frei gemacht, dass sich die Vereinbarungen automatisch bis zum Ende der Saison verlängern, egal wann das ist. Ganz unproblematisch ist das aus rechtlicher Sicht aber nicht. So oder so. Noch kann Energie Cottbus hoffen, wieder in die dritte Liga aufzusteigen.

Turn-EM könnte Turnier der Meister in die Quere kommen

Hoffnung gibt es auch noch bei den Veranstaltern des traditionsreichen Turniers der Meister. Die hochklassige Turnveranstaltung findet zwar erst Ende November statt, die Vorbereitungszeit wird aber immer knapper. "Wir stehen Gewehr bei Fuß und wollen alles daran setzen, dass das Turnier stattfindet. Aber es liegt nicht in unserer Hand", so Turnier-Direktor Mirko Wohlfahrt.

Das Hauptproblem des Cottbusers sind dabei zwei abgesagte Europameisterschaften. Die Frauen sollten Anfang Mai in Paris um Medaillen kämpfen, die Männer Ende Mai in Baku. Der Europäische Turnverband will beide Titelkämpfe neu ansetzen und hat dabei das vierte Quartal im Auge. Die Europameisterschaften könnten damit ziemlich nah an das Turnier der Meister heranrücken und sich mit ihm sogar überschneiden.

Cottbus hätte so keine Chance auf die Topstars der Szene. Die Veranstaltung würde also keinen Sinn ergeben. "Wir erwarten Ende April, Anfang Mai eine Aussage, ob und wann die Europameisterschaften stattfinden. Und dann werden wir mit den Deutschen Turnerbund entscheiden, wie es weitergeht", sagt Wohlfahrt. Die Chance, dass es in diesem Jahr in Cottbus - erstmals seit Jahrzehnten - kein Turnier der Meister gibt, ist ziemlich groß.

Corona-Krise wirbelt Rennkalender auf dem Lausitzring durcheinander

Gut 60.000 Motorsport-Fans lockte im vergangenen Jahr die DTM auf den Lausitzring. Ob es in diesem Jahr erneut ein Gastspiel gibt, ist mindestens fraglich. Ursprünglich sollten Mitte Mai die Rennwagen der Tourenwagenmasters ihre Runden auf dem Oval drehen. Nach Ausbruch der Corona-Krise stellte die Motorsportserie ihren Rennkalender völlig um und verschob den Saisonstart. Mitte Oktober soll die DTM nun auf dem Dekra-Lausitzring fahren. Da aber in Deutschland sämtliche Großveranstaltungen bis Ende August untersagt sind und es im Rest von Europa nicht viel besser aussieht, wackelt auch dieser neue Rennkalender.

Auf Nachfrage von rbb|24 teilte DTM-Sprecher Lennart Schmid mit: "Selbstverständlich richteten wir uns bei der Planung und Durchführung stets nach den aktuellen behördlichen Anordnungen. Es bleibt unser Ziel, auf die Rennstrecke zurückzukehren, sobald dies unter sicherheitstechnischen und gesundheitlichen Gesichtspunkten möglich und vertretbar ist." Laut "Motorsport.com" prüft die Serie derzeit, ob Rennen auch ohne Zuschauer durchgeführt werden könnten. Möglich wäre auch, dass der Rennkalender noch mal überarbeitet wird.

Unabhängig davon hat die aktuelle Lage den kompletten Veranstaltungskalender des Lausitzrings ziemlich durcheinandergewürfelt. Das Konzertwochenende Mitte Juni mit Jürgen Drews, Kerstin Ott und Revolverheld wurde in den September verlegt. Was mit kleineren Motorsportveranstaltungen wird, ist noch unklar. "Ziel ist, dass die Veranstaltungen verschoben werden können und nicht abgesagt werden müssen", so Dekra-Sprecher Wolfgang Sigloch.

Springer-Meeting hofft auf entspanntere Lage bis Januar 2021

Etwas entspannter stellt sich die Lage beim Cottbuser Springer-Meeting dar. Das liegt in erster Linie am Veranstaltungstermin. Ende Januar 2021 soll es wieder soweit sein. Meeting-Direktor Ulrich Hobeck liegen schon zahlreiche Anfragen von Sportlern vor, ob sie im kommenden Jahr wieder dabei sein dürfen. Die familiäre Atmosphäre in der Lausitzarena und die professionelle Betreuung locken Jahr für Jahr Olympiasieger und Weltmeister nach Cottbus.

Angezogen werden sie aber auch von ordentlichen Prämien die ausgeschüttet werden. Genau da bereitet die Corona-Krise Ulrich Hobeck dann doch Probleme. "Viele Firmen wissen aktuell nicht, wie es für sie wirtschaftlich weiter geht. Jetzt Sponsorenverträge für das kommende Jahr zu machen, ist wirklich schwierig." Zur Not müssen die Veranstalter einen Kompromiss beim Starterfeld machen. Aber so weit will der Meetingdirektor noch nicht nach vorn schauen. Im Gegensatz zu allen anderen Lausitzer Sportgroßveranstaltungen, hat das Springer-Meeting aber beste Chancen, wie geplant über die Bühne zu gehen.

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Beitrag von Andreas Friebel

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