Kommentar | Cottbus kauft Innenstadtbrache - Die zwei Herzen in meiner Brust

Do 09.02.23 | 15:52 Uhr
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Blick auf die Brache - Erweiterung Belchen Carré Cottbus (Foto: rbb/Schneider)
Audio: Antenne Brandenburg | 09.02.23 | Florian Ludwig | Bild: rbb/Schneider

Die Stadt Cottbus kauft eine Brachfläche mitten im Zentrum. Jahrelang war mit dem Grundstück nichts passiert, es galt als Schandfleck von Cottbus. Nun kommt das Thema endlich zu einem Ende, oder? Ein Kommentar von Florian Ludwig.

Zwei Herzen schlagen nach der Entscheidung der Stadtverordneten in meiner Brust. Einerseits das Cottbuser Herz: das spürt jetzt vor allem Erleichterung. Zwölf Jahre lang, fast mein halbes Leben, lag diese Fläche mitten im Zentrum brach.

Jeden Tag gehe ich auf dem Weg zur Arbeit dort vorbei. Ein schreckliches Bild für alle Touristen und Besucher der Stadt und natürlich auch für die Einheimischen. Cottbus soll ein modernes Zentrum des Strukturwandels in der Lausitz werden, ein solcher Anblick passt nicht dazu. Selten waren sich die Bürger bei einem Thema so einig: Der Schandfleck, hört man überall, muss weg.

Ja, ich kann wirklich sagen, ich freue mich über diese Entscheidung.

Aber...

Das zweite Herz in meiner Brust ist das des Journalisten und das drängt sich beharrlich mit einem unüberhörbaren Aber auf. Da wäre zum Beispiel der Kaufpreis: 5,1 Millionen Euro. Cottbus befindet sich noch immer in der Haushaltssicherung und schiebt einen unglaublichen Investitionsstau vor sich her. Schulen, Straßen, Kultur, Integration – all das ist objektiv wichtiger, als ein Prestigeobjekt in prominenter Lage. Und bei den knapp fünf Millionen Euro wird es nicht bleiben. Die Fläche soll jetzt bereinigt und anschließend begrünt werden. Mindestens eine weitere Million wird das kosten.

Auch das Tempo, mit dem der Beschluss gefasst wurde, ist mindestens fragwürdig. Jahrelang hatte der Investor die Stadt hingehalten und Fristen verstreichen lassen – seine Pläne mehrfach geändert. Nun soll aber alles ganz schnell gehen.

Und nicht zuletzt die Frage, was soll dort nun entstehen? Wohungen sind es wahrscheinlich nicht, die wären unbezahlbar. Und ein weiteres Einkaufszentrum ist wohl das letzte, was die Stadt gebrauchen kann. Mein Wunsch wäre eine Fläche für die Einwohner dieser Stadt: ein großer Spielplatz, ein Ort für die Jugend mit Parcour-Strecke oder Skatepark – daneben ein Kiosk. Doch das würde vor allem Geld kosten und keins einbringen.

Entscheiden sollen das nach dem tatsächlichen Kauf die Cottbuser, das finde ich gut. Hauptsache es dauert nicht wieder 12 Jahre.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.02.2023, 14:10 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Wer Eigentümer der EKZ Stadtpromenade Cottbus GmbH ist, können Sie im Bundesanzeiger schnell und kostenlos herausfinden.

  2. 1.

    Den einfachen Cottbuser-Volksgenossen interessiert bei dieser Nebelkerzenweltmeisterschaft nur ein Umstand:

    Wer ist oder sind jene natürlichen Personen, die vor 34 Jahren sich dieses feine Betongold, das Herz der Innenstadt von Cottbus, von der Treuhand ergattert haben und die Innenstadt - incl. Eiscafe - in eine Ruine verwandelt haben? Wer sind diese Personen hinter der "Gepro Bau" ?

    Wo sind die Treuhandkaufverträge von damals und wo sind jene Journalisten, die dafür die Einsicht in die Grundbücher erstreiten?

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