Guben/Gubin - Deutsch-polnische Polizeiteams enden – und gehen doch weiter gemeinsam auf Streife

Mo 24.10.22 | 16:52 Uhr
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Deutsch-polnische Polizeistreife in Guben/Gubin (Bild: dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 24.10.22 | Oliver Stepien | Bild: dpa-Zentralbild

Seit drei Jahren gibt es in Guben und Gubin deutsch-polnische Polizeiteams. Das EU-Projekt endet am Montag mit einem Festakt. Doch ein Ende der Doppelstreifen ist trotzdem nicht in Sicht. Es handele sich um "moderne Polizeiarbeit".

Die Idee klingt zunächst simpel: Für eine bessere Zusammenarbeit sind in Guben und der polnischen Nachbarstadt Gubin Doppelstreifen der Polizei unterwegs. Deutsche und polnische Polizisten arbeiten gemeinsam und können so auf beiden Seiten der Grenze eingreifen. Seit drei Jahren gibt es die Polizeiteams, am Montag wurde das Projekt mit einem Festakt offiziell beendet. Die gemeinsamen Streifen wird es dennoch weiterhin geben.

Holger Welkisch hat sich vor drei Jahren freiwillig für das Projekt gemeldet. Eine neue Sprache, neue Kollegen, eine besondere Aufgabe - das hat ihn gereizt. Drei Jahre später bereut er seine Entscheidung keinen Tag, wie er sagt. "Ich denke, dass wir hier wirklich etwas ganz tolles Neues geschaffen haben. Das ist sicherlich noch ausbaufähig, aber auf das, was wir bisher geleistet haben, können wir wirklich stolz sein", so Welkisch.

Der erste deutsch-polnische Streifenwagen der gemeinsamen Polizeistreife, der seit Freitag ständig im Einsatz sein wird.
Bild: rbb/Iris Wußmann

Sprachkurse, Seminare, Gesetzeskunde

Täglich ist der Polizist in seiner Geburtsstadt Guben und in der Partnerstadt Gubin unterwegs - immer mit einem polnischen Kollegen oder einer polnischen Kollegin. "Die größten Herausforderungen waren tatsächlich das Erlernen der Sprache und die Kommunikation untereinander", erzählt Welkisch.

Denn in brenzligen Situationen, in denen es schnell gehen muss, muss jede Anweisung klar sein. Insgesamt 24 Wochen Sprachkurse hatten die drei deutschen und die beiden polnischen Beamten. Dazu kamen interkulturelle Seminare und solche zu den Gesetzen des jeweils anderen Landes.

Seit Januar 2020 sind die Teams gemeinsam unterwegs. Manchmal müssen sie nur kleinere Fragen in der Grenzregion beantworten, etwa wie viel Liter Benzin nach Deutschland eingeführt werden dürfen oder wie die aktuellen Coronabestimmungen im jeweils anderen Land gerade sind. Doch auch einen Dieb, der nach Polen flüchten wollte, konnte das Team schnappen. Normale deutsche Polizeistreifen hätten an der Grenzbrücke stoppen müssen - die Doppelstreifen können unkompliziert in beiden Städten agieren.

Der Festakt zum Projektende der Doppelstreifen (Bild: rbb/Lepsch)
Der Festakt zum Projektende der DoppelstreifenBild: rbb/Lepsch

Projekt wird auch ohne Förderung fortgesetzt

Eine Umfrage unter Gubenern am Montag zeigt, dass die Einwohner zufrieden mit der Zusammenarbeit der Polizisten sind. "Aus der anfänglichen Skepsis ist jetzt doch eine große Vertrautheit entstanden", sagt auch Gubens Bürgermeister Fred Mahro (CDU). Deshalb sei es umso wichtiger, das Projekt jetzt weiter zu führen. Man müsse politisch akzeptieren, dass die grenznahen Räume ein Rückzugsort für Kriminelle seien, so Mahro. Daher müsse dagegen vorgegangen werden. "Dieses deutsch-polnische Polizeiteam ist ein wichtiger Baustein dafür", so Mahro.

Die EU-Förderung, die drei Jahre lang wirksam war, läuft nun aus. E-Bikes und Handys wurden davon angeschafft, die Streifenwagen zweisprachig beschriftet und auch die Kurse und Seminare bezahlt. Polizeipräsident Oliver Stepien verspricht dennoch, dass es weitergeht.

"Es wird in den normalen Alltagsstrukturen weitergeführt. Die beschafften Ausstattungsgegenstände werden weiter benutzt", so Stepien. Wie bisher werden die Polizisten dabei vom jeweiligen Dienstherren bezahlt.

Stepien sieht das Projekt ebenfalls als Erfolg und hofft auf Nachhahmer. "Es ist eine gute Blaupause, der es gilt nachzueifern", so der Polizeipräsident.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.10.2022, 15:30 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Wirklich eine kluge und gute Sache … Dank an die EU, die den Aufbau dieser Strukturen gefördert hat ... Hoffe, man macht das an quasi allen Grenzen im Schengen-Raum.

  2. 3.

    Interessant wäre es zu erfahren, wie das im Grenzgebiet zu anderen Staaten gehandhabt wird.

  3. 2.

    Sehr gute Arbeit, die man nicht nur in Guben machen sollte. Soviele Städte entlang der Grenze können das nachahmen. Gute Nachrichten können mehr erzählt werden...

  4. 1.

    Das sollte eigentlich in allen Grenzregionen so sein.
    So lassen sich nicht nur die Sprachprobleme lösen, sondern auch die rechtlichen bei Verfolgungen.
    Besonders das heiße Thema Waffen.

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