Flüchtlingsinitiative "Mensch Luckau" - Wie Corona zur Integrationshürde wird

Mo 08.02.21 | 16:20 Uhr
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Hamed Asrami in der Kirche, als enge Kontakte noch möglich waren (Foto: privat)
Audio: Antenne Brandenburg | 08.02.2021 | Daniel Friedrich | Bild: privat

Sprachkurse besuchen, Menschen treffen, arbeiten gehen: Der Schlüssel zu guter Integration sind soziale Kontakte. Doch genau die sollen wegen Corona reduziert werden. Flüchtlinge wie Hamed Asrami aus Luckau wirft das in ihrer Entwicklung zurück. Von Daniel Friedrich

Durch die Corona-Pandemie ist die Integration von Flüchtlingen fast in Vergessenheit geraten. Das kritisiert die Flüchtlingsinitiative "Mensch Luckau" gegenüber dem rbb. Dabei hätten es Zuwanderer aktuell besonders schwer, ohne soziale Kontakte die Corona-Eindämmungsverordnungen und Allgemeinverfügungen zu verstehen, beobachtet Vorstandsmitglied Gerd Kaufmann.

Die Unterstützung, die der Verein normalerweise persönlich bietet, müsse nun über soziale Medien gegeben werden. "Wir dürfen ja nichts machen, was Begegnung bedeutet", so Kaufmann.

Auch Hamed Asrami aus Luckau beschreibt die Situation als schwierig. Einerseits, weil er alleine die Texte der Corona-Verordnungen und Verfügungen nicht verstehe - andererseits, weil er eigentlich vielfältig ins Stadtleben integriert gewesen sei, nun aber wegen der Pandemie seine persönlichen Kontakte reduziert seien.

Hamed Asrami beim Grillen auf einem Fest (Foto: privat)
Hamed Asrami beim Grillen auf einem Fest | Bild: privat

Die Sprachkenntnisse leiden

Rund 300 Geflüchtete leben zurzeit in Luckau (Dahme-Spreewald), Hamed Asrami ist einer von ihnen. Der 33-Jährige flüchtete 2016 aus dem Iran nach Brandenburg. Seitdem hat er sich in der Stadt einen Namen gemacht. Er arbeitet in der Kleiderkammer, ist Hockeytrainer, engagiert sich in der Kirche und spielt Theater.

Die nächsten Aufführungen aber wurden wegen Corona gestrichen. "Wir haben schon geprobt. Plötzlich kommt dieses Virus und wir mussten alles absagen." Alle seien traurig gewesen, sagt Asrami, denn für die Integration seien soziale Kontakte enorm wichtig. Dass sie aktuell vermieden werden müssen, verstehe er aber, sagt er. "Ich denke, man muss das annehmen."

Weniger Kontakte bedeuten weniger Möglichkeiten, Deutsch zu sprechen. Das führe dazu, dass die schon angeeigneten Kenntnissen sich wieder verschlechterten, sagt Asrami. Dazu komme, dass es für ihn noch viel schwerer ist, seinen Gesprächspartner zu verstehen, wenn dieser eine Maske trage. "Für Flüchtlinge, Ausländer ist es so schwer. Man muss wirklich gut hinhören."

Job in der Tasche, aber arbeiten kann er nicht

2020 hat Hamed Asrami seine Aufenthaltserlaubnis bekommen. Für ihn habe das bedeutet, endlich arbeiten zu dürfen, sagt er. Ein Job im Badepark Tropical Islands in Krausnick (Dahme-Spreewald) war ihm schon sicher, doch das hat wie andere Freizeiteinrichtungen auch wegen der Pandemie geschlossen.

Die Corona-Pandemie treffe Geflüchtete aber auch an einem anderen Punkt, sagt Gerd Kaufmann von der Initiative "Mensch Luckau" mit Blick auf das Thema "Home-Schooling". In Gemeinschaftsunterkünften zu lernen, sei fast unmöglich. Es gebe das Problem, "dass die Eltern zum Teil natürlich wenig Deutsch sprechen und deswegen Home-Scholling in dem Sinne fast illusorisch ist."

Hamed Asrami sagt, er hoffe, dass das Coronavirus bald besiegt werde und der Alltag in Luckau zurückkehre. Er würde sich auch impfen lassen, das sei ihm "ab der ersten Sekunde" klar gewesen. "Das ist meine Pflicht. Ich kann so auch die anderen Menschen schützen."

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13 Kommentare

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  1. 13.

    Das ist ja die typische Masche.
    Man will Sie als Extremisten darstellen, weil Sie eine andere Meinung haben.
    Aber keine Sorge, das sind Sie nicht.

  2. 12.

    Eine Impfung schuetzt den 23 jährigen vor einer Erkrankung .. Er kann immer noch den 69 jährigen ungeimpften zb in der Bahn mit dem virus infizieren..

  3. 11.

    Das ist doch ein guter Beitrag um auf Augenhöhe Lösungen im Disput zu finden. Voraussetzung ist, dass man nicht von "Linksgrünen" in die "rechte Ecke" gestellt wird, was ja eine Strategie zu sein scheint - was auch von so manchen "rbb24Inutzer" übergriffig gepflegt wird. Natürlich kann die Höhe der selbst eingezahlten Abgaben für die Allgemeinheit, ein gerechtes Kriterium für eine Impfreihenfolge sein. Praktisch geht das aber nicht, weil dies ein Weiterverbreitungsrisiko ausblendet. Es kann schon sein, dass dann ein 23jähriger in einer Massenunterkunft durch Impfung effektiver mehr Leute schützt. Die Diskussion darüber sei erlaubt und führt zur Effektivität. Und man wundert sich schon über kritiklos eingerichtete nutzlose Impfzentren. Die Krankenkassen können so etwas viel besser/professioneller/billiger organisieren.

  4. 10.

    Genau diese reflexartige Einsortierung als Rassist bzw. Nazi oder Rechter aufgrund einer Meinung die einem nicht passt verhindert eine offene gesellschaftliche Diskussion. Von Ihrer Position der selbstempfundenen moralischen Überlegenheit und einer tatsächlichen Überheblichkeit , können oder wollen Sie meinen Beitrag nicht verstehen.

  5. 9.

    Warum sollte man denn auf Rassisten zugehen? WENN Rassisten meinen, dass sowas ein "Einzelfall" ist, dann muss ich dir sagen, dass diese "Ansichten" komplett irrelevant sind.
    Und das ewige Bla Bla Bla, dass es ohne Flüchtige einen besser gehen würde, ist natürlich auch schon längst abgedroschen.
    Du willst eine "Diskussion" und erzählst Lügen. Wer in welche Gruppe kommt bei den Impfungen und vor allem WIESO, hat an im RBB auch schon oft lesen können. Mir scheint so, als das du das aber auch nicht genau wissen willst.

  6. 8.

    Ja Hamid Asrami wird den Deutschen als "guter" Flüchtling vorgeführt, was er sicherlich auch ist. Mit Einzelbeispielen wird man die Bürger jedoch nicht überzeugen. Die ablehnende Haltung vieler Bürger ist seit 2015 bekannt. Die Politik reagiert aber nicht auf die Auffassung dieser Bürger und verhält sich so als gebe es diese Bürger nicht. Mit dem Stellen in rechte Ecke und der Titulierung mit dem Wort Nazi ist dann jeder vernünftige Diskussionsgrundlage erledigt. Die Medien machen dabei kräftig mit. Wie wäre es denn, wenn die Flüchtlinge, die mit einem "Seenotboot" nach Europa kommen, mal keine Aufnahme in D finden, oder wenn D nicht die Mehrzahl der Flüchtlinge mit Nachzugsmoeglichkeit aufnimmt, wenn wieder einmal die Menschen aus Flüchtlingslagern umverteilt werden. Damit entlässt man nicht nur EU regelmäßig aus ihrer Verantwortung, sondern man geht auch nicht auf die Kritiker zu und verpasst damit regelmäßig eine gesellschaftliche Diskussion zur Integration in Gang zu bringen.
    Es gibt genug Probleme mit den bereits sich im Land befindlichen Flüchtlingen (Wohnungs- und Bildungswesen, Einrichtung in Sozialsysteme, Kriminalität usw.). Die Integrationspolitik kostet den Steuerzahler jährlich ca. 40 Mrd. Euro, also seit 2015 bisher also ca. 200 Mrd. Euro. Das Niveau sank auch nicht in den letzten Jahren, ist ja auch kein Wunder wenn man immer neue Menschen holt, als erst einmal die vorhandenen Probleme zu lösen.
    Ich ueber 60 habe seit Jahren eine Menge an Steuern bezahlt. Ich möchte aber auch mal meinen Wunsch nach weniger Steuern von der Politik erfüllt bekommen. Bei einer anderen Flüchtlingspolitik könnte viel Geld gespart werden, aber ich fühle mich zu oft von den "Gutmenschen" um diesen Wunsch betrogen. Da ich auch sehr viele Berufsjahre zurückgelegt habe, habe ich inzwischen auch einen beträchtlichen Betrag an Steuern und Sozialabgaben gezahlt, doch bei der Festlegung der Impfprioritaeten spielt dies jedoch keine Rolle, sondern man hat sich für eine Praeorisierung nach Altersgruppen entschieden, einverstanden, dann muss das aber für alle hier lebende Menschen gleichermaßen gelten, wobei ich schon für Ausnahmen bei Schwerkranken und Beschäftigten im Gesundheitswesen bin. Mir erschließt sich jedoch nicht, warum ein Flüchtling 23 Jahre jung, seit einem Jahr in D, der von Sozialleistungen lebt eine Priorisierung 2 erhält und ich über 60, der sich jahrelang für dieses Land einsetzt hat in die Gruppe 3 komme. Damit ich nicht falsch verstanden werde, ich bin mit Gruppe 3 zufrieden, aber ich erwarte aber, dass der 23 jährige Flüchtling die gleiche Priorisierung erhält, wie ein 23 Jähriger, der in D geboren wurde. Diese meine Auffassung wird durch die Darstellung der positiven Entwicklung von Hamed Asrami nicht geändert. Jetzt hoffe ich nur noch, dass RBB24 diesen Beitrag auch veröffentlicht, als Anstoß zu einer gesellschaftlichen Diskussion.

  7. 7.

    Eben!
    Desweiteren ist er in der Impf Priorität vor mir (63)dran...und fürs Deutsch lernen gibt es ja diverse online Angebote.In 4 Jahren müsste sein Deutsch schon hervorragend sein,wenn nicht perfekt sein, denke ich mal.
    Viele Schüler suchen derzeit einen Tandemle hrer,das geht auch online.
    Oder in der Kältehilfe,Tafel mitarbeiten,es gibt so viele bedürftige.
    Einfach machen!
    Win win Situation.

  8. 6.

    Ich halte Abstand...

  9. 3.

    Was ist das für eine Truppe, die da im Hintergrund in Corona Zeiten ohne Maske so dicht beieinander stehen?

  10. 2.

    Wie sagte die Politik so schön,wir müssen ALLE die Poobacken zusammen kneifen!
    Alle,ohne Ausnahmen!

  11. 1.

    Mit solchen Zielen ist er in Luckau sowieso bei der falschen Adresse.

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