Medizinische Hochschule in der Lausitz - Cottbus soll offenbar eine zweite Universität bekommen

Do 09.02.23 | 11:16 Uhr
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BTU Hörsaal (Foto: rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 09.02.2023 | Andreas Rausch | Bild: rbb

In Cottbus soll neben der BTU eine weitere Universität gegründet werden. Das geht aus einem internen Schreiben der BTU-Präsidentin hervor, das dem rbb vorliegt. Die geplante Medizin-Uni würde damit eigenständig.

Für die geplante Medizinerausbildung in Cottbus soll offenbar eine eigene Universität gegründet werden. Das geht aus einer internen Mail der BTU-Präsidentin Gesine Grande hervor, die dem rbb vorliegt. Zuvor gab es Pläne, die Medizinerausbildung als eigene Fakultät der Brandenburgischen Technischen Universität anzugliedern. Zuerst hatte die "Lausitzer Rundschau" berichtet [lr-online.de/Bezahlschranke].

Schwierigkeiten gibt es wohl vor allem beim Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum. Laut der Zeitung hätte der Übergang der rund 3.000 Mitarbeiter in das Rentenversorgungssystem der BTU das Land rund 83 Millionen Euro zusätzlich gekostet. Auch das geplante Konzept für die Medizinerausbildung sorge für Herausforderungen. Mit der Uni soll eine "Gesundheitsregion Lausitz" entstehen. Ambulante Versorgungszentren, Facharztpraxen, Apotheken, Forschung und Klinikum sollen hier eng miteinander verknüpft werden. Auch das spreche für eine Neugründung.

Die Landesregierung hat sich bislang offenbar intern auf diese Variante verständigt. Das endgültige Konzept für die Unimedizin Cottbus will das Kabinett im März beschließen.

Bedauern bei BTU-Präsidentin

In ihrem Schreiben zeigte sich BTU-Präsidentin Grande unzufrieden mit der Entscheidung der Landesregierung. "Wir bedauern diese Entscheidung außerordentlich und sehen sie aus wissenschaftlicher und hochschulpolitischer Sicht kritisch. Es ist uns aber nicht mehr gelungen, mit unseren Argumenten die verantwortlichen Entscheidungsträger des Landes von einer anderen Lösung zu überzeugen", so Grande.

Seit eine Expertenkommission vorgeschlagen hatte, die geplante Medizinerausbildung in die BTU zu integrieren, habe die Uni in gemeinsamen Arbeitsgremien mitgearbeitet und "mit Leidenschaft" ein passfähiges Konzept erstellt. "Diese Entscheidung kam für uns unerwartet, auch weil wir in den Entscheidungsprozess nicht eingebunden waren", erklärte Grande weiter.

Noch viele Fallstricke für neue Uni

Die geplante Unimedizin in Cottbus gilt als eines der Leuchtturmprojekte im Lausitzer Strukturwandel nach dem Ende der Braunkohle. Eine Expertenkommission des Landes hatte sich bereits für eine solche Ausbildung ausgesprochen, allerdings unter dem Dach der BTU. Schwerpunkt der staatlichen Medizinerausbildung soll die Digitalisierung des Gesundheitswesens und die sogenannte Gesundheitssystemforschung werden.

Noch in diesem Jahr will die Landesregierung dem Wissenschaftsrat ein Konzept zum Aufbau der Uni vorlegen. Dieser muss zunächst zustimmen. Weil es sich zudem um eine Universität in Bundeshand handelt, müssen auch alle Bundesländer den Plänen zustimmen. Nach aktuellen Planungen sollen die ersten Studierenden bereits im Wintersemster 2026/27 anfangen können.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.02.2023, 12:00 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    Das Geld muss weg... Warum eine zweite Hochschule mit eigener Verwaltung, eigener Leitung? Warum spezialisiert/erweitert man die bestehende Hochschule nicht? Welchen Schwerpunkt hat/bekommt diese Region? (Gesamtkonzept des Landes/Bundes) Was benötigt man hierfür? Was muss entwickelt werden? Oder b) Überall alles und in den nächsten 20 Jahren überall alles kaputt sparen? Verschwendung von Steuergeldern leicht gemacht.

    Lieber ein Krankenhaus fördern/umbauen/erweitern als eine neue HS gründen

  2. 9.

    Es kommt einem vor, als wenn wieder (falsche) Entscheidungen ohne Sachverstand getroffen werden. Der "Sachverstand" wird noch nicht einmal richtig eingebunden. Andere (Standort)Entscheidungen laufen so schon seit 33 Jahren ab. Mit dem logischen Ergebnis, erfolglos in wichtigen Rankings, zu den Letzten zu gehören. Man denkt, irgendwann ist doch das Geld alle? Und dann ... kommt.... Das Brandenburg-Paket :-(. Kürzer: Schulden!

  3. 8.

    Das frag ich mich auch. Aber auch warum es den Journalisten vor Freigabe des Artikels nicht selbst auffällt, dass solche dahin geworfenen Informationen mit Sicherheit mehr Fragen als Antworten hinterlassen. Hat man beim rbb nicht den Anspruch der vollständigen Information?
    Ist ja bei vielen Themen so, dass die Brandenburger Presse deutlich umfangreicher informiert also offensichtlich auch mal nachfragt (recherchiert) bei unklaren Punkten.

  4. 7.

    Und Sie meinen, daß die Ärzte dann auch dort bleiben. Gibt es im Flächenland Brandenburg nicht vorallem erstmal einen Ärztemangel in der Fläche und erst danach auch in den wenigen Großstädten?

  5. 6.

    Der Ärztemangel ist leider kein vorrangiges Problem fehlender Studienplätze sondern ein Problem, dass diese Ärztinnen und Ärzte dann lieber in die Wirtschaft gehen, als sich die miserablen Bedingungen als Hausärzte in eigener Praxis oder als angestellte Klinikärzte anzutun.

  6. 5.

    Wenn die Erstsemester 2026 starten, sind bereits 2036 die ersten Fachärzte fertig. Bitte noch etwas Geduld.

  7. 4.

    Was hat die BTU für ein Rentensystem, mit dem der Übergang der Mitarbeiter 83 Mio. gekostet hätte?

  8. 3.

    Sicherlich hat Brandenburg nicht zuviel Geld. Aber der Ärztemangel wird immer fürchterlicher. Etwas muss geschehen. Und nur weil bereits eine Medizinische Hochschule im Berliner Speckgürtel gibt, hat die Lausitz dennoch nicht genug Mediziner.

  9. 2.

    Sehe ich ähnlich. Es ist der verzweifelte Versuch, in Cottbus irgend etwas als Ersatz für die Braunkohleverstromung anzusiedeln, egal ob das wirtschaftlich oder organisatorisch Sinn ergibt. Die Bahn wurde mehr oder weniger ja auch schon zu einem ICE-Wartungswerk dort verpflichtet, obwohl Cottbus fernab der allermeisten ICE-Strecken liegt. Man chauffiert also extra dafür die Züge hin und her. Jetzt soll noch eine weitere Uni dazu kommen, obwohl es an Studienplätzen dafür weder bundes- noch landesweit mangelt. Es wird sicher ob der niedrigen Lebenshaltungskosten so einige Studenten da hin ziehen, mit entsprechenden Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt. Wer nicht das Glück haben wird, in einem der Leuchtturmprojekte Arbeit zu erhalten, wird dies wahrscheinlich schmerzlich zu spüren bekommen. Die Lausitz braucht wertschöpfende Ansiedlungen, nicht noch mehr staatliche Institutionen.

  10. 1.

    Es gibt bereits eine medizinische Hochschule in Brandenburg. Die Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) ist eine staatlich anerkannte Universität in kommunaler und gemeinnütziger Trägerschaft. Mit den vier Universitätskliniken Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg, Immanuel Klinik Rüdersdorf, Ruppiner Kliniken und Städtisches Klinikum Brandenburg sowie aktuell insgesamt über 35 kooperierenden Krankenhäusern und mehr als 170 Lehrpraxen steht für praxisorientierte und wissenschaftsbasierte Lehrkonzepte sowie für die Einheit von Forschung, Lehre und Patientenversorgung Im Land Brandenburg zur Verfügung. Dieser Hochschule würde vermutlich das Wasser abgegraben werden. Hat Brandnburg zuviel Geld?

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