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Video: rbb|24 | 22.12.2023 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell, ARD aktuell | Quelle: dpa/Patrick Pleul

"Schichtwechsel"-Veranstaltung

Tagebau Jänschwalde mit offiziellem Akt geschlossen

Fast 50 Jahre lang wurde im Tagebau Jänschwalde Kohle abgebaut. Nun soll der Tagebau saniert werden - ein Teil der Beschäftigten wird also weiter dort arbeiten. Deshalb wurde am Freitag in Jäschwalde ein "Schichtwechsel" gefeiert.

Es ist offiziell der letzte Tag für den Tagebau Jänschwalde. Für die langjährige Zusammenarbeit hat sich das Lausitzer Bergbauunternehmen Leag bei seinen Mitarbeitern am Freitagnachmittag mit einer symbolischen Schichtwechsel-Veranstaltung bedankt.

Der Schichtwechsel selbst steht für den Wandel von der Produktion hin zur Renaturierung des Tagebaus. Für die Mitarbeiter sei das ein besonderer und emotionaler Moment, so Phillipp Nellessen, Vorstandsmitglied bei der Leag.

Tagebau Jänschwalde

Ära in der Lausitz endet nach fast 50 Jahren Kohleförderung

Fast 50 Jahre lang wurde im Tagebau Jänschwalde Braunkohle gefördert - am Freitag endet mit dem "Schichtwechsel" eine Ära in der Lausitz. Die Kohlekumpel tauschen mit den Sanierern. Doch für die Renaturierung wird vorerst weiter nach Kohle gegraben. Von Florian Ludwig

Im Fokus steht jetzt die Renaturierung

"Wir verabschieden den Tagebau von der aktiven in die passive Phase", sagte er vor Beginn der Veranstaltung. "Ab nächstem Jahr finden nur noch geotechnische Sicherungsmaßnahmen statt und wir stellen die Geländeoberfläche wieder her." Auf der Tagebaufläche sollen nun drei Seen entstehen, außerdem will die Leag Wind- und Solar-Anlagen installieren.

Dietmar Woidke (SPD), der Ministerpräsident des Landes Brandenburg, begrüßt diese Maßnahmen. Auch er war bei der Veranstaltung am Freitag zu Gast. "Natürlich ist auch die Energiezukunft entscheidend dafür, dass es in der Region auch weiterhin eine gute wirtschaftliche und industrielle Zukunft gibt", so Woidke.

Grüne fordern Bundesstiftung

Wer zahlt für die Löcher in der Landschaft der Kohleländer?

Die Sanierung und Renaturierung alter Tagebaue ist langwierig und vor allem teuer. Die Grünen in den ostdeutschen Kohleländern trauen diese Aufgabe privaten Unternehmen nicht mehr zu - und fordern deshalb eine neue Stiftung des Bundes.

Mitarbeiter blicken in die Zukunft

Etwa 300 der 500 Kumpel werden nun in die weiter aktiven Tagebaue der Leag gehen, zum Beispiel nach Welzow oder in den Tagebau Nochten. Die anderen Mitarbeiter bleiben in Jänschwalde, für die Sanierung - zum Beispiel Roland Erb.

"Es ist wie ein kleiner Bruch im Leben, aber es ist nunmal so", sagt er. "Alles hat ein Ende, auch die Kohle." Seit den 1980er Jahren arbeitet Erb im Tagebau Jänschwalde. Die Sanierung ist für ihn eine gute Alternative. "Damit haben auch einige Kollegen Arbeit, das ist auch nicht schlecht", meint er.

Auch Torsten Geißler nutzt die Veranstaltung, um Bilanz zu ziehen. "Auf der einen Seite steht sehr viel Stolz, auf der anderen Seite steht auch ein bisschen Traurigkeit", erzählt Geißler, der bei der Leag im Bereich der Datentechnik arbeitet.

Er sagt aber auch: "Für die Region selbst ist noch nicht Schluss, wir bauen ja erneuerbare Energien, da bin ich mittendrin in den Projekten." Das könne man vielleicht noch nicht so deutlich in der Landschaft sehen. "Aber kommen Sie mal in zwei Jahren wieder", so der Mitarbeiter.

Sendung: rbb24, 22.12.2023, 16 Uhr

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